
750 - F4
Tamburinis Meisterwerke
1994
"Die 916" ist da. Die von Bimotagründer Massimo Tamburini gezeichnete Ducati ist ein Jahrhundertmotorrad. Im Motorradbau eine höhere Stufe der Ästhetik zu erreichen, scheint fast ausgeschlossen...
1997
Maître Tamburini erschafft das scheinbar Unmögliche. Mit der MV Agusta 750 F4 übertrifft er sein eigenes Meisterwerk und damit sich selbst.
1998
New York, Guggenheim Museum of Modern Art. Als die Vertreterin der aktuellen Supersportmaschinen wird die MV Agusta 750 F4 Oro in die Jahrhundert-Ausstellung "The Art of the Motorcycle" aufgenommen...
1999
Verkaufsstart der "normalen" Version
2010
1999 bis 2010: Zwölf Jahre Sabbern und Geifern. Sabbern und Geifern nach dem Motorrad aller Motorräder.
Zwölf Jahre die Frage aller Fragen: kann
ein eingeschworener Liebhaber polternder Paralleltwins jemals wieder mit einem säuselnden Reihen-Four
glücklich werden?
Nunja, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt - denn wäre da nicht der knallharte Korb jener bezaubernden Dame gewesen ... jedenfalls stand kurz darauf -
sozusagen als Seelentröster - die Agusta in der Garage - und beantwortete die "Four"-Frage mit einem dionysischen Trommelwerk aus der Airbox: ja, er kann!
Es ist nicht so, daß man in diesen zwölf Jahren nicht jede Gelegenheit genutzt hätte, die Schönste,
gleich dem Kunstliebhaber im Angesicht Da Vincis Mona Lisa, zu umkreisen,
dabei erfürchtig auf jegliche Berührung verzichtend.
Denn Antatschen tut sich nur der vulgäre Populus.
Es ist nicht so, daß man in diesen zwölf Jahren nicht auch das winzigste Detail rezipiert hätte -
und doch, endlich in der Garage, erscheint sie
mit jedem Anblick schöner und schöner zu werden.
Design an der Nahtstelle zur perfekten Harmonie, zur Kunst.
Genau das ist es: perfekte Harmonie. Vollendung des Formenspiels. Wie das entsteht? Sicher nicht dadurch, daß
Produktentwickler
Einzelteile zusammenstecken. Denn daraus entsteht bestenfalls ein Gixxer, eine Blade, oder eine Rennkuh.
Es entsteht einzig dadurch, daß ein begnadeter Baumeister jedes noch so kleine Detail zu
seinem ästhetischen Bezug innerhalb des Ganzen erhebt.
Die Werke der Renaissance wurden so und nicht anders geschaffen. Überhaupt -
Renaissance, re-naître - wiedergebären -
das bestimmt die Aspekte nicht nur in jener Hinsicht: ein "MV-schmaler" Vierzylinder (Lichtmaschine hinter Zylinderbank),
die in Tamburinis "Underseat"-Neuzeit transzendierte 4-in-4 Megaphonanlage der MV GP-Maschinen, die Einarmschwinge der 916,
als Krönung die rotsilberne Lackierung in den MV Werksfarben.
Die würdige, weil glaubwürdige und
nicht lediglich erkaufte, Wiedergeburt einer legendären Motorradmarke. MV is back. Nach fast vierzehn Jahren
kann man das behaupten.
Und ich bin mir sicher: der alte Conte Agusta würde sich im Grabe
umdrehen - fröhlichst entzückt! Lediglich ein Traum bleibt ihm bis dato versagt: der 271. Sieg
in einem Motorrad-Grand-Prix...
© RRR.DE - Franky