Kay's Alpentour Bericht - Teil 2
Von Regen in die Traufe - Dienstag, 27. August
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Heute morgen zeigt sich der Himmel etwas weniger bewölkt und
das ist gut so, denn wir verlegen heute die ganze Tour ins Tessin.
Die Koffer sind recht schnell gepackt und beim verpacken des
Kommadozelts gibt es wieder die üblichen Fragen: "Wie? Das
Riesenzelt paßt in dieses kleine Ding?". Ein Hoch auf Dirk der
mir den Tip mit den Kompressionssäcken gegeben hat. Die meisten wollen
über den Splügenpass und den St.Bernadino zum Lago
Maggiore fahren, aber leider liegt Livigno nicht auf dieser Strecke.
Zusammen mit Matthias fahre ich über den Umbrail und das
Stilfser Joch nach Livigno. Am Stilfser Joch kommen uns wie
immer diese verrückten Radler entgegen, die sich den Berg hochquälen
und einer von denen hat doch glatt einen Kinderanhänger dabei!
Kurz vor der Grenze zu Livigno passe ich einen Moment nicht auf und schon
fährt ein 5'er BWM neben mir und drängt sich zwischen mich
und Matthias, das ist Italien! Obwohl die Virago recht flott geflogen
ist, hat es etwas länger gedauert: Ankunft Livigno 12.15 Uhr
und ich lerne das auch unter der Woche die Geschäfte hier
Mittagspause machen!
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Was solls, sagen wir uns und steuern erst einmal wieder das
Kaffee vom Sonntag an und machen auch Mittagspause. Anschliessend
bummeln wir nochmal durch Livigno und hoffen das irgendein Laden doch offen
hat, Fehlanzeige! Also, ab an die bekannte Münztanke und
dann weiter. He, da steht ja DC am Straßenrand! "Ey
Leute, da ist ein Laden der hat ein riesiges Fenster voll mit Sprit!"
Nach einem Blick auf die Uhr entschließen wir uns doch noch das Ende
der Mittagspause abzuwarten und noch etwas einzukaufen. Anschließend
geht es weiter über Bernina, St.Moritz und Maloja
Richtung Comersee. Dort kenne ich in Sondrio eine kleine
Pizzeria in der es echte Holzofenpizza und hübsche Töchter
als Bedienungen gibt.
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Während wir gemütlich unsere Pizza verspeisen, schaut eine
Gruppe um Paps und Spidey kurz herein und und erzählt etwas von
Regen. Draussen meint auch der Himmel "Regen" und wir werfen uns
ins Gummizeug. Bis Lugano hält es noch, dann öffnet der
Himmel seine Schleusen und wir fahren im gleichmäßigem Platzregen
über Bellinzona und Locarno bis ins Centovalli.
Der einzige Lichtblick ist der Tunnel bei Locarno, dort ist es warm
und trocken. Auf dem Zeltplatz sind die anderen schon mit dem
extra zur Stahlarschtour angereisten Töff am feiern und ich
spüre nach dem antesten des von Livigno mitgebrachten Jacky keinerlei
Lust mein Zelt im nassen aufzubauen und beschließe die Nacht zwischen
Flipper und Videogame auf dem Boden zu verbringen. Nacht Paps,
nacht Spline ...
Das Große Trocknen - Mittwoch 28. August
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Strahlender Sonnenschein treibt mich ins Freie, gibt doch noch
so etwas wie schönes Wetter in den Alpen? Auch in den Zelten regen die
ersten Frühaufsteher und nach einem ordentlichen Frühstück
beginnt das große Trocknen: Auf einer riesigen Fläche wird
alles ausgebreitet was am Vortag naß geworden ist. Die Krönung
ist die Trockenleine, zusammengebaut aus allem was nicht Niet-
und Nagelfest ist, entsteht Stück für Stück ein
abenteuerliches Gebilde das den Weißen Riesen vor Neid erblassen
läßt. Mittlerweile steht auch mein Zelt und aufgrund der
exorbitanten Preise verfallen wir auf die Idee das Iglu von
Paps in meinem Vorzelt aufzustellen: Paßt prima!
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Bei so einem Wetter muß das Motorrad bewegt werden, da
wir aber auch noch einkaufen wollen, entschließen sich ein paar Leute
über den Umweg durchs Centovalli und ein paar Nebenstraßen
an den italienischen Teil des Lago zu touren und dort einen Supermarkt
zu überfallen. Das Centovalli ist schon ein Genuß, aber die
Nebenstraße ist gigantisch. Der erste Teil führt zu
nächst bergauf und wird immer enduromäßiger, dann
folgen aber 20 km feinste Kurven! Ein Gedicht aus sich ständig
abwechselnden schnellen Kurven, wunderbarem Geschlängel,
engen Kehren und schmalen, am Berg klebenden Abschnitten und
das alles mit wunderbarem Straßenbelag. Hier gibt es nur eins: freies
Heizen! Nach dem obligatorischen Warten auf den Rest der Truppe in
Cannobio geht es zum Geldwechseln und anschließendem plündern
des Supermarkts. Beim Kaffee im schönsten Sonnenschein
am Ufer des Lago bin ich mit mir und der Welt zufrieden.
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Mittlerweile ist Marc auf dem Campingplatz schon eifrig am
kochen und obwohl ich eigentlich helfen wollte, komme ich gerade noch
zur Essenausgabe. Da war der Hunger etwas größer als die Geduld.
Hoppla, da kommen ja auch Ratbike und Dörte, die heute
morgen klammheimlich zu einem Bergsee gefahren sind und den Rest des Tages
dort verbracht haben ... . So nach und nach steigt die Stimmung, wie
jeden Abend, proportional mit der Menge des vernichteten Alkohols
und dann passiert es: Schrom wird, im Vorgriff auf seinen Geburtstag,
in einen Wikinger mit Zöpfen und Helm verwandelt. Heute Nacht
stöhrt mich nicht einmal das Schnarchen von Olaf ...
Aluarsch Tour - Donnerstag, 29. August
Vorwärts zum dritten Teil!
Zurück zum ersten Teil!
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19.09.96, Kay Marquardt