From: Ernst Lich, ernstl@sprit.dea.de
Subject: Re: Welches Benzin für TDM 850 ?
Date: 15 Nov 1996 15:45:31 GMT
Organization: Ericsson Eurolab Germany

In article <328B2C88.3F54BC7E@rz.rwth-aachen.de>, Stefan Karsch  writes:
>
>Quatsch - lass Dir vom Raoul nix erzaehlen. Die Motorleistung
>steigt proportional mit der Oktanzahl, dh. bei 95 statt 91 Oktan
>hast Du 4.4% Mehrleistung.

Die 91 Oktan Benzine sind fuer Motoren bis gut 90PS gedacht.
Darueber hinaus sollten Motoren mit bis zu 98PS Super bleifrei tanken (95 Oktan).
Fuer alle Motoren ueber 98PS muss man dann Super Plus, also Sprit mit
98 Oktan und mehr nehmen!
In ganz schlimmen Faellen muss man den Oktangehalt noch weiter steigern.
Seit neustem gibt es Benzinzusaetze, um die Oktanzahl des Benzins zu
steigern. Dies ist notwendig geworden, weil das hochoktanige Blei-Super
aus dem Angebot genommen wurde. Das Blei hat dabei eine fruehzuendungs-
daempfende Wirkung. Das Blei verhindert durch sein Gewicht eine
schnelle Ausbreitung der Flammfronten in den leistungsstarken Motoren.
Das Klopfen entsteht, wenn die Flammfronten im Zylinder auf Grund der
hohen Geschwindigkeit zu frueh an den Auslassventilen ankommen, also, wenn sie
noch verschlossen sind und die Flammfront dann anklopfen muss, dass man ihr
das Tor (Ventile) nach aussen oeffnet. 


>Eine weitere gute Tuning Methode sind Splitfire Zuendkerzen
>und Zuendungsverstaerker.

Die Splitfire-Zuendkerzen senden zwei Flammfronten aus, die sich im
regen Wettstreit um den Auslass aus dem Zylinder gegenseitig so beschaeftigen,
dass sie laenger brauchen und so das Auslassventil schon so weit offen ist,
dass beide gleichzeitig herauskoennen. Anklopfen ist deshalb nicht mehr noetig.

Bei einigen Motoren wird das Problem auch dadurch geloest, dass man mehrere
Auslassventile in die Zylinderkoepfe einbaut, so dass jede Flammfront
ihren eigenen Ausgang findet und so nicht warten muss. Dann gibt es viel
Leistung auch ohne Klopfen.

>Ein Teflon-Polish macht die Kiste windschluepfriger.

Was noch viel wichtiger ist und vor allen DIngen im Sommer die Hoechst-
geschwindigkeit deutlich erhoeht ist, dass auf der Teflonbeschichtung der
Verkleidung keine zerquetschten Insekten haften bleiben, die dann vom
Motorradrumpf mitbeschleunigt werden muessen. Da dies nicht geschieht,
erhoeht sich die max. erreichbare Geschwindigkeit.


>Ich weiss ueberhaupt nicht wozu dieser ganze komplizierte 
>Quatsch mit Nockenwellen, Kopfbearbeitung usw.
>ueberhaupt gemacht wird. Es gibt so viele schnelle und
>einfache Methoden.

Natuerlich! - einige Methoden von frueher sind heute schon gaenzlich in
Vergessenheit geraten. In den fruehen 50-ern hat man die Reifen kontinuierlich
nachgewachst, damit man so weniger Verlustreibung auf der Strasse hatte.
Heute sind die Reifen von Werk aus vorgewachst, was man an der Glatten
Oberflaeche der Neureifen sehen kann. Nur vergessen alle Leute ihre
Reifen alle 200km nachzuwachsen, da diese Vorwachsbehandlung leider noch nicht
laenger haelt. Im Notfall kann man auch Kettenfett nehmen. Allerdings sollte
es O-Ringtauglich und nicht 'besonders gut haftend' sein, da man sonst den
Reibwertverringerungsvorteil durch Klebrigkeit ueberkompensiert.
Ich empfehle dabei das billige Caramba-Universal-Oel oder WD40. 

Ein anderer Trick, den man damals im 500er GP Anfang der 60er nutzte,
um die Hoechstgeschwindigkeit zu tunen, ist, Kupfer-Bremsenpaste
auf die Bremsscheiben zu schmieren. Der Trick zur Erhoehung des 
Vorrats auf der Scheibe ist, die Loecher in der Scheibe auszunutzen. So kann
man Strecken von mehr als 1500km ohne Nachschmieren erreichen.
Das staendige Schleifen der Belaege an der Bremsscheibe kostet ca. 8PS
Motorleistung. Zusaetzlich erhaeht sich die Haltbarkeit der Bremsbelaege
um ca. 19%.


>Noch ein Tip: Du musst die Bremsen der Mehrleistung anpassen.

Ja, das muss ich dringend empfehlen. Seit ich meine 600er wie o. angefuehrt
getunt habe, geht sie drastisch schneller. Zum anfang habe ich die Bremse
nicht verstaerkt, was mich in so einige brenzlige Situationen bei gut 290
brachte. Ploetzlich kam eine 2CV aus der Garage gefahren und ist mir
mitten in die Spur gefahren. Auf zweisurigen Strassen meistere ich sowas noch
mit links aber in dieser Verkehrsberuhigten Zone stand nur eine
ein-einhalb-Fahrspuren breite Fahrbahn fuer beide Richtungen zur Verfuegung.

Also, ich reiss' die Kiste nach links, um auszuweichen und sehe mich mitten
auf einen Kinderwagen zubrausen. Diese Dinger sind echt 'ne Plage. Ich
gehe also in den Hang-Off, um die Kiste wieder nach rechts zu reissen.
Dieser dumme Entenfahrer schaut mir angsterfuellten Augen zu, wie ich
auf 'ne Oma mit Dackel losgehe. Da blieb mir nun kaum nach was uebrig, als
in die Bremse zu greifen. Volle Kanne in den Griff gebissen und bin
dann nach ein paar Kilometern auf den Spielplatz eines Kindergartens
zum Stehen gekommen.
Nun, da ich kein Menschenfeind bin, dachte ich mir mal nach der Oma zu
schauen. Als ich dann dort ankomme, wo vorhin die Oma mit dem Dackel
flanierte, ist der Notarzt schon wieder am einpacken des Defilibrators.
Die Oma ist hi' - dieser dackelige Koeter hatte sie totgebissen.
Anschliessend hatte der fuehrerlose Kinderwagen dreist den Dackel erledigt,
bevor er selbst ein Opfer des 2CV wurde.
Man, es sind wirklich eine Menge Diletanten unterwegs. 
Aus diesem Grunde muss man gute, geschmierte Bremsen mit
8-Kolben-rektalverbreiterter-Bremszange haben. Stahlflexe aus
Titan-Duranium-legiertem Waffenstahl und cw-Wert optimierte Bremsgriffe
sind selbstverstaendlich!

Gruesse, Ernst