From: Peter Gruener, peter.gruener@knoll-ag.de
Subject: Moto Cross WM in Gaildorf
Date: Mon, 30 Aug 1999 12:23:44 +0200
Organization: BASF Pharma

Hi Folks,
gestern fand in Gaildorf der vorletzte Lauf zur 250er Moto Cross WM
statt. Diese Veranstaltung wollte Anke und ich nutzen, um unsere
Strassentauglichkeit zu überprüfen. Dieses Jahr sind wir mit unseren
Motorrädern (KTM LC4 und Husky TE610) bislang nur abseits der Strasse,
entweder auf der Rennstrecke oder im Ausland gefahren. Deutsche Strassen
hat besonders meine Husky nur im Bus unter die Räder genommen (nein,
nicht weil sie andauernd kaputt war). Als erfahrenen Tourguide nahmen
wir M.H. aus SP mit noch leicht lädierter Schulter mit, der als
Pannenmobil seine BMW pilotierte zumal seine havarierte KTM immer noch
nicht einsatzbereit ist. Gegen 8 Uhr 30 sollte es losgehen, genug Zeit
also, um an Anke's KTM noch morgens das Rad und bei mir die Übersetzung
zu ändern. Überpünktlich traf M.H. ein und wir waren natürlich noch
nicht fertig. Kurz vor 9 Uhr war schliesslich die Zeit gekommen, um
loszuziehen. M.H. als Guide, gefolgt von Anke und meine Wenigkeit machte
den lautstarken Abschluss. Von Ketsch nach Gaildorf waren es ca. 140km
und wir fuhren gemütlich über kleine bis kleinste Landstrassen. Die
Fahrt verlief an für sich problemlos, nur die grün-weisse Fraktion im
Rückspiegel liess mir kurz das Blut in den Adern gefrieren. Floris
Erlebnisse kamen mir wieder in Erinnerung. Kurz vor Gaildorf dann der
erste und einzige Defekt an der Husky: Mein Dekozug hatte sich
verabschiedet und erschwerte mir das Antreten des Motorrades ungemein.
Bei angenehmen Temperaturen ging es um 13 Uhr mit dem ersten Rennen der
250er los. Die zigtausend Zuschauer, überwiegend Pit Beirer Fans liessen
eine wahnsinnige Atmosphäre aufkommen und auch das Glockengeläut von
AC/DC's Highway to Hell kurz vor dem Start hatte etwas unendlich Geiles.
Leider stürzte die deutsche Hoffung auf den WM-Titel gleich in der
ersten Kurve und als Letzter nahm er die Verfolgung auf. Jedoch hatte
sich bei dem Sturz seine Hinterradbremse verabschiedet und mehr als ein
20igster Platz war nicht drin. Der Stimmung während des Rennens tat es
keinen Abbruch. Alle feuerten Pit weiter kräftig an und trotz der
Tatsache, dass Bolley - sein schärfster Widersacher - den Lauf gewann
und die Tabellenspitze eroberte, bekam auch er Applaus. Ein überaus
faires Publikum. Die Pause nuzten wir, um erneut ein wenig durch das
Fahrerlager zu schlendern und wir trafen auch einige aus der Super Moto
Szene, die das rennfreie Wochenende wohl ebenso wie wir nutzten, um ein
wenig Action zu sehen. Ich war wohl der Einzige, der mit seiner
Rennmaschine angereist war ;-)
Der zweite Lauf war für Pit um einiges besser, nach dem Start lag er an
dritter Position, um sich kurz danach den zweiten Platz vor Stefan
Everts zu schnappen. Ganz Gaildorf war nun ein Tollhaus. Wenig später
kam jedoch der Schock: Pit wurde immer langsamer und schien ein
grösseres Problem zu haben, fiel auf den vierten Platz zurück und konnte
dann wieder das Tempo halten. Am Ende dann die Auflösung seines
Problems: Der Ausgleichsbehälter seiner Werksgabel hatte sich gelöst und
in der Lenkung verklemmt, so dass er die Richtung nicht mehr wechseln
konnte  und auch zu Boden musste. Der Mechaniker, der das verbockt hat
wird sich wohl auch Vorwürfe machen und von seinem Chef in den Hintern
getreten werden. Jetzt wird es für Pit natürlich schwer seinen ersten
WM-Titel zu holen, denn Bolley führt nun mit 17 Punkten Vorsprung, bei
noch zwei ausstehenden Läufen.
Unsere Rückfahrt gestaltete sich dann ebenso problemlos wie die
Hinfahrt, nur die Polizei hat uns dazu "genötigt", dass wir uns in den
Stau einreihen mussten, bis wir ausser Sichtweite waren. Pappnasen
elende!
Anke's und mein Fazit:
Wir sind nicht mehr oder nur noch eingeschränkt D-strassentauglich. Das
Fahren auf der Rennstrecke oder auf der Moto-X Piste macht uns einfach
viel mehr Spass und der bundesdeutsche Spiesserdosentreiber, der auf
alles bis auf Motorradfahrer Rücksicht nimmt geht uns tierisch auf den
Senkel. Daher laden wir lieber unsere Moppeds in unser Pillermobil,
fahren nach Südfrankreich oder Italien und geniessen dort die Asphalt-
oder sogar Schotterstrassen.
That's it.
Peter