From: Franz J. Waldmann, waldi@rrr.de
Subject: Bericht Pannonia (lang)
Date: Tue, 27 Jul 1999 14:06:35 GMT
Organization: News Observation Center Mannheim

Donnerstag, Anreise

08:00 Uhr, die verdammte Türglocke riss mich aus süssen Träumen.
Mathias aka Valpo stand tatendurstig vor der Tür und laberte mich mit
irgendwelchem wirren Zeug voll, dass ich zu dieser nachtschlafenden 
Zeit weder verstand noch verarbeiten konnte. Nach dem ersten Kaffee,
ner halben Schachtel Zigaretten und dem Wissen ob der bevorstehenden
Herbrennung fingen meine müden Gehirnwindungen an zu arbeiten.
Einkaufen war angesagt. Also schnell Marion, die in den letzten Zügen
der Vorbereitung lag, abgeholt und los. Valpo brauchte noch ein paar
Schrauben, um die Krümmer seiner Gix wieder an deren Bestimmung
festzuschrauben. Eine Irrfahrt durch zig Läden in und um Mannheim
begann, bis wir endlich bei einem VW-Händler in Bruchsal fündig
wurden.

Mittlerweile schlug es 14:00 Uhr, bis wir dem verheissungsvollen Ziel
nur noch wenige 800km entfernt waren. Nochmal kurzer Check des
wichtigsten Materials und los. Die Sonne im Rücken fuhr es sich
umso leichter. In Österreich begrüssten uns jedoch heftigste
Regenschauer und Bernards SMS, dass mal wieder Pannonia-piss-wetter
herrsche. So schlugen wir dank Hoss' Anfahrtsbeschreibung und 
einigem Kartenmaterial über schmale Gassen und Wege am Pannoniaring
gegen 02:00 Uhr auf. 

Es regnete, der Wind blies uns kalt um die Ohren.und wir beschlossen
uns beim Veranstalter, MR-Racing gar heftig zu beschweren, dass wir
schliesslich nicht zum Elefantentreffen wollten und nicht auf
artkische Verhältnisse eingerichtet wären. Also schnell die Moppeds
abgeladen und mit Bier bewaffnet zum Zelt des grössten Lärms getigert.
Manfred Riedl, der seine Lagerbestände an Zipfer Märzen
offensichtlich seit Rijeka aufgefrischt hatte, versprach uns für die
nächsten Tage prächtiges Andrückerwetter derweil er vergeblich
versuchte seinen Kopf dem durch das Zelt dringenden Regen
zu entziehen und nach einem Regenschirm bettelte.

Circa eine Stunde später verliesen wir die Hallen und trabten über das
fast leere Fahrerlager zum Bus um unsere Häupter zur Ruhe zu betten.


Freitag, freies Fahren

Dummerweise hatte dieses Mal Valpo beim MR-Gewinnspiel "Pole-Position"
den dritten Platz gemacht, so dass er bis spätestens 08:00 Uhr beim
Zelt des Veranstalters sein musste, um sich seinen Gewinn abzuholen.
So raubte mir sein verfluchter Wecker zwar nicht unbedingt den Schlaf,
aber auch für mich war die Nacht noch vor 08:00 Uhr vorbei als mir
Mathias mit Freude berichtete, dass sich seine Konkurrenten nicht
gemeldet hätten und er nun den ersten Preis, drei Tage heizen gratis,
gewonnen hätte. Da ich nun schon wach war, bewegte ich meinen müden
Körper auch zur Blondine in Box 2 und konnte noch, obwohl ich als 12.
bei Pole-Position plaziert war, den dritten Platz, Freitag gratis,
einheimsen.

Die Heizdecken haben zwischenzeitlich meine Reifen auf
Betriebstemperatur gebracht, so dass ich, zwar noch schlaftrunken aber
voller Tatendrang, ins Leder schlüpfte und mit Mathias den Ring
fahrenderweise besichtigen ging. Wowo, den ich Tags zuvor noch
angerufen hatte, meinte, dass für mich eine 2:15er Rundenzeit
realistisch sei. Zurück im Fahrerlager begutachtete ich die Zeiten auf
meinem Laptimer, der mir eine 2:27 bescheinigte. Ich vermutete
zunächst einen Defekt, musste dann aber eingestehen, dass ich 
wohl doch eine warme Tourenschwuchtel bin, zumal mir Rainer SMSte,
dass er selbst im Regen eine 2:23 gefahren sei.  Ein, zwei Steaks
sollten meine Zeiten verbessern, dacht's während schon die ersten 
Flammen aus dem Grill züngelten und das tote Tier gebraten werden
wollte.

Frisch gestärkt begab ich mich zum zweiten Anlauf und versuchte dieses
Mal durch geschickteren Einsatz von Gas und Bremse meine Zeiten zu
verbessern. Doch grinste mir mein Timer nur frech ins Gesicht und 
warf mir 2:23 vor die Füsse und das, wo mir Papi noch SMSte, dass ich
unter 2:15 gar nicht nach Hause zu kommen brauchte. Ich hakte den Tag
ab, dachte an die ernorme Materialersparnis und tröstete mich bei
kühlen Becks.

Gegen 20:00 Uhr trafen dann auch Hoss und Corinna ein und wir
beschlossen den Abend mit allerlei Geplauder bei heissem Grillgut und
kühlem Nass. 


Samstag, Zeittraining

Von Ausschlafen schon wieder keine Rede sass ich gegen 09:00 Uhr bei
meinem Kaffee und glotze völlig desorientiert aus der Wäsche. Corinna
und Hoss waren sich bereits für Samstag und Sonntag anmelden, Valpo
schon mit Gedanken auf der Rennstrecke und Marion zog sich putzmunter
ihre  fünte Zigarette ein. Wie machen die das bloss?

Nachdem mein Blut langsam in Wallung kam, fuhr ich mit Hoss raus und
betrachtete mir sein Treiben. Mein Laptimer war wohl besser gelaunt
als am Vortag und verkündete 2:20, 19, 18, 17. Geht ja doch!
Auch im Zeittraining mittags lag mir der Ring, mit seinen zahlreichen
Kurven immer besser, so dass ich mich mit der 2.17 für diesen Tag
zufrieden gab und auf Startplatz 12 in der ersten Gruppe kam.

Gerhard von MR-Racing gewährte Marion kurz vor Ende noch ein paar
Fahrstunden mit Valpos GSX-R auf dem Ring. So drehte ich mir ihr noch
ein ein, zwei touristische Runden, nach denen sie beschloss das Mopped
zweimal in der Boxengasse unsanft abzustellen. Woher sollte sie auch
wissen, dass Mathias den Seitenständer abgebaut hatte :-)


Sonntag, Rennen

Mein Hinterreifen sagte mir, er wolle erneuert werden, mein Etat sagte
was anderes. So haderte ich, ob ich das 15 Runden-Rennen überhaupt
mitfahren sollte. Doch Hoss überzeugte mich davon, dass mein völlig
fertiger Dunlop, mit dem er keinen Meter mehr fahren würde, noch
absolut tauglich für das Rennen sei.

Um 15:00 Uhr starteten Corinna auf Pole und Valpo auf Platz 9 in der zweiten Gruppe. Marion übernahm des Boxenpart und zeigte Mathias die Rundentafel. Da ich gleich im Anschluss auf die Piste und vorher noch meinen animalischen Bedürfnissen Platz schaffen musste, schaute ich mir nur die ersten Runden an, in denen Corinna leider ihre Pole Position nicht halten konnte, sich aber um den dritten Platz einen erbitterten Kampf lieferte. Valpo war auf Platz 9 zwar abgeschlagen vom führenden Feld, kämpfte aber deswegen nicht unerbitterter mit Franz Schwaiger auf RD500 um den besseren Rang. Gegen 16:00 Uhr fuhr die erste Gruppe zum Warmup auf die Strecke. Hoss legte von Platz 14 einen brutalen Start hin und überholte das halbe Feld. Noch vor der ersten Rechts nach S/Z hatte er mich, der ich auf dem 12. Platz startete, hergebrannt. "Vollstrecken!" befahl mir mein kleines grünes Männchen, so dass ich mich in in der ersten Rechts an Hoss innen vorbei bremste und auf Hannes aufschloss. Kaum eine Runde später reichte ich ihn, der ich mittlerweile die 2:16 geknackt hatte, in der scharfen rechts nach dem schnelle Rechsbogen nach hinten durch. Aber er konnte kontern und wies mich in der darauffolgenden Runde zurecht. Blöderweise pflückte er einige Zeit später ein paar Blumen abseits der Strecke und schied aus dem Rennen aus. Auch Hoss, dessen Angriff ich die ganze Zeit erwartete, musste leider wegen einer herausgefallenen Kontaktlinse in die Box. Nichtsdestotrotz versuchte ich mich an den von mir liegenden Fahrern, von denen sich ein paar, noch bevor ich überhaupt die Chance eines Angriffs hatte, ins Kiesbett verabschiedeten. Mathias zeigte mir von der Boxengasse aus Position und Abstand zum Hintermann. Als er mir auf Position 7 liegend in der 12 Runde einen 88sec Vorsprung auf meinen Hintermann anzeigte, wollte ich nur noch meinen ersten Pokal sicher nach Hause fahren - ein herrliches Rennen. Nach der Siegerehrung gegen 18:15, bei der jeder von uns einen Pokal mit nach Hause nehmen durfte, packten wir unsere sieben Sachen und machten und auf den Heimweg durch die Nacht. Mathias, Marion und ich wechselten uns mit schlafen und fahren ab, so dass wir pünktlich zum Frühstück um 08:00 Uhr bei mir einschlugen und beschlossen, das es mal wieder leiwand war. -- Waldi, DoD#3908 on Yamaha FZR600R, ABK 2,1 mailto:franz@waldi-online.de * http://www.waldi-online.de/ Honda CBR600F '92 zu verkaufen.