From: Luigi Rotta, lrotta@access.ch
Subject: Nur eine grosse Wartung? (lang)
Date: Wed, 11 Jun 1997 22:16:27 GMT
Organization: AStA FH Ravensburg-Weingarten

Salü MiteinanderInnen

Am 24./25. Mai war unsere GRR-Paadie -Bilder auf
http://www.geocities.com/Broadway/1791/grr.html- (oder
ähnlich).

Schon vorher hat sich die Ventilsteuerung sachte zu Wort geklappert
um mich dezent daran zu erinnern dass eine grosse Wartung ansteht. 
Nach guter alter Sitte habe ich damit bis nach unserer grossartigen
Fete zugewartet. Die Guzzi meldet sich immer eindriglicher, die 
Geräusche über 5,5 kT/m sind von der ungesunden Sorte.

In der folgenden Woche telefonisch bei Pit in Konstanz nach den Teilen
gefragt. Alles vorrätig, kein Problem: am Samstag Morgen schnell die
Teile geholt und zuhause gleich mit der Wartung begonnen.

Ganz unternehmenslustig baue ich meinen Gartentisch neben dem 
Mopped auf (muss es halt draussen machen, ist leider nix mit
Werkstatt :-(; früher, ja früher, da hatte ich noch eine Werkstatt, 
aber vorbei ist vorbei). Zuerst das Motorrad entkleidet und dann
zuerst mal links den Zylinderdeckel ab, das Geräusch schien mir
ja von rechts, also das leichte zuerst. Hoppla, im Einlass hat sogar
das .15-Blatt ja massig Platz. Na dann, Kontermutter öffnen und
Schraube drehen, und drehen, und drehen..... und plötzlich keine
Schraube mehr, alles im Gewinde. Ach was ist da jetzt wieder falsch 
:-(. Kipphebel abmontiert und Stösselstangen herausgenommen: die sind 
ja gar nicht gleich lang! Auf der anderen Seite auch geöffnet und nun
hatte ich: 3 lange Stösselstangen, 1 kurze Stösselstange :-((.
Die kurze hatte oben am Alurohr so einen neckisch gebördelten 
Rand bekommen. Nun, es ist 13:30, um 16:00 machen die Läden dicht.
Wo krieg ich nun im Umfeld von 50 km eine Stösselstange her? 
Hektisches Telefonieren mit dem Ergebnis, dass die einzigen 
verfügbaren Stösselstangen vielleicht in eine V7 passen, aber
sicher nicht in eine Sport. Immerhin bleibt mir der Trost, dass
ich mit den vorhandenen Dichtungen und dem Oelfilter das Motoröl
wechseln kann.

Nun Montag zuerst einmal mit OePNV ins Büro. Von dort aus mal gleich
dem Importeur telefoniert (der Händler meines geringsten Misstrauens
ist auf der IoM :-( ). Kein Problem, schicken sie mir per Nachnahme
ins Haus. Kleine Frage nach der Preisklasse, die mich da erwartet:
Schweizer Fränkli 98 (achtundneunzig!!!) für zwei Stück Hartmetall
mit einem Aluröhrchen dazwischen :-(. Am Mittwoch ist das Ding da
und nach fachgerechtem Einbau läuft die Kiste wieder.

Bleibt nur noch das Getriebeöl. Also letzten Samstag wieder Schrauben
angesagt. Zuerst aber noch in den Grossmarkt, Oel für den Oelwechsel
an der Dose kaufen. Schnell noch mit meiner Frau einen Kaffe getrunken

und dann gehts nach Hause. Wo sind meine Handschuhe? Scheisse, weg. 
Kein Mensch, weder im Laden noch in der Kantine hat schwarze 
Handschuhe gefunden. Was mache ich jetzt, keine Handschuhe und morgen
will auf Kaffefahrt und in 3/4 Stunden machen die Läden dicht. Gleich
mal zur Lotti in Wallisellen, ist nur ein Dorf weiter (bekannte
Ausrüsterin der lokalen Motorradfraktion): Oeffnungszeiten Samstags
bis 14:00 (inzwischen ist es 15:30) :-(. Also weiter in die Stadt
zum Taiger (lokaler HG Händler). Zwischen 15:45 und 16:00 mal die 
ganze Kollektion durchprobiert (wieso ist das alte, bewährte und
bequeme Modell, dass man all die Jahre hatte, immer ausgelaufen?)
Nun, mit einem Paar IXS-Handschuhen und noch 1 Franken Barschaft 
den Laden verlassen. Für die Uhr der Holden (hätte sie zum Uhrmacher
bringen müssen) keine Zeit mehr, entsprechende Kommentare zuhause
abgeholt.

Nun, wieder Wartung unter freiem Himmer gestartet, ist ja nur schnell
das Getriebeöl. Maschine ist ja noch warm wie es sich gehört. Da
unter dem Getriebe der Sammler verläuft und der nur abgeht, wenn 
_alle_ Teile des Auspuffs vorher abmontiert sind zuerst mal eine 
Runde Rohre abmontieren. Da der Auspuff noch nie abgenommen wurde
sind die Verbindungsstellen entsprechend festgebacken. Der letzte 
Krümmer liess sich nur mittels eindriglichem Zureden mit der 
Lötlampe zur Trennung vom Sammler bewegen. Knarre packen und mit der
entsprechenden Nuss die Getriebeölablassschraube lösen. Die
Schraube löst sich ohne Kraftaufwand (ist die immer so locker?) und
ich drehe und drehe.... Hmm, da ist etwas falsch! Scheisse, die Knarre
ist verkehrt eingestellt: ein- statt ausschrauben. Aber wieso dreht 
sich die Schraube ewig? Wenn sie kaputt wäre müsste ja jetzt der Kopf
schon längstens abgefallen sein. Aber da kommt nichts raus. Habe ich
etwa die falsche....? Nein, alles ok, wie es sich gehört. Dann 
schnappe ich mir die Wasserpumpenzange und rüttle mal an der Schraube.
Etwas bewegt sich, nach einigen Schwenkern halte ich eine Schraube
in den Händen die aus Kopf, Hals und einer Windung besteht. Scheisse,
Scheisse, Scheisse. Da bin ich nun mit einer abgebrochenen Schraube,
ohne Linksdreher. Nun, eine Bohrmaschine hab ich ja, vielleicht kann
ich das Ding so herausdrehen. Maschine vorsichtig auf die Seite 
gedreht ( und langsam rieselt das Getriebeoel zur
Lüftung raus auf den Boden ). Der Bohrer will und
will nicht greifen, ein Körner, das wäre es jetzt. Mal ne Runde 
telefonieren, aber natürlich hat niemand weder einen Bohrer noch
einen Linksdreher. Inzwischen ist es 20:00. Frustiert die Einzelteile
zusammengekramt und in den Keller ins trocken gebracht. Am Sonntag
Morgen die Kaffefahrt abgesagt (dabei war die Ausfahrt von der Bude
spendiert, wer mich kennt weiss wie weh mir das tut).

Am Montag im Baumarkt Körner und Linksdreher gekauft, Mut wieder 
zusammengekratzt und an die Arbeit gemacht. Beim Hinlegen der
Maschine ein leichtes Knacken und in einer Oelpfütze liegt ein
halber Schalthebel. Scheisse, Scheisse, Scheisse. Nun ja, da liegt
sie schon und ich mache mich an die Schraube. Körner angelegt, ein 
Schlag und kein Widerstand. Nochmals angelegt, nochmals draufhauen.
Nein, das war keine Täuschung, das Ding gibt nach und arbeitet sich
langsam ins Getriebe :-(. Nun, gehen wir wieder mit dem Bohrer an die
Sache. Aber das Ding ist nicht zu bohren. Das Ding mal vom Oel befreit
und genau angeschaut: Das was ich da reinhaue ist der Magneteinsatz
der Ablassschraube, ein Schlag mehr und das Ding ist im Getriebe und
ich 600 Fränkli ärmer :-(. Ein bisschen Schraub ist noch im Gewinde
und ich probier mal den grössten Linksdreher anzusetzen. Er greift 
nicht, aber wenn nicht alles täuscht kommt die Schraube doch mit. 
Ich schöpfe neuen Mut (am Boden liege ich ja schon) und versuche mit
einem Inbus das Ding noch ganz herauszudrehen. Mit ein bisschen
verkanten und ganz vorsichtigt wie die Igel halte ich eine Resten
Ablassschraube mit Magnet in den Händen. Zuerst mal ganz tief aus-
atmen und eine Zigipause machen.... 

Schnell ein Telefon an den Händler (in der Zwischenzeit wieder in
Zürich) und nach einer Schraube gefragt. Ja, eine hat er noch. Also
schnell mit der Dose das Ding holen. Ob er einen Schalthebel hat?
Nein, natürlich nicht. Wäre ja zu einfach. Nun, ich kehre nach
Hause zurück und mache mich an die Arbeit. Getriebeöl ist fertig
ausgelaufen und die neue Schraube wird eingesetzt. Nicht zu fest,
wir wissen ja jetzt wie empfindlich das Ding ist. Das Zusammen-
pfriemeln des Auspuffs ging zum Glück viel leichter als erwartet.
Ich habe vorher die Rohre mit Graphitfett gut eingerieben.

Bleibt nur noch der Schalthebel :-(. Ein neuer kostet über 120.-
und ist erst nach Tagen, wenn nicht Wochen lieferbar. Ich lasse
mir viele Varianten der Reparatur durch den Kopf gehen und
beschliesse, das Ding schweissen zu lassen. Mein Händler rät
mir ab, er wird mir wohl lieber ein Neuteil verkaufen. Mit den 
Gelben Seiten eine Werkstatt herausgesucht, die gar nicht mal
weit weg ist und schnell abgeklärt wann, wie, wo. Am Dienstag vor
dem Mittagessen schnell vorbeigebracht, Abends wieder abgeholt.
Sauber verschweisst, hat mich nur dreissig Franken gekostet. 
Immerhin ein kleiner Lichtblick. 

Nun fertig zusammenbauen und erste Probefahrt gemacht. Aber ganz
vorsichtig, bei meinen Erfahrungen der letzten Tage traue ich
meinem Glück gar nicht mehr.

Vergaser werden erst später synchronisiert, das letzte Mal ist mir
ein Röhrchen abgebrochen und das muss ich mir erst neu drehen. Und
dass ich bei dieser ganzen Bastelei entdeckte, dass unten am 
Getriebegehäuse ein daumennagelgrosses Stück vom Gehäuse heraus-
gebrochen ist, ist ja nur ein Peanut, oder ?

Special credit noch an Markolf Gudjons und ganz speziell Christopher 
Bartz für ihre Tips und Hilfestellung.

Gruss

Luigi, GGRR

(der jetzt echt mal eine Zeit lang keine Lust mehr hat am Schrauben,
obwohl, Schrauben ist g**l.)