From: Florian Ilgenfritz, flo@flo.franken.de
Subject: Bericht: O-Fahrt Franken (lang)
Date: 16 Sep 1996 00:48:00 +0200
Organization:


Tag zusammen!


Nachdem ich gestern wohlbehalten und ziemlich dreckig von der O-Fahrt  
zurueckgekomen bin, hier nun mein Bericht:

Hindernis No. 1: Aufstehen um 7.00 Uhr. Dabei wuszten wir zu der Zeit
noch garnicht, ob wir ueberhaupt mitfahren wollen, da das Wetter am
Vortag suboptimal war, um nicht zu sagen saumaeszig.
Um 8.00 Uhr ruft dann mein Freund (Udo) an. Ja, geschlossene Wolken-
decke und nasse Straszen, aber irgendwie hab' ich schon Lust. Gut.
Wir fahren also.

Der erste Treffpunkt fuer mich ist die Bushaltestelle an der Haupt-
strasze um 8.15 Uhr. Schnell in's Leder schmeiszen, Schreibzeug zusam-
mensuchen und auf's Mopped schwingen. Schei**e, springt mal wieder
nicht so ganz an. Also erst um 8.20 Uhr am Treffpunkt, ist aber sowie-
so noch keiner da.
Um 8.30 Uhr werd' ich langsam unruhig. Soll ich ihnen entgegenfahren?  
Nein, dann verpasz' ich sie garantiert. Zehn Minuten spaeter kommen
dann zwei mir bekannte Moppeds die Strasze entlang, Udo auf seiner
GS 500 und Axel mit der NX 250. ,,Wir muszten bei der Domi noch die
Kette richten, die war unbelastet auf Anschlag gespannt.'' Verstaend-
lich. Und wo sind die anderen? ,,Die XS 400 vom Carsten laeuft irgend-
wie nicht und der Ralf mit der GSF 600 musz arbeiten.'' Also waren wir
nur zu dritt.

Um 9.00 Uhr kommen wir dann bei der BMW-Niederlassung an, eigentlicher
Treffpunkt war um 8.30 Uhr. Allerdings stehen noch ca. 30 Motorraeder
auf dem Hof, war also anscheinend noch nicht ganz zu spaet.

Angemeldet, RoadBook abgeholt, Kaffee geholt, hingesetzt. Man musz
dazu sagen, dasz es fuer uns drei die erste Orientierungsfahrt war.
,,Hm, hat jemand ne Karte dabei?'' ,,Noe.'' ,,Nee.'' ,,Aber schau
mal, die haben alle die gleiche, ist ja auch logisch.'' Axel geht
und fragt nach Karte. BMW-Tante: ,,Ja, klar kriegt ihr die von uns,
kostet allerdings 8,80 DM.'' War wohl nix mit kostenloser Tour. ;)

Nach ca. 20 Minuten hatten wir die 15 Stationen eingetragen, nachdem
wir uns vom freundlichen BMW-Team noch ein Lineal geliehen hatten.
Als wir uns dann auf den Weg machten, waren nur noch drei von insge-
samt ca. 15 Gruppen da. Zwischenzeitlich hatte es zu regnen angefan-
gen. Der Oberbetreuer schob Panik: ,,Ihr mueszt jetzt wirklich lang-
sam los, wenn ihr euch nicht beeilt, schafft ihr's bis 18.00 Uhr be-
stimmt nicht mehr! Und haltet euch an den Stationen nicht zu lange
auf, wenn ihr was nach zehn Minuten nicht gefunden habt, dann fahrt
einfach weiter. Aber bitte jetzt nicht rasen, denn an die StVO musz
man sich auch heute halten!''
Kilometerstand abnehmen lassen und los ging die wilde Fahrt.

Gleich bei der ersten Station dann Hindernis No. 2: Der zu findende
Waldweg war auf der Karte nach rechts abzweigend eingetragen, blosz
nach rechts ging einfach kein Weg weg. Dreimal auf der Landstrasze hin
und her gefahren, sehen wir eine Gruppe ueber die Bruecke ueber uns
fahren.
[BTW: Diese Gruppe war sehr interessant zusammengestellt: Eine
BMW Paris-Dakar, eine R80GS, eine R11GS und drei Viragos. :-)]
Wie gesagt sehen wir also diese Leute und wollen natuerlich hinterher.
Leider geht das nicht so ohne weiteres, die Domi will irgendwie nicht
losfahren. Nach zehn Minuten stellt sich heraus: Irgendwas an der
Kupplung im Eimer, man zieht die Kupplung, legt den Gang ein, laeszt
die Kupplung kommen...und nichts passiert. :-/

[Kleiner Nachtrag: Wir sind gerade mit der Dose und `nem Packen Werk-
zeug nochmal rausgefahren. Im ersten Gang konnte man bei nicht gezo-
gener Kupplung die Kiste bequem vorwaerts und rueckwaerts schieben,
und dabei kam so ein komischen Klappern aus der Getriebegegend.
Also Deckel vom Antriebsritzel abgeschraubt und schon kam uns selbiges
entgegen. Bei naeherem Hinsehen: Das Gewinde des Ritzels war abge-
brochen gewesen und ein besonders schlauer Vorbesitzer (das Ding hatte  
sage und schreibe acht davon, bei Baujahr 88!) hat das Ritzel dann
auf der Getriebeachse wieder *festgeschweiszt*!
Was mir aufgefallen ist: Innerhalb von ca. 45 Minuten, die wir im  
Straszengraben verbracht haben und eingeschalteter Warnblinkanlage
haben drei Leute gehalten, allesamt Dosentreiber. Von den (wirklich!)
zahlreichen Motorradfahren hat sich keiner um uns geschert. Nur so am  
Rande.]

Axel also hinten auf die GS und wir (da waren's nur noch zwei) ueber
besagte Bruecke. Die weitere Loesung der Aufgabe kein Problem, aller-
dings sollte uns dieser schmutzig-feuchte Waldweg schon einmal auf das
einstimmen, was uns noch erwartete.

Ungefaehr fuenf der 15 Aufgaben fuehrten uns naemlich auf Schotter-
Wald- und Wiesenwege, auf denen wir die kleine Dominator (die IMHO  
uebrigens einen verdammt coolen Sound hat) gut haetten gebrauchen
koennen! Besonders beliebt scheint in dieser Gegend (Nuernberger Land,
ca. 30 km Umkreis um Nuernberg) zu sein, auf einem Schotterweg den
Schotter wegzulassen, was im Endeffekt eine harte, beige, mit feinem
Staub bedeckte Oberflaeche ergibt, die bei Naesse natuerlich besonders  
viel Spasz macht.
Als Trost blieb uns immer der Gedanke, dasz die drei Viragos den GSen
auch immer hinterher fuhren.
Dieser Trost wurde allerdings jaeh zunichtegemacht, als wir waehrend
einer Raucherpause einen dieser Viragofahrer trafen: ,,Des kenner die
vergess'n, dasz *iiich* denne do nummol hinderherfoohr! Schau der amol
mein Bock o, wie der ausschaut!!''
Die Boecke sahen tatsaechlich nicht ganz frisch aus, in saemtlichen  
Bereichen, an die auch nur theoretisch Spritzwasser hinkommen kann,
waren sie ueber und ueber mit einer feinen bis groben Schlammschicht
bedeckt.

Als kleiner Zwischenfall muszte dann natuerlich noch folgendes passie-
ren: In einer schlammigen Kurve war ich mal eben etwas zu schnell,
beim Bremsen mit minimaler Schraeglage in einen Schlammbatzen gekommen
und schon ist das Vorderrad weg. Bremshebel (kurzzeitig) verbogen,  
Fuszraste eingeklappt, Dreck an der Kleidung, also mit anderen Worten:  
Rein garnichts passiert! :-)

Allerdings aeuszerte sich das sowieso schon schlechte Startverhalten
der Z nach diesem Sturz besonders krass: Sie sprang garnicht mehr an.
Also anschieben.
(Werde demnaechst mal die Kohlebuersten ueberpruefen muessen, nach ca.
50 Mm duerfen die glaub' ich auch mal Pause machen. :-)

Die anderen Aufgaben lieszen sich mehr oder weniger ohne Probleme und
(teilweise) mit viel Glueck recht flott loesen.
Aufgabe No. sonstwas lautete: ,,Vorsicht Hochspannung! 7+1=Buchstabe!''
An dem anzufahrenden Punkt, der sich als Parkplatz entpuppte, verlief  
nebendran eine Hochspannungsleitung. Links vom Platz Mast Nummer
sieben, rechts vom Platz Nummer acht, an dem eben der Buchstabe ange-
bracht war. Allerdings hatten wir dermaszen einen Blackout, dasz wir
da wohl nicht draufgekommen waeren wenn der Udo nicht ausgerechnet an
Mast Nummer acht seine Pinkelpause eingelegt haette! (,,Ich bin so
froh, dasz ich kein Maedchen bin...'' :-)))

Zwischendrin haben dann immer ein paar Streckenposten mit Getranken
und Hefezopf auf die hungrigen Fahrer gewartet, die 8,80 DM fuer
die Karte hatten wir schnell wieder drin. :-)

Alles in allem hatte die Zeit dann locker gereicht, wir kamen eine
halbe Stunde vor Wertunsschlusz als Fuenft- oder Sechstletzte Gruppe
am Kinocenter an. Der nette BMW-Mann ist anscheinend wirklich davon
ausgegangen, dasz man sich unterwegs an die Geschwindigkeitsbegren-
zungen haelt... :-)

Im CineCitta (Kinocenter) bekam man dann Gutscheine fuer Essen und  
Getraenke sowie einen kostenlosen, reservierten Stellplatz im Park-
haus, das zu dieser Zeit (Samstag Abend) offiziell bereits als
,,belegt'' ausgeschildert war.
Die davor wartenden Dosentreiber haben ganz schoen geglotzt, als
achtzig Motorraeder einfach so an der Schranke vorbeigewunken wur-
den... 8-O
(Was sich als sehr gefaehrlich herausstellen sollte, denn einer der
beiden Winker meinte, er muesse unbedingt alle paar Sekunden spora-
disch per Knopfdruck die Schranke auf- und zumachen, so dasz einige
Motorradfahrer fast geroffen wurden...)

Neben dem Garagenstellplatz waren auch zahlreiche Tische reserviert.
Wir hatten dann sogar die Ehre, zufaellig mit der Redaktionsspitze
der ,,ZWEIRAD'' an einem Tisch zu sitzen.
Der Chefredakteur (Matthias) hatte uebrigens eine Nikon F-sonstwas
- auf jeden Fall elektronische Spiegelreflex - dabei, was IMHO darauf  
schlieszen laeszt, dasz die modernen SLR-Kameras eventuell auch touren- 
tauglich sind.
(Werde demnachst mal meine EOS 100 auf den Schotterpisten der O-Fahrt
probeweise mitfahren lassen! :-)

Ab 18.00 Uhr dann buntes Unterhaltungsprogramm.
Ein - offensichtlich italienischer Komiker - hatte sein Programm an- 
scheinend extra fuer Motorradtreffen ausgelegt, er hatte einige wirk-
lich gute Gags im Programm.
Einer davon: Ein selbstgebauter Schobber. Bestehend aus Fahrradsitz-
bank mit extrem hoher Rueckenlehne, einer langen, flachen Gabel mit
Magura-Stummellenker und fuer den richtigen Sound einer Tuba unter
der Sitzbank montiert, die er ueber einen Schlauch waehrend einer
Rundfahrt durch die Halle bediente! Echt klasse!! :-)

Die Siegerehrung wahr fuer 19.00 Uhr geplant, fand aber erst so gegen  
20.00 Uhr statt. Genannt wurde die Gruppe mit den meisten gefahrenen  
Kilometern (letzter Platz und Sonderapplaus), die ersten fuenf Plaetze
(keine Fehler) und die Gruppe mit den wenigsten gefahrenen Kilometern,
die aber leider einen Fehler bei der Beantwortung der Fragen gemacht  
hatten. Damit das beim naechsten Mal icht nochmal passiert, bekam jeder  
aus der Gruppe eine Flasche Visirrreiniger.

Dann die Plaetze fuenf bis eins. Was die Fuenften bekamen weisz ich
leider nicht mehr, aber die einzige Frau dieser Gruppe fuhr eine
R80GS, was den Moderator (den BMW-Teamleiter) zu der Frage veran-
laszte: ,,Du faehrst ja eine R80GS, ich denke mal, damit hast du die
Gruppe so ein biszchen angefuehrt, oder?'' Antwort: ,,Hae? Noe.''
Schallendes Gelaechter im Saal, naechster Programmpunkt. :-)

Die Vierten bekamen je einen Liter Oel, die Dritten je eine Kino-
karte. Die Kinokarte kostet derzeit maximal 15,- DM, was bedeutet,
dasz das Oel der Vierten weniger als 15,- DM pro Liter wert war...

Zweiter Platz: Jeder ein T-Shirt, die Ersten dann eine Einladung zu
einem Go-Kart-Rennen im Herbst.
Ueber die Auswahl und den Wert der Preise wunderte sich so mancher.

In der Gewinnergruppe war sage und schreibe EINE BMW dabei.

Wir hatten bei 15 Fragen einen Fehler drin, weil wir uns vernavigiert  
hatten und der von uns auf der Karte markierte Punkt zufaellig genau
auf eine Landstrasze lag. Dumm gelaufen. Daher hatten wir vermutlch
auch einiges an Kilometern zuviel gefahren.

Vielleicht waren die Auswerter auch einfach nur von unseren Kilo-
meterstaenden verwirrt, denn waehrend mein Tageskilometerzaehler und
der BC 700 beide runde 250 km gezaehlt hatten, betrug die Differenz
vom notierten Abfahrtskilometerstand und der aktuellen Gesamtfahrlei-
stung nur ca. 130 km. :-/

Wir wissen leider nicht, welchen Platz wir belegt haben. Da wir aber
nicht genannt wurden, muessen wir irgendwo zwischen 5 und siebzehn
gelegen haben. :-)



Einige Daten:

Gemeldete Teilnehmer: ca. 200
Mitgefahrene   "    : 79
Gefahrene Kilometer : ca. 250 (pro Mann unserer Gruppe, geht mit            
                               Sicherheit auch weniger...)
Unfaelle            : 0
Ausfaelle           : 1-2
Gesamtzeit          : 9 Stunden (wir)
reine Fahrzeit      : ca. 5 Stunden (wir)
Durchschnittsverbr. : ca. 5,2 l (ich, aeh, mein Mopped natuerlich! :)

Der BC 700 meldete einen Schitt von 47 km/h.


Insgesamt bleibt ein sehr gutes Gesamtergebnis. Sehr gut organisiert,  
schoene Strecken, sehr viel Spasz und nette Leute.

Fuer's naechste Mal wollen wir uns angesichts der diesjaehrigen  
Streckenfuehrung und unseres Ergebnisses mehrere LC4s, einen eigenen
Versorgungstruck, GPS-Systeme und Baehr-Gegensprechanlagen zulegen,
dann sind wir praktisch unschlagbar! :-)




flo


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gleich ein Toter im Winkel liegt. -- koellner@chaplin.fernuni-hagen.de