From: Bernd Forner, forner@wetmk2.elektro.uni-wuppertal.de
Subject: Norwegen und Nordkap ' 94
Date: Thu, 14 Dec 1995 16:11:56 +0100
Organization: Bergische-Uni-Wuppertal

Hi zusammen, 

ich schreibe den Bericht doch nochmal hier in die Gruppe, auch
wenn er schon etwas aelter ist:


Norwegen und Nordkap 1994 

Zur An/Abreise:

Hin sind wir mit der Fähre Hirtshals-Oslo gefahren, zurueck Oslo-Kiel.
Nach der Erfahrung wuerde ich nicht wieder durch Daenemark fahren. Den
ganzen Tag mit 80 geradeaus ist einfach anstrengend (Wir sind wg. 100 km
Stau vor Flensburg in Deutschland und Daenemark nicht viel Autobahn
gefahren- dort sind in Daenemark immerhin sagenhafte 100 km/h erlaubt).
Wegen der 500 km Strecke ist die Faehre auch kaum teurer als die Anfahrt
per Achse. Tip zur Faehrbuchung: Die Color-Line verkauft am Abreisetag
des Schiffes alle Tickets zum Preis der guenstigsten auf dem Schiff
angebotenen Kabine, d.h. wir hatten auf der Rueckfahrt eine 3-Stern
Innenkabine (super!!!!) zum Preis der 1-Stern-Kabine unter dem
Fahrzeugdeck. Ob man das Risiko in Kauf nimmt, muss jeder selber wissen.
Die Hinfahrt hatten wir leichtsinnigerweise gebucht, wuerden das aber
nicht wieder machen. Ein paar Tage vor der Rueckfahrt hatten wir
telefonisch die Lage gecheckt, in dem wir alle sinnvollen Verbindungen
nach freien Plaetzen abgefragt hatten. Nach dem in alle Richtungen noch
reichlich freie Plaetze waren, haben wir dann nicht reserviert.
Preise im Sommer 1994 bei der Color-Line: 
DM 316 Hirtshals-Oslo fuer drei Personen und drei Moppeds bzw.
DM 490 Oslo-Kiel fuer drei Personen und ZWEI Moppeds.

Wir sind vom 22. Juli bis 20. August 1994 unterwegs gewesen, dass hies
fuer uns 8400 km und 25 verschiedene Uebernachtungsplaetze. Richtung
Norden ueber Oslo, E6 bis Hamar, dann Strasse 25 Richtung Elverumen nach
Schweden und durch Schweden recht geradlinig bis zum Nordkapp.
Entfernung Oslo-Nordkapp:  2100 km. Am ersten Abend (Ankunft Oslo 18h)
sind wir noch 110km gefahren, am zweiten Tag 420 km; dass hat aber auch
8h30 gedauert. Die naechsten Etappen: 509km -  9h30; 617  km - 11h ; 436
km -  7h30.
In Schweden kommt man recht flott voran, auf vielen Strassen ist 110
km/h erlaubt. Aber vorsicht: Dadurch, dass alle (leider auch die PKW)
mit Licht fahren, doest man etwas vor sich hin und das erste Ren-Tier
auf unserer Strecke habe ich verdammt spaet gesehen, die Bremsung hatte
es in sich, der Schreck auch. Es stand mitten auf der Strasse und hatte
kein Licht an :-) 

Da unser Ziel Norwegen hiess, sind wir durch Schweden ohne
Besichtigungen durchgefahren und ich kann Dir keine guten Tips fuer
Sehenswuerdigkeiten geben. 


Zur Reise durch Norwegen:

Das Nordkapp kostet ewta 25 Mark Eintritt pro Person, da kommt man nicht
drum herum, weil es keine anderen Parkmoeglichkeiten gibt. Die
Eintrittskarte gilt fuer zwei Tage, wir haben das ausgenutzt, weil am
ersten Tag Nebel, Wind und kaelte herrschte, am zweiten Tag hatten wir
dann Sonnenschein. Wenn Ihr bei schoenem Wetter ankommt, koenntet Ihr
versuchen, die Karten von jemandem zu bekommen, der seinen zweiten Tag
eh' nicht ausnutzt.

Vom Nordkapp Richtung Sueden sind wir durch Norwegen gefahren, ziemlich
viel E6. Auch an der E6 ist die Landschaft toll, es lohnt sich aber,
Abstecher in die Berge zu machen. Narvik gefiel mir nicht, Tromsoe ist
was fuer einen Nachmittag (aber nicht zu spaet, um 17h schliessen die
Laeden in der Innenstadt).  Bei Mo I Rana (knapp suedlich des
Polarkreise an der E6) haben wir eine Grotte besichtigt, so richtig mit
Hoelenlampe im Blaumann mit Gummistiefeln und Handschuhen. Das ist sehr
zu empfehlen, wir sind dort zwei Stunden durch die Hoehle gefuehrt
worden, durch Felsspalten und den Dreck gerobbt und hatten hinterher
Muskelkater. Die Lofoten sind genauso schoen wie beruehmt. Bei Bodoe
haben wir uns die Saltstraumen angeschaut, ein Gezeitenstrom mit
gigantischen Wirbeln, der durch das hinein- bzw hinausfliessende Wasser
der dahinterliegenden Fjorde entsteht. Mir hats gefallen. Trondheim
haben wir nicht besichtigt, dort mussten wir ein Motorrad nach Hause
schicken, das hat uns mehr als einen Tag gekostet. Als naechstes sind
wir ueber die Trollstiegen den Geirangerfjord (leider im Regen und
Nebel) und das Sognefjell Richtung Bergen. Bergen lohnt sich, finde ich.
Kleiner Tip: Nicht Camping "Bergenshallen" suchen. Wir wollten dorthin,
weil er in der Stadt liegt, aber dass ist ein kleiner Schotterparkplatz
neben der Sporthalle und zum Zelten absolut ungeeignet, eher etwas fuer
Wohnmobile. Von Bergen ging es dann wieder Richtung Osten nach Oslo. Das
Gebiet im Dreieck Oslo-Trondheim-Bergen ist nachdem Eindruck, den wir
hatten etwas fuer einen ganzen Urlaub und wirklich eine Ueberlegung
wert, wenn man weniger als vier Wochen hat und nicht unbedingt zum
Nordkapp moechte.


Wetter+Ausruestung:

Klamotten:

Von unseren 30 Reisetagen waren 20 Tage absolut trocken. In Schweden war
es richtig heiss (Sonne, fast 30 Grad), in Norwegen hatten wir auf 1400
Meter Schnee. Zwei Tage nur hat es richtig geschuettet. Daher fand ich
die Textil-Fahrerjacke mit heraunehmbarem Innenfutter wie gemacht fuer
dies Reise! Dazu je nach dem auch mal lange Unterhose unter der
Lederhose und dicken Pulli. Abends und Nachts wird es zwar im Norden
nicht dunkel, aber trotzdem kalt, 7 Grad sind nicht selten. Auch hier
hilft die Textiljacke weiter! 

Zelt+Camping: 

Wir hatten keinen heftigen Sturm, unser neues Tunnelzelt wurde nicht
ernsthaft geprueft, dass kann aber anders sein. Das es in fuenf Minuten
steht ist allerdings bei insgesamt 25 verschiedenen
Uebernachtungsplaetzen sehr angenehm gewesen. Auf Hocker und
Campingtisch wuerde ich nicht mehr verzichten wollen, es ist angenehm an
den doch recht frischen Abenden nicht auf dem Boden zu sitzen.
Campingplaetze gibt es ueberall, der Preis wird meist pro Zelt berechnet
- etwa 15 Mark pro Nacht und Zelt. Die Plaetze sind meist mit einer
geraeumigen Kueche ausgestattet, in der man bei weniger gutem Wetter
kochen und auch abends gut sitzen kann. Eine Alternative fuer sehr
schlechtes Wetter sind Huetten, die es auf praktisch jedem Campingplatz
gibt. Etwa 3x so teuer wie Zelten, aber immer mit Kochplatte und
beheizbar.

Mopped:

Wir hatten eine XT600, eine XS850 und eine R100GS-PD. Einmal haette ich
beinahe fuer die anderen Tankstelle spielen duerfen, man sollte halt
nicht unbedingt nach 150 km an einer Tankstelle vorbeifahren, wenn
anschliessend unbewohnte Nebenstrassen auf dem Programm stehen :-).
Spritversorgung ist aber normalerweise ueberhaupt kein Problem.
Tankstellen sind fast ueberall reichlich. (Dass heisst fuer mich Abstand
weniger als 300 km) Unbefestigt sind nur Nebenstrassen, aber auch das
war fuer den XS850-Fahrer kein Problem, uneben sind aber viele Strassen,
die Stossdaempfer sollten nicht aus dem letzten Loch pfeifen. Wir sind
insgesammt 8500 km gefahren, daher sollten die Reifen noch mindestens
50% haben - wer keine 17000 km schafft, entsprechend mehr. Reifen sind
in der Regel in groesseren Staedten innerhalb von zwei Tagen zu
bekommen, aber viel teurer als bei uns. (Lacht bitte nicht ueber die
Bemerkung mit den Reifen; wir haben Leute getroffen die sind mit 2 mm
Profil in Norwegen angekommen und haben sich gewundert, dass nach einer
Woche das weisse durchkam....)

BMW-Werkstaetten: 

In Trondheim, Kristiansand, Faberg, Sandnes, Solsheimsvik. Quelle: BMW
MOTORRAD EUROPEAN SERVICE. Ich schick Dir gerne ne' Kopie der Seite,
(oder Poste Adresse mit Telefon-Nummer). Aber (und wir hatten wie gesagt
das Problem, das ein Mopped kaputtging) ich empfehle bei Problemen
folgendes Vorgehen: Naechste Tourist-Information anlaufen, gibts fast
ueberall, ersatzweise Tankstelle oder so, und Problem schildern. Die
Leute sind alle super-Hilfsbereit und suchen die aus dem Telefonbuch die
naechsten Werkstaetten heraus und rufen dort an, um festzstellen, ob sie
Dir helfen koennen. Das ging uns mehrmals so, egal wen oder wo wir
gefragt haben, sofort wurde telefoniert, um Hilfe zu beschaffen! Die
Verstaendigung ist kein Problem, 99% der Norweger (so mein Eindruck)
sprechen fliessend Englisch- auch auf der Strasse nach dem Weg fragen
ist kein Problem - auf Englisch.

Literatur:

Zur Vorbereitung und zum einlesen "Richtig Reisen Norwegen" von Du Mont,
aber zusaetzlich noch einen etwas detaillierteren Reisefuehrer. "Richtig
Reisen" ist eher ein mit vielen Informationen versehnens Lesebuch zur
Einstimmung.


Verkehr+Polizei:

Wir haben keine mobilen Geschwindigkeitskontrollen gesehen (in Norwegen;
kurz vor der Daenischen Grenze in Deutschland habe ich sie recht
deutlich gesehen, als sie ganz kurz ganz hell wurde, bei 65 km/h statt
50 km/h), aber uns wurde versichert,dass es sie gibt. Mir persoenlich
ist 80 km/h auf menschenleeren Strassen, die oft auch noch gut ausgebaut
sind allerdings etwas wenig. Wie gesagt, wir haben nicht eine mobile
Messung gesehen  Die Strafen sind teuer, aber in Touristenkreisen halten
sich die tollsten Geruechte, dass beste war der Radfahrer, der zu wissen
meinte, dass "nur etwas zu schnell einen zivilen Polizeiwagen ueberholen
mit Gefaengnis bestraft wird". Nach Auskunft eines Norwegers liegt der
Tarif fuer 110 km/h statt 70 km/h bei etwa 500 DM. Auch 'ne Menge, aber
weit vom Gefaengnis entfernt... Es gibt Starenkaesten, aber die werden
von ca. 2x3m grossen Schildern angekuendigt und fotografieren nur von
vorne. Der Fahrstil der Norweger ist in meinen Augen eine Katastrophe,
sie sind langsam aber planlos unterwegs. Da alle mit Licht fahren fallen
Moppeds auch nicht auf, vielleicht ist das das Problem. Die Autofahrer
sind zwar nett und moechten einem das Ueberholen ermoeglichen, aber
leider fuehrt das oft zu einer heftigen Bremsung mitten in einer
unuebersichtlichen Kurve, um das Mopped vorbeizulassen. 

Aber nicht alle fahren langsam: Auf der E6 ist einmal ein Lastzug mit
Anhaenger mit 120 km/h vor uns hergeballert (80 waren erlaubt), so kamen
wir sehr flott voran und hatten viel Spass-der Typ hatte eine Super
Kurventechnik mit seinem Lkw.

Ich will hiermit keinesfalls dazu auffordern, wie ein gestoerter durch
dass Land zu ballern, dass habe auch ich nicht getan; lediglich auf
gutausgebauten, menschenleeren Strassenstuecken waren wir deutlich zu
schnell. Andere Reisende berichten auch davon, dass sie Strafen gezahlt
haben. Vielleicht hatten wir Glueck, weil, wie uns ein Einheimischer
erzaehlte, in der Zeit unseres Urlaubs beschlossen wurde zukuenftig wie
in Schweden per Schild auch 110 km/h zu erlauben.

Sonstige Preise:

In Schweden gibt es das "Dagens Rad", ein Tagesmenu -jetzt nagel mich
bitte nicht fest, wie man das schreibt. Kostet etwa 10-15 Mark fuer 3
Gaenge und Kaffee. Wir sind immer satt geworden und es war auch immer
gut geniessbar. In Norwegen ist essen und trinken teurer. Eine 0,5l
Flasche Bier mit 2,5%Vol. etwa DM 5,- (in Schweden erheblich
guenstiger). Uebrigends kostet eine Flasch Whiskey ca. DM 100,--. Ein
Einheimischer, mit dem wir ins Gespraech kamen, meinte das es fuer uns
doch optimal waere unseren Urlaub durch den Eintausch von mitgebrachten
Alkoholika zu finanzieren (wir sind weder bei Ein- noch bei Ausreise
kontrolliert worden; die anderen Moppeds auch nicht). Einige Strassen in
Norwegen kosten Maut, bei den Umgehungsstrassen um Oslo oder Trondheim
z.B. ist es fuer Motorraeder aber oft umsonst. Ersatzteile sind SEHR
teuer. Ein Gummikuhtreiber erzaehlte was von einem Lichmaschinenrotor
fuer 500 DM oder so. (Wie gut, dass ich meine Ersatzrotor dabei hatte-
hab ihn aber nicht gebraucht:-))).

Tiere auf der Strasse:

Es laeuft eine Menge Vieh auf der Strasse rum, meistens Ren-Tiere; wenn
vor Ren-Zuchtgebieten gewarnt wird, passt auf! Die Dinger sind schlecht
zu sehen und liegen oft am Farbahnrand um quer ueber die Strasse
loszurennen, wenn da einer kommt :-(
Wir haben nur einen Elch gesehen, er trabt etwa 100 m vor uns ueber die
Strasse- ein toller Anblick, aber wenn Du da gegen faehrst......:-((((((

Adressen: 
Norwegisches Fremdenverkehsbuero: NORTRA-Marketing; Christophstr.
18-20,45130 Essen
Color-Line: Tel. (Kiel) 0431-97411-0.


"Resumee"

Wir haben lange ueberlegt, ob wir bis zum Nordkapp fahren sollen oder
nicht. Bei weniger als vier Wochen Zeit wuerde ich davon abraten, aber
wir haben es nicht bereut. Die Felsen dort oben im Wasser (denn mehr ist
es wirklich nicht) sind schoen, und das Zusammenspiel von blauem Himmel,
Schneebedeckten Gipfeln und Meer ist einfach toll. Je weiter man nach
Norden kommt, um so einsamer und ruhiger wird es, mir gefiel das sehr
gut. An den Touristenatraktione wie Geirangerfjord oder Trollstiegen
kann es auch schon mal voll werden.Aber wenn ich das naechste mal nach
Norwegen fahre, werde ich mir den Sueden anschauen; der muss einfach
ausfallen, wenn man bis zum Kapp faehrt. Wer meint, dass er es braucht
kann auch in zwei Wochen hin- und zurueckfahren, schliesslich waren wir
auch nach 6,5 Tagen von Wuppertal aus am Nordkapp. Aber dann bleibt
keine Zeit, Land und Leute zu genissen.

Wir haben nur sehr freundliche Menschen getroffen, obgleich die Norweger
unter den deutschen sehr zu leiden hatten, spuerten wir nichts von
Resentiments. Wir haben eine sehr intensive Hilfsbereitschaft
kennengelernt, als das Mopped kaputt war, das war einfach toll. Kurz: Es
war toll!

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Viele Gruesse, 
		Bernd  
				          
rrr#10; abc#1125; R100GS-PD '91; 109 Mm