From: hwicht, wicht@em.uni-frankfurt.de
Subject: Re: Ölstandswarnleuchte - ein Drift ins philosophische off-topic
Date: 5 Oct 1999 18:40:26 +0200
Organization: Computing Centre, University of Frankfurt/Main, Germany, EU

Frank Moormann  schrieb 

> Dann hab ich ne tote Lampe im Tacho. Was mach ich mit der?

Radberts Vorschlag hat was. Eines wahren Philosophen und Mystikers würdig
aber wäre ein sogenannter "transzendent autoreferentieller non-logischer
Drückschalter" (TAND). 

Laß' mich die Grundprinzipien des transzendent autoreferentiellen
non-logischen Drückschalters - zunächst ohne transzendente und non-logische
Komponenten - schildern. Dir als Praktiker wird der Wert dieser Schaltung
sofort einleuchten. Die Schaltung ist leicht herzustellen: ein
Drückschalter (so einer, bei dem man dem Schaltknopf an seiner Stellung
nicht ansieht, ob er gedrückt ist, oder nicht) neben dem Lämpchen,
beschriftet mit den Positionen AN/AUS. Bei AN kriegt das Lämpchen Strom,
bei AUS kriegt es keinen. Die Lampe selber kann man unbeschriftet lassen;
für vergessliche Naturen empfiehlt es sich aber, die Beschriftung:
"Leuchtet: Schalter ist an / Leuchtet nicht: Schalter ist aus"
hinzuzufügen. Der Schalter steuert also den Betriebszustand des Lämpchens,
das Lämpchen zeigt den Zustand des Schalters. Ein nettes kleines
selbstreferentielles System "in nuce".

Besagtes Bauteil ist billig zu basteln, selbst dort, wo kein überflüssiges
Kontrollämpchen zu finden ist. Schliesslich gibt es ja Schalter mir
eingebauter Lampe. Der Vorteil des autoreferentiellen Drückschalters -
immer noch ohne die alogische und transzendente Komponente -  liegt in
seiner weitgehenden Störunanfälligkeit gegenüber exo- und endgenen
Einflüssen. Sogar Motortotalschäden (z.B. in Folge zu niedrigen Ölniveaus,
ein typisch exogenes Ereignis) übersteht er problemlos. Das innere,
endogene Störpotential ist ebenfalls gleich Null: es sind keine Fälle
bekannt, in denen sich der völlige Ausfall der autoreferentiellen
Drückschalters in irgendeiner Weise negativ auf die übrigen Betriebssysteme
des Zweirades ausgewirkt hätte. Kurzum: der autoreferentielle Drückschalter
wird DAS Bauteil an Deinem Motorrad sein, dessen Zuverlässigkeit die aller
anderen Bauteile überstrahlt. Das ist doch schon ein Wert an sich und lohnt
die Bastelei.

Soviel zu den Vorteilen des autoreferentiellen Drückschalters im harten
Alltagsbetrieb. Wie schon gesagt, eines motorradfahrenden Philosophen und
Metaphysikers würdig ist die "transzendent non-logische" Modifikation des
autoreferentiellen Drückschalters. Die funktioniert im Prinzip genauso, nur
muß man - bei einem Motorrad mit 12 Volt Bordnetz - ein Lämpchen mit 6V
Nennspannung verwenden. Außerdem darf man das System nicht beschriften.
Wenn jetzt, nach einiger Betriebszeit, das Lämpchen (6 Volt) unabhängig von
der Schalterstellung nicht mehr leuchtet, hat das System seinen
"transzendent non-logischen" Zustand erreicht, denn man kann jetzt nicht
mehr entscheiden, ob
a) das Lämpchen durchgebrannt ist,
b) die Kontakte im Schalter infolge der höheren Leistungsaufnahme verkokelt
sind,
c) der Schalter in der falschen Stellung ist.
Das heisst also, das System befindet sich in irgendeinem Zustand, man weiss
nur nicht in welchem. Es wird dem Motorradfahrer so zum Symbol der der
Ungewissheit über die inneren Zustände der Dinge, zu einer Metapher der
Rätselhaftigkeit alles Existierenden, zum Sinnbild der Sinnlosigkeit der
Sinnsuche im Sein. Der "transzendent autoreferentielle non-logische
Drückschalter" (TAND): ein MUST für jeden motorradfahrenden Metaphysiker.
"TAND, TAND, sind alle Gebilde von Menschenhand."
(Fontane, glaub' ich, bin zu faul zum Nachgucken...) 

-- 
Helmut Wicht 
wicht@em.uni-frankfurt.de
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