From: elwu, elwu@rrr.de
Subject: D207 <=> BT56
Date: Fri, 02 Apr 1999 22:30:44 GMT
Organization: Kick Radler!

Hi,

Nach ca. zehn auf den letzten beiden Mopeds verrupften Sätzen BT56
wurde es mal wieder Zeit, einen anderen Reifen zu testen. Nicht daß der
BT56 schlecht wäre, ganz im Gegenteil. Für (auch verschärftes) Street-
surfing hervorragend geeignet, perfekter Naßgrip, angemessene Lauf-
leistung. Nur wenn er *sehr* heißgefahren ist, fängt er in *ernsthaften*
Schräglagen zum schmieren an.

Also den D207 montiert. Der hintere 180/55-17 hat einen deutlich größe-
ren Durchmesser als der BT56. Das merkte ich beim arg fieseligen Rad-
einbau, und noch deutlicher nach ca. 0.000005Mm Fahrt, als von der
Heckpartie gar grauslich kratzende Geräsche drangen. Der Schlappen
(genauer: die von ihm aufgenommenen Steine) schleift an der (Nachrüst-)
Radabdeckung! Wird durch nachfeilen der Befestigungslöcher bald
behoben). Also das Plastikteil temporär entfernt. Wo wir grade dabei
sind: der vordere 130/70-16 hat, berechnet über 0.01Mm Dosenbahnstrecke,
einen Abrollumfang von 1838mm, ca. 2cm  weniger als der BT56. Wichtig
für die Klorolle :-)

Mit Landstraßendruck 2.3/2.7 los. Schnell erfährt sich der komplett an-
dere Charakter des D207. Wo der BT56 ohne ausreichend Zug an der
Hinterhand nach innen klappt, hält der D207 auch schublos stabil die
anvisierte Linie. Der Einlenkimpuls muß dafür beim D207 etwas kräftiger
sein, der Reifen ist aber immer noch um Dimensionen leichtfüßiger als
die IMNSHO arg störrischen ME Z1 und Pirelli Dragon. 

Im hubbeligen Weissacher Tal fühlt sich's an, als wäre da ein neuer
Straßenbelag drauf. Entweder hat der D207 eine unglaublich gute Eigen-
dämpfung, oder er hilft dem Fahrwerk der Blade zu deutlich feinfühlige-
rem Ansprechen. Das mit den BT56 bislang gewohnte Geratter ist wie
weggeblasen. Ahem.

Rüber zur alten Solitude-Rennstrecke. Im dortigen Schattenring-S werden
die Reifen nach und nach kurvenfähig gemacht. Die Angstnippel setzen
dezent auf, nachschau, da sind immer noch 5mm Schißrand hinten, hallo?
Liegt wohl am Querschnitt der D207: zumindest optisch sieht's so aus,
als ist er zu den Flanken vorne flacher, hinten steiler als der BT56
eingezogen. Vermutlich daher kommt auch das *anfänglich* merkwürdige
Feedback von der Hinterhand. Mann (sic!) meint, der Reifen will dort
einen größeren Radius fahren als vorne. Es stellt sich aber schnell
heraus, daß die Querschnittskombination des D207 die Balance zwischen
vorderem und hinterem Einlenkverhalten (wer behauptet, daß letzteres
irrelevant ist, hat *keine* Ahnung) insgesamt in Richtung stabilerer
Linienverfolgung verschiebt. 

Über Prevorst nach Sulzbach an der Murr. Die Strecke bietet etliche sich
gemein zuziehende Radien, und häufig wechselnden Straßenbelag, da langt
Mann dann doch gelegentlich in respektabler Schräglage noch mal zum
Hebel rechts: das Aufstellmoment ist etwas geringer als beim (in dieser
Hinsicht schon guten) BT56. Das Feedback beim Bremsen hervorragend, der
Frontschlappen läßt einen deutlich merken, wieviel Bremskraft er noch
übertragen kann. Beim Lösen der Bremse fehlt dann das störende rein-
klappen in die Kurve. Insgesamt neigt der D207 deutlich weniger zum
Übersteuern als der Brückenstein. Von Sulzbach dann Richtung Löwenstein.
Eine Heizerstrecke, die, ausweislich der Marterln am Straßenrand,  schon
vielen von uns den finalen Kick gegeben hat...

Am Treff Löwenstein vorbeigefahren, man merkt, daß viele Motorradeigner
04-XY Nummerntaferln haben - daß selbst der Hang an der Showkurve
schwarz vor Bikern ist, hab' ich noch nie gesehen. Also weiter, der Weg
ist schließlich das Ziel, Richtung Odenwald. Beim, ahem, zügigen Touren
auf gut ausgebauten Schnellstraßen ist der Reifen ohne Unterschied zu
anderen *guten* Reifen, null Shimmy, perfekte Hochgeschwindigkeits-
stabilität.

Das Hesseneck, speziell vom vom Westen befahren, ist bekanntlich eine
der endgeilen Mopedstrecken in diesem unserem Lande. Ein Bikerkollege
fand das wohl nicht, und hat seine Karre aus Frust in der drittletzten
Kurve bergab den Hang hinab versenkt. Waren aber schon Horden von
Helfern da, deshalb weiter, das Hesseneck rauf, den unglaublichen
Ultragripbelag dort genossen. Hier werden hohe Anforderungen an die
Lenkpräzision gestellt. Wie schon oben beschrieben, kein Thema für den
Dunlop. Noch nie hatte ich auf der Blade (oder anderen Mopeds vorher)
einen Reifen, der derart stabil die vorgegebene Linie verfolgt hat, und
trotzdem ggf. notwendige Korrekturen ohne Bockerei sofort umsetzt.
Sicher nur deshalb hab' ich da (unter anderem) eine Duke2 herb ab-
geledert, und die sollte doch das ideale Gerät für dieses Revier sein.

Fazit: der D207 ist der *mit Abstand* beste Reifen, der mir auf die
Räder gekommen ist. Der BT56 wird dadurch nicht zum unfahrbaren
Geraffel vom Schlage eines MacAdam, M/X89 etc. abqualifiziert, er ist
immer noch einer der besten Reifen die man seinem Bike gönnen kann.  

Aber er hat seinen Meister gefunden.

Was ich noch nicht beurteilen kann, sind die Fähigkeiten des D207 bei
Nässe (will ich auch vorerst nicht rausfinden :-)), das Verhalten bei
gut heißgefahrenen Reifen unter heftig Druck in Schräglage (eingedenk
meines bekanntlich eher touristischen Fahrstils eine Testaufforderung an
die Ringheizer), und die Laufleistung. 

Stephan,

so long, Bridgestone. Ach ja, der D207 hat noch einen Matchwinner: Der
Profilschnitt ist der abgefahrenste, den man außer bei Slicks erwerben
kann. Hat bereits letztes Jahr eine ausgewiesene Scharfmacherin unter
den drm-Mädels erkannt, gell, C4? :-)
--
CBR900RR RazorBlade GUS#0 RRR#999 WTS#9 CTD#0 FB#0 BMI:23 irc-nick: elwu