From: Matthias Lieth, matthias.lieth@fernuni-hagen.de
Subject: BLOED: Verwuestungen der Alpen
Date: Tue, 13 Aug 1996 09:43:14 +0200
Organization: FernUniversitaet Hagen -Gesamthochschule-

Hallo Leute, hier die Abschrift aus der heutigen abhängigen und
parteiischen

BLOED - Verwuestungen der Alpen

drm - Erst zum heutigen Tag hat die Polizei die Nachrichtensperre
aufgehoben: die Rocker-Rüpel schlagen nun auch im südlichen 
Europa zu! Laut Presesprecher B. Luege war der Sondereingreiftruppe
'KRAD' schon seit langem bekannt, daß die inzwischen einschlägig
bekannte Gruppe ihre Aktivitäten nach Süden ausdehnen wolle. Dies
sei eindeutig die Folge der KRAD, die den Rockern mit Radarüber-
wachungen und gemeinen Schlaglöchern das Leben schwer macht.
"Bereits im Vorfeld gelang es, bei einem der Rocker die Bremsan-
lage zu beschädigen", so Luege. Eine weitere Maßnahme sei das 
Entfernen des Grips in einer Spitzkehre gewesen. Durch diese
Aktion konnte prompt ein anderer Rocker zu Fall gebracht werden.
Beide fuhren aber Motorräder eines bayrischen Herstellers, die 
sich durch besondere Robustheit auszeichnen. Die getarnten Beobachter
konnten deshalb nur feststellen, daß der erste Versuch, die Gefahr
einzudämmen, gescheitert war.

BLOED hatte inzwischen Gelegenheit, eigene Reporter in das 
Krisengebiet zu schicken, um aus erster Hand berichten zu können.
Aus informierten Kreisen der österreichischen Regierung wurde
so bekannt, daß schon vor Gründung der KRAD Maßnahmen ergriffen
wurden. Es wurden sog. Maut-Stationen errichtet, um den Rockern
durch unverschämte Gebühren die Weiterfahrt zu vermiesen.
Offensichtlich hatten sich die Rocker aber bereits im Vorfeld durch
Überfälle mit genügend Bargeld versorgt, so daß auch diese Maßnahme
nicht den gewünschten Erfolg hatte.

Bessere Ergebnisse erzielten die Behörden in Canazei, einem 
unschuldigen Touristenort. Nachdem dort alle Urlauber in einer
Blitzaktion evakuiert  und durch getarnte Beamte ersetzt worden 
waren, traute sich der Besitzer des besetzten Hotels, Schadenersatz
von einigen betrunkenen Rockern zu verlangen. Die Männer waren so 
verblüfft angesichts einer solchen Dreistigkeit, daß sie 
anstandslos bezahlten. Der Zorn entlud sich am nächsten Morgen.
Die einzige Tankstelle des Ortes wurde geplündert, ein Rocker
raste auf der Suche nach Nahrung mehrmals über die Kreuzung, ohne
durch einen Helm getarnt zu sein. Ein gutmütiger Beamter, der 
inzwischen wegen Konspiration vom Dienst suspendiert ist, versuchte
zaghaft, auf die Gefahren bei einem Sturz hinzuweisen, fand jedoch 
kein Gehör. Die Rocker, die am Abend zuvor noch einem Bus zujubelten,
weil sie ihn für eine TRX hielten (dieser Fachbegriff konnte bisher
nicht entschlüsselt werden; Experten vermuten jedoch eine ähnliche
Bedeutung wie bei TNT), teilten sich, um die Verfolgung zu erschweren.
Die Polizei, inzwischen durch KRAD verstärkt, fand Zeit für erste
Analysen. Es stellte sich heraus, daß auch eine Menge österreichischer
Rocker zur Gang gehören. Laut KRAD ist es höchst besorgniserregend,
daß inzwischen schon öffentlich, in einschlägigen Magazinen, um
Kontaktaufnahme der Rocker gebeten wird. Dabei findet eine Code-
sprache Verwendung, so ist z.B.  von Spätbremsern und Kofferbepackten
die Rede.

Im Laufe der nächsten Tage zieht sich die Spur der Verwüstung weiter
Richtung Süden. Vorsichtige Versuche, die Rocker durch Verstecken
von Handschuhen, lösen der Geschwindigkeitsmeßeinrichtung und 
Aufbrechen der Gepäckverankerung aufzuhalten, scheitern. Einer der
Rocker, der mag, wenn die Leute ihn für einen Proleten halten und
der an seinem Motorrad das 'große österreicher Paket' installiert hat,
verwandelte eine idyllische Wiese in einen Acker. Die Strassen-
behörde hatte versäumt, an dieser Stelle Leidplanken zu errichten.
Der Bauer, noch immer unter Schock, erklärte weinend, er sei seiner 
Existenz beraubt. BLOED hat eine Spendenaktion ins Leben gerufen;
unter Tel. 01188 erhalten Sie weitere Informationen.

Eine Gruppe der Rocker versuchte in Riva del Garda, Ersatzteile für ein 
Motorrad bayrischen Ursprungs zu stehlen. Der Händler, den sie 
dazu aufgesucht hatten, konnte sich intuitiv nur durch Flehen
von 'No Moto, no Moto' retten. Als wenn der psychische Schaden 
nicht groß genug gewesen wäre, versauten die Rocker seine 
wunderschöne Einfahrt mit einigen Litern Öl, das sie aus einer
knallroten SuperSport Maschine abließen.

Am Abend zechten die Rocker in einem Hotel, welches aber von Einheiten
der KRAD zuvor besetzt worden war. Die deutschen Beamten waren nur
unzulänglich in der italienischen Sprache geschult worden, so 
daß sie lediglich 'Una Weiz' und 'Grappa' hervorbrachten, ansonsten 
einen desorientierten Eindruck hinterliessen. Anscheinend
rochen die Rocker Lunte, es gelang nicht, sie mit überhöhten Rechnungen 
abzuzocken. BLOED hat hochgerechnet, daß der Einsatz der KRAD ein
finanzielles Fiasko ist, das wohl nur durch Erhöhung der Märchensteuer
ausgeglichen werden kann.

Durch zunehmenden Alkoholgenuß beflügelt, verhöhnten die Rocker
die Beamten an den Abhörgeräten, indem sie Gesetzeslücken beim
Fahren ohne Führerschein erörterten. Die gesetzgebenden Ausschüsse
werden Jahre brauchen, um die Lücken zu schließen. Demnächst wird
ausserdem mit einem neuen Gesetz zu rechnen sein, das das Umfahren
von Straßenbegrenzungspfählen verbietet. Bei ihrer rasanten Fahrt
übten die Rocker, diese Pfähle umzuwerfen.

Am nächsten Morgen verblüfften die Rocker durch ihren frühen Aufbruch.
Die Beamten waren noch im Tiefschlaf, als die Motoren angelassen
wurden. Lediglich eine kleine Gruppe sog. Heizer blieb zurück, die
jedoch so schnell fuhren, daß eine Verfolgung sinnlos war. KRAD
holte nun zu einem letzten verzweifelten Schlag aus, um zumindest 
zwei Rockern den Rückweg in die Heimat zu versperren. Am Stilfser
Joch wurde mit großen Mühen ein Tunnel mit einem Reisebus versperrt.
Der Coup wurde leider nicht schnell genug durchgeführt, durch eine
kleine Lücke gelang den Rockern die Durchfahrt. Der sofort eingeleitete
Notplan, zwei weitere Rocker so zum Lachen zu reizen, daß sie von 
ihren Motorrädern fallen, scheiterte: der gleiche Bus wurde in einer
Spitzkehre so positioniert, daß seine Antriebsräder frei in der Luft
drehten.

Auch die weiteren Maßnahmen zeitigten nur kurzen Erfolg: mittels
geschickter Wegnahme der Vorfahrt wurde ein Rocker zu Fall gebracht.
Durch Einschüchterung von Zeugen gelang es ihm jedoch, das als 
Zivilwagen getarnte KRAD-Fahrzeug als das schuldige hinzustellen.
An anderer Stelle wurde ein Motorrad durch gemeine Verlegung der
Straße zu Fall gebracht. Ein als Kieselstein getarnter Beamter 
manupulierte dann die Bremse, so daß bei nächster Gelegenheit das
Vorderrad blockieren mußte. Inzwischen ist aber auch diese Maschine
wieder fahrbereit und wird, Gerüchten zufolge, demnächst in Wien
Angst und Schrecken verbreiten.

Ein verdeckt arbeitender Reporter von BLOED fand inzwischen heraus,
daß die Woche des Schreckens wahrscheinlich erst der Anfang war. Die
heimgekehrten Rocker berichteten ihren Kumpanen mit glücklichen 
Gesichtern und glänzenden Augen von ihrer Expedition. Es ist zu
erwarten, daß zahlenmäßig noch stärkere Horden das geplagte Gebiet 
ein weiteres Mal heimsuchen werden. Bestimmt werden Sie auch dann
in BLOED Einzelheiten über die Dramen und die menschlichen
Schicksale lesen können.

# # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # #
mailto:matthias.lieth@fernuni-hagen.de
http://www.fernuni-hagen.de/NT/mitarbeiter/lieth.html