From: Radbert Grimmig, 029352269-0001@t-online.de
Subject: I'm living in a world of shit
Date: 27 Sep 1998 11:17:51 GMT
Organization:

Da fahr ich doch locker ganz normal an die große Kreuzung am
Ortsausgang heran, ich sitz noch keine zwei Minuten auf dem Mopped,
halte hinter dem Popel-Ford vor mir an, is frei, er fährt los, ich
kuck noch mal nach rechts, wie ichs immer so mach, ah jetzt kommt was,
egal, pack ich locker mit Halbga

KROCH

Die Welt hat sich um 90 Grad gedreht und ich liege mit schmerzenden
Knödeln unter meiner geliebten Trixe. Ich dreh den Kopf nach links und
blicke dem Popel-Ford direkt in den gammeligen Auspuff. WAS MACHT DER
DA NOCH??? AAAAAAaaaaaaa

Während ich den Fuß unter der Trixe hervorzerre, wird mir schlagartig
bewußt, daß, sollte ueberhaupt irgendeine Chance bestehen, daß mir
irgendwer den Schaden zahlt, einzig der Typ in dem goldenen Scorpio
als "Irgendjemand" in Frage kommt - falls es uns gelingt, ihn noch zu
stellen, und wir uns einigen, daß er viel zu schnell war. Der prollige
MIttvierziger erkundigt sich nach meinem Befinden, ich: "Los
hinterher, der war viel zu schnell, den kriegen wir noch!" Wenn man
geradeaus faehrt, am Damm entlang, ist die Strecke noch 800 m kürzer.
Die Trixe haett ich fast an Ort und Stelle liegen gelassen, die
Proll-Frau wirft ein, daß es unter Umständen eine gute Idee sei, sie
wenigstens auf der Verkehrsinsel abzustellen.

Der Proll schleicht mit 40 Sachen durch die Landschaft, es besteht
entsprechend nicht der Hauch einer Chance, den Irgendjemand noch zu
schnappen. Hätte ich mir den Proll-Ford doch selber geschnappt ... wir
fahren direkt zur Wache nach Sundern. Die Bullen haben keinen Bock,
sich mein Mopped anzuschauen, stattdessen wollen sie von mir definitiv
wissen, ob ich verletzt sei oder nicht. Es habe wohl nur damit zu tun,
ob sie es "mit Verletzten" direkt zur Staatsanwaltschaft geben oder
nicht. Das Pochen in meinen Kronjuwelen ist schon wieder
zurückgegangen, entsprechend sag ich ihnen, daß es mir so weit
gutgeht, ich mich aber dennoch am nächsten Tag zum Arzt begeben werde
- sie nehmen den Unfall "ohne Verletzte" auf. Im Bewustsein, über
meine Eltern rechtschutzversichert zu sein, lehne ich das mir
angebotene Verwarnungsgeld von 75 Mark ab - keine Ahnung ob es
irgendein Schlupfloch für mich gibt, aber mir ist ernsthaft nicht
klar, wie ich mich hätte anders verhalten sollen. Soll ich warten bis
der Idiot im nächsten Kaff ist bis ich losfahr oder was?

Zu Hause erfahre ich, daß Vater damals nach meiner Sache vorm
Arbeitsgericht zwar mit dem Gedanken an eine Rechtschutz gespielt,
diese dann aber doch nicht abgeschlossen hatte ... so wird es wohl
ersma auf ein unverbindliches Gespräch mit meiner netten
Rechtsanwältin von nebenan rauslaufen, bei der ich eh noch einen gut
hab, weil ich ihr dauernd am Computer zur Hand geh. Sobald sie vom
Sonntagsausflug zurück ist.

Am Mopped ist so weit erheblich weniger als vermutet. Dem Krach nach
zu urteilen hätte mich NIX gewundert, Gabel, Felge, Rahmen, Blinker,
und wenn der hin ist, KANN die Verkleidung auch nicht heil geblieben
sein, Auspufftopf ... tatsächlich ist nur vorne ein Stück vom
Kotflügel abgebrochen, na und die Stellen, wo er an die Gabel
geschraubt ist, sind durch, er schliff am Rad, daher das böse Geräusch
beim Schieben. Verkleidung vorn links unter der Lampe leicht
eingematscht, Gußraste nach vorn und oben gebogen. Sonst scheinbar
nix.

Endlich hab ich eine Vorstellung, wie man sich als Inquisitor fühlen
muß ...

Radbert
--
TOETENTOETENTOETENTOETENTOETENTOETENTOETENTOETEN