Suzuki GSX-F 750

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Es gibt eine ganze Menge Leute, die die GSX F - Katana - Reihe (GSX F 750, GSX F 600) geradeweg als häßlich bezeichnen - was für die neuen Modelle ab 98 durchaus zutreffen mag, was ich aber für die Baureihe 89-96 absolut nicht nachvollziehen kann. Anders verhält es sich schon mit dem Sound. Die original Schalldämpferanlage klingt... einfach Scheiße. Zumindest im Standgas. Und noch ein wenig darüber hinaus hat man den Eindruck, als hätten die Tüten eine kräftigen Schnupfen, so dumpf gequält und zugestopft näseln sie einem entgegen. Bei Vollast im Drehzahlhimmel ändern sich dann die Verhältnisse, und die herausgebrüllten Auspuffgase eignen sich ausgezeichnet, Opa's Herzschrittmacher im gerade überholten 200ter Diesel auf seine Standfestigkeit zu prüfen und alle Vorurteile gegenüber den motorisierten Rockern zu bestätigen.

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Wartung

Der wunde Punkt der GSX. Wegen der bekannten Anfälligkeit der GSX F in der deutschen 98 (bzw. 100) PS-Version auf Nockenwellenschäden (mit anschließendem finalen Motorschaden) ist es absolut unerläßlich, den Wartungsplan einzuhalten und alle 6000 km das Ventilspiel zu kontrollieren und nachzustellen. (Anm: in einigen Länder w.z.B. Frankreich ist die GSX-F 750 offenbar mit einer leistungsschwächenden, aber robusteren Nockenwelle ausgestattet, so daß sich die Ventilspielkontrollintervalle auf 12.000 km vergrößern)
Verbunden mit Ölwechsel und Vergaser-Sychronisieren im gleichen Kilometerintervall sind das schon mal schnell über 1000 DM pro Jahr an reinen Inspektionskosten (Kosten pro Inspek. 500-600 DM) - vorausgesetzt man führt die Wartung nicht selbst durch; sicherlich eine empfehlenswerte Alternative. Das Geld für einen vernünftigen Drehmomentschlüssel zum Ventile einstellen und ein Vergasersynchronisationsmanometer hat man bereits nach einer Inspektion wieder raus, die Vergaser und der Zylinderkopfdeckel sind gut zugänglich (nach einer längeren 20-Minuten-Abbauprozedur für die etwas ungeschickt verschraubte Verkleidung). Es schadet auch nicht, sich bei der Inspektion die Nockenwelle etwas genauer anzuschauen und ggf. sogar auszubauen.

Die Ventileinstellwerte sind 0,11-0,15 Einlass, 0,18-0,23 Auslass, es ist dringend empfohlen, die beiden Ventile an einem Kipphebel möglichst gleich einzustellen, mit etwas Geduld ist eine Toleranz von max. 0,02 drin. Laut Suzuki sollte man dabei eher an die obere Grenze des Spiels gehen. Die Muttern sind mit 10 Nm anzuziehen.
Es empfiehlt sich, den Zylinderkopfdeckel vorsichtig mit der Hand anzuziehen (kein Drehmomentschlüssel), da die Ölkanalschrauben bzw. die Gewinde der Aufnahmen der restlichen Kopfdeckelschrauben nicht viel Zug vertragen. Sollte allerdings mal den Gewindegang dieser Aufnahmen abgedreht haben, so empfiehl es sich, ein Helicoil (oder besser, eine ENSAT-Gewindebuchse) einzusetzen, oder, in der Billigvariante, das Gewinde der Lagerschale auf M8 aufzubohren.

Lästig ist die Rostanfälligkeit der GSX. Besonders betroffen sind die schlecht verarbeiteten Krümmer und Schalldämpfer (bei 23 tds km geplatzte Schweißnaht am Krümmer, bei 30 tds km Flansch an der Verschraubung zum Motorblock hin abgerissen, allerdings scheine ich eine extrem schlechte Materialcharge erwischt zu haben). Empfehlenswert vor allem nach Salzbädern bei winterlichen Straßenverhältnissen sind 1-2 Eimer Wasser auf die Auspuffanlage (eine Ersatzanlage aus dem Zubehör kostet ab ca. DM 1000).
Des weiteren Rost an den Fußrastenaufnahmen und festgefressene Schrauben. Am besten alle gefährdeten Schrauben (v.a. Auspuffmuffen) duch VA-Schrauben ersetzen.

Oberes und unteres Lenkkopflager sind nicht vernünftig abgedichtet. Ferner hat Suzuki an einer vernünftigen Kontermutter für die Lenksäule gespart. Daher müssen die Lager, wie im Wartungsplan angegeben, bei jeder Inspektion abgefettet und das Lagerspiel neu eingestellt werden. Bei Werkstattinspektion diesbezüglich drauf bestehen.

Der weiche Lack muß schonend behandelt werden. So empfiehlt es sich z.B. den Tank unter der Sitzbankauflage mit Tape abzukleben, da sich der Lack hier sonst nach einigen 1000 km wegscheuert. Magnet-Tankrucksäcke sollten mit einem weichen Tuch unterlegt werden, ebenso ist beim Verzurren von Satteltaschen und Gepäckrollen darauf zu achten, daß die Spanngummis nirgends am Lack anliegen.

Der Flüessigkeitsstand der Batterie muß regelmäßig kontrolliert werden (alle 3000 km), da sie v.a. bei längerem Stehen im Stau dazu neigt, zu verdampfen.

Aufgrund der Öl-Luftkühlung des Motors benötigt er eine längere Warmlaufphase. Persönlich fahre ich den Motor die ersten 10 Minunten (bzw. 10 km) bei 4000 U/min, dann weitere 10 Minuten bis maximal 6-7000 Umin. Ausdrehen (über 10000 Umin) lasse ich ihn sowieso nur im richtig warmen Zustand, d.h. nach ca. 30-40 Minuten zügiger Fahrt bei sommerlichen Temperaturen. Bei Temperaturen um oder unter dem Gefrierpunkt empfiehlt es sich, den Ölkühler zu etwa 50 % mit einem aufgehängten Pappkarton abzudecken.

Als Gabelöl empfiehlt sich White Power oder Technoflex SAP 10 im "Normalbetrieb" oder Castrol SAP 15/SAP15-30 (Castrol SAP 10 ist bei normaler Temperatur der Gabel zu dünnflüssig) für "schnelleren Einsatz" (d.h. nicht auf schlechten Straßen verwenden, da dann die Gabel arg hart wird und hüpft). Beim 15er Castrol auf jeden Fall die Hinterraddämpfung härter stellen.
Extrem ärgerlich sind die schwachen Gewinde (nur ca. 3 mm Gewindelänge im Alugabelrohr) die die Gabelölablaßschraube aufnehmen und von der Ablaßchraube aus Stahl ziemlich schnell gehimmelt werden. Ein kaputtes Gewinde kann man notfalls auf M8 aufbohren, die entsprechende M8 Schraube muß dann allerdings an der Spitze auf 6 mm Durchmesser runtergefeilt werden, da die Spitze im Gabelrohr in eine Aufnahme des Dämpferrohres greift.
Dringende Empfehlung: beim Gabelöl-Wechsel die Gabelrohre komplett ausbauen und über den oberen Verschluß entlehren.

Die bei meiner GSX durchgeführen Schraubereien:

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Neben der allgmeinen, bei jedem Mopped üblichen, Kontrolle, sollte auf folgende Punkte Augenmerk gelegt werden:

Bilanz, Technische Daten

Als Lowcostvariante einer VFR 750 reicht die GSX F natürlich nicht an die Perfektion der VFR heran. Die Frage ist, ob das die über 5000 DM Mehrpreis für die VFR wert sind. Die Tourerqualitäten der GSX F sind unbestreitbar (nach 18 Stunden/1.300 km durchgehend im Sattel am nächsten Morgen keinerlei Wehwehchen), der laufende Unterhalt bei selbstdurchgeführter Wartung und einem Spritverbrauch von 6-7 Litern selbst bei zügiger Fahrweise günstig und mit ein wenig Augenzudrücken bei der Motorcharakteristik läßt es sich auch recht sportlich angehen. Abstriche müssen bei der Materialqualität gemacht werden.

Technische Daten:

Gewicht (trocken/betriebsfertig) 209/230 kg

Radstand:

1470 mm

Tankinhalt: ca. 15 l + 5 l Reserve

Reichweite mit einer Tankfüllung: 300-350 km

Motor: R4 DOHC, 4-Takt
4 Ventile/Zylinder
Bohrung: 73 mm, Hub: 44,7 mm
Kühlung: Öl/Luft

Vergaser: 4 Unterdruck, Mikuni BST 36
Leistung: 98 PS bei 10000 Umin
max. Drehzahl: 12.500 Umin

Vmax: ca. 230 km/h

Verbrauch: 6-8 l Super pro 100 km

Rahmen: Stahl-Brückenrahmen

Antrieb: 6-Gang-Getriebe, Kette

Bremsen: Vorderrad: 2 Scheiben, 2x2 Kolben

Hinterrad: 1 Scheibe

Fahrwerk: Vorderrad: 110/80 bzw. 110/70, 17 Zoll konventionelle Teleskop-Gabel
Dämpfung 3-fach verstellbar

Hinterrad: 150/70 17 Zoll, 2-Armschwinge

Monoshock, Ölgedämpft

für Modelle Europa:
Verstellbar: Zug (4-fach) und Druckstufe (20-fach), Federvorspannung

für Modelle USA, Canada, Australien


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