From: Matthias Flatt, matthias.flatt@studbox.uni-stuttgart.de
Subject: Alpentour Spaetlese I: Chaberton (lang!)
Date: Wed, 25 Sep 1996 22:05:38 GMT
Organization: BaWue-Net Ludwigsburg

Hi!

Wir schreiben Ende August 1996.

Ganz de.rec.motorrad tourt in den Alpen rum.

Ganz drm? 

Nein, ein unbeugsamer XT500-Fahrer kehrt erst jetzt aus London
zurueck, und versucht, sich so schnell wie moeglich dem Rest des
Stammes anzuschliessen...

... zunaechst mit wenig Erfolg, denn ein weiteres Kapitel im
Reifendrama spielt sich ab:
Die einst im Juli 1995 bestellten grobstolligen Enduroreifen wurden
erst im November geliefert, und uebern Winter einem anderen
aufgezogen. Im Fruehjahr hatte ich dann nochmal welche bestellt, und
im Juno dann tatsaechlich hinten einen Conti TKC 80 aufgezogen
bekommen. Der Vorderreifen, ein Michelin T 61, wurde allerdings kurz
vor der Abreise nach London beim Montieren zerstoert. :-(
Immerhin habe ich jetzt doch noch einen neuen bekommen, wenn auch nur
(schon wieder) einen Metzeler Enduro I. Was solls, der wirds auch tun.

Dummerweise hatte ich mich erdreistet, in Deutschland mitten im
sogennanten Hochsommer im T-shirt herumzulaufen, und wurde prompt mit
einer Erkaeltung bestraft (in England hatte ich dafuer fast einen
Sonnenbrand abbekommen).

So habe ich mich erst am Di 2.9. auf die Verfolgung der klaeglichen
Reste der drm-ler gemacht, die sich laut FLs Telefonauskunft in die
Westalpen nach Briancon zurueckgezogen hatten. Nach einem
Zwischenstopp in Chamonix, und einigen Schotterpisten-Eskapaden mit
vollbeladener Maschine auf dem Mont Cenis (der Malamot soll jetzt
schon weiter unter wegen Geroell unbefahrbar sein) traf ich dann
tatsaechlich auf dem Campingplatz ein, und machte mich gleich daran,
meine XT Chaberton-tauglich zu machen: die ca. 50kg Gepaeck (ich hatte
ja gutes Wetter mitgebracht :-) ) incl. 60-Liter-Alu-Topcase und
zweier 20-Liter-Packtaschen runter, und das 17er Ritzel durch ein
ultrakurzes 14er ersetzt (oops, die Kette laesst sich damit nicht mehr
richtig spannen...egal).

Zunaecht trudeln zwei XT-Fahrer ein, die Paps vom Volleyball kennen,
und ihn hier suchen. Sie hatten am Montag den Chaberton in Angriff
genommen, und sich dabei kurz vor dem "Gespaltenen Felsen" einen
Kupplungsdeckel samt Kupplung von einem Felsbrocken zerstoeren lassen.

Spaet, aber doch noch, treffen Paps, FL und Sven auf seiner VX800 ein.
Sie waren auf dem Sommeiller im Schnee und dann posermaessig durch
einen Bach gefahren, und dann noch auf dem Col de Granon.

Sven, der sein Zelt klugerweise unter dem Dach der Bike-Garage
aufgebaut hatte, waehrend FL und Paps lieber ihre Iglus draussen in
den Regen gestellt hatten, beherbergt mich netterweise. 
Ich revanchiere mich, indem ich nachts fuer Unterhaltung sorge, weil
ich unbedingt einen Mordsdurst loeschen muss, und dabei verzweifelt
saemtliche Reissverschluesse in und am Zelt mehrmals auf und zu mache,
bis mir Sven endlich den rechten Weg ins Freie weist.

Am naechten Tag machen wir uns gemeinsam auf nach Sestriere, um die
Assietta in Angriff zu nehmen. Die begruesst uns schon ganz zu Beginn
mit einem netten Schlammloch, durch das VX gnadenlos brettert,
waehrend ich vorsichtigt durchpfluege: schliesslich bin ich als Kind
schon oft genug im Dreck herumgefahren, und ich habe im Gegensatz zu
vielen anderen da keinen Nachholbedarf mehr. :-)

Ansonsten herrscht eitel Sonnenschein, Paps zaehlt mit Begeisterung
die tangierten Paesse, FL fotografiert fleissig, und macht, wohl
mangels (schlechter?) Erfahrung, manch relativ gewagten Abstecher. ;-)
Paps und ich lassen uns jedoch nicht davon abhalten, FL hinterher- und
die Steilhaenge oder ausgefahrenen Direttissimas rauf-und
runterzufahren. Aber nur Paps springt ueber einen Huegel in eine tiefe
Pfuetze, mich rettet meine Skepsis vor einem Bad. :-)

Dazwischen noch Diskussionen mit Paps, welcher der Gipfel denn nun der
Chaberton ist (Tip: auf Seite 47 des Enduroatlases ist er abgebildet),
und wieviel Geschuetztuerme auf dem Gipfel stehen.

Auf dem Gipfelfort des Gran Serin wird dann gevespert, bevor wir uns
auf den Weg hinab ins Tal machen, auf dem Paps eine Schrecksekunde
dank Rollsplit erlebt. :-(
Auf dem Asphalt habe ich dann nix mehr zu melden: wegen der kurzen
Uebersetzung, bei der ich quasi den 5. gegen einen 0. Gang getauscht
hane, muss ich die Truppe trotz Drehzahlorgien (bei 80 Sachen ueber
4000 U/min, graus!) ziehen lassen. 

Am Freitag ist dann die Heimreise fuer die drei angesagt, die am
Samstag bei Paps noch Grillen wollen. FL bohrt mit dem Seitenstaender
seiner Domi in den nassen Wiese nach Oel. Ich ziehe in eine Herberge
um, die nur 7 FF teuerer ist als der Campingplatz (auf dem es nachts
ziemlich kalt ist *zitter, froestel*). Aber erst nach 13 Uhr kann ich
die 3 letztendlich verabschieden, und mich auf den Weg nach Fenils
machen, wo ich so gegen 14 Uhr endlich die Wallfahrt zum Enduro-Mekka
Chaberton in Angriff nehme.
Ich bin ziemlich spaet dran: nachmittags, und 5 Jahre im Verzug
sozusagen. 
1991 schon wollte ich auf der Rueckfahrt vom Urlaub den Berg der Berge
erobern, aber man hatte mir die Lederjacke aus dem Zelt geklaut, so
dass ich einen Bogen um die hoeheren Alpen-Regionen machte. 
1992 hatte ich mir schon am Parpaillon eine Fussraste angebrochen, und
den Chaberton nur mal kurz samstags abends nach einer Assietta-Tour
probeweise mit Tagestour-Gepaeck angetestet, mich dabei aber auf die
Nase gelegt, so dass ich montags angesichts des schlechten Wetters
einen ernsthaften Versuch lieber bleiben liess.
1993 hatte ich zuwenig Geld, und 1994 verunglueckte mein Cousin
Joachim einen Tag vor meiner geplanten Abreise toedlich. :-(
1995 konnte ich im Aosta-Tal zwar noch kurz mein 14er-Ritzel testen,
aber Regen bzw. Schnee auf bis runter auf 2500m Hoehe machten mir
erneut einen Strich durch die Rechnung.
1996 musste es also endlich klappen!

Schon im untern Teil vor dem Bauernhof verlangen einige neue
Beton-Regenablaufrinnen, disco-artiger Licht/Schattenwechsel und
hereinragendes Buschwerk (letzeres fuer Jethelm-Fahrer wie mich kein
Vergnuegen) nach Konzentrtion, und ich mache mehrere Pausen zum
trinken (2 Liter Cola habe ich mitgenommen) und zum knipsen der
kronenartigen Ex-Geschuetztuerme auf dem Gipfel: ja, Paps, es sind 8!
:-)  )
An der Stelle, an der der Hang wohl dereinst abgerutscht war (siehe
Enduro-Atlas S.49, der BMW-Fahrer ist auf der Abfahrt) besteht die
Piste nur noch aus mauerartig aufeinandergeschichteten groben Steinen.
Aber die Stelle ist relativ eben, und so ist die Linkskurve mit dem
von rechts herabplaetschernden Baechlein kein wirkliches Problem,
selbst bei Gegenverkehr, da die meisten schon wieder auf der Abfahrt
sind.

Weiter geht es, immer am Hang entlang, zur ersten Schluesselstelle bei
km 6.8 (gemessen ab Brunnen in Fenils, Variante ueber den Bauernhof):
ca. 50m bevor die Piste eine Rechtskehre bergauf macht, waehrend die
Reste einer alten Piste deutlich sichtbar am Hang entlang
weiterlaeuft, hat sich ein kleiner Stau gebildet. Grund ist eine
40-50cm hohe Stufe. 
Die Chabertonpiste besteht ja zum grossen Teil aus einem festen
erdigen Untergrund, aus dem bis zu 20cm hohe Steine herausragen, und
dazwischenliegnden losen Steinen, die teilweise groesser als ein
Fussball sind. Rechts und links liegen auch grosse Felsbrocken rum,
aber meist wurde in der Mitte ein schmaler Pfad freigefahren, auf dem
man, ohne groessere Schlaege einstecken zu muessen, entlanghoppeln
kann. Vorausgesetzt, man bleibt immer auf dem schmalen Pfad (der
Tugend?), und laesst sich nicht von dem Geroell aus der Bahn werfen.

An dieser Stufe war allerdings nix mehr mit durchmogeln: Hier hiess es
mit genuegend Mut, Schwung und Bodenfreiheit drueberknallen, oder mit
Handarbeit das Bike drueberwuchten. Ich entschied mich, wie die
meisten anderen, fuer letzteres. Mit Hilfe der kurzen Uebersetzung,
des grobstolligen Conti TKC 80 (anstatt dem frueher benutzen Metzeler
Enduro II) und nichtzuletzt eines hilfsbereiten DR350-Fahrers wuchtete
ich die 160kg drueber, und gesellte mich zu den Gaffern an der
Weggabelung, die genuegend Platz zum Parken bietet, was an der
Chabertonpiste einen Seltenheit ist. 
Der Suzi-Fahrer liess die DR wegen Startproblemen erst bergab
anrollen, wendete dann und fuhr mit Schwung auf die Stufe -
um die 350er im letzten Moment doch noch abzuwuergen. Bevor ich die
50m uebers Geroell zu ihm gelaufen war (zu Fuss auch recht unbequem),
hatte er die relativ leichte und hochbeinige DR aber schon selber
ueber die Stufe gehievt (wozu einen ein paar Zuschauer doch befluegeln
koennen ...).

Vor mir lag nun der Abschnitt auf dem ich anno '92 gestuerzt war: ich
musste mit dem 16er Ritzel schneller fahren als mir lieb war, um den
Motor nicht abzuwuergen. Dabei sprang die XT wild ueber die Steine,
und im Sitzen laesst sich das Rodeo kaum kontrollieren (stehen war ja
wegen der kaputten Fussraste nicht moeglich). Weil ich Angst hatte,
dabei ins Tal katapultiert zu werden, versuchte ich mich links am Hang
zu halten, lief so auf eine weitere hohe Stufe auf, anstatt sie rechts
bequem zu umfahren, und stuerzte schliesslich an den Hang, zum Glueck
ohne Folgen.

Diesmal ging ich auf Nummer sicher und zu Fuss die ersten 50m hoch, um
die Strecke in Augenschein zu nehmen: rechts, immer an der Talseite
entlang fuehrte eine halbwegs kommode Ideallinie, die es zu treffen
galt. Wer davon abkommt, muss ueber die deftigen Stufen holpern, die
es hier auch gibt, die jedoch nicht so breit wie die Piste selber
sind.

Mit viel Mut machte ich mich dann auf den Weg, und hoppelte wild
bergwaerts: dank 14er Ritzel nicht so schnell, und mit mehr
Kraft-Reserven, so dass der Motor nicht schlagartig an einem zu
zaghaft angegangenen Hindernis die Arbeit einstellt. Wer hier eine
wegen der Geraeuschmessungen zu lang uebersetzte moderne Enduro hat,
muss die Kupplung schleifen lassen (14km lang?), oder wesentlich
besser als ich fahren koennen.

Dieser Abschnitt war wohl das haerteste, was ich bisher gefahren bin:
Es gibt nur ein paar Serpentinen auf dem Teilstueck, aber an fast
jeder habe ich haltgemacht, denn die Nachmittags-Sonne, die gnadenlos
an den Hang knallt (hier gibt es keine Baeume mehr), die koerperliche
und geistige Anstrengung (man muss sich konzentrierwn, um die richtige
Spur zu finden und zu treffen), die schwarzen Lederklamotten, und wohl
auch ein bisschen Angst lassen den Schweiss in Stroemen fliessen.

Zudem hatte ich mehrmals die Fuesse von den Fussraste nehmen und
hochziehen muessen, um nicht an einen der Felsen zu stossen, die die
schmale Ideallinie saeumten (wie kam der BMW-Fahrer da bloss durch?).
Trotzdem hatte ich mir einmal kraeftig den rechten Fuss angestossen
(der grosse Onkel hat ein paar Tage wehgetan), und die rechte
Fussraste (eine Soziusraste, die Originalrastenhalterung ist ja
abgebrochen) klappte mehrmals, sodass ich anhalten und sie wieder
rausklappen musste.

Fuer eine unliebsame Ueberraschung sorgte eine Art Riesen-Eisennnagel,
der ca. 10cm aus dem Boden ragte. So ein Ding haelt weiter oben eine
Bretterkonstruktion fest, aber was hat das Ding hier zu suchen? Wer da
drueberfaehrt, bekommt sicherlich einen Platten, und wer womoeglich
genau drauffaellt ... :-(

Direkt hinter einer Linkskehre, ca. bei km 7.2, lauerte dann eine
zweite Stufe. Die hatte in der Mitte eine nur halb so hohe Luecke, so
dass man evtl. da durchfahren koennte, aber mit dem Risiko, dass die
Maschine aufsetzt bzw. festgeklemmt wird, oder dass man mit den
Fussrasten haengenbleibt.
Ein XT600-Fahrer betaetigte sich gerade als Strassenbauer, und
wuchtete einen Felsbrocken so hin, dass er als Rampe fuer die Luecke
diente. Damit, und mit Anlauf um die Kehre herum, koennte er das
Hindernis tatsaechlich fahrend ueberwinden. Allerdings lag der Brocken
hinterher wieder ganz woanders, denn 45 Pferde koennen sogar kleine
Berge versetzen.
Ich ging wieder auf Nummer Sicher, und quetschte die XT am Hang
entlang ueber die Stufe. Hilfe leistete dabei ein Paerchen, das seine
alten NVA-MZ-Enduros weiter unten abgestellt hatte: er schob kraeftig,
und sie knipste mit meiner Kamera. :-)

100 Meter vor dem beruechtigten "gespaltenen Felsen", bei km 8.4,
legte ich dann an einer schattigen "Parkluecke" eine Pause ein, und
trocknete erst mal das verschwitze T-Shirt in der Sonne.
Rechts ueber mir befanden sich wohl die beruehmten "zerkluefteten
Felsen des Croce del Vallonetto" (auch das hatte der Enduroatlas-Autor
vom Denzel abgeschrieben...), im Abgrund links unter mir kletterte das
hilfsbereite Paerchen bergwaerts.

Die Passage am senkrechten Hang entlang ist der reine Drahtseilakt:
Teilweise hat die Piste nur noch Enduro-Lenker-Breite, und man muss
ganz genau zielen, z.B. an einem 10cm aus dem Boden herausragenden
Riesen-Nagel vorbei. Die abenteuerlichen Bretterkonstruktionen links
am Abgrund bieten wohl nur psychologische Unterstuetzung, aushalten
duerften die eine umgestuerzte Enduro samt Fahrer wohl nicht.

Zum Glueck ist die Piste hier relativ flach, und es gibt keine
groesseren Stufen und Steine (die losen sind wohl alle schon den
Abhang hinutergekullert), so dass man die Engstelle nach ein paar 100m
Meter hinter sich hat.
Bei km 8.8 laesst man den neuen Grenzpfahl (von 1991) links liegen,
und reist somit nach Frankreich bzw. in eine Art Talkessel (laut
Denzel Clots des Morts/Piano del Morti) ein.
Hier geht es ca. 200m geradeaus, bevor die Auffahrt zum Pass ansteht.
Vor diesem Abschnitt hatte man mich gewarnt: es soll hier, wie auch
direkt unter dem Gipfel, sehr enge Spitzkehren mit Anliegern geben,
durch die man nur kommt, wenn man mit genuegend Gas durchdriftet.

Aber anstatt ein fahrerisches Fiasko erwartet mich hier
Enduro-Fahrspass pur: Die Spitzkehren bestehen nur aus Bobbahn-artigen
Anliegern, die ca 50cm breit und ziemlich tief in den Boden hinein
gefraest worden sind, und die auf engsten Raum eine 180-Grad-Wende
inclusive zwei Meter Hoehengewinn moeglich machen. 
Dank der kurzen Uebersetzung kann ich mit optimaler Geschwindigkeit da
hochfahren, und der Hinterreifen hat auch in jenen Kurven genuegend
Grip, in denen mir ein kleines Baechlein entgegengeflossen kommt.

Wer allerdings eine zu lange Uebersetzung hat und den Motor abwuergt,
oder einen durchdrehenden glatten Reifen, der hat hier ein Problem ...


Bei km 10.9 kommt man dann, schon oberhalb der Passhoehe, die man
nicht ueberquert, an ein paar Ruinen und eine Art Parkplatz.
Hier treffe eine Familie mit Dreikaesehoch-Sohnemann auf zwei
Trialmaschinen, und einen der beiden DT175-Fahrer die uns auf der
Assietta begegnet sind, sowie einige andere von unterwegs. 
Uebrigens sprechen alle deutsch, was wohl hier eine
Selbstverstaendlichkeit unter der Woche ist. Dass der Chaberton am
Wochenende gesperrt ist, liegt wohl weniger an den wilden deutschen
Enduristen, als eher an den Einheimischen, die dann den Gipfel in
Massen stuermen. Anno '92 kamen mir abends sogar einige Opas (GRR
live!) auf der Abfahrt entgegen, teilweise mit dem Enkelsohn auf dem
Sozius, so dass ich unbedingt weiterfahren wollte, denn da wo die
hochkommen, komme ich ja wohl auch hoch ...

Leider bewahrheiten sich die Schneeberichte: die obere Haelfte der
restlichen Strecke ist unpassierbar, ca. zwei Kehren unterhalb der
kleinen Huette muss man seine Maschine abstellen, auch Trials kamen
nicht weiter.
Bei km 11.7 stelle ich meine XT an einer Linkskehre neben einer
Paris-Dakar mit einem WN-Nummerschild (mein Heimatkreis) ab: die Welt
ist klein, Nachbarn trifft man wohl ueberall.
Es ist schon halb fuenf, und er Aufstieg soll eine Stunde dauern, also
mach ich mich auf die Socken. Es ist ziemlich kalt, windig, aber ich
komme trotzdem ins Schwitzen und vor allem ins Keuchen, in der
ungewohnten Hoehenluft.
Unterwegs kommen mir Paps' Kumpels entgegen, und auch der Weinstaedter
BMW-Fahrer, der von mir ein Lob fuer seine Fahrkuenste bekommt:
Respekt, wem Respekt gebuehrt.
Zum Glueck soll noch einer oben sein, denn allein ist mir das zu
riskant, zu so vorgerueckter Stunde.
Beim Aufstieg der Piste entlang wundere mich ueber Drahtseile und
aehnliches Zeugs, das hier wohl als Ueberreste der einstigen
Militaeranlagen noch so auf dem Weg rumliegt. Wohl auch ziemlich
gefaehrlich, das.

Kurz nach fuenf bin ich schon oben: HURRA!, es ist geschafft, wenn
auch ohne meine XT.Rex. Naechstes Jahr versuchen wir es nochmal
zusammen.

Am anderen Ende des schiefen Gipfelplateaus sitzt der zweite
DT175-Fahrer, und bestaunt das Panorama. Gemeinsam vespern wir erstmal
die Reste unseres Fruehstuecks, das ich bis hierher getragen habe,
schiessen Fotos, bewundern die Aussicht, klettern vorsichtig durch den
Schnee zu den Tuermen hinunter, schauen in den gaehnenden Abgrund vor
den Tuermen hinab nach Cesana usw.

Doch kurz nach sechs muessen wir schon wieder bei den Maschinen sein,
da es nur noch max. zwei Stunden hell ist. 

Ich tuckere voraus, der DT-Fahrer direkt hinter mir her. Die Abfahrt
ist auch anstrengend, vor allem fuer die Arme, die abwaerts einen
grossen Teil des Koerpergewichts tragen muessen. Auch ist genausoviel
Konzentration noetig, wie bei der Auffahrt.
Zum Glueck bremst der Motor gut genug, so dass ich weder vorne noch
hinten bremsen muss, und zur Not "fusseln" kann. Trotz einiger
Verschnauf- und Fotopausen (wenn ich schon mal hier bin, will auch
auch alle meinen Film verschiessen!) kommen wir gut voran, wenn ich
auch zweimal ins Straucheln komme:
An einer der Stufen rutscht mir das Vorderad weg, ich kann die
Maschine gerade noch abfangen. 
Ziemlich weit unten, auf dem Geroellstueck am Hang entlang vor dem
Bach, bin ich zu uebermuetig, unkonzentriert und zu schnell, und die
XT springt aus der Spur und rechts auf den Abgrund zu. Im letzten
Moment kann ich die XT jedoch irgendwie in den Griff bekommen (sonst
koennte ich diesen Text jetzt wohl nicht tippen...). Uff!
Mein Begleiter dazu: "Ich dachte schon, jetzt muss ich ihn aus der
Schlucht fischen!"

Nur eine knappe Stunde dauerte die Abfahrt, im Gegensatz zu den 2.5
Stunden aufwaerts, incl. Pausen.
Am Brunnen in Fenils warten die Kumpels des DT175-Fahrers, darunter
der DR350-Typ, sowie das MZ-Paerchen, bei denen ich mich nochmal fuer
die tatkraeftige Hilfe bedanke.
Beim Benzinreden stelle ich fest, dass einige schon mehrmals auf dem
Chaberton waren, und nur deshalb heute nicht zu Fuss hochgelaufen
sind, so wie wir Neulinge.
Sie meinen, dass die Piste noch nie so schlecht war wie diesmal.



Fortsetzung folgt! (Ja, eine wueste Drohung, das! :-) )

Ausserdem werde ich den Bericht irgendwann mal zusammen mit Fotos zu
einem Update meiner Homepage verwursten.


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I  XT /~~~~        http://home.pages.de/~matthead/
I  500\_____ 
 \____/\__I_I      1977' Yamaha XT.Rex 500 Enduro