From: Kay Gehrke, Kay.Gehrke@student.hu-berlin.de
Subject: Kati um Baum gewickelt
Date: 07 Jun 97 09:40:58 -0500
Organization: Humboldt Universitaet zu Berlin

Hi

Vorweg, man glaubt es nicht, aber man kann es ahnen wenn man ab und
zu Eurosport sieht, was so eine KTM alles wegsteckt.

Gestern, Daniel, Soeren und meine Scheinheiligkeit  waren  crossen,
war   nicht   mein   Tag.   WIr   fuhren  nach  Ruedersdorf,  einer
Mini-Kiesgrube, die es in sich hat. Rechts ein Steilhang,  auf  dem
oben  ein  Weg  langfuehrt,  der ca 1m breit ist, aber aus Tiefsand
besteht. Ich habe mich bestimmt schon 20  mal  da  durch  gewuehlt,
aber  gestern  in  meiner 1. Runde passierte das, was ich die ganze
Zeit schon befuerchtet habe, die Kati fand den Vorschlag  vom  Sand
gut,  doch  mal einen Weg in Richtung Abhang einzuschlagen. Das ich
mich dafuer nicht begeistern konnte, sollte jedem klar sein :-) Als
das  Ganze  dann  aber  nicht abzuwenden war, hab ich nur noch mein
Bein drunter wech gezogen und die Kati lag im rechten Winkelzum Weg
aber  mit dem Vorderrad nach unten und das Hinterrad war auch nicht
mehr auf dem Weg. Zum Glueck kam gerade Daniel vorbei, mit dem  ich
dann  nach  einigem ziehen,fluchen und Schweissausbruechen die Kati
wieder auf den Weg hochgezogen  bekommen  habe.  Hochheben  war  ja
nicht,  da  man  an dem Hang nicht stehen kann, dadurch mussten wir
sie echt ziehen,liegender Weise, na Klasse.  Aber  das  war  leider
noch  nicht  die  Kroenung. Das die Kati keinen Schaden davon trug,
brauche ich nicht erwaehnen. Bei der naechsten Runde fuhr ich  eine
Buckelpiste,  in der 2 eklige Pfuetzen sind, so mit Lehm und sowas,
deshalb steht doch auch  das  Wasser  drinne,  obwohl  es  ja  kaum
geregnet  hat in der letzten Zeit. Nunja, also ordentlich Gummi und
die Kati geht immer aufs Hinterrad und  mit  schwebenden  Vorderrad
drueber  ueber  die  Pfuetzen,  dadurch  blieb  der  Motor  und ich
verschohnt von der Pampe. Tja, bis es dann schief ging und ich  mit
dem  Hinterrad  wegrutschte  und  die Kati den Weg Richtung 20-30cm
hoher Kante ins Gruene nahm. An dieser Kante rutsche ich  nun  3-4m
lang,  weil  hoch  kam  ich  nicht,  und  weg  auch  nicht, scheiss
Gleichgewicht. Das groesste Problem war nur, das ich nicht sah,  wo
ich  hinfuhr, weil mir das ganze Gruenzeug ins Gesicht schlug. Nach
der halben Sekunde nichts sehen und versuchen, die Kati  da  wieder
raus  zu  manoevrieren  gabs  ploetzlich  einen kurzen und trocknen
Knall, ich merkte, wie ich nach  vorne  flog,  irgendwas  auf  mich
zukam, einen Schlag auf meinen Kehlkopf und dann lag ich ploetzlich
vor der Maschine. Meine erste Reaktion, ob  ich  noch  atmen  kann,
denn  jeder  weiss,  mit  einem  Schlag  auf  den Kehlkopf kann man
jemanden ganz leicht um die Ecke bringen. Nach einem  Kurzcheck  an
mir  habe  ich  mich  noch  fuer  brauchbar befunden, auch wenn ich
aussah, als ob ich ne Stunde im Schlamm crossen gewesen waere,  von
der  Kati  ganz  zu schweigen. Dann sah die Bescherung. An der 30cm
lag ein Stein, den die  Kati  als  Sprungbrett  nahm  und  mit  dem
Vorderrad  auf  die  Boeschung  zu fahren, und genau dort stand ein
Baum. Kein Ausgewachsener, aber auch kein Kind mehr, so  vielleicht
15-20cm  im  Durchmesser, also zumindest einer der nicht sonderlich
nachgibt. Die Kati lag diesmal mit der Vorderrad nach oben  in  der
Boeschung,  und  hat  sich  um  180Grad  gedreht,  lag also mit dem
Ruecklicht in die Richtung, wo ich eigentlich  mal  hinwollte.  Den
Baum nahm sie zwischen Schutzblech vorne und Rad. Schoene Scheisse,
voll gegen die Gabelholme geballert die Kiste. Wie der Baum an  der
Stelle  aussah, naja, da fehlten an 2 Stellen 10x10cm die Rinde und
einiges an Holz, was an meinen Gabelholmen klebte.  Aber  irgendwie
war  mir  das  egal,  denn  das  mit  meinem  Hals hat mir garnicht
gefallen. Auch wieder war Daniel als erster da, auch wenns ne Weile
gedauert  hat  (Dank  Dir  nochmal, Du sahst ja auch schon ziemlich
fertig aus, kein Wunder bei der Hitze), denn Soeren bekam die  Kati
von  Daniel  nicht  an  (hatten getauscht). Lange Rede kurzer Sinn,
nachdem die Kati geborgen  war,  sah  sie  eigentlich  wieder  ganz
normal  aus,  nur sau drecking und das Benzin lief aus dem Vergaser
und an anspringen war nicht zu denken. Irgendwie  bekam  Daniel  es
dann  mit viel Geduld und Tritten wieder hin und ich konnte erstmal
runter vom Berg und mich im Schatten etwas erholen. Dann hatten wir
auch   Zeit   zum  diskutieren,  woran  ich  mich  eigentlich  fast
stranguliert haette. Ich dachte im ersten Moment an der  Querstrebe
des  Lenker, doch das kann nicht sein, dann haette ich mit dem Helm
den Tacho zertruemmert. Dann dachte ich,  mit  meinem  BRustpanzer,
das der sich nach oben geschoben haette, aber die Kante ist oben so
gepolstert, davon konnte der 4-5cm lange, aber ziemlich duenne rote
Streifen  an meinem Kehlkopf nicht sein. Und siehe da, Soeren hatte
Recht, es war der Spiegel !!! So  ein  Acerbisteil,  was  man  nach
innen einklappen kann, damit es nicht abbricht. Leider steht der im
eingeklappten Zustand immernoch 15cm  ueber  dem  Lenker  und  fast
ueber  dem  Tacho.  Also eines weiss ich, den Spiegel werd ich wohl
beim crossen ganz rausschrauben, nochmal moechte ich nicht so  viel
Glueck  brauchen,  1-2cm hoeher am Hals haette das wohl ganz anders
geendet :-(

Inzwischen, einen Morgen  spaeter,  wird  das  mit  Hals
nicht  besser,  es tut ziemlich beim Schlucken, Reden und vor allem
Schnauben (Schei** Heuschnupfen) weh, den roten  Streifen  hab  ich
auch immernoch und der Kehlkopf ist ein wenig angeschwollen



Cu,

                Kay

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