From: Rüdiger Metzen, Ruediger.Metzen@t-online.de
Subject: Elefanten sind zurück (lang)
Date: Mon, 01 Feb 1999 11:50:03 GMT
Organization:

Das wars also. Das für mich erste Elefantentreffen. Eins schonmal vorweg: Ich
würde lügen, wenn ich sagte, es sei supergeil gewesen. Aber: Es hat sich
gelohnt.

Hinfahrt:
Nachdem wir ja in drm schon n bischen im Vorfeld übers ET gesprochen hatten, war
ich auf einiges gefaßt. Einiges, was die Kälte angeht zumindest. Und so gings
dann Freitag morgen los: Wollsocken, 2 lange Untergosen, Gore-Hose mit
Thermofutter, 2 Rollis, 1 Wollpulli, 1 Lederjacke mit Thermofutter, Regenjacke,
2 Halskrausen. Winterhandschuhe. Bewegungsfähigkeit zwar ziemlich eingeschränkt,
aber bei knapp 700 Dosenbahnkilometern kommts so darauf auch nicht mehr an. Noch
10 Minuten vor der Abfahrt, wußte ich nicht, ob ich überhaupt fahren soll.
Ausreden fielen mir keine ein. Draußen wars trocken, das Mopped schon gapackt,
also los. 50 km weiter. Schneeregen. Egal, durch. Dann irgendwann Sonne. 400km
Sonne und dollstes Moppedwetter. Na, war also doch richtig, zu fahren. Was mir n
bischen komisch vorkam war, daß ich erst nach 250km dem ersten Mopped begegnet
bin, dachte schon, ich sei im falschen Wochenende. Dann wieder lange nix, und
irgendwann gings los. Auf den Rastplätzen wurdens mehr und mehr. Ab Nürnberg
dann auch auf der Dosenbahn richtig Zwei- und Dreiradbetrieb. Die letzte
Raststätte vor Solla: Hochbetrieb und Partystimmung. Na also ;-))
Hier hab ich dann erstmal "Otti" kennengelernt. Bis wir aus der Raststätte
rauskamen wars stockdunkel, scheiße.
Otti war schonmal da und kannte den Weg. Ich im Blindflug hinterher.
Straßenzustand zweifelhaft bis sauglatt. Sicht gleich null. Teilweise mit
offenem Visier hinterher. Scheiße ist das kalt.

Dann endlich da. Mopped abstellen. Karte kaufen. Abladen. Und Zeltplatz
schaufeln. Gute Zeltpläte gabs so spät keine mehr. Nur noch welche in Hanglage,
dafür mit guter Aussicht in den Kessel. Also ein Schneeplateau geschaufelt und
das Zelt dahin. Klamotten rein, Schlafsäcke, Isomatten. Von Kälte keine Spur
mehr.

Weiter zum drm-Treffpunkt Lautsprecherwagen. War ja schon gespannt, wer
letztendlich kommt. Um den Wagen steht eine Traube von Leuten. drm wird
ausgerufen. Äh, sind ja schon alles drm-Leute :-)) klasse. Ich schätze wir waren
so ca. zu 10. Beim rrr-Zelt gings am Lagerfeuer danach recht gemütlich zu. Am
Hauptweg, der steil in den Kessel verlief, gabs jede Menge Moppedverkehr. Die
Moppeds und Gespanne, die sich hier raufkämpfen, bekamen unsere volle
Unterstützung: GAAAS

Und dann gabs da noch die Moppeds: Wer Spaß hat, an Sonderkonstruktionen der ist
hier richtig:
Zuerst die Konstruktionen gegen Kälte: Handschützer aus alten Kanistern, aus
Fellen, Beinschützer aus Mülltonnenhälften, Ganzkörperverkleidung aus
Schaumstoffstücken, Sitz- und Motorradbezüge aus Fell, Schneeketten auf den
Reifen.
Konstruktionen für das tägliche Lagerleben: Zweitakt-Eigenbau-Aggregate zum
Stromerzeugen, Zweitakt-Grillspießantriebe, BMW-Kardan-getriebenes
Kreissägeblatt zum  Holzschneiden,
Transportkonstruktionen: Moppeds mit PKW-Anhängern, Koffersätze aus Kanistern,
Bierfässern, Holzfässer, Kisten, Transportgespanne

Möglichkeiten zur Lärmerzeugung: Feuerwerke, Böller, Mopped-Kaputt-Drehorgien,
Fehlzündungen im rhytmischen Takt, Motorsägen, Schreckschußpistolen, Sonstige
Explosionen (bei zweien hats mein Zelt bestimmt um einige cm versetzt).

Ganz gut kam auch der Dudelsackpfeifer oder die abgefackelte Mühle, auch das
frei gespannte Bettlaken, auf dem nachts ein nicht ganz jugendfreies Filmchen
von einem knatternden Projektor gebracht wurde. Gröhlende Meute und gute
Stimmung drumherum. Aprops Stimmung. Es ging total friedlich zu. Keine Pöbelei,
keine Schlägerei, Hilfe sobald sich ein Problem zeigte.

Nachts wurds mir dann trotz Klamotten und Schlafsäcken saukalt. Das gute daran
war, das nix richtig feucht wurde, sondern nur hart. Morgens: Stiefel hart,
Jacke hart. Gefroren, aber nicht feucht. Prima.

Samstagmittag wurden vom Eintritt ca. 4.300 Moppedfahrer gezählt. Aber ständig
kamen wie in einer Karawane neue. Bis Samstag nacht war noch Anreise.

Sonntagmorgen dann Abreise. Vor mir wieder 700km, hinter mir zwei Tage Kälte.
Aber auch: Der unbändige Wunsch, daheim in die heiße Badewanne zu steigen. Der
Wunsch hat mich dann auch irgendwie heimgetrieben. Es war eine Tortour, aber es
wars wert. Sagte ich das nicht schon ?

Grüße, Rüdiger
--

"Es ist ganz einerlei, ob man das Wahre oder das Falsche sagt:
beidem wird widersprochen." (Johann Wolfgang von Goethe)

Rüdiger Metzen, ruediger.metzen@t-online.de.11GS
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