From: Radbert Grimmig, grimmig@mail.fb15.uni-dortmund.de
Subject: Re: Ziehen lassen - was: Re: BT56/57 fuer RC36 = VFR750F
Date: 28 May 1997 14:03:59 GMT
Organization: Universitaet Dortmund

raoul@rrr.net (Raoul Donschachner) writes:
>Radbert Grimmig  wrote:
>
>> raoul@rrr.net (Raoul Donschachner) writes:
>Harharhar, woher nimmst die irrige Ansicht. Empfehle das Studium der
>Worte von Professor Plastik im letzten Reitwagen: "Wer sonst ausser dem
>Monster sollte als erster in der Kalten Kuchl ankommen?" 

Wie erwaehnt, bin ich die Buell bereits (wenn auch leider viel zu kurz und
praktisch nur gradaus) probegefahren. Die vom Reitwagen sind auf dem 
Ducati-Auge genau so blind wie die Motorradler auf dem Honda-Auge ...

Aber was Du kannst, kann ich schon lang: Fremdautoritaeten zitieren ... ich 
hatte mal per email bei der mo angefragt, da ich bereits den zweiten 
Buell-Test dort gelesen hatte, in dem der Tester seiner voelligen Begeisterung 
ungeniert Ausdruck verlieh. Zeitlich dazwischen erschien ein Test in der 
Motorrad, wo das Fahrwerk praktisch als voellige Fehlkonstruktion hingestellt 
wurde.

Das folgende hatte Johnnie Riegsinger dazu zu sagen:

__________________________Losgehts:_______________________________
Date sent:        Mon, 12 May 97 16:03 +0100
From:             MO-Verlag@t-online.de (MO-Verlag GmbH)
Subject:          Buell-Fahrwerk
To:               grimmig@mail.fb15.uni-dortmund.de (Radbert Grimmig)

Hallo Radbert,

Du bist nicht der Einzige, der durch den Buell-Artikel in "Europas Groester" 
verunsichert wurde.
Nichtsdestotrotz freuen wir uns natuerlich gewaltig, dass Du auch "Europas 
Beste" liest! 	;-))
Nun zu Deiner Fragestellung: Alle Tester aus unserer Redaktion, die die 
Moeglichkeit hatten eine Buell zu fahren, waren von der Agilitaet des Fahrzeugs 
beeindruckt. Das Fahrwerk ist zwar aeusserst ungewoehnlich, aber keinesfalls als 
Fehlkonstruktion zu bezeichnen!
Wir wissen nicht, um was fuer eine Maschine es sich gehandelt hat, die den 
Gerhard Lindner vom Motorrad - ohne Zweifel ein kompetenter Tester - zur Aussage 
bewogen hat, das Fahrwerk wuerde sich bei 20 Grad Schraeglage "foermlich versteifen 
und muesse dann mit Gewalt weitergezwungen werden".
Absolut korrekt ist, dass die Rahmen- und Schwingenkonstruktion einer Buell mit 
Sicherheit nicht diesselbe Steifigkeit aufweisen kann, wie zum Beispiel eine 
konventionelle Konstruktion a la Supersportmaschine. Auch absolut korrekt ist, 
dass sich der Motor 10 Millimeter im Rahmen bewegen lassen kann. Nur, kaufst Du 
Dir ein Motorrad, um es mit dem Lenker an die Wand zu stellen und dann mit dem 
Fuss gegen das Hinterrad zu treten? Wir nicht, und das ist schon mal ein 
wichtiger Unterschied zwischen "Groesster" und "Bester"...
Was zaehlt, ist das Fahrverhalten. Und hier war bei jeder Maschine, die wir zum 
Testen zur Verfuegung hatten, nur festzustellen, dass die Buells voellig stabil, 
handlich und vor allem gutmuetig zu bewegen waren.

Was auffiel: Bei schneller Autobahnfahrt (160 km/h + ) begann eine Buell S3T 
Thunderbolt, die mit schwerem Gepaeck am Heck beladen war, zu pendeln. Aehnlich 
einem Fahrrad, bei dem jemand auf dem Gepaecktraeger sitzt und unruhig hin- und 
her wackelt.

Und: Von einem konventionellen Motorrad kommend, muss der Fahrer etwas 
Kompromissbereitschaft zeigen, um die Qualitaeten einer Buell auskosten zu koennen. 
Beim Aufsitzen wirkt das Motorrad kantig sowie unergonomisch, 

(Anmerkung: *das* kann ich *ueberhaupt* nicht nachvollziehen! Radbert)

der Motor vibriert 
sehr stark, das enorme Anfahrdrehmoment will beherrscht werden. Die Buell ist 
einfach anders, und das muss man moegen. Definitiv wird nicht jeder mit den 
Dingern gluecklich werden. Nach einer Eingewoehnungszeit laesst sich das Motorrad 
jedoch sehr, sehr schnell und direkt, sowie vor allem mit einer ungewoehnlichen 
Gutmuetigkeit bewegen. So konnte ich mit einer serienmaessigen Buell S1 Lightning 
nach wenigen Rennstreckenrunden inklusive der ganzen Rennschweinereien, wie 
hartem Anbremsen mit gleichzeitigem Runterschalten, schnellen 
Schraeglagenwechseln, vollem Ausdrehen des Motors und Knie am Boden, eine 
sauschnelle Ducati 900 SS einstellen und dann noch brachial innen ueberholen. Mit 
viel mehr als 20 Grad Schraeglage. Das Schoene an der Buell ist, dass sie im 
Grenzbereich etwas verzoegert, aber auch sehr sanft auf Fahrerkommandos 
anspricht.

Gerade diese Tendenz des Fehlerverzeihens, beziehungsweise des etwas verzoegerten 
Umsetzens harter Fahrweise ist ein Verdienst des "weichen" Rahmens. Mit 
Fehlkonstruktion hat das jedoch nichts zu tun. Und auf der Landstrasse, wo ein 
Motorrad gerade dann viel Spass macht, wenn es sich gutmuetig um die 
verschiedensten Radien zirkeln laesst und wenn das Triebwerk gut durchzieht, ist 
die Buell erste Sahne. 

(Anmerkung: und jetzt kommts, Raoul ;-) Radbert)

Glaub mir, diverse Herren auf Ducati mit supersteifen 
Rohrrahmen und superdirektem Einlenkverhalten werden gewaltig mit den Ohren 
wedeln wenn Du vier Wechselkurven hintereinander - der Harley-Motor wummert 
dabei im letzten Gang untertourig - angehst. Wenn Du den Dritten kurvenausgangs 
geschnupft hast, darfst Du Dir in Fahrt eine Zigarette anzuenden. Du faehrst doch 
einen offenen Helm?

Also: Probefahren, und einfach warten, ob das Motorrad sympathisch ist oder 
nicht. Es ist voellig egal, ob sich der Motor 10 Millimeter, 50 Millimeter oder 
ueberhaupt nicht bewegen laesst!

Gruss, Johannes Riegsinger

postscriptum: uni-dortmund.de? Studenten-SR, schwarz, schmutzig, aber billig, 
oder? Wenn ja, wirst Du die Buell lieben!

_______________________schluss________________________________

>Raoul, Buelleater

Verdirb Dir besser nicht den Magen, Kleiner ... wir sprechen uns noch!

Gruss, Radbert
--
GL 650 / CB 250 RS : Buscando la fiesta Squid 16.95 RRR#89 IRC: Zwerg