From: Philipp Florschuetz, pf@inode.muc.de
Subject: Hydraulik-Kupplung an LC4 EGS u.a.
Date: 6 Aug 1999 20:28:05 GMT
Organization: Maxlrain WG Muenchen

Den Sommer Katalog hatte ich bereits vor meiner LC4 besessen aufgrund
meiner hervorragenden KTM Pre-Sales Recherche Ende 98.
Nunmehr nach Scheitern und Desillusionierung bei 2Takt Crossern
musste anderweitig investiert werden in eine der 15 einzigen
Magura Hymec Hydraulikbetaetigungsanlagen fuer die Kupplung.
Anlass war eigentlich die Bestellung haerterer Kupplungsfedern
erzwungen durch die Erfahrung mit Volkers SC mit superhartem
Anriss und darauffolgender Kupplungsrutsch-Hysterie bei meiner
eigenen 99er LC4. Kettensatz mit Zahnraedern wurden ebenfalls
mitbestellt, denn viel hilft viel.

Ich -bekennender praktizierender Dilettant und feilenbewehrter
KTM Schaender- bin wohlgemut beim Auspacken der heute abend
eingetroffenen Sendung.

Die Kupplungsanlage muss sofort getestet und der Hebel noch
in der Schachtel liegend gezogen werden, um das Hydraulikfeeling
erstmals zu erlangen. Mist. Geht nicht. Staerker druecken.
Mist, das geht vielleicht hart. Kein Millimeter.
Nun, erstes Scheitern, war ja vorauszusehen.
Die daraufhin gefundene Einbauanleitung weist dick und fett
gedruckt darauf hin, dass die Kupplung vor dem Einbau _keinesfalls_
gezogen werden darf. Ahh, Glueck gehabt... huiuiui, gerade nochmal
gutgegangen.
Spaeter beim Einbau werde ich die von Magura vorsorglich
angebrachte versteckte Sicherungshuelse und den Sperrstift
entdecken.
Sollte ich etwa doch nicht der einzige Trottel sein???

Die Anleitung weist weiters dick und fett gedruckt darauf hin,
dass es eine Rennsportentwicklung ist, und sie nur an der Super-
competition verbaubar ist. An den dicken fetten Schweinearmaturen
meiner Enduro hat der Hebel keinen Platz. Es gaebe aber (O-Ton)
groebere Charaktere, die diese besagten Goldwing Armaturen
entsprechend cutten. Was sollte ich nun tun.

Sommer anrufen. Gerade noch da. Noe, keine Ahnung, das haben
wir noch nicht getestet, muesste ja eigentlich gehen, aber
verbindlich erst am Montag. Am besten du ruestest auf die
SC Armaturen um und legst den Choke nach unten.
Hmmm. Mist. Wartezeit. Stress. Aufwand. Planlosigkeit.

Ausserdem ist die Spiegelschelle noch nicht lieferbar, so das
ich keinen linken Spiegel mehr verwenden koennte.

Aber gut, da waren ja noch die Kupplungsfedern. Schnell
Volkers detaillierte Anleitung ausgedruckt, den ganzen
Kram gepackt und ab in Tiefgarage.
Vergaser leerfahren, Sitz und Tank runter, Verschnaufen.

Naja, erstmal Anleitung durchlesen. Dichtung hatte ich
mitbestellt, waere also alles da gewesen. Halt. Silikonfett
mittlerer Schwere. Wasn das. Mist, hab ich nicht.
Egal, WD40 tuts auch.
Gescheitert bin ich dann mental an der Huerde mit dem
Aufmachen der Oelleitung ins Kupplungsgehaeuse und
der Entlueftung des Oelkreislaufs. Hmm, diese mentale
Huerde muss ich wohl noch mit ihm klaeren. Kommst eh morgen
zum Sonntagscross?

Also doppeltes Scheitern. Was jetzt? Kette wechseln? Noe,
hat noch Zeit. Also doch die Kupplung. Jetzt aber ran.
Reisse linken Griff und Armatur runter. Ahso, dazu muss ich
Lenker abmachen und rechte Armatur auch lockern, damit die
Seillaengen reichen. Dazu die Acerbis Schuetzer runter.
Stecke neuen Hebel drauf, mache provisorisch fest. Naja,
passt ja irgendwie. Ok. Jetzt mal Hyraulikleitung verlegen.
Durch den Lenker halter und am oberen Rahmenrohr locker entlang,
dann links runter mit den anderen Leitungen.
Geht harmonisch und ohne Kontakt zu heissen Teilen.
Zwei Kabelbinder machen Sinn.

Ok, alten Seilzug aushaengen.
Zum Einhaengen des Hydraulikzylinders muss der Arm auf der
Welle gelockert werden. Geht problemlos. Spielfrei festmachen,
testen. Sicherungsstift entdeckt und untere Huelse entfernt.

Klasse. So muss das sein. Aber hier ist das Problem: der Hebel
geht in Drehpunktnaehe an der Lichtarmatur an. Naja, das ist
aber nicht so schlimm. Teppichmesser geholt und abschnitzen.

Das geht gut, aber beim Hochschnitzen NICHT DAS AUGE TREFFEN
und beim Runterschnitzen weder die Hand, noch die Hydraulikleitung
o.ae. Bitte, vorsichtig, die Verletzungsgefahr dabei erschien
mir enorm.

Nach fuenfminuetigem Schnitzen war ich fast durch, also besser
aufhoeren. Und siehe da: ES GEHT!! Es muss an der unteren inneren
Vorderseite der Armatur nach innen zu weggeschnitzt werden.

Jetzt fehlt noch der Dekohebel, der an der neuen Kupplung auch
recht zierlich und schoen ausgefuehrt ist. Aushaengen des
Zugs am alten Hebel ist schwierig. Mist. Hatte doch schon
an der anderen Seite voll gelockert.
Einhaengen am neuen Hebel ist noch schwieriger. Echt fies,
nur mit Muehe kriege ich den Zug rein.
Ahhhh, kacke, ich habe unten den Chokezug gelockert, nicht den
Dekozug. Wellwell, kleines Versehen...
Der neue Dekohebel verbraucht mehr Seilzuglaenge. Das bedeutet,
dass ich auf beiden Seilzugseiten voll reindrehen musste, damit
ein minimales Spiel im Zug ist. Etwas unschoen.

Somit insgesamt Erfolg. Leichtgaengige gleichmaessige Betaetigung
mit relativ zierlichem Hebel. Keine komischen Teile uebrig,
keine Fragen offen.

Der erste Fahrtest zeigt, dass die Kupplung trotz eher kurzem
Weg ausreicht um fast vollstaendig zu trennen, also genauso
gut wie vorher. Durchrutschen habe ich noch nicht gross getestet.

Das Fahrzeug welches an sich KTM typische orange Akzente hat, war
danach braunschwarz verschmiert und musste komplett gewaschen
werden. Morgen erste echte Funktionspruefung der neuen Kupplung.

Also, wenn das morgen noch hinhaut beim Fahren, dann kann man
das Ding empfehlen. Fuer Koenner sicher in Nullzeit eingebaut.
Und auch mit haerteren Federn sicher noch gut fahrbar. Nett
finde ich ja den Nehmerzylinder der mit einer gekuerzten
Fahrradspeiche mit aufgeschraubtem Speichennippel im Arm an
der Kupplungswelle eingehaengt wird. Als Hobby-Laufradbauer
weiss man solche Details ja zu schaetzen.

Gruesse, Philipp   -  Kupplungseinbauer