From: Juergen Schubert,
Subject: elwu hergebrannt - Weitere Kurztests
Date: Sonntag 17-Aug-97 20:11:56
Organization: Alpentour '97(TM) Anmeldungen JETZT!

Hallo,

bei einer kleinen Party bzw. auf der Anreise zu selbiger konnte ich
ein paar weitere Moppeds mal probefahren.

Auf der Anreise nach OaOUa über die B466 ( breit ausgebaute Bundes-
straße, ideales Revier für Blade und Co ) bin ich die CBR900 von
Stephan ein Stückchen gefahren.

Also draufgesetzt, die Entsetzensschreie von Stephan ignoriert ( er
hat sich zur gleichen Zeit auf die KLE gesetzt ) und mich mit der
Sitzposition vertraut gemacht. Eigentlich gar nicht soo unangenehm.
Der Motor vibrierte leicht, die leichtgängige Kupplung kommen lassen
und los gings!

Und wie das los ging, das Teil vermittelt eine Souveränität, wie ich
sie bisher noch nicht erlebt habe. Für den "normalen" Landstraßen-
betrieb genügen Drehzahlen um 4000 locker, wenn es zum sehr zügigen
Überholen auch schon mal 2-3.000 Touren mehr sein dürfen, aber dann
kommt sie sehr gewaltig, gut festhalten!

Nervig wird das ganze, wenn das Oberkörpergewicht voll auf den Armen
lastet, also gilt es, den Oberkörper durch die Beine und Bauchmuskeln
aufrecht zu halten, damit die Arme komplett entlastet sind. Danach
ist das Fahren prima zu ertragen, außerdem verbessert es die körper-
liche Konstitution :-) Die Tankaussparung eignet sich prima zum
Abstützen, bei mir hat sie gerade noch gepaßt.

Positioniert man sich am hinteren Ende der Sitzbank, so ist die
Haltung fast liegend, was der Nacken nicht gerade dankt. Kann mir
vorstellen, daß das nach einer längeren Fahrt durchaus Probleme
machen könnte, vor allem wenn einem der Fahrtwind voll ins Gesicht
knallt. Belohnt wird man jedoch durch eine nie dagewesene
Integration in das Fahrzeug, es ist so etwas wie eine Einheit
Fahrer-Maschine zu spüren. Hört sich zwar alles reichlich aufgesetzt
auf, selber die Erfahrung machen hilft vielleicht :-)
Nicht zu enge Kurven machen dann gleich nochmal soviel Spaß.

Die Lenkerkröpfung paßt eigentlich auch prima, erschien mir nicht
unmenschlich, der Kniewinkel ist ebenfalls angenehm.

Jedenfalls war ich von dem Teil extrem schwer beeindruckt, der Wind-
schutz geht in Ordnung, was sich daran zeigte, daß mein Oberkörper
keinen Fahrtwind abbekam und es recht warm wurde, der Kopf liegt
komplett im Luftstrom, aber auch höhere Geschwindigkeiten lassen
sich zumindest kurzzeitig problemlos ertragen. Bei dieser Witterung
angenehm :-)

Genervt haben die Vibrationen, vor allem in den Fussrasten, was
man aber durchaus verzeihen kann.

Wie sich die Blade im Winkelwerk schlägt, konnte ich leider nicht
herausfinden, die paar weiten Handlingkurven waren jedenfalls
vielversprechend.

Das Handling war jedenfalls echt klasse ( von so Dingen wie vorhandenen
Bremsen brauche ich glaube ich nicht anzufangen :-) )

Stephan war verständlicherweise sehr froh, seine Blade wieder zwischen
den Beinen zu haben und ich habe mich wieder über die schwergängige
Kupplung, den extrem asthmatischen, aus einem Roller entliehenen
Motor und den chopperartigen Lenker der KLE geärgert und mich gefragt,
wie ich es mit so einer Gurke so lange ausgehalten habe :-(


Auf der Ausfahrt anderntags konnte ich noch Deas Transi kurz antesten:

Im Vergleich zur KLE:

- Huch, vor Dir ist ja sowas wie Verkleidung, fast wie eine kleine
  Affentwin
- Die 50PS sind besser verwertbar, sie zieht über einen größeren
  Bereich besser.
- Handling+Bremse IMHO kein signifikanter Unterschied
- Sitzhaltung sehr entspannt, Fussrasten weit vorne
-> Laaangweilig!

Sorry Dea :-)


Dann noch kurz auf Hillis VFR:
Erster Eindruck: Was ist das für ein Heizofen! Alles unterhalb des
Bauchnabels wird förmlich gegrillt, also das ideale Wintermopped, in
dieser Jahreszeit viel zu heiß! Kann natürlich auch daran liegen, daß
der Test in einer Gruppenfahrt stattgefunden hat, die nicht gerade
für die VFR standesgemäße Geschwindigkeiten erreichte :-)

Der Motor geht sehr unspektakulär zur Sache, subjektiv ist ausreichend
Leistung auch untenraus vorhanden. Das Handling geht absolut in Ordnung,
flüssiges Fahren ohne rumwuchten möglich. Die Verkleidung ist mächtig
ausgeprägt, Bremsen funktionieren ebenfalls :-)

Subjektiv starkes Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage. Nervig war
nur, daß jedesmal, wenn ich mich von der Gruppe etwas zurückfallen lassen
wollte, um ein paar Kurven endlich mal zügig zu nehmen und so Dingen
wie Beschleunigungsvermögen mal näher auf den Zahn zu fühlen, jemand
anders an mir vorbeigeprescht ist :-/

Die Sitzhaltung ist entspannter als auf der Blade, jedoch deutlich
vornübergebeugt, würde ich aber durchaus als langstreckentauglich
durchgehen lassen.


Fazit:
Absolut faszinierend ist die Souveränität, mit der sich eine Blade bewegen
läßt. Ob sie in der originalen Form ohne Lenkerumbauten langstreckentaug-
lich ist, ist die Frage. Als Ausgangsbasis für einen "Supersporttourer",
der sich durch niedrigen Verbrauch, geringe Inspektionskosten, niedriges
Gewicht, prima Handling und klasse Fahrwerk auszeichnet, ist sie sehr
vielversprechend.

Die VFR bietet auch Original schon alles, was das Landstraßenherz begehrt,
außer vielleicht etwas mehr Hubraum :-)

Eines sollte auch klar sein: Für das Erkunden kleinster einspuriger
Sträßchen sind die Straßenmaschinen sicherlich nicht erste Wahl, stelle
mir den Pso di Manghen auf einer Blade nicht sonderlich spassig vor.

Stephan: Was wolltest Du nochmal für Deine haben? :-)

PS: Hat jemand eine gut erhaltene (technisch) Blade mind. BJ 96 zu
verkaufen, gerne optisch nicht 1a?

--
Juergen Schubert, still with KLE500 aka Salatgurke
rwr#397    rrr#42    DoD#1842     finally arrived!
desert@irc    www.zebra.fh-weingarten.de/~schubert