From: Uwe Hedtheuer, UWE@ACCESS.owl.de
Subject: Unglaublich, aber wahr
Date: Mon, 15 Apr 1996 23:00:00 +0000
Organization:

Hallo miteinander,

wie einige hier schon wissen, verdiene ich meine Broetchen mit dem Fahren  
eines LKW's der gehobenen Gewichtsklasse. Im Jahr lege ich ca. 150 mm  
zurueck, dabei bekommt man eine Menge Elend auf den Strassen zu sehen.  
Aber was mir heute untergekommen ist, habe ich in meiner zehnjaehrigen  
Karriere noch nicht erlebt. Zum Hergang:
Heute mittag, die A7 in Richtung Kassel, mitten im langen Berg, der nach  
der Anschlussstelle Hammelberg zur Rhoen hinauffuehrt. Ich fahre also  
gemuetlich auf der rechten von drei Fahrspuren den Berg hinauf und  
beobachte wie ungefaehr 200 m vor mir ein langsamer Kollege von zwei  
schnelleren ueberholt wird. Gleichzeitig naehert sich auf der dritten ein  
Motorrad von hinten. Im Vorbeifahren erkenne ich eine XJ 900 mit Koffern,  
Tankrucksack und Schweizer Kennzeichen, geschaetzte Geschwindigkeit  
irgendwo jenseits der 150. Dann, unmittelbar vor dem Motorrad schert der  
hintere der beiden ueberholenden LKW's auf die dritte Spur. Abgesehen  
davon, dass ein LKW auf der dritten Spur nichts, aber auch garnichts zu  
suchen hat, muss der Kollege das Motorrad voellig uebersehen haben. Der  
Moppedfahrer steigt voll in die Eisen und legt eine Brutalbremsung hin,  
wie ich sie noch nicht gesehen habe. Trotzdem erkennt man sofort, das der  
Platz nicht ausreicht. Im Geiste sehe ich das Bike samt Fahrer schon unter  
dem Auflieger verschwinden. Da loest er die Bremse, zieht ein kleines  
Stueck nach rechts und rauscht mit einem Affenzahn zwischen den beiden  
LKW's hindurch. Ich trete schonmal vorsichtshalber auf die Bremse weil ich  
erwarte, jeden Moment einen Haufen Schrott und roter Matsche unter den  
Achsen auftauchen zu sehen. Aber nicht passiert, er ist wohl  
durchgekommen. Als naechstes lasse ich scharf Luft raus, greife zum  
Mikrofon und beginne den Kollegen auf das uebelste zu beschimpfen. Der  
jedoch zieht es vor nichts zu hoeren.
Ein paar Kilometer weiter komme ich an einen Parkplatz und einer Eingebung  
folgend ziehe ich hier raus und tatsaechlich, am Ende der Parkspur sehe  
ich das schweizer Motorrad. Direkt dahinter bleibe ich stehen, steige aus  
und sehe den Fahrer am nachsten Baum lehnen und sich die Seele aus dem  
Leib kotzen. Da ich schon hier stehe und sowieso eine Pause faellig ist,  
koche ich erstmal Kaffe fuer uns. Nach zwei Tassen und drei Zigaretten ist  
geht es dem Schweizer schon wesentlich besser. Ich habe ihm dringend  
geraten den Fahrer des LKW anzuzeigen und angeboten, den Zeugen zu machen.  
Aus welchen Grund auch immer will er aber nicht. Trotzdem gebe ich ihm  
meine Adresse fuer den Fall dass er es sich anders ueberlegt.

Jetzt, wo ich dies hier schreibe, ist mir nochmal klar geworden wie nah  
der schweizer Motorradfahrer dem Tod war und dass es eigentlich jederzeit  
jeden von uns treffen kann.


mfg...uwe