From: Matthias Kohrs, s.maus
Subject: ...jetzt bremst sie wieder, Gott sei dank!
Date: Sun, 25 Jul 99 21:58:00 GMT
Organization:

Freunde!

Es trug sich zu daß ich heute meinen Eltern einen Besuch abstattete, auf
daß auch deren Besuch einen vorteilhaften Eindruck von mir bekommen
sollte. Onkel und Tante waren da. Das tut zwar weiter nix zur Sache, aber
bei der Gelegenheit fiel mir wiedereinmal verschärft auf daß ea wenig
erheiternd ist mit einer Karre duch die Gegend zu rödeln die die
elementarsten Forderungen an verzögerbarkeit und Dosierung der
Restverzögerung  nicht erfüllt. Dem geschulten Leser hat sich soeben
bereits erschlossen daß ich mit der XT 500 da war. Die hat nämlich noch
eine gültige TÜV-Plakette, und solches wird in unserer Gesellschaft ja
offenbar höher geachtet als ein funktionierendes Mopped. Wie dem auch sei,
auf der morgendlichen, will sagen vorfrühstücklichen, also kurz vor zwölf
wars halt, Anfahrt ärgerte mich der gegenwärtige Gebrauchszustand derartig
daß ich spontan beschloß endlich die Spuren vom Elefantentreffen (also die
Salzkristalle in allen Ritzen) wenigstens an den maßgeblichsten Stellen zu
beseitigen. Nun mag es unterschiedliche Meinungen darüber geben was beim
Moppedfahren wirklich wichtig ist, meine Mutter empfahl mir zum Beispiel
dringend die Fliegenspuren auf dem rechten Ärmel der neuen Kombijacke zu
entfernen "bevor sich das da reinfrißt", aber weil die Fliegen eh alle
schon tot waren hielt ich die Schwergängigkeit und mangelnde Funktion der
Bremsen einstweilen für das dringendere Problem.

Nach dem Formel-1-Rennen (fahren diese Saison eigentlich keine Yamaha-
Motoren mit? Oder erwähnt die bloß niemand mehr? Ist aber auch egal, die
haben eh viel zu viele Ventile und Zylinder und keinen Kickstarter) und
der Nachhausefahrt (auf der mich wieder die aus früheren Berichten
bekannte Spotzerei ohne Leistung im mittleren und oberen Drehzahlbereich
ärgerte, die Tine bereits bei der Probefahrt erwähnt hatte, wobei sie aber
der Meinung war dem durch die Motorüberholung abgeholfen zu haben, was
definitiv nicht so ist und auch nicht so sein kann wenn der Fehler wie ich
vermute im Vergaser liegt, was ich aber noch nicht verifizieren konnte und
was ich auch nicht weiter ausführen werde weil dieser Satz eh schon viel
zu lang ist) ging ich frisch ans Werk respektive auf den Balkon um den
Montageständer Marke Stuttgarter Hofbräu zu holen. Ich vertraue fest
darauf daß Mutter Natur der darin wohnhaften Spinne eine andere Unterkunft
besorgen wird, sonst tät ich mich echt grämen.

Vom Hinterradausbau gibt es nichts besonderes zu vermelden, abgesehen
davon daß ich festgestellt habe daß die Kette fast, nicht aber absolut 
fertig ist. Das wusste ich aber schon vorher. Ein routinierter Schrauber
wie ich ist natürlich auch nicht darauf angewiesen eine Markierung auf der
Bremsnockenwelle einzukratzen die die Position des Bremsschlüssels
markiert. Lachhaft. Das ist doch was für Anfänger. Beim Zusammenbau hats
auch schon beim vierten Versuch super gepasst. Gemacht hab ich eigentlich
nicht viel dran, nur mit der Messingdrahtbürste ausgebürstet, mich
gewundert wo der ganze Dreck und Staub herkommt wo doch die Beläge kaum
abgenutzt sind (sind aller wahrscheinlichkeit nach noch die originalen von
1981), den Bremsnocken mit Gewalt rausgekloppt, Welle und zugehörige
Bohrung mit nem fettigen Lappen saubergemacht, Nocken wieder ohne Gewalt,
dafür mit ein wenig Heißlagerfett reingesteckt, den Nocken selbst gefettet
und das ganze Geraffel wieder zusammengebaut. Die Kette war beim
zusammenbauen immer noch fertig. Wen wunderts.

Same procedure vorne. Das heißt nicht ganz, da hab ich Nocken und
Bremsschlüssel drin gelassen weil sich die ganz erstaun- und -freulich
leicht bewegen liessen. Der Zug ging auch nicht allzu schwer. Weil aber
irgendwas ja für die Schwergängigkeit verantwortlich gewesen sein musste
hab ich dann doch noch den Zug geschmiert, was aber recht schnell ging
weil ich das dieses Jahr schon mal gemacht habe. Unbelastet war er wie
gesagt einigermassen leichtgängig, trotzdem hat die Aktion für die
Funktion einiges gebracht. Richtig viel sogar, jetzt bremst die Karre für
XT-Verhältnisse wieder einwandfrei.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen darauf hinzuweisen daß mein ehemaliger
Signaturspruch "Wer bremst verliert, wer nicht bremst hat ne XT" sich auf
die Qualität der XT *500*-Bremse bezog. Irgendwer hat den mal irgendwo
zitiert als es um die XT 600 ging, aber so schlecht *kann* die gar nicht
bremsen.

Wie dem auch sei, vorn isses im Rahmen der Möglichkeiten wieder gut (am
Stoppie mit der XT 500 arbeite ich aber noch), hinten habe ich die Wahl
zwischen richtig bremsen und nicht bremsen, was auch ausreichen dürfte.
ich hoffe aber daß die Bremse noch einiges von ihrer Giftigkeit verliert,
ich will ja manchmal auch anders als voll bremsen.


Wo ich dann gerade mal dabei und schon eingesaut war gedachte ich der
Worte Marions, die bei den ersten Fahrstunden die Schwergängigkeit der SR-
Kupplung reklamiert hatte. Wie man hört bevorzugt sie es inzwischen
Suzukis umzuwerfen, aber nachdem eine gut funktionierende Kupplung auch
für den Eigenbedarf erstrebenswert erscheint und ich das Kriechöl eh
gerade noch in der Hand hatte machte ich mich frisch ans Werk. Zwei
Erkenntnisse brachte mir diese Aktion: zum einen war der Kupplungszug
wirklich schwergängig, zum anderen lag und liegt die notwendige hohe
Betätigungskraft tatsächlich an der Kupplung und nicht am Zug. Der
schwergängigkeit des Kupplungszuges konnte ich abhelfen, wobei das aber
eine um ein mehrfaches aufwendigere Aktion war als am Bremszug der XT.
Nachdem ich den ausgehängten Zug eine Viertelstunde lang emsig bewegt
hatte ohne daß das Kriechöl unten ankam (ich hatte die Gummitülle sie
sonst die Einstellschraube vor Nässe schützt mittels isolierband zum
Trichter umfunktioniert und mit Öl gefüllt) stellte ich irgendwann doch
eine leichte Verfärbung der Seele fest. Da kam also doch was unten an,
aber nicht flüssig sondern eher pastös. Das regelmässige abputzen der
Zugseele sorgte dafür daß eine alte Unterhose von mir nochmal richtig
dreckig wurde und letzendlich auch dafür daß irgendwann auch flüssiges Öl
unten ankam. Gebracht hats wie gesagt nicht viel. Hoffentlich war das kein
Teflonzug, aber das werd ich ggf. morgen merken.

Ach ja, und wenn man getrunken (bein schrauben kriegt man ja einen
Jenseitsdurscht) hat sollte man natürlich nicht mehr Moppedfahren. Auch
nicht zur nächsten Tanke um die Ecke, bei der war nämlich eh nur noch der
Automat zu Hause. Die andere war auch zu und die dritte sowieso. Und vor
allem sollte man das Tape nicht vergessen wenn man zur vierten Tanke
fährt, sonst kann man die Bierdosen gar nicht auf dem Gepäckträger
befestigen. Tanken mußte ich weil ich noch den anderen Tank und die
intakte Sitzbank draufgebaut habe, und der Tank war reichlich leer. Warum?
Na ich muß doch zum Tüv, und Kleider machen Leute. Mit dem normalen roten
Tank und der intakten Sitzbank sieht die Karre gleich viel seriöser aus.

Und wenn das jetzt alles niemand wissen wollte ist mir das grad mal
wurscht. Prost.

CYA!    Matthias