From: Thomas Kittel, ctk@rz.uni-jena.de
Subject: Alpentour nach Monza
Date: Fri, 13 Sep 1996 12:21:55 +0200
Organization: Otto-Schott-Institut fuer Glaschemie

Hi all,
der liebe GRR#20 hat Probleme mit seinen News. Deshalb mache ich
mal Relais.

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Wie schon angedroht, eine kurze Beschreibung meines Abstechers zum
Formel 1 Grand Prix von Italien in Monza. Keine Angst, nur die Tour -
nichts vom Ereignis selbst!

Das Team bestand aus 3 Jungs (Ralf-1 Honda Africa Twin, Ralf-2 BMW
R1100GS und mir auf einer BMW F650).

Abfahrt war am Donnerstag, 05.09., in München; Stimmung bestens, Wetter
schlechtestens (strömender Regen bis Garmisch). Auf der Auffahrt zum
Fernpaß trocknete es langsam ab, während des dort eingenommenen
Frühstücks holte uns der Regen aber schon wieder ein. Die Gore-Klamotten
haben aber relativ dicht gehalten.

Runter nach Imst im Regen und Richtung Pitztal, da wir über die
Pillerhöhe fahren wollten. Das war in der d.r.m. 'mal ganz nett
beschrieben, der Abstecher hatte sich dann auch wirklich gelohnt.
Besonders für Ralf-1: der war skeptisch bezüglich der Theorie, daß
bergab Schotterpassagen bei Nässe ganz besonders glatt sind. Auf der
Strecke runter nach Fließ hat er's dann wissen wollen, ein heftiger
Vorderradslide war die nicht überraschende Folge. Die Africa Twin
quittierte den unweigerlichen Sturz mit Schrammen links (Sturzseite) und
die Verkleidung ihren Unwillen über die sturzbedingten Verspannungen
durch einen 25 cm langen Riß rechts (!); Weiterfahrt war aber möglich.

Hoch zum Reschenpaß hörte es dann endlich dauerhaft auf zu regnen. Es
war immer noch kalt, aber die Klamotten konnten trocknen.

Nächstes Ziel war das Stilfser Joch. Muß in diesem Umfeld wohl nicht
näher beschrieben werden; es war trocken, also toll! Oben hat allerdings
ganz leicht geschneit.

Unten in Bormio kam dann total die Sonne durch und es wurde sogar
richtig
warm; also Mittagessen auf der Terrasse, das hätte am Morgen niemand
erwartet!

Danach ging's dann hoch zum Gavia. Auch der dürfte hier bekannt sein,
also keine weitere Beschreibung, außer daß die Schotterpassagen bergab
bei Sonne einfach genial sind!

Nach einem kurzen Stück Landstraße (via Edolo, Forno Allione) führte die
Tour auf einen Paß namens Passo di Vivione.
Dies war das vielleicht der schönste Abschnitt der Fahrt. Der Paß führt
bis auf 1.828 m, die Straße ist i.d.R. nur 2 m breit und windet sich in
endlosen Serpentinen durch wunderschönen Bergwald hoch auf die Paßhöhe.
In jeder Kurve ein anderes Panorama, die umliegenden Berge sind z.T über
3.000 m hoch, die Ausblicke unglaublich.

Daran schloß sich nahtlos der Passo di Presolana an, der allerdings
nicht mehr ganz so traumhaft war.

Der Rest bis Monza war Landstraße (via Bergamo - Ponte San Pietro).

Fazit der Hinfahrt: eine tolle Alternativroute wenn man in den Raum
Mailand will und die öden Autobahnen vermeiden möchte.

Nach dem Ereignis (kann woanders nachgelesen werden) ging es dann wieder
Richtung Norden. In Ponte San Pietro kamen wir wieder auf die Straße,
auf der wir schon hergekommen sind.

Diesmal aber ging es gleich hoch in die Berge, Richtung San Pellegrino
Terme (richtig, wo das Sprudelwasser herkommt!). Dieser Ort ist
irgendwie in den 20er Jahren stehengeblieben. Beherrscht wird er von
einem Grand Hotel, wie es sich auch in Monte Carlo nicht zu verstecken
brauchte, nur das es hier geschlossen und die alte Pracht nur noch zu
ahnen ist.

Die Strecke führte weiter hoch zum Passo di San Marco (1.992 m). Auch
dieser Paß ist absolut empfehlenswert und somit einen Umweg wert. Wie
der Passo di Vivione ist es eine kleine Nebenroute, wenig befahren und
dementsprechend schmal. Übrigens wird an beiden Pässen aus eben diesem
Grund wohl auch an der Beschilderung gespart, die meisten Kehren erkennt
man erst, wenn man drinnen ist!

Dann auf der Landstraße bis Chiavenna und in einem kleinen,
motorfahrerfreundlichen Hotel übernachtet. Am nächsten Tag stand als
erstes der Malojapaß auf dem Programm. Der ist nicht die riesige
Herausforderung, war aber schön zum warmfahren. Trotz strahlendem
Sonnenscheins war es nämlich zapfig kalt.

Über Sankt Moritz ging es als nächstes hoch zum Bernina und dann nach
der Paßhöhe gleich hoch auf die Forcola di Livigno. Die macht zum Fahren
wieder richtig Spaß. Livigno selbst ist aus irgendwelchen Gründen
Zollfreigebiet, also Pause zum Einkaufen und Tanken (Liter Super
bleifrei 0,95 DM!). Aber Achtung, der italienische Zoll achtet bei der
Ausreise streng auf die EU-Freigrenzen!

Anschließend standen als nächstes die Pässe d'Eira und Foscagno im
Roadbook, insbesondere der Foscagno ist den Umweg wert.

Der Logik der Straße gehorchend ging's dann wieder Richtung Stilfser
Joch, allerdings nicht bis ganz hoch sondern nur bis zum Abzweig
Richtung Umbrail-Paß.

Oben auf demselben gelangen uns die schönsten Fotos der ganzen Tour, mit
den Moppeds bei strahlender Sonne durch den Schnee!

Bergab (also Richtung Norden) ist z.Z. (?) Baustelle, lange
Schotterpassagen.

Der Rest war dann wie die Hinfahrt (Reschenpaß - Fernpaß). Den logischen
Umweg übers Timmelsjoch haben wir uns dann geschenkt, das ist von uns
aus nur eine Tagestour.  :-))

Bei näherem Interesse kann ich gerne mit Detailinformationen dienen; da
ich z.Z. keinen Zugriff auf Newsgroups habe, bitte Kontakt über E-Mail
(s. .sig).


Und ab!
Toscha

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For those about to rock:
We salute You!

Shoutin' loud and proud:    GRR #20



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* Thomas Kittel     GRR 9             Friedrich-Schiller-Universitaet JENA *
*                                     Chem.-Geowissensch. Fakultaet        *
* ZX-9R             @irc              Institut fuer Glaschemie             *
*                                     Labor fuer Lichtmikroskopie          *
**Als niemand mehr an die Goetter glaubte, gingen sie ihrer Wege.**F. R.****