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Samstag, 27. Juli 2002


Berge und Sonne - na bitte geht doch!



Der Wetterbericht hatte sich nicht geirrt - Kaiserwetter! Heute sollte es bis nach Les Arcs in den französischen Alpen gehen. Also haben wir die Böcke gesattelt [Bild 1] und schnell noch nach etwas Eßbarem gesucht [Bild 2], und immerhin mittags um 12 Uhr hatten wir die 20 km bis zur Schweizer Grenze erreicht. Aus den Vorjahren bei unseren Schweizer Zoll-Freunden bekannt als brave Vignetten-Kleber ließ man uns ohne Helmabnehmen freie Fahrt Richtung Basel, Bern und zum Genfer See. Nach einem ersten Halt mit Gruppenfoto [Bild 3] und Ausblick auf Montreux und den Lac Leman [Bild 4] tuckerten wir mit 120 km/h + Mehrwertsteuer Rhône-aufwärts bis Martigny, um dort den Zeichen des Grand St. Bernard auf der Landstraße zu folgen.

Bergauf wurden die 2-spurigen Überholmöglichkeiten effizient genutzt, wiewohl Hiesi als letzter in der 4er-Kolonne in einer langgezogenen Rechtskehre das Ende der 2 Fahrstreifen bis zum letzten Meter auskosten mußte. Alle Mann rechts ran und die schlotternden Knie beruhigen [Bild 5]. Früher hätte er danach zum Absenken des Adrenalinspiegels eine längere Zigarettenpause eingelegt ...

Mitten in der Heimat der Bernhardiner-Hunde wurde in Bourg St. Pierre an der Füllstation für Kohlenwasserstoffe nochmal die Luft im Tank reduziert und die Oktanzahl erhöht. [Sprit oder Bernhardiner.jpg] Den Stausee Lac de Toules [Bild 6] und die Walliser Berge nahmen wir wohlwollend zur Kenntnis [Bild 7]. Und dann wurde es richtig geil: keine Pellen, keine Pullis, kein Marshmallow-Gefühl auf der Sitzbank, sondern bei bestem Wetter einfach nur die Landschaft und die Straße genießen, bis auf 2473 m vom Zug- in den Schiebebetrieb gewechselt werden konnte [Richie und Schild Gr. St.-Bernhard.jpg]. Nur bei dem einen oder anderen unrasierten Brillenträger scheint es im Kreuz geklemmt zu haben [Bild 8].

Nach der erfolgreich bewältigten Grenzübertritt nach Italien wenige Meter nach dem Gipfel also Pause und den See auf dem Paß und die Gipfel genießen.[Bild 9] Es sollte der letzte Paß dieser Kategorie gewesen sein, den wir bei diesem herrlichen Wetter mitnahmen.

Der Paß trägt den Namen des Heiligen Bernhard von Menthon. Der auch als Bernhard von Mont-Joux oder Bernhard von Aosta genannte Augustinermönch wurde 983 geboren als Sohn des Ritters Richard von Menthon bei Annecy (Savoyen) und studierte die Rechte und Theologie in Paris. Später wurde er Archidiakon des Bischofs von Aosta und gründete als sein Nachfolger etwa 973 die Hospize auf dem Großen und Kleinen St. Bernhard. Er sah den anhaltenden Götzendienst der armen Leute in den Bergen und entschloss sich, ihren Glauben zu stärken. Bernhard starb am 28.5. 1007 in Novara.

Papst Innozenz XI. sprach ihn am 9.8. 1681 heilig. Seit 1923 ist er Patron der Bergbewohner und Bergsteiger. Ihm zu Ehren wurde das auf der italienischen Seite der Grenze stehende Denkmal errichtet. .[Bild 10] Berühmt wurden die ebenfalls nach Bernhard benannten, auf die Rettung Verschütterter trainierten Hunde, die die Mönche als Helfer schon damals einsetzten und inzwischen zur eigenständigen Hundeart weiterzüchteten.

Im Hospiz auf dem Großen St. Bernhard haben sich die Mönche immer schon um Reisende gekümmert. Das Hospiz ist möglicherweise nicht der einsamste, aber ganz sicher der höchste ganzjährig bewohnte Platz in Europa. Hier werden nur jene aufgenommen, die ohne Auto (Motorrad?) die Paßhöhe erreicht haben. Die anderen müssen im gegenüberliegenden Hotel absteigen (oder weiterfahren!).Traditionell geben die Mönche bis heute allen kostenlos ein Dach über dem Kopf und ein Teller warmes Essen.

Geschichts- und kulturresistent fuhren wir ins Aosta-Tal hinab und weiter Richtung Monte Bianco, um kurz vor Courmayeur die Biege nach links auf den kleinen Bruder Piccolo San Bernardo zu machen. Nach dem EU-Grenzübertritt von IT nach FR, der keiner war (Europa und dem Euro sei Dank) wieder eine Kurzpause für das obligatorische Paßschildfoto [Bild 11] [Bild 12]. Dem guten Beispiel vom Großen St. Bernhard folgend entschlossen wir uns mit 3 gegen 1 Stimmen auf der Paßhöhe ebenfalls ein (diesmal lebendes) Denkmal des austrianischen Richie, pardon Richard (gesprochen Rischaaar) zu errichten. [Bild 13].

Auf dem Weg in das Tal der Isère genossen wir wieder eine atemberaubende Landschaft [Bild 14], die einen längeren Aufenthalt gelohnt hätte (Dank an Sven für die vielen Bilder).[Bild 15] Leider waren wir Morgenschwuchteln ziemlich spät dran und mußten unser Quartier in Bourg St. Maurice mit Swimmingpool noch suchen. Wir vermuteten es downtown. Einer übermenschlichen Eingebung folgend riefen wir im Château "Hotel Explorer" an, um rechtzeitig das Empfangskomitee zu bestellen. Unser Französisch war leider zu schlecht, um unsere Bedürfnisse klar zu artikulieren, aber gerade gut genug, um zu erfahren, daß wir nach Les Arcs 1600 hinauf mußten, um die bestellte Herberge auch mit unseren Hintern zu belegen. Die liebliche Anlage, geschmackvoll in die faszinierende Bergwelt eingepaßt [Bild 16] und wie versprochen mit Freibad, hatte tatsächlich die 2 versprochenen Hasenkästen verfügbar. Wir sollten uns noch an härtere Übernachtungsbedingungen gewöhnen ...

Die gesamte Retortenstadt ist voll auf den Skitourismus ausgelegt und im Sommer so tot wie der New Yorker Friedhof - nur nicht ganz so groß. Immerhin fanden wir noch ein Restaurant im gemütlichen Zentrum von Arc 1600 [Bild 17], das uns mit etwas Verspätung mit Pizza und Bier versorgte. Das Wetter versprach auch für den nächsten Tag Erfreuliches ...