From: Kay Marquardt, kay@rrr.net
Subject: Kay's Alpentour Bericht - Teil 2
Date: 19 Sep 1996 15:13:46 GMT
Organization: ?

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  Kay's Alpentour Bericht - Teil 2
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Von Regen in die Traufe -  Dienstag, 27. August

  Heute  morgen  zeigt sich der Himmel etwas weniger bewoelkt und das  ist
  gut  so, denn wir verlegen heute die ganze Tour ins Tessin.  Die  Koffer
  sind  recht schnell gepackt und beim Verpacken des Kommadozelts gibt  es
  wieder  die  ueblichen  Fragen:  "Wie?  Das Riesenzelt passt  in  dieses
  kleine   Ding?".    Ein  Hoch  auf  Dirk   der  mir  den  Tip  mit   den
  Kompressionssaecken   gegeben  hat.   Die   meisten  wollen  ueber   den
  Spluegenpass  und den St.Bernadino zum Lago Maggiore fahren, aber leider
  liegt Livigno nicht auf dieser Strecke.  Zusammen mit Matthias fahre ich
  ueber  den Umbrail und das Stilfser Joch nach Livigno.  Am Stilfser Joch
  kommen  uns  wie immer diese verrueckten Radler entgegen, die  sich  den
  Berg   hochquaelen   und   einer  von   denen  hat  doch   glatt   einen
  Kinderanhaenger  dabei!  Kurz vor der Grenze zu Livigno passe ich  einen
  Moment  nicht  auf und schon faehrt ein 5'er BWM neben mir  und  draengt
  sich  zwischen  mich und Matthias, das ist Italien!  Obwohl  die  Virago
  recht  flott  geflogen  ist,  hat es etwas  laenger  gedauert:   Ankunft
  Livigno  12.15 Uhr und ich lerne das auch unter der Woche die Geschaefte
  hier Mittagspause machen!

  Was  solls, sagen wir uns und steuern erst einmal wieder das Kaffee  vom
  Sonntag  an  und  machen auch Mittagspause.  Anschliessend  bummeln  wir
  nochmal  durch  Livigno und hoffen das irgendein Laden doch  offen  hat,
  Fehlanzeige!   Also, ab an die bekannte Muenztanke und dann weiter.  He,
  da steht ja DC am Strassenrand!  "Ey Leute, da ist ein Laden der hat ein
  riesiges  Fenster  voll  mit  Sprit!"  Nach  einem  Blick  auf  die  Uhr
  entschliessen wir uns doch noch das Ende der Mittagspause abzuwarten und
  noch  etwas  einzukaufen.   Anschliessend geht es weiter  ueber  Bernina
  Pass,  St.Moritz  und Maloja Pass Richtung Comersee.  Dort kenne ich  in
  Sondrio  eine kleine Pizzeria in der es echte Holzofenpizza und huebsche
  Toechter als Bedienungen gibt.

  Waehrend  wir gemuetlich unsere Pizza verspeisen, schaut eine Gruppe  um
  Paps  und Spidey kurz herein und und erzaehlt etwas von Regen.  Draussen
  meint  auch  der Himmel "Regen" und wir werfen uns ins  Gummizeug.   Bis
  Lugano  haelt  es noch, dann oeffnet der Himmel seine Schleusen und  wir
  fahren  im  gleichmaessigem Platzregen ueber Bellinzona und Locarno  bis
  ins Centovalli.  Der einzige Lichtblick ist der Tunnel bei Locarno, dort
  ist  es warm und trocken.  Auf dem Zeltplatz sind die anderen schon  mit
  dem  extra zur Stahlarschtour angereisten Toeff am feiern und ich spuere
  nach  dem  antesten des von Livigno mitgebrachten Jacky  keinerlei  Lust
  mein  Zelt  im  nassen  aufzubauen und beschliesse  die  Nacht  zwischen
  Flipper  und  Videogame auf dem Boden zu verbringen.  Nacht Paps,  nacht
  Spline ...

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Das Grosse Trocknen -  Mittwoch 28. August

  Strahlender  Sonnenschein treibt mich ins Freie, gibt doch noch so etwas
  wie  schoenes Wetter in den Alpen?  Auch in den Zelten regen die  ersten
  Fruehaufsteher  und  nach  einem ordentlichen  Fruehstueck  beginnt  das
  grosse Trocknen:  Auf einer riesigen Flaeche wird alles ausgebreitet was
  am  Vortag  nass  geworden  ist.  Die  Kroenung  ist  die  Trockenleine,
  zusammengebaut  aus  allem was nicht Niet- und Nagelfest  ist,  entsteht
  Stueck  fuer  Stueck ein abenteuerliches Gebilde das den Weissen  Riesen
  vor  Neid  erblassen  laesst.   Mittlerweile steht auch  mein  Zelt  und
  aufgrund der exorbitanten Preise verfallen wir auf die Idee das Iglu von
  Paps in meinem Vorzelt aufzustellen:  Passt prima!

  Bei  so  einem Wetter muss das Motorrad bewegt werden, da wir aber  auch
  noch einkaufen wollen, entschliessen sich ein paar Leute ueber den Umweg
  durchs  Centovalli und ein paar Nebenstrassen an den italienischen  Teil
  des  Lago  zu  touren  und dort einen Supermarkt  zu  ueberfallen.   Das
  Centovalli  ist schon ein Genuss, aber die Nebenstrasse ist  gigantisch.
  Der erste Teil fuehrt zu naechst bergauf und wird immer enduromaessiger,
  dann  folgen  aber 20 km feinste Kurven!  Ein Gedicht aus sich  staendig
  abwechselnden  schnellen Kurven, wunderbarem Geschlaengel, engen  Kehren
  und   schmalen,  am  Berg  klebenden   Abschnitten  und  das  alles  mit
  wunderbarem Strassenbelag.  Hier gibt es nur eins:  freies Heizen!  Nach
  dem  obligatorischen Warten auf den Rest der Truppe in Cannobio geht  es
  zum  Geldwechseln  und anschliessendem pluendern des Supermarkts.   Beim
  Kaffee  im schoensten Sonnenschein am Ufer des Lago bin ich mit mir  und
  der Welt zufrieden.

  Mittlerweile  ist  Marc auf dem Campingplatz schon eifrig am kochen  und
  obwohl  ich  eigentlich  helfen  wollte,   komme  ich  gerade  noch  zur
  Essenausgabe.  Da war der Hunger etwas groesser als die Geduld.  Hoppla,
  da  kommen ja auch Ratbike und Doerte, die heute morgen klammheimlich zu
  einem  Bergsee gefahren sind und den Rest des Tages dort verbracht haben
  ... .  So  nach   und   nach steigt   die  Stimmung,  wie  jeden  Abend,
  proportional  mit der Menge des vernichteten Alkohols und dann  passiert
  es:   Schrom wird, im Vorgriff auf seinen Geburtstag, in einen  Wikinger
  mit  Zoepfen und Helm verwandelt.  Heute Nacht stoehrt mich nicht einmal
  das Schnarchen von Olaf ...

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Aluarsch Tour - Donnerstag, 29. August

  Heute  ist  es  soweit:  Fahren, fahren, fahren  -  die  Stahlarschtour!
  Irgendwie  muss der gestrige Abend doch etwas heftig gewesen sein,  denn
  es  kommt keiner so richtig in die Gaenge.  So nach und nach rafft  sich
  einer  nach  dem  anderen auf und ein Teil will aus  der  Stahlarschtour
  wenigstens  eine Eisenarschtour machen.  Wie ueblich (?) ist DC noch  am
  rumwuseln  nachdem  die  anderen  schon   abgefahren  sind,  nichts  wie
  hinterher  DC!  So gegen 11.00 Uhr ist es auch dafuer etwas zu spaet und
  ich breche mit Schrom und BigTwin zur Aluarschtour auf.

  Es  geht  via Centovalli nach Domodossola und weiter ueber  den  Simplon
  nach  Brig.   Irgendwann unterwegs meint BT ich solle nicht  so  schnell
  fahren,  wir  seinen  nicht mehr in Italien, aber so macht  der  Simplon
  keinen  Spass.  Weiter geht es ueber Muenster und den Furka Richtung St.
  Gottard.   Unterwegs  treffen  wir immer wieder auf Matwa,  der  gleiche
  Strecke alleine faehrt damit er in Ruhe fotografieren kann.  Jetzt kommt
  der  beste  Teil:   Die  Aufahrt zum St.Gottard  von  Ariolo  ueber  die
  Tremola.  Das Kopfsteinpflaster verunsichert mich zunaechst so sehr, das
  BigTwin  vorausblaest  und mich meinem Schicksal ueberlaesst, dann  aber
  macht  es  richtig  Spass!   Kaum  stehen wir  zur  Fotosession  an  der
  Gedenktafel kommt ...?  Richtig, Matwa.  Am Oberalp stellt BigTwin seine
  Muehle  nach  einer  Baustelle quer ohne hinzufallen und Olaf  wird  von
  einer  Dose  ausgebremst.  Das erfahren wir allerdings erst in der  Rast
  auf  dem Lucmanja, wo Olaf auch meinte er habe die Eisenarsch-Fahrer von
  hinten  aufgerollt  und dann abgehaengt.  Der Rueckweg ueber  Bellinzona
  zieht  sich  doch  etwas und wir sind froh wieder auf dem  Zeltplatz  zu
  sein.

  Spaet  in  der  Nacht  kommen Marc und ein  weiterer  Fahrer,  die  sich
  ebenfalls  von  den Eisenarsch-Fahrern getrennt haben um  die  komplette
  Stahlarschtour  zu fahren.  Recht so Jungs!  Am letzten Abend auf diesem
  schoenen  Campingplatz  steigt Schroms Geburtstagsparty, Sekt  und  Bier
  fliesst,  wie bei solchen Gelegenheiten ueblich, in Stroemen.  Doch alle
  wissen:   Dies  ist noch nicht das letzte Besaeufnis auf der  Alpentour,
  Reinach wir kommen ...

  "trinken literweise Bier, ..."

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Diesen Bericht und mehr gibt es unter:
http://www.rrr.net/kay/alpen96

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Kay, Worms, Germany       / rrr#69 hc (26,81) -- kay@rrr.net
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VORANZEIGE: Schwarzwald Party-Tour, Todnau (Freiburg), 11.-13. Oktober
	    Moppedfahrer auf Ski,  Faschina (Damuels), 18.-26. Januar'97