From: Olaf Erkens, SUPERVISOR@wiso.wiso.uni-dortmund.de
Subject: Das Weichei: Aufzucht und Pflege
Date: Mon, 18 Dec 1995 16:17:48 LOCAL
Organization: Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Uni Dortmund

                           DAS WEICHEI
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                       Aufzucht und Pflege



Am Anfang war das Ei. Zunaechst mal sind alle Eier ziemlich gleich. Sie 
unterscheiden sich, wenn man den Unterschied zwischen maennlichen und 
weiblichen Eiern mal weg laesst (das ist nun mal gattungsspezifisch), 
eigentlich und zunaechst mal nur in ihrer Oberflaechenstruktur.

Da alle bisherigen Untersuchungen gezeigt haben, dass die Oberflaechenstruktur 
oder das Gescjlecht keinen Einfluss auf darauf haben, ob ein Ei spaeter 
biologisch betrachtet in die Familie der "Normaleier" oder die der "Weicheier" 
einzusortieren ist, koennen wir also davon ausgehen, dass am Anfang eines 
jeden Eies diese Kategorisierung nicht moeglich ist.

Also nimmt auch das Weichei zunaechst mal den Weg jeden Eies: es schlaeft 
viel, schreit dauernd vor unersaettlichem Hunger, saugt in seiner Gier recht 
heftig am Muttei (bis zu blauen Flecken) und dieses auch noch fast leer (-> 
bunte Ostereier). Hernach kleckert es zur Verzeiflung der Eitern aus allen 
moeglichen Oeffnungen die Gegend voll. Alles vollkommen normal, eh !

Es wird umhegt und versorgt, es soll ihm ja besser gehen als den Eitern. 
Das Kleinei wird bei jeder vermeintlichen Abnormitaet zum Arztei geschleppt 
und mit vielen kleinen Helferchen vollgepumpt, damit es auch ja kein boesen, 
boesen Salmonellen (-> Eierviren) bekommen kann, welche seine Entwicklung ja 
negativ beeinflussen koennten.

Ernstzumehmende Untersuchungen haben gezeigt, dass hier die Anfaenge eines 
Weicheis zu suchen sind. Wird die Umhegung durch die Eitern uebertrieben, so 
fuehrt dies dazu, dass das Eichen zwar in der kuenstlich, fuer es von seinen 
Eitern geschaffenen Eierwelt ueberleben kann, in der Eierrealitaet mit ihren 
wechselnden Umweltbedingungen aber eklatante Schwierigkeiten hat.

So waechst das Eichen isoliert von der boesen Umwelt unter optimal 
desinfizierten Bedingungen auf. Verletzungen der noch so empfindlichen Schale 
werden durch staendiges einwatten verhindert. Es muss sich nicht schinden wie 
die Eitern, neinnein !!! Es soll eine unbeschwerte Jugend ohne alle 
Probleme haben.

Aber so langsam bekommt jedes kleine Ei in den Genuss der sogenannten 
Erziehung. Es lernt Belohnung und Strafe kennen, man injiziert ihn soziale 
Verhaltensweisen unter die noch vorhandene, schuetzende, aber ach so 
zerbrechliche Schale. Irgendwann wird das arme kleine Eichen den schuetzeden 
Eitern entrissen und in die boese Umwelt geworfen. Schwimm, Eichen, schwimm 
!!! Ein Ei geht nicht unter, es treibt immer oben (ausser es ist faul).

Diese Phase ist entscheidend. Versucht das Eichen nun, anstatt sich 
freizuschwimmen und sich in den staendigen Kampf mit seiner Umwelt, die boeser 
Weise dauernd Heiss- und Kaltzustaende abwechseln laesst, dauernd das rettende 
Ufer zu erreichen, so ist der Weg zum Weichei vorgezeichnet.

Das Eichen plagt sich, ihm wird vor lauter Anstrengung ganz heiss. Bald hat es 
einen Zustand erreicht, den man als "Garungszustand" bezeichnet. Die Phase, 
die das arme Eichen dann durchlebt, nennt man auch die Pub-ei-taet. Dem 
Eichen wird immer heisser in seiner duennen Schale, und irgendwann ist der 
Druck im Innern soch gross, dass die Schale platzt. Dabei wird die Schale je 
nach Eichen entweder langsam abgebroeckelt oder in einer gewaltigen 
Anstrengung weggesprengt. Danach duerfen sich die Eichen Eier nennen.

Letztere Vorgehensweise praedestiniert das Ei dazu, nicht zum Weichei zu 
werden. Es wird tendenziell weiteres wattiges Getaetschel der Eitern ablehnen 
und versuchen, mir seinen wenigen Mitteln und dem erkochten durchs Eierleben 
zu kommen. Im guenstigsten Fall wird es zu einem hart gesottenen Ei (siehe 
auch -> Solei).

Erstere Vorgehensweise fuehrt leider in der Regel dazu, dass das Ei, da es 
seinen Eitern nicht deutlich genug gemacht hat, das es nun ein *EI* ist, 
weiter Umhaetschelt wird und dieser Lebensabschnitt mit einer Eierschaukel 
(das Ei wird zum Dosenei) belohnt wird. Nur haben diese Schaukeln den 
Nachteil, die kuenstlich fuer das Eichen von seinen Eitern geschaffene heile 
Welt weiter zu simulieren und das EI einzulullen. Schlaegt dann die boese 
Umwelt unerbittlich zu, so hat sie leichtes Spiel und das vollkommen 
ueberraschte Ei wird fast oder gaenzlich zu Grunde gerichtet.

Damit ist der Abstieg zum Weichei fast immer unausweichlich. Nur sehr harte 
Umwelteinfluesse koennen diese Ei noch retten. Andernfalls ist es dazu 
verdammt, sein Lebtag mit der boesen Umwelt zu kaempfen, die es Phasenweise 
vollkommen durch Schneipfen, Erkeiltungen und Greippen lahm legt und sie 
unwiederruflich in's Hintertreffen bringt. Manche Eier erkennen dann noch die 
Ursache fuer ihre Probleme, versuchen verzweifelt durch Besuch von Saunei und 
aehnlichen Abhaertungsinstitutionen, das in der Eichenzeit versaeumte 
nachzuholen - leider meist vergebens. Selbst haerteste Massnahmen wie das 
Betreiben eine Moppeis fuehren i.d.R. nicht zum gewuenschten Erfolg - das Ei 
ist einfach schon zu schlapp und wuerde solche Massnahmen meist nicht 
ueberstehen oder hat erst garnicht das noetige Durchhaltevermoegen.

Fazit: Man sollte alle Eitern dazu verpflichten, von fruehester Eichenzeit
       an dafuer zu sorgen, dass ihre Eichen lernen, sich ihrer Umwelt auch    
       in kaeltesten Zeiten zu erwehren. Nur so kann ihnen das traurige
       Schicksal eines WEICHEIS erspart werden.

Ein Solei

P.S. Die Schale ist laengst gesprengt !!!


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