From: Kay Gehrke, Kay.Gehrke@student.hu-berlin.de
Subject: Sonntagscrosser Klassenfahrt
Date: 03 Jul 98 23:56:22 +0100
Organization: Humboldt Universitaet zu Berlin

Hi,

die seit langem geplante Klassenfahrt der Sonntagscrosser Sök&LC4
mit ihrem Azubi Handi ist nun vorbei. 14Tage übles rumgebrate, egal
ob Strasse oder Schotter oder Schnee.

Kurz:
-Keine Ausfälle an den KTMs
-Toyotas Benzinpumpe mag keine Höhen, >30Grad und 800km Anhängelast
-Landschaft der schlichte Hammer
-Italiener sind netter als ihr Ruf
-KTMs können doch auf 3000m Bergsteigen
-3000km mehr auf der Dosenuhr, 1100km mehr auf den KTM-Uhren

länger:

Es war soweit, für Moment fast abgeblasen wegen tech. Probleme
(Anhängerbau usw) wurde der selbstgebaute Mopedanhänger vom Typ
HP300+2 Schienen die fast 1m überstehen doch noch fertig. Damit war
die Anreise nach M gesichert. Nach ca. 7h Anfahrt flugen wir dort
ein und stiegen auf ein professionelleres Modell um, für 3 oder gar
4 Mopeds und 350Dm/2 Wochen. Der Vermieter bestaunte unseren Bau
nicht wenig vor allem, daß wir damit ohne Bullenprobleme bis zu ihm
gekommen seien :-)
Abends stand noch ein kurzes Kampf_Fit_Trinken auf dem Plan, was
ich mit 3 Bock für mich entschied gegen Volker, Bigtwin, Sök und
Handi. Zum Dank durften eben jene mich dann ins Auto tragen :-)

Nexten Morgen gings ins Auto und los. Die 800kg die der Hänger mit
3kTMs und Reisetaschen auf die Waage brachten, brachte meine Dose
(105PS) ordentlich ins Schwitzen, aber wenn sie einmal rollte,
selbst der Verbrauch lag unter 8L, damit kann man leben.
Ein paar Meter durch Oesiland und ab nach Schwitzerland. Schon
100Dm für 2 Vignetten losgeworden, super :-( Nach ein paar Stunden
wurden die Bergauffahrten schon etwas heftiger. Wir machten Rast
und bestaunten die Landschaft. Nach dem wiederlosfahren begann der
Alptraum. Ich dachte mir noch, das kann doch nicht war sein. Seit
75000km fahre ich die Kiste, keine Probleme, nichtmal ein kleines.
Aber nun hat sie auch inzwischen 175.000km auf der Uhr, also kann
vielleicht ja dochmal was kaputt sein. Aber gerade im Urlaub :-(
Das Auto spuckte beim Gasgeben wie das Böse. Je mehr Gas,
desto weniger nahm er es an. Also kurze Pause, nix gefunden,
weiter, hüpf. In einen Ort rein (Splügen) zur Werkstatt. Keiner da.
Pannendienst schickten mir einen netten Menschen, der nach einer
Stunde warten auf Selbigen nichts mehr festellen kann. Die Kiste
rennt wieder. hm. Anhand der Erzählungen diagnostiert er aber
sofort auf die Benzinpumpe und mag dann 335Dm haben. Boh ey, damit
war ich erstmal pleite. (bekomms aber vom Autoclub zurück). Wir
fuhren also weiter....
Erstes Zielgebiet lag um den Chaberton. Ein Zeltplatz gegen
23.00Uhr aufgesucht war nett und sehr sauber, aber hatte den Mangel
an einer stark befahrenen Bahnstrecke zu liegen. Naja, aber Ohropax
hat das schlimmste verhindert.
Zu den genauen Strecken und Namen wird vielleicht Handi nochwas
schreiben. Jaffero und "Sommerweiler" waren jedenfalls dabei. Den
Chaberton hatten wir erstmal verschoben  nach dem Sommerweiler
der mit selber Höhe noch verschneit war. Der selbige war echt der
Hit. Schneewehen haben einfach mal eben die Fahrbahn verdeckt.
Teilweise gabs Workarounds, teilweise musste man einfach durch. Bis
2800m sind wir gekommen. Die letzten 2 Kehren waren aber so
verschneit, dass wir den Rest gelaufen sind. Auf 3050m angekommen
war nur noch Schnee und ein Bergsee. Es war einfach göttlich. Der
Ausblick, der Schnee, der blaue Himmel, die Sonne, die
Schneeschmelze, das alte Gebäude da oben. Einfach phantastisch. Am
Fuß des "Sommereilers" ist ein Tal mit einem Stausee, der für mich
persönlich den geilsten Anblick des Urlaubs gab. Ewig hohe und
saftgrüne mit Gras bewachsene Berge umgeben das Tal und aller paar
hundert Meter donnert ein Wasserfall oder Bach den Hang runter in
den Stausee rein. Es lässt sich nur vermuten, was zur
Schneeschmelze hier los ist.
Rein technisch gingen die ersten Abende für "geringfügige
Modifikationen" (tm) drauf. Meine KTm wurde von 210 (sowieso zu
viel) auf 203, Sörens von 203 auf 195 umbedüst. Damit liefen sie
auch bei fast 3000m noch gescheit. Vorher spuckten sie etwas rum.
Handis KTM brauchte dank Serienbedüsung keine
Vergasermodifikationen, aber umso nötiger eine Generalüberholung.
Wer diese Kiste (Motortausch) umgebaut hat, gehört erschossen !!!
Auf der Suche nach der Ölverlustquelle die irgendwo unterm Tank
sitzen mußte, stiessen Sök und ich auf ein T-Stück, wo eine Öffnung
einfach offen gelassen wurde !! Normalerweise gehört da ein
Schlauch für die Gehäuseentlüftung rann, die an dem Motor aber
nicht vorgesehen ist. Da wurde die einfach offen gelassen ! Der
offizielle Ölkreislaufentlüftungschlauch, der aus Schmutzgründen
_hinter_ dem Lufi im Lufikasten mündet, wurde einfach in der Gegend
rumhängen gelassen. Abgesehen davon, daß da das ganze Öl rausflog
und sich über den Motor verbreitete, zieht sich der Motor da mit
Pech auch gut Dreck rein .-(
Von der zu lockeren Kette, die am Baya mangels Kettenschutz fast
alle äusseren Noppen weggerissen hat, dem Sand *hinter* dem
Luftfilter und solche Kleinigkeiten wie defekter Spannungsregler
reden wir jetzt garnicht erst.
Sörens Ölleckproblem war mit dem Anziehen einer Schraube flux
behoben. Ab dem Tag taten die KTMs einfach nur noch perfekt ihren
Dienst. Am 2. Tag fuhr ich mir noch einen Nagel am Ende einer Tour
ein. Das hieß 18km aus dem Gelände raus und zum Zeltplatz auf einem
Platten vorne fahren. Der Baya hats überlebt und ein neuer Schlauch
war schnell eingezogen...
Das Streckentechnisch schönste Gelände wurde nun verlassen, da
Söckli als Burtseltagswunsch äusserte: "Ich will im Mittelmeer
baden". Der Weg führte durch den Tendetunnel. Natürlich tat das
Auto wieder toll seinen Dienst, kaum im Tunnel *spuck*. Auch
dahinter die ersten paar huntert Meter. Pause gemacht für 30min und
weiter gefahren, alles wieder super. Wer soll das verstehen.
Kaum am Zeltplatz angekommen entkam Sören dem Auto und sprang
sofort ins Wasser, da der Zeltplatz direkt an der Strasse vom Stand
lag. Erholung war angesagt, totales Posing in Monaco/MonteCarlo
und ab nach Nizza. Dort sorgte Manfred für die nötige
Aufmerksamkeit indem er einen 30-40cm hohen Bürgersteig auf der
Posermeile vom Strand zu schräg und schnell anfuhr und wie ein
Maikäfer auf eben selber lag :-)
Rein offroadmässig wurde der Tende abgegerissen und natürlich die
ligurische Kammstrasse. Die sorgt am Anfang und am Ende nochmal
kurz echt für Adrenalin im Blut. Ich kann Desert ein bischen
verstehen, wenn er da rumschwächselt. Bei den Trialpassagen möchte
ich auch keine KLE drüberprügeln müssen ! Vor allem dürfte der
Spassfaktor dann auf dem Niveau von Wäsche bügeln liegen.
Auf der ligurischen war Sören nicht zu halten, er musste alle Nase
lang auf uns warten. Was auch immer mit ihm los war, der ist
gebrannt wie Hummeln im Arsch. Des Rätsels Lösung ist allerdings
sein super Fahrwerk. Bretthart und ein Geradeauslauf wie eine
Zahnradbahn...
Die Mischung von Offroad und danach an den Strand knallen hats aber
echt gebracht. Nette Sache das.

Nach der Erholungsetappe gings Richtung Heimat, zum Gardasee, bzw
einem Nebensee, dem IDROsee, auf Empfehlung von Genosse Stefan
"Busfahrer" Henkelmann. Ein idyllischer Bergsee umgeben von Bergen
(ach...) und ein Zeltplatz direkt auf einer Landzunge am Wasser.
Und vor allem, keine Bahnstrecke weit und breit :-)
Dafür meldete sich das Auto mal wieder, so das wir die letzte
Stunde nur noch uns mit sehrvorsichtiggas begnügen mussten.
Von hier gings noch 2 Mal auf die Berge, den einen Tag ein paar
Schotterwege und Pässe und nexten Tag den Tremalzo und ein paar
andere Wege mit leider ziemlich hohem Teeranteil. Allerdings eignet
sich mein "Handlingfahrwerk" geil für Supermoto. Was in dem
Winkelwerk da rumgebrannt werden kann auf der Strasse ist
unglaublich. Wenn man erstmal Vertrauen zum Baya gewonnen hat denkt
man nur mit Grauen an die mögliche Schräglage mit Supermotoreifen nach :-)
Der Tremalzo is ja bekanntlicherweise inzwischen gesperrt und
leider auch die ganze Anfahrt unten geteert worden. Unterm Strich
bleiben kaum Offroadstrecken über (10km laut Sören). Landschaftlich
ist er super, streckentechnisch eher eine normale Schotterpiste mit
Scheiteltunnel. Dahinter war ja auch fast alles geteert.

Die Heimreise dauerte exact 17.5h bis nach Berlin und was soll ich
sagen, das Auto hat auf den >1000km nicht einmal gefurzt. Die
Benzinpumpe tat ihren Dienst, als würde sie wissen, daß es nach
Hause geht *wunder*


Fazit: Zum Offroaden lieber wieder Richtung Jaffaro Gegend Oulx (aber
anderer Zeltplatz, ohne Eisenbahn), der Sommerje (="Sommerweiler")
war das Schönste des Urlaubes, super anzusehen der Stausee mit den
Hängen, offoadmässig anspruchsvoll durch die Schneeetappen und Wege
und die überschrittene Grenze von 3000m Höhe.
Zum Zelten mit der VFR und Weiblein werde ich mir sicherlich mal
die einsamme Gegend um den Gardasee geben (Idrosee z.B.) Dort kann
man auch Onroad sehr viel Spass haben.


Pix folgen natürlich auf meiner HP mit Bericht und Beschreibung. Zu
den genauen Strecken und Namen kann Manfred sicherlich mehr
schreiben.

Cu,

                Kay

PS Was hier klingt wie ein Sonntagsausflug sollte man nicht
unterschätzen. Die Wege waren manchmal eher Trampelpfade und es
ging oft mal eben ein paar hundert Meter fast senkrecht runter. Und
wenn man da mit 10-80 Sachen langbrät, nützen auch die Bremsen
nicht immer sehr viel. Das Problem ist auch, manchmal sind die
Wege gut gewesen und verleiten echt zum rumbraten mit 80 und mehr,
aber links gehts mal ebend 300m abwärts. Ein kleiner Stein, ein
Reifenplatzer, eine Schrecksekunde, ne Fliege im Helm sonstwas und
ein ungewollter Richtungswechsel von 1-2m ist das Ende. Oft
genug haben dicke Klamotten die ganze Kiste versetzt oder eine
Kurve war doch steiler als erwartet, da gibts keine Leitplanken,
dann heisst es nur noch freier Fall. Eigentlich darf man garnicht
drüber nachdenken...


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