From: Dominic Tanner, tanner@rumms.uni-mannheim.de
Subject: Erzberg-Report... (lang)
Date: Wed, 19 Aug 1998 12:45:06 GMT
Organization: InterNetNews at News.BelWue.DE (Stuttgart, Germany)

So, nachdem ich mich vom Wochenende erholt habe nun auch mein
Erzberg-Report...

Nachdem Peter Gruener mir angeboten hatte mein Motorrad zum Erzberg
mitzunehmen, hatte ich ja eigentlich geplant, mit der GPZ 900 R
anzureisen. Leider machte am Mittwoch der 4. Vergaser Probleme, er
lief staendig ueber. Möglicherweise Schwimmer defekt. Obwohl ich noch
einen neuen Hinterreifen organisieren konnte, langte es nicht mehr zur
Reperatur des Vergaserproblems, und ich musste mein 4-raedriges
Fortbewegungsmittel bemuehen.

Wie immer herrschte das Chaos, und die Abfahrt am Donnerstag
verzoegerte sich von etwa 9.00 auf 13.00. Meine Versuche die Zeit
aufzuholen stiessen bei den anderen Verkehrsteilnehmern auf wenig
Gegenliebe, aber immerhin traf ich um etwa 20.00 am Fusse des Erzbergs
ein. Dort durfte ich mich in die Schlange einreihen, in der ich dann 2
bis 3 Stunden verbrachte, bei stroemendem Regen...

Die Organisation bei der Ankunft war extrem chaotisch, dafuer war die
Arroganz und Eingebildetheit von allen maennlichen Offiziellen
ausgesprochen extrem ausgepraegt. Bei jedem Parkplatzzuweiser hatte
ich das Gefuehl Befehle vom Praesidenten der Vereinigten Staaten zu
erhalten, was meine Laune nicht eben verbesserte.

Nachdem ich Marc Luethi und Stefan Henkelmann (die nach mir ankamen)
noch einige Tips geben konnte, schlief ich im Auto ein, ein Aufbau des
Zeltes war wegen Dauerregen und extrem hartem, heringekillenden Boden
nicht moeglich.

Freitag : 

Peter Gruener spinnt. Treffpunkt um 7.15 am Reitwagenbuero. Mitten in
der Nacht :-(
Trotzdem war ich einigermassen puenktlich, und nahm mein
Wettbewerbsgeraet an mich...meine WR 360. Mit Startnummern drauf sah
sie auch gleich viel beser aus....
Nachdem ich einige Zeit beim starten zugesehen hatte (*schluck* die
geben aber ganz schoen Gas) beschloss ich mein Motorrad fitzumachen.
Ich kaufte bei Zimmerer zwei kleinere Hauptduesen, und bedueste meine
WR von 430 auf 410 um. Volltanken (lieber schwerer und ankommen als
unterwegs ohne Sprit liegenbleiben), Kette schmieren, und natuerlich
vorsichtshalber eine neue Zuendkerze, fertig.
Normalerweise wuerden die Startnummer immer in 100er-Bloecken zum
Vorstart gerufen, bei meinem block machte man allerdings eine Ausnahme
(Nummern 800 - 900 und 900 - 1000 SOFORT zum Vorstart !), was eine
nette Hektik aufkommen liess.

Nachdem ich wie wahnsinnig zum Start gehetzt war durfte ich dort erst
mal reichlich warten, dann, noch ca. 10 Starter vor mir, der grosse
Moment : Wird sie anspringen ? Kick..nix...kick...nix...KICK...nix...
*schluck* Was ist los ? Oh, ja, der Benzinhahn ist zu, und der
Vergaser natuerlich leer vom Umbeduesen...
Benzinhahn auf, noch drei Kicks...raengdengdengdeng....
Und immer naeher kommt der Moment meines erstens Startes bei einem
Endurowettbewerb. Da ich mich beim ersten Lauf auf keinen Fall
verletzen wollte, um auch den zweiten fahren zu koennen liess ich es
am Anfang eher dezent angehen. Auf den Geraden gab ich Vollgas, aber
die WR 360 begann dabei derart zu pendeln dass ich kaum noch die
Kontrolle behalten konnte, und in den Kurven bevorzugte ich eine
langsame Gangart. Nachdem mich einige andere Fahrer ueberholt hatten
beschloss ich schneller zu fahren und spaeter zu beschleunigen, was
dazu fuehrte dass ich dreimal vor Kurven so schnell war, dass ich
Notbremsungen hinlegen musste, bei denen der Motor der WR wegen
schlecht eingestelltem Leerlauf bzw. blockiertem Hinterrad abstarb.
Naja, am Ziel war meine Laune nicht gerade gut, den Lauf schaetzte ich
auf 16:00 etwa, aufgrund der eher geringen Risikobereitschaft und der
vielen Fehler. Am Abend wars dann eine 15:10, nicht gerade
berauschend. Der zweite Lauf fehlerfrei, und dazu mehr Mut in den
Kurven, dann muesste aber eine 13er Zeit drin sein, das waer ja dann
auch durchaus akzeptabel...
Der Rest des Tages versank im Alkoholnebel, aufgrund des schoeneren
Wetters konnte ich diesmal im Zelt schlafen, die Plane einfach
druebergelegt.

Samstag :
Ob eine laengere Uebersetzung was bringen wuerde ? oder doch die 400er
Hauptduese ? Oder gar eine 390er ? Andererseits, wenns dann schlecht
laeuft oder kaputtgeht bleibts bei 15:10, DAS waer peinlich...
gruebelgruebelgruebel...
Ich lass es so wie es ist, schliesslich lag die schlechte Zeit nicht
am Motorrad sondern an meinen Fehlern und meinem
Lebenserhaltungstrieb.
Also, volltanken, neue Kerze (Nur zur Sicherheit !), und mal den
Luftdruck pruefen. Nur 0,9 vorne, zuwenig fuer den harten Boden. 
1,4 / 1,4 eingestellt.
Der naechste Start...
Diesmal lasse ich das Gas laenger stehen...klappt gut...Vollgas durch
die Ebene, aufstehen wegen der Unebenheiten...gut...es laeuft besser
las gestern, durch die Schikane, auf die erste Kurve zu...ah da sind
schon Rillen ausgefahren, in denen kann man bestimmt ordentlich
schnell durch die Kurve fahren....
Leider nicht so schnell wie ich es versuche, die Muehle springt aus
der Rille, rutsch seitwaerts weg, und das bei reichlich
Geschwindigkeit. Mit dem Ausgestrecken rechten Fuss kann ich den Sturz
verhindern, doch die Schmerzen die diese Aktion verursacht lassen mich
sofort wissen dass das nicht ohne Folgen bleiben wird.
Die Rechtskurven sind natuerlich jetzt eher langsamer als am Freitag,
weil ich den Fuss auf der Raste lassen muss, mit dem koennte ich das
Motorrad eh kein zweites Mal abfangen. 
Die Geraden gehen besser, das pendeln ist schwaecher geworden.
Nur einmal  geht mir der Motor aus, aber ich schaffe es ihn noch im
Ausrollen wieder anzubekommen, verliere nur 3 oder 4 Sekunden.
Peter Gruener, 3 Startplaetze hinter mir gestartet, ueberholt mich
diesmal sehr frueh, kein gutes Zeichen.
Oben angekommen weiss ich nciht so recht was ich von dem Lauf halten
soll. Einerseits fast fehlerfrei, andererseits war die Bissigkeit nach
dem beinahesturz und den Schmerzen in der ersten Kurve sicherlich
ziemlich vermindert. dafuer kam mir die ganze Sache ein bisschen
fluessiger vor....
Am abend werde ich erfahren dass ich eine 14:17 gefahren bin, und mein
Ziel , die 13er Zeit, knapp verpasst habe.

Am Abend ist Gipfelsturm, alles was mit dem Motorrad da ist, auch
Zuschauer, faehrt aufi. Trotz schmerzendem rechtem Fuss (Kick-Fuss !)
beschliesse ich teilzunehmen, und zwar in einem Anflug von
martialismus in Turnschuhen, Shorts und T-shirt. Der Weg zu meiner
Sicherheitsausruestung ist mir naemlich humpelnderweise zu weit und zu
schmerzhaft.
Leider schaffen es Frank Wagner und Peter Gruener nicht, meine WR
anzutreten (IHR SCHWUCHTELN !!!), also muss ich selbst ran. Ein Kick,
das Teil laeuft, mein Bein tut noch mehr weh. Die Horde braust los,
nur um nach kurzer Zeit wieder zum stehen zu kommen. Nachdem es
endlich wirklich losgeht schafft Herr Gruener es wenigstens, den
bereits warmen Motor anzukicken, ist das nicht symboltraechtig ?

Die Auffahrt ist natuerlich eine Quaelerei, alles geht so langsam dass
mit der Motor unterwegs 3 mal ausgeht, einmal kann ich ihn mit rechts
ankicken, einmal mit links, und einmal, an einer saubloeden Stelle,
muss ich fremde hilfe in Anspruch nehmen.
Dazu gibt es Tonnenweise Staub in Augen und Lunge, sowie einige
Idioten die meinen Gas geben zu muessen wie beim Iron Road und dabei
Steine durch die Gegend pfeffern, was fuer die anderen ziemlich
schmerzhaft und gefaehrlich ist.
Diese Veranstaltung wird naechstes Jahr wohl ohne mich stattfinden.

Der Tag endet mit einer Biervernichtung zusammen mit Peter, Frank,
Anke, Rita und Helge (Nennung in Reihenfolge der gefahrenen Zeiten)

Anke und Helge sind relativ unansprechbar, waer ich auch gewesen mit
derartigen Zeiten, hehehe. Ritas Zeit ist zwar nicht besser, aber mit
einer tiefergelegten F 650 und relativ wenig Gelaendeerfahrung
durchaus respektabel. Helge als langsamster DRMler ist natuerlich bis
auf die Knochen blamiert ! *EG*

Am Sonntag dann der Start zum Hare Scramble. Ziemlich heftig.
Naechstes Jahr will ich mitfahren, aber bis dahin muss ich an meiner
Kondition arbeiten, und zwar nicht zu knapp. Meine Technik ist auch
verbesserungswuerdig.

Sonntag abend dann ab nach Straubing, Extrem-Massbiertrinking
Montag heingeeiert, Dienstag wieder in den Anzug geworfen und
gearbeitet....

Meinem rechten Bein gehts inzwischen besser, aber noch nicht gut, SFB
am Wochenende ist wohl nicht so eine gute Idee :-(

FAZIT : 
Naechstes Jahr AUF JEDEN FALL WIEDER !

Greets, Dominic