Dienstag, 13. August 1996 DM3,80 SF4,10 ÖS30,00 Seite 1 BLÖD Abhängig, Parteiisch und Überhaupt


VERWÜSTUNG DER ALPEN!

Die Rocker-Rüpel schlagen nun auch im südlichen Europa zu!

MattL - Erst zum heutigen Tag hat die Polizei die Nachrichtensperre aufgehoben: Die Rocker-Rüpel schlagen nun auch im südlichen Europa zu! Laut Presesprecher B. Luege war der Sondereingreiftruppe 'KRAD' schon seit langem bekannt, daß die inzwischen einschlägig bekannte Gruppe ihre Aktivitäten nach Süden ausdehnen wolle. Dies sei eindeutig die Folge der KRAD, die den Rockern mit Radarüberwachungen und gemeinen Schlaglöchern das Leben schwer macht. "Bereits im Vorfeld gelang es, bei einem der Rocker die Bremsanlage zu beschädigen", so Luege. Eine weitere Maßnahme sei das Entfernen des Grips in einer Spitzkehre gewesen. Durch diese Aktion konnte prompt ein anderer Rocker zu Fall gebracht werden. Beide fuhren aber Motorräder eines bayrischen Herstellers, die sich durch besondere Robustheit auszeichnen. Die getarnten Beobachter konnten deshalb nur feststellen, daß der erste Versuch, die Gefahr einzudämmen, gescheitert war.

BLÖD hatte inzwischen Gelegenheit, eigene Reporter in das Krisengebiet zu schicken, um aus erster Hand berichten zu können. Aus informierten Kreisen der österreichischen Regierung wurde so bekannt, daß schon vor Gründung der KRAD Maßnahmen ergriffen wurden. Es wurden sog. Maut-Stationen errichtet, um den Rockern durch unverschämte Gebühren die Weiterfahrt zu vermiesen. Offensichtlich hatten sich die Rocker aber bereits im Vorfeld durch Überfälle mit genügend Bargeld versorgt, so daß auch diese Maßnahme nicht den gewünschten Erfolg hatte.

Bessere Ergebnisse erzielten die Behörden in Canazei, einem unschuldigen Touristenort. Nachdem dort alle Urlauber in einer Blitzaktion evakuiert und durch getarnte Beamte ersetzt worden waren, traute sich der Besitzer des besetzten Hotels, Schadenersatz von einigen betrunkenen Rockern zu verlangen. Die Männer waren so verblüfft angesichts einer solchen Dreistigkeit, daß sie anstandslos bezahlten. Der Zorn entlud sich am nächsten Morgen. Die einzige Tankstelle des Ortes wurde geplündert, ein Rocker raste auf der Suche nach Nahrung mehrmals über die Kreuzung, ohne durch einen Helm getarnt zu sein. Ein gutmütiger Beamter, der inzwischen wegen Konspiration vom Dienst suspendiert ist, versuchte zaghaft, auf die Gefahren bei einem Sturz hinzuweisen, fand jedoch kein Gehör. Die Rocker, die am Abend zuvor noch einem Bus zujubelten, weil sie ihn für eine TRX hielten (dieser Fachbegriff konnte bisher nicht entschlüsselt werden; Experten vermuten jedoch eine ähnliche Bedeutung wie bei TNT), teilten sich, um die Verfolgung zu erschweren.

Die Polizei, inzwischen durch KRAD verstärkt, fand Zeit für erste Analysen. Es stellte sich heraus, daß auch eine Menge österreichischer Rocker zur Gang gehören. Laut KRAD ist es höchst besorgniserregend, daß inzwischen schon öffentlich, in einschlägigen Magazinen, um Kontaktaufnahme der Rocker gebeten wird. Dabei findet eine Codesprache Verwendung, so ist z.B. von Spätbremsern und Kofferbepackten die Rede.

Im Laufe der nächsten Tage zieht sich die Spur der Verwüstung weiter Richtung Süden. Vorsichtige Versuche, die Rocker durch Verstecken von Handschuhen, lösen der Geschwindigkeitsmeßeinrichtung und Aufbrechen der Gepäckverankerung aufzuhalten, scheitern. Einer der Rocker, der mag, wenn die Leute ihn für einen Proleten halten und der an seinem Motorrad das 'große österreicher Paket' installiert hat, verwandelte eine idyllische Wiese in einen Acker. Die Strassenbehörde hatte versäumt, an dieser Stelle Leidplanken zu errichten. Der Bauer, noch immer unter Schock, erklärte weinend, er sei seiner Existenz beraubt. BLÖD hat eine Spendenaktion ins Leben gerufen; unter Tel. 01010808 erhalten Sie weitere Informationen.

Eine Gruppe der Rocker versuchte in Riva del Garda, Ersatzteile für ein Motorrad bayrischen Ursprungs zu stehlen. Der Händler, den sie dazu aufgesucht hatten, konnte sich intuitiv nur durch Flehen von 'No Moto, no Moto' retten. Als wenn der psychische Schaden nicht groß genug gewesen wäre, versauten die Rocker seine wunderschöne Einfahrt mit einigen Litern Öl, das sie aus einer knallroten SuperSport Maschine abließen.

Am Abend zechten die Rocker in einem Hotel, welches aber von Einheiten der KRAD zuvor besetzt worden war. Die deutschen Beamten waren nur unzulänglich in der italienischen Sprache geschult worden, so daß sie lediglich 'Una Weiz' und 'Grappa' hervorbrachten, ansonsten einen desorientierten Eindruck hinterliessen. Anscheinend rochen die Rocker Lunte, es gelang nicht, sie mit überhöhten Rechnungen abzuzocken. BLÖD hat hochgerechnet, daß der Einsatz der KRAD ein finanzielles Fiasko ist, das wohl nur durch Erhöhung der Märchensteuer ausgeglichen werden kann.

Durch zunehmenden Alkoholgenuß beflügelt, verhöhnten die Rocker die Beamten an den Abhörgeräten, indem sie Gesetzeslücken beim Fahren ohne Führerschein erörterten. Die gesetzgebenden Ausschüsse werden Jahre brauchen, um die Lücken zu schließen. Demnächst wird ausserdem mit einem neuen Gesetz zu rechnen sein, das das Umfahren von Straßenbegrenzungspfählen verbietet. Bei ihrer rasanten Fahrt übten die Rocker, diese Pfähle umzuwerfen.

Am nächsten Morgen verblüfften die Rocker durch ihren frühen Aufbruch. Die Beamten waren noch im Tiefschlaf, als die Motoren angelassen wurden. Lediglich eine kleine Gruppe sog. Heizer blieb zurück, die jedoch so schnell fuhren, daß eine Verfolgung sinnlos war. KRAD holte nun zu einem letzten verzweifelten Schlag aus, um zumindest zwei Rockern den Rückweg in die Heimat zu versperren. Am Stilfser Joch wurde mit großen Mühen ein Tunnel mit einem Reisebus versperrt. Der Coup wurde leider nicht schnell genug durchgeführt, durch eine kleine Lücke gelang den Rockern die Durchfahrt. Der sofort eingeleitete Notplan, zwei weitere Rocker so zum Lachen zu reizen, daß sie von ihren Motorrädern fallen, scheiterte: der gleiche Bus wurde in einer Spitzkehre so positioniert, daß seine Antriebsräder frei in der Luft drehten.

Auch die weiteren Maßnahmen zeitigten nur kurzen Erfolg: mittels geschickter Wegnahme der Vorfahrt wurde ein Rocker zu Fall gebracht. Durch Einschüchterung von Zeugen gelang es ihm jedoch, das als Zivilwagen getarnte KRAD-Fahrzeug als das schuldige hinzustellen. An anderer Stelle wurde ein Motorrad durch gemeine Verlegung der Straße zu Fall gebracht. Ein als Kieselstein getarnter Beamter manupulierte dann die Bremse, so daß bei nächster Gelegenheit das Vorderrad blockieren mußte. Inzwischen ist aber auch diese Maschine wieder fahrbereit und wird, Gerüchten zufolge, demnächst in Wien Angst und Schrecken verbreiten.

Ein verdeckt arbeitender Reporter von BLÖD fand inzwischen heraus, daß die Woche des Schreckens wahrscheinlich erst der Anfang war. Die heimgekehrten Rocker berichteten ihren Kumpanen mit glücklichen Gesichtern und glänzenden Augen von ihrer Expedition. Es ist zu erwarten, daß zahlenmäßig noch stärkere Horden das geplagte Gebiet ein weiteres Mal heimsuchen werden.

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