From: T.Noske =8-), Thorsten.Noske@alcatel.de
Subject: Ventilschaftdichtugnen wechseln (laenglich)
Date: Mon, 09 Feb 1998 11:00:19 +0100
Organization: ALCATEL SEL AG Berlin VB/EFA6

Christoph Tschall wrote:
  
> Nachdem ich letztes Jahr (mehr oder weniger) stolzer Besitzer einer
> KAWA Z 650 (Bj. 79) wurde, stehe ich nun vor dem Problem, dass ich in
> absehbarer Zeit die Ventilschaftdichtungen erneuern muesste. Starke
> Rauchentwicklung (blau) im Schubbetrieb deutet auf Handlungsbedarf
> hin.
> Bevor ich jedoch wild anfange zu Zerlegen wuerde ich gerne wissen, was
> da auf mich zukommt und ob diese Aktion evtl. Spezialwerkzeug
> voraussetzt. Da ich bei dieser Gelegenheit auch gleich das Ventilspiel
> einstellen moechte beziehe ich die Frage auch darauf.
> Also : Wer kennt sich mit dieser Maschine aus, hat das schon einmal
> gemacht, oder hat entsprechende Literatur darueber ?
 
Hi Christoph !

Ich hatte dieses Vergnuegen vor kurzem an meiner Duc. (allerdings waren
da die 
ganzen Ventilfuehrungen ausgelutscht aber dazu spaeter). Im Prinzip ist
der
Austausch der Ventilschaftdichtungen kein Problem, Du brauchst dazu
eigentlich
nicht mal den Zylinderkopf demontieren.

Am einfachsten ist wohl folgende Methode: Erstmal Platz schaffen - also
Tank 
runter nehmen, dann Ventildeckel demontieren (schoen vorsichtig damit
die
Deckeldichtung wieder verwendet werden kann.) 

Ich weiss jetzt leider nicht ab die Z650 schon Tassenstoesel hat, in
jedem Fall
muessen die Ventile von oben frei zugaengig sein, also erst mal Motor in
eine
definierte Lage bringen (KW - Nockenwelle) und diese DEUTLICH
kennzeichnen.
Es ist ganz wichtig das Du spaeter beim Zusammenbau die Nockenwelle(n)
in genau
dieser Stellung zur KW montierst ansonsten laueft sie im guenstigen Fall
total unrund im 'worst case' hast Du Ventilsalat.

Wenn Du grosses Glueck und verschiebare Kipphebel hast koennen die
Nockenwellen
sogar drin bleiben, in dem Fall brauchst Du nur das Distanzstueck von
der Kipphebelwelle runternehmen und den Kipphebel auf der Welle zur
Seite schieben.
(Bei der Duc geht es so :-) ) ich vermute aber mal eher Du wirst
Tassenstoessel
haben da wird es dann etwas komplizierter.

Nachdem Du also die KW auf eine definierten Stand gebracht hast (z.B.
1Zyl auf
OT, oft hat der Lichtmaschinenrotor dafuer eine Markierung) und die dazu 
entsprechende Nockenwellenstellung markiert hast !!!, kannst Du die
Nockenwelle(n)
ausbauen (typischerweise erst mal die Antriebsraeder der NW abschrauben,
dann
Lagerboecke der NW loesen und NW seitlich rausziehen.

ACHTUNG: zumindest die Lager sind paarig bearbeitet - Oberschalen der
Lager also
markieren und UNBEDINGT spaeter wieder am selben Platz montieren.
nochmal
ACHTUNG ; Steuerkette gegen abrutschen in den Kettenschacht sichern 
und  
darauf achten das keine Schrauben oder sonstiger Kleinkram in
den geoeffneten Motor fallen .... Achso ganz wichtig: NIEMALS an der KW
drehen
(und nienieniemals mit dem Anlasser) wenn die Steuerkette runter ist die
Nockenwellen
aber noch eingebaut sind. (mind. ein Ventil ist dann immer offen, und
wenn Du
dann den Kolben von unten gegenrammelst ... !

Jetzt kannst Du die Tassenstoessel rausnehmen (markieren welcher wohin
kommt) und
wenn Du vorher das Ventilspiel gemessen hast, kannst DU anhand der Werte
und der
(meist) aufgedruckten Dicke der Einstellplaettchen auch gleich
ausrechnen
welche neuen Plaettchen mit welcher Staerke Du spaeter brauchst.

z.B. zylinder 1 Einlass Spiel IST 0.3  Spiel SOLL 0.15 Plaettchen IST
2.75 ->
     daraus folgt Du brauchst fuer dieses Ventil ein anderes Plaettchen
mit
     2.9 !

Ventilspiel einstellen bei Kipphebeln kann ich mir hier wohl sparen -
solange
an Einstellschraube drehen und messen bis es passt !

Ok. - jetzt sollten die Ventile mit Federn freiliegen - es kommt nun
darauf an
die Ventilfedern auszubauen - OHNE das das Ventil in den Brennraum
rutscht.
Dazu gibt es so Adapter mit denen Du den Brennraum mit Druckluft
aufpumpen
kannst, Zur Not kann man auch den entsprechenden Kolben auf OT stellen (
die Nockenwellen sind ja raus und damit alle Ventile zu - kann
eigentlich
nix schiefgehen.) Jetzt mit geeignetem Werkzeug (auch da gibt's
Spezialwerkzeug 
- bei mir hat es bis jetzt immer noch eine passende Zange getan ) die
Ventilfedern
zusammendruecken und die beiden Keile  aus der Ventilnut entnehmen. Wenn
die sich
sehr stark eingeklemmt haben hilft meist ein LEICHTER Holzhammerschlag.
Aber Vorsicht gerade diese fieseligen kleinen Keile fallen zugern in den
offenen
Motor !!!!

Jetzt sollte das Ventil vollkommen frei sein und Du brauchst eigentlich
nur noch
die Schaftdichtung abziehen und die Neue drauf druecken.
Beim Aufsetzen der neuen Dichtungen wird i.a. noch empfohlen darauf zu
achten das
der evtl. vorhandene Grat an der Ventilnut nicht die Dichtlippen
beschaedigt
also vielleicht zur Sicherheit vorher leicht Alufolie ueber das
Ventilende und die
Nut stuelpen (aber duenn natuerlich) und dann erst die neue Dichtung.

Bei der Gelegenheit auch gleich mal am Ventil wackeln, wenn sich
deutliches Spiel
in den Fuehrungen fuehlen laesst, sind da auch neue faellig aber das
waer dann eine 
laengere Geschichte ! (In dem Fall duerften die Neuen Dichtungen
allerdings auch
nicht unbedingt den gewuenschten Erfolg zeigen :-( . )

Viel Spass  wuenscht 

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