La bella e la bestia


(zugleich ein Beitrag zur Psychopathologie des Erbauers, mitsamt Reflexionen über die Güte der Natur und diese unsere beste aller Welten)

 

La bella e la bestia

Gina Lollobrigida und Charles Laughton im "Glöckner von Notre Dame", die beiden Guzzis vor der Garage. La Bestia in rot, um sie geht es hier. La Bestia ist die Wiedergeburt des ersten Cafe-Racers, dessen erste Geburt und dessen Tod auch hier auf Kathinkas Seiten dokumentiert sind. Er starb in Österreich an einem Auto...

Der Rahmen war krumm (geradebiegen lassen), der Rest noch so halbwegs brauchbar, und so hab' ich drangebastelt, was noch so in Keller und Garage herumlag und noch einiges Neues dazu. Erst sollt's ein richtiger Renner werden, zwischendurch mal ein Gespann, dann wieder eine Ratte ... und jetzt ist es ein leicht rattiger Cafe-Racer geworden.

 

Kachexie

Als Kachexie bezeichnet man den Zustand extremer Auszehrung, der bei einem Rennmotorrad (das sollte es ja mal werden) durchaus erwünscht ist, beim Menschen hingegen meist die präfinalen Stadien des Lebens kennzeichnet. Kachektische Motorräder erzeugt man durch das sukzessive Abschrauben alles Überflüssigen, kachektische Menschen hingegen durch den sukzessiven Entzug alles Notwendigen. Ist es nicht herrlich, wie sich die Prinzipien der Natur im Leben und im Tode immergleich manifestieren? Die Geburt des Cafe-Racers geht mit Dürre einher, und nämliche Dürre ereilt seinen Fahrer am Ende seines Lebens.

 

Amelie

Beinlosigkeit, also das Fehlen eines Hauptständers ist ein Must bei einem Cafe-Racer, der entsprechende Zustand bei Menschen wird als Amelie (Fehlen von Extremitäten) bezeichnet.

Der fröhliche Herr rechts scheint seine Beine nicht weiter zu vermissen. Vielleicht liegt es daran, dass ihm auch der gesamte Unterleib zu fehlen scheint, ein Zustand, der angesichts der Irrungen und Wirrungen, die die dort angesiedelten Organe auslösen, vielleicht sogar wünschenswert ist. (Natürlich sieht das nur so aus -- wenn die Organe wirklich fehlten, wäre der Herr ja kein Herr, was er aber zweifelsfrei ist. Ihm fehlen wirklich nur die Beine und grosse Teile des Hüftknochens. Ist eine angeborene Missbildung.)

Die Guzzi behilft sich mit einer Prothese. Der Herr behalf sich, indem er sich gegen Eintrittsgeld begaffen liess. USA, 1930.

Holoprosencephalie

Lampe von Polo, 50 Euronen, ist eigentlich eine Monolux, so dass man zwei davon bräuchte (eine Aufblend-, eine Abblendlampe), ich hab' aber eine Bilux-Birne 'reingefrickelt, et voila: eine Lampe langt.

Die Holoprosencephalie oder Zyklopie ist eine gar nicht mal SOO seltene Missbildung, bei der das Grosshirn und das Auge nicht paarig, sondern unpaar angelegt werden. Die Neonati sind lebensfähig (aber nicht lang). Der rechts abgebildete Zyklop ist noch einer von der schöneren Sorte, die meisten haben noch einen unpaarigen Rüssel ÜBER dem Auge: das ist die missgebildete Nase.

Ist es nicht ergötzlich anzusehen, wie die Natur in Mensch und Motorrad mit ihrem unerschöpflichen Formenreichtum spielt?

 

Microcephalie

Zweifelsohne, dem Krad fehlt ein Gutteil vom Kopf. Das Vorderende ist ziemlich "leer".

Microcephalie entsteht durch den vorzeitigen Verschluss der Schädelnähte, das Hirn kann sich nicht ausdehnen und erreicht nur ein Volumen von etwa 800 ccm. Normal sind 1250 (Frauen) -1350 (Männer, sorry Mädels). Dass das Volumen des Gehirnes nicht unbedingt mit der Qualität der Gedanken zu tun hat, erweist sich an Motorradbastelprojekten wie dem hier geschilderten. Innerhalb des "physiologischen" Rahmens der Hirngrösse (ca. 1000 - 2000 ccm) hat die Grösse nix, aber auch rein gar nix mit der intellektuellen Kapazität zu schaffen, jeder Blödsinn ist denkbar. Unter- und oberhalb dieser Grenzen gilt allerdings: es ist nur noch Blödsinn denkbar. Die Microcephalen sind schwachsinnig. Aber, wie gesagt, die Option zum Schwachsinn haben auch die Normalen, vielleicht ist es das - und nicht so sehr die Vernunft - die uns auszeichnet.

 

Akromegalie und Rippenserienfraktur

In der Bildmitte gibt es einen eklatanten Fall von Akromegalie (48er Krümmer an einem Motor, der ursprünglich mit 36ern daherkam) zu bewundern. Ausserdem hat's da eine ganz deutliche (Kühl)rippenserienfraktur am Zylinderkopf, wie sie nach Reanimationen häufig ist.

Das Röntgenbild zeigt eine Rippenserienfraktur, es gilt unter Medizinern gradezu als Kunstfehler, wenn bei einer Reanimation (Herzmassage) NICHT diverse Rippen zu Bruch gehen. Trotzdem sollte man, handelt es sich bei der zu Reanimierenden um ein kachektisches Grossmütterchen mit Osteoporose, nicht allzufest draufdrücken, denn sonst riskiert man einen Pneumothorax als zweite Todesursache. Eine Todesursache ist erfahrungsgemäss ausreichend, um den Tod herbeizuführen.

Die Hypertrophie des linken Beines des Herren im Bild links ist NICHT darauf zurückzuführen, dass er Weltmeister in der Fuss-Herzmassage ist, nein, er leidet an einer seltsamen Erkrankung, die man als Akromegalie bezeichnet. Dabei wachsen einzelne Extremitäten oder Teile davon zu grotesker Grösse heran, und es hat NIX mit Viagra, sondern meist mit einer Fehlfunktion der Hirnanhangsdrüse zu tun. Die Natur, wenn sie sich zum Geben entschlossen hat, gibt reichlich. Nur mit der Verteilung hapert's öfters -- man erinnere sich an den beinlosen Herren weiter oben.

 

Gargantua

Als "gargantuesk" bezeichnet man - in Erinnerung an eine Fabelgestalt aus einem Roman von Rabelais - disproportionierte Zusammenstellungen grotesker Einzelelemente.

Links der zu dicke und zu kurze Schalldämpfer, eine Elektrik Marke "Spina bifida" (erklär' ich ein anderes Mal, wird, wenn erstmal eine Batterie drinne ist, nicht mehr zu sehen sein), eine eklig-billige (aber leichte!) Plastikflasche als Auffangbehälter für die Motorentlüftung, vermittels eines Luftpumpenhalters (Klettband) vom Mountain-Bike provisorisch an den Rahmen gefrickelt...rechts der Urheber der Disproportionierung in gargantuesker Verfremdung, die jedoch sein wahres Wesen offen legt.

 

Dr. Jekyll and Mr. Hyde

Kommentar erübrigt sich. Ich hab' nur einen Vorwand gesucht, La bestia bzw. Mr Hyde noch mal in der Totalen abzubilden.

 

 

 


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