From: Andreas von Spiczak, vz301@t-online.de
Subject: (-: Typenkunde :-)(sehr lang)
Date: Tue, 17 Aug 1999 23:47:43 +0200
Organization: aber sowas von privat!

Hallo allerseits!

Hier eine kleine Aufstellung der Vor- und Nachteile der jeweiligen
fahrbaren Untersätze. Keimfrei, wertfrei, aber leider nicht der Erguss
meines eigenen Geistes. Der nachfolgende Text stellt nicht unbedingt
die Meinung des Absenders dar! Ferner gibt es keine Garantie auf
Vollständigkeit. Die Beschreibung 
anderer Gattungen sind leider inzwischen dem Altpapier zum Opfer
gefallen.

Fangen wir mal klein an:

*Vespa´s und andere Krankenfahrstühle*

Bekleidung:
Rollerfahrer müssen sparen - schließlich muß die schweineteure
Super-Stereo-Dolby-Surroundanlage finanziert werden. Für
Sicherheitskleidung bleibt da nix übrig. Egal, die alte Flatterjacke von
Onkel Heinz tut´s auch.

Zubehör:
In den 60er Jahren schraubten einige Jugendliche rund 23 Lampen und 50
Spiegel an ihre Roller. Damals nannte man diese Leute Mods, heute würde
man sie als nachtblind bezeichnen.

Umgebung:
Roller gehören niemals in die freie Landschaft, sondern nur in die
Stadt. Da ist eventuelle Hilfe nämlich nicht so weit weg, wenn das Teil
mal wieder explodiert, auseinanderbricht, oder augenblicklich
durchrostet.

Beinschild:
Sorgt dafür, daß lange Menschen draußen bleiben. Wer größer als 1,65
Meter ist, hat kaum eine Chance - Glück gehabt. Das Teil wäre auch eine
prima Aufschlagfläche für Insekten, doch bei Rollergeschwindigkeiten
reichts nur für eine Gehirnerschütterung bei Mücken.

Motor:
Ganz Kaputte bauen ein Tuningkit ein. Die Leistung beträgt jetzt 7 statt
6 PS, dafür geht der Motor jetzt aber auch schon alle 200 statt alle
2000km kaputt.

Fußbremse:
Rollerbremsen sind bekanntlich so schlecht, daß man den Bremshebel
eigentlich auch unter der Sitzbank hätte anbringen können. Da das aber
nicht wichtig genug aussieht, haben die Klassiker einen dicken Fußhebel
- der Effekt ist so ziemlich der gleiche.

Räder:
Müssen bei einem stilechten Roller extrem winzig sein, damit er sich
auch wirklich stilecht behämmert fahren läßt. Rumkippeln gehört zum
guten Ton, und alles, was gut fährt, kann kein Roller sein.


*125er-Fahrer*

Kopf:
Wackelt schon bei Tempo 50 unkontrolliert hin und her, die
Nackenmuskulatur ist noch nicht durchtrainiert. Die Gesichtsmuskeln
hingegen schon -  vom ewigen Dauergrinsen.

Brust:
Wenn hier Fliegenleichen kleben, ist´s vielleicht ein Raser - Vorsicht
und volle Deckung! Vielleicht ist´s aber auch nur ein Angeber, der
Fliegenpaste aus der Tube benutzt hat.

Hinterradreifen:
Hält ´ne Ewigkeit. Bei einer voraussichtlichen Fahrleistung von 350km im
Jahr ist das Teil auch nach 10 Jahren wie neu - prima, dann ist er
versteinert.

Motor:
Die max. 15 PS sind für Dosenfahrer immer noch mehr als genug. Trotzdem
blöd, beim Ampelrennen gegen einen Manta verlieren zu müssen.

Vorderrad-Bremse:
Dieses wirkungsvolle Teil wird von Anfängern selten benutzt - wegen
panischer Angst vorm Überschlag. Dann lieber nur hinten bremsen. Oder
gar nicht das kommt fast auf´s selbe raus.

Gabel:
Ist bei Vorführmaschinen immer krumm. Die erste Probefahrt beim Händler
endet bei 99% aller Fälle damit, daß der Kunde versucht, die Karre in
eine Mauer zu stecken.


*Gespanne*

Beifahrer:
Hat eine ausgeprägte Neigung zur Selbstkasteiung. Er schnüffelt
LKW-Abgase, donnert beim Bremsen mit dem Kopf gegen die Scheibe und
liebt den Motorenlärm auf Ohrenhöhe.

Fahrer:
Hat ebenfalls einen Hang zur Härte gegen sich selbst. Er liebt es, im
Regen oder im Schnee zu sitzen, gemeinsam mit Autos im Stau zu stecken
und wie ein Irrer am Lenker zu ziehen. Das nennt man übrigens Spaß auf 3
Rädern.

Tank:
Muß mindestens 80 Liter fassen. Denn durch die klapprige Badewanne an
der rechten Seite wird die Fuhre nicht nur ätzend lahm, sondern beginnt
auch noch fürchterlich zu saufen - 20 Liter sind kein Problem.

Kofferraum:
Hier paßt was rein. Daher sieht es auf Gespanntreffen noch schlimmer als
auf Gold-Wing-Meetings aus. Stühle, Tische, Fernseher, Kompressor -
ein Gespannfahrer läßt nichts zu Hause.

drittes Rad:
Fällt bei Russen-Gespannen manchmal einfach ab. Der Rest ist superstolz,
wenn er es in einer Rechtskurve mal schafft, da Bein zu heben. Dabei ist
es ganz einfach: Gas geben und nicht auf die Schreie aus dem Boot
achten.

Beiwagen:
Ganz bekloppte bestellen sich die tonnenschwere Laminatschachtel innen
mit Leder, Stereoanlage, Klima und Teppich, weil sie auch nach 8
Versuchen den Autoführerschein nicht bestanden haben.

Umbau:
Es ist nicht nur schweineteuer, ein gut funktionierendes Solo-Mopped zum
450kg schweren Eiergefährt umzubauen - es sieht auch noch total scheiße
aus.


*Ducati & Co.*

Gesicht:
Die Sitzposition ist unbequem, die Kupplung geht schwer, der Bock ist
knüppelhart. Damit keiner die schmerzverzerrten Augen sieht, tragen
Italo-Fahrer _immer_ eine Sonnenbrille.

Tacho:
Wird für den Wiederverkauf gern frisiert. Andere drehen ihn zurück, bei
den Italienern muß vorgedreht werden. Da der Rumpelbock die meiste Zeit
streikt, wäre die geringe Laufleistung einfach zu peinlich.

Fahrwerk:
Gilt zurecht als spurstabil - ohne federung pendelt nun mal nix. Daher
werden die knüppelharten Foltergeräte auch nur von Leuten gefahren, die
ihre Familienplanung schon hinter sich haben.

Auspuff:
Ist immer für eine Streckensperrung gut. Die Dinger sind so laut, weil
irgendein Papagallo im Werk mal wieder mehr an Amore als ans Festziehen
der Schrauben gedacht hat.

Motor:
Jeder Ducati-Fahrer ist mächtig stolz darauf, wenn sein Motorrad eine
Desmodromik hat. Ist doch auch eine feine Sache, wenn sich dadurch das
Hinterrad viel schneller ausbauen läßt.

Vorderradreifen:
Ist prinzipiell nach jedem Start in der Luft. Das liegt aber nicht am
Können des Fahrers oder gar an der Leistung des Motors, italienische
Trockenkupplungen sind nun einmal nicht zu dosieren.


*Supertourer*

Verkleidung:
Supertourer hassen Fahrtwind. Daher kann das tonnenschwere
Plastikgewürge
gar nicht groß genug sein. Am liebsten würden sich die Schwuchteln ihr
rollendes Sofa überdachen.

Radio:
Ohne Gedudel läuft gar nichts. Am liebsten so laut, daß es auch jeder
mitbekommt. Der Grund: Die Motoren der rollenden Einbauküchen hören sich
an wie eine Waschmaschine im Schleuderprogramm - das hält kein Mensch
aus.

Helm:
Muß eigentlich eine alberne Klappmütze mit Gegensprechanlage sein. Wenn
schon kein Fahrspaß aufkommen kann, muß man sich während der Fahrt
wenigstens Witze erzählen können.

Fahne am Heck:
Der bunte Flatterlappen ist total wichtig, damit jeder sieht, woher der
Typ kommt, der den ganzen Verkehr aufhält. Es gibt weltweit nur 3
Varianten: USA-, Bayern-, und die Deutschlandflagge.

Koffer:
Unter 500 Litern beleuchtetem Stauraum geht gar nix. Schließlich braucht
Mutti ihr Beauty-Case und ihren Silberpudel, und Vati kommt am
Wochenende nicht ohne TV, Modell-Eisenbahn und das Aquarium aus.

Bordsteckdose:
Ein Muß! Schließlich wollen Kaffeemaschine, Toaster, Eierkocher,
Lockenstab, Bügeleisen und Staubsauger mit Saft versorgt werden.
Starthilfekabel sind übrigens ein sehr beliebtes Zubehör.

Bremse:
Wenn möglich, werden diese verfetteten Dinger mit ABS geordert, weil die
meisten Käufer das für ein Navigationssystem halten. Isses aber nicht -
daher irren Supertourenfahrer völlig orientierungslos durch die Gegend.

Schließlich und endlich noch die...


*Endurofahrer*

Crosshelm:
Vereint auf wundervolle Weise die Nachteile von Jet- und Integralhelm:
den Dreck immer voll in die Fresse und trotzdem schwitzen wie die Sau.
Und von den teuren Endurobrillen gibt's hübsche Druckstellen.

Tank:
Muß bei den Fernreise-Enduros mindestens 50 Liter fassen, damit der
Schwerpunkt schön hoch kommt. Die Sitzposition ist mit dem Riesenfaß
natürlich auch voll daneben, aber echte Männer [tm] merken das sowieso
nicht.

Jacke:
Hat mindestens 18 Taschen, 5 Austauschkrägen, 37 Einsteck-Protektoren
und einen kevlarverstärkten und reflektierenden Schrittgurt. Das Ding
muß richtig flattern und darf nicht weniger als 900 Mark kosten.

Gepäck:
Endurofahrer sind immer auf der Flucht und nehmen selbst zur Eisdiele
den gesamten Hausstand mit. Die ganz Wichtigen dengeln sich
kühlschrankgroße Alukisten zusammen, mit denen der Bock dann gar nicht
mehr zieht.

Stiefel:
Da das An- und Ausziehen eines einzigen Stiefels wegen der vielen
Verschlüsse mindestens eine halbe Stunde dauert, ziehen Globetrotter
ihrer Treter erst gar nicht aus. Die Dinger werden dann nach der Reise
operativ entfernt.

Reifen:
Anfänger probieren es mit Dresdener Stollen, kommen damit aber meist
nicht weit. Der Profi nimmt auch für den Alltagsbetrieb gern
Grobstolliges, denn er hat Angst davor, sich auf der Autobahn oder in
Bochum-Mitte festzufahren.

*Ende*

Wenn sich beim Lesen vielleicht ein kleines Mundwinkelzucken gezeigt
hat, dann hat dieses Posting seinen Sinn erfüllt. 

Gruß,
Andreas von (mir aus) Spiczak












-- 
1984-85: Fantic Mofa Bj.71            (von Rost stillgelegt) Eigenimport
1985   : Zündschlapp ZL 25            (von den Kalkmützen stillgelegt)
1996-97: Yamaha XS 400 DOHC (von Linksabbieger stillgelegt)
1998-? : Suzuki GSX 600 F            (noch nicht stillgelegt :-))