From: Bernd Lienstaedt, liens@zfn.uni-bremen.de
Subject: Endlich altes Mopped (lang)
Date: 10 May 1999 13:16:51 GMT
Organization: Inst. f. Hirnforschung

Moin!


Nachdem meine Norton Dominator, die ich im letzten Herbst erworben hatte, 
mich über den Winter ordentlich Nerven, Frust und noch viel mehr Kohle 
gekostet hat, habe ich sie endlich wieder!!!
Den Winter über hatte ich ja nicht richtig Spaß daran, war halt nicht soo 
lustig alle 4 Wochen mal nach Barghorn zu fahren sich eine, langsam 
Flugrost, Staub und Alublüte ansetzende, Baustelle anzusehen und dafür 
regelmäßig einen Tausender dazulassen. Vor allen Dingen wenn man sich 
einen sehr langgehegten Traum verwirklicht und so dermaßen aufs Maul 
fällt. 
Alles (die Betonung liegt wirklich auf ALLES) war an der Kiste im Eimer! 
Nee. stop, der Sattel war in Ordnung. Und in den Motor haben wir noch 
nicht reingeschaut, mein Norton-Schrauber hat sich schlicht geweigert auch 
nur nach den Steuerketten zu kucken. Nicht mal eine Probefahrt hat er 
gemacht, weil er davon ausging das ihm der Motor um die Ohren fliegt (der 
war am Ende auch irgendwie frustriert von der Karre). 
Nun bisher hat er das nicht getan, wenn ich richtiges Glück habe, dann hat 
das Arschloch welches diese Mühle zusammengeschuster hat (man sollte 
besser sagen vergewaltigt) die Finger vom Motor gelasen und nur irgend 
einen 99iger Motor in den Rahmen (der ebenfalls im nicht ok ist) gebaut.
Natürlich war die Karre als ich sie kaufte äußerlich ein Schmuckstück, ich 
bin mehrmals drumherum gekrochen, habe eine Probefahrt gemacht, sie 
neutralen Freunden gezeigt und dann gekauft. Die Macken waren alle 
wirklich gut getarnt. Ein paar Kleinikeiten hatte ich schon von Anfang an 
bemerkt, aber das waren so Dinge die man an einem 40ig Jahre alten Bock 
schon mal finden kann. Als ich sie dann hatte kam mir das eine oder andere 
schnell spanisch vor und ich habe sie zu einem Norton Spezi gebracht, der 
hat auch erstmal gesagt: "Hast du ja einen günstigen Schuß gemacht für das 
Geld". Als er sich die Karre dann genauer angeschaut hat ist ihm alles aus 
dem Gesicht gefallen.
Immerhin zeigte sich der Vorbesitzer einsichtig und versicherte mir hoch 
und heilig das er nicht gewußt habe, das es sich um so eine üble Grotte 
handelte. Er hat mir zugesichert mir einen neuen Federbett-Rahmen (der ist 
aus mehreren Stücken zusammengebraten) zu besorgen und baut, mit mir 
zusammen, den Motor kommplett neu auf. Das wäre dann sozuagen 
Restaurationstufe II. Die soll dann in diesem Herbst/Winter folgen.
Bisher wurden gemacht: Getriebe kommplett (Innereien alles neu, Gehäuse 
war innen geborsten), Elektrik kommplett ( war nicht zu benutzen, bei der 
Gelegenheit gleich auf 12V umgerüstet), Primärtrieb kommplett neu - also 
Kasten, Kette, Kupplung (nicht nur Beläge!) und Lima, Tank geschweißt, 
Roadholder Gabel überhohlt (gefuschte Tauchrohre, abgeflexte Gablefedern, 
Innereien bis auf Standrohre Müll), zig Gewinde neu bei denen metrische 
Schrauben in zöllige Gewinde gekloppt worden waren, die Gewinde mögen das 
irgendwie nicht. In diesem Sommer werden dann noch die Räder neu gemacht, 
Vorderrad ist kommplett im Eimer (Felge zu groß aufgebohrt, nicht mehr zu 
retten, falsche Speichen drin, die alle krumm sind), völlig verrückt, aber 
das sieht man auch erst wenn man genau hinschaut, obwohl es nun wirklich 
nicht versteckt ist, sonst geht das Auge einfach darüber weg. Das 
Hinterrad muß wohl "nur" neu eingespeicht werden. Da war aber ein falsches 
Dinstanzstück dran gewesen das aus einem abgesägten Lenkerstück bestand 
und auf den paar Meilen die ich gefahren bin fein das eine Radlager 
zerbröselt hat, mein Norton-Schrauber murmelte irgendwas von "versuchtem 
Totschlag".
Ansonsten muß noch eine neue Antriebskette und neue Reifen her, aber das 
zählt ja quasi nicht. Das wirklich verrückte an der Karre ist das an ihr 
auch wirklich gute, sehr, sehr, teure Teile sind. Z.b. die Schutzbleche, 
absolut nicht mehr zu bekommen und wenn, dann Preise bis 800DM das Stück! 
Auch die Standrohre das Gabel waren nagelneu und drumherum nur Schrott. 
Das kapiere ich wirklicht, wenn ich einen Blender bauen will um einen 
übers Ohr zu hauen werde ich doch den Teufel tun und so höllenteure Teile 
dranschrauben die ich so loßwerde?
Nun war sie aber endlich fertig und ich habe sie Samstag abgehohlt. Ob ich 
sie heile nach Bremen bekommen würde war ich mir auch nicht soo sicher, 
zudem war es grau und windig. Aber mit jeder Meile wurde es besser und ich 
bin eigentlich schon fast wieder versöhnt. 
DAS DING FÄHRT SO DERMAßEN PHANTASTISCH! Es ist wirklich unglaublich! 
Trotz miesester Straßen, heftigstem Seitenwind und den allerletzen 
Scheißreifen läuft die Karre wie auf Schienen. Das Fahrwerk ist um 
Generationen besser als das meiner XS 650, obwohl die 20ig Jahre jünger 
ist. Ich habe wirklich nach jeder Kurve den Kopf geschüttelt.
Natürlich hat sie mir nochmal gezeigt das sie eine englische Lady ist und 
auf der Strecke Barghorn - Bremen fein die Einstellmutter der 
Hinterradbremse weggeworfen. Nur mit der Vorderradbremse fahren ist nicht 
so toll, da die Bremsen eh nicht so berühmt sind und die Beläge vorn auch 
noch brandneu (ach ja, in der Vorderradbremse war ein falscher Nocken, aus 
einer Duplex.  der nur eine Backe an die Trommel drückte). Ansich ja ein 
Witz, aber finde mal Samstag Nachmittag in Bremen einen Laden wo du eine 
zöllige Feingewindeschraube bekommst, möglichst als Flügelmutter... 
Also war Sonntag erstmal putzen angesagt, tat auch Not, jetzt sieht sie 
wieder so aus wie es sein soll. Diese Woche bekommt sie noch neuen Reifen 
und (hoffentlich!!!) diese blöde Einstellschraube und nächste Woche dann 
eine neue Antriebskette. 
Also drückt mir mal die Daumen das der Motor nicht vor dem Herbst 
hochgeht.


Bis denn
        Bernd