From: Steffen Hoffmeister, hoffmeis@wiwi.uni-frankfurt.d400.de
Subject: Und wieder rechts - NRing am Mittwoch (lang)
Date: Thu, 08 Jul 1999 20:21:01 +0200
Organization: Steffens Herbrennservice - schnell und unbürokratisch

Hi Leute,
aus der Serie "Steffen plaudert aus dem Naehkaestchen" hoeren wir heute
Folge 231, "Ringfahren und Tourenschwuchtelei in der Eifel", eine
Tragikkomödie in fuenf Akten.

1. Prolog:
Es begab sich zu der Zeit, als der Herr mit seinen Regenfaellen die Erde
von allen schaendlichen Suendern reinigen wollte, als der hochmotivierte
S.H. aus F. am M. (N. der R. bekannt) auf seinem Stahlross, welches
ueber die Kraft von angeblich 98 organischen Roessern verfuegt, gen
Nordwesten Ritt. 
Dem Sintfluetchen und diversen Dosenkumulationen auf der A3 wacker
trotzend, ritt er auf dem grossen Ashaltbande dem Ringe entgegen. Ca.
3km vor dem Ziel der Pilgerschaft lief er auf eine motorisierte
Blechbuechse auf, in der seine Knappen das selbe Ziel anstrebten (welche
gleichfalls seine direkten Vorfahren waren, die aufgrund ihres
erzieherischen Berufslebens unter akutem Freizeitueberschuss litten - 
und somit zum Foto- und Videografieren verurteilt wurden).
Aehh ja, ich glaub', ich schreib' jetzt lieber normal, sonst wird's
etwas muehsam zu lesen ;-).
Auf jeden Fall war ich trotz Moerderstau (t.w. ohne Standstreifen) Regen
und Muedigkeit absolut puenktlich am Treffpunkt "Erlebniswelt
Nuerburgring".
Nach etwas Tanken, Palaver mit den lieben Eltern (die sich spontan zur
Begleitung aufgedraengt hatten), Banane, Wasser und kurzer Augenpflege
im Diesel-Golf ging's dann auf die Strecke.

2. Vorwort:
Die Organisation von "Eurorace" war sehr locker gehalten, das heisst die
Fahrerbesprechung beschraenkte sich auf ein "Was soll ich Euch sagen,
gebt halt ordentlich Gas!" seitens des Chefs (Norbert Ellermann). Schon
die Anmeldung war sehr leger, denn die beschraenkte sich auf ein
Telefonat und ein Fax mit der Quittung des Ueberweisungsauftrages. Sonst
hiess es nur "man sieht sich am Ring".
Das Starterfeld war in der Tat so, wie es vorher beschrieben wurde,
naemlich sehr gemischt - vom Zephyr-Fahrer ueber eine MuZ Skorpion im
Renntrimm und diverse Sportkawas, die obligatorischen Gixer bis hin zu
einer Auswahl an Bimotas (YB6, von Eurorace, auch eine db2 und die
neueste db), SP-Ducatis und zwei Cup-R6 (mit Cup-Fahrer). Insgesamt war
ich ein weiteres mal verbluefft, mit wieviel modernem Geraet, speziell
R1 und R6, das Renntraining bestueckt war.
Ein aehnliches Bild ergab sich bei den Reifen, auffaellig war die Menge
an Pilot Race, die vor Ort aufgezogen waren. 

3. Tragischer Teil:
13:30 Uhr, ab auf die Strecke, die wilde Horde setzt sich in Gang, ich
ziemlich weit vorne dabei. Von den 90 Fahrern wurden zunaechst 55 auf
die Strecke gelassen, anschliessend dynamischer Wechsel - wenn einer
reinkam, durfte der naechste raus. Dieses System bewaehrte sich recht
gut waehrend der Veranstaltung.
Ich schaute mir erstmal die Strecke an, die ich bisher nur vom Spiel
"GP500cc" kannte. Ahja, die Geraden sind ja viel kuerzer, als es einem
im Spiel vorkommt, ausserdem ist die Veedol-Schikane ja gar nicht hinter
einer Kuppe. Und im Hatzenbachbogen (aka ITT-Bogen) gibt's ja doch einen
Randstein auf der Innenseite. Egal, der grobe Streckenverlauf war jetzt
klar, und in der zweiten oder dritten Runde (weiss ich nicht mehr genau)
wurde es schon etwas zuegiger - bis in der Ford-Kurve ein paar
Regentropfen auf mein Visir prasselten - aber wirklich nur ein paar. 
Ich schalte auf "Alarmstufe NASS!" und fahre noch langsamer als ohnehin
schon. 
Doch was sehen meine mueden Augen im Ausgang der Dunlop Kehre da? Hat
mir jemand schlechten Shit in die letzte Zigarette gebroeselt, oder war
gar LSD in der Banane? NEIN, da steht tatsaechlich eine schwarze
Fireblade quer auf der Fahrbahn mitten in meiner Linie rum! "Scheisse"
denke ich leise, "jetzt wirst Du wohl eine etwas engere Linie nehmen
muessen". Tja, und direkt nachdem ich das gedacht habe, dreht sich die
Welt auf einmal viel schneller - noch dazu um mich herum, statt um die
Sonne. 
Der Verdacht auf Haluzinogene in der Banana erhaertet sich, als ich
Funken um mich herum spruehen sehe, bis ich endlich im Dreck der
Auslaufzone meine Rotation um die Hochachse beende. Ich fuehle mich
schlecht. Sehr schlecht. Ausserordentlich schlecht. 
Im Gegensatz zum ersten Abflug auf der Strasse kuemmere ich mich als
erstes um mein Motorrad, stelle es wieder auf die Raeder und sehe als
erstes den gebrochenen Bremsfluessigkeitsbehaelter.
Kurzfristig bin ich etwas ratlos und ueberlege mir, was ich jetzt am
besten tun soll. Ich entschliesse mich, erstmal ganz laut
"SCHEEEEIIIISSSEEEEE!!!" zu bruellen, was dem weiblichen Streckenposten
unverschaemterweise ein Laecheln auf das Gesicht zaubert, bevor sie mich
fragt, ob mit mir alles in Ordnung sei. Ich beziehe diese Frage auf mein
physisches Wohlbefinden und bejahe, da mir wirklich nichts fehlt - kein
blauer Fleck, gar nix. Die Hose hat minimale Schleifspuren auf der
rechten Seite, ebenso die Plastikprotektoren am Stiefel. Ansonsten haben
sich vier der Nieten an meinen Held-Handschuhen absolut unheldenhaft
verpisst, anstatt sich in aufopfernder Weise ihrer Aufgabe zu stellen. 
Das Mopped schaut ein wenig aus, wie Karl Dall, mit dem rechten Auge
etwas tiefer als dem linken, weil der Verkleidungs-, Instrumenten- und
Scheinwerferhalter etwas verbogen ist, ebenso wie der Bremshebel. Auch
die Verkleidung ist in nicht mehr wirklich einwandfreiem Zustand, aber
die Sturzknubbel haben wohl schlimmeres verhindert - und mit tiefen
Schuerfwunden dafuer bezahlt. Dummerweise hat der Curb noch eine
haessliche Delle in den Tank gedengelt, verziert von breitflaechigem
Lackabtrag - na toll!
Nunja, bis auf den Bremsfluessigkeitsbehalter ist die Fahrbarkeit aber
kaum beeintraechtigt (der leicht verbogene Bremshebel ist allenfalls
gewoehnungsbeduerftig) und ich fahre Richtung Box. Das Training ist
mittlerweile unterbrochen, immer noch schleierhaft ist mir allerdings,
warum vor der Ford Kurve absolut richtig mit der rot-gelben Flagge
gewunken wurde, aber vor der Dunlop Kehre niemand gelb winkend auf die
Fireblade aufmerksam gemacht hat :-((. Offensichtlich gab es dort
ueberhaupt keinen Streckenposten, der naechste nach der Ford Kurve war
ausgangs Dunlopkehre postiert...
Naja, egal. Ich fahre jedenfalls mit einem aeusserst unguten Gefuehl
zurueck zur Box, wo ich meine panische Suche nach einem
Bremsfluessigkeitsbehaelter starte.
Tatsaechlich finde ich dann auch bald den gut versteckten Renndienst,
der mir fuer 30,- einen neuen Behaelter mitsamt Schlauch, Schellen und
1/4 Liter Motul 5.1 verkauft und montiert. Mann, bin ich jetzt
erleichtert. Nach etwas entlueften (dank, der selbstentlueftenden
Nissin-Pumpe!) uebe ich im Fahrerlager zur Erheiterung der
umherstehenden ein paar Mini-Stoppies im Fahren und befinde die
Bremswirkung fuer ausreichend.

4. Climax
15:00 Nach der Funktionspruefung geht es endlich wieder auf die
mittlerweile laengst wieder vollkommen trockene Strecke. AAHHhh, was
fuer ein schoenes Gefuehl! Aber was ist das? Warum geht mein Mopped
nicht mehr gescheit, wo ist denn hier die Power. Ich drehe am Gas, aber
wenig passiert. Beruhigt stelle ich fest, dass das nur am Griffgummi
liegt, der auch etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde und deshalb etwas
rutscht. Also - wieder in die Box. Mit etwas Blumendraht schnell das
Problem geloest, wieder auf die Strecke. Die erste Runde wie immer etwas
ruhiger, dann verschaerftes Tempo. Beim Anbremsen von Start-Ziel auf das
Castrol-S verhaelt sich das Motorrad etwas instabil - verdammt, ich hab
den Griffgummi etwas zu fest gesichert, jetzt haengt das Gas. Hrmpf. Ich
finde mich halt damit ab, aber es erschwert das Zwischengasgeben beim
Anbremsen auf Castrol-S und Veedol-Schikane doch merklich, ebenso wird
das schnelle Gaswegnehmen beim Schalten etwas behindert. 
Worscht, wie der Hesse sagt. Ich balge mich mit einer TL1000S, mit der
ich mir im Laufe des Nachmittags noch das ein oder andere amuesante
Kaempfchen liefern werde - der Typ faehrt annaehernd die gleichen
Rundenzeiten, aber eben etwas anders. Ich uebe anbremsen und
Ausbeschleunigen, was besonders in der Dunlop Kehre hervorragend
funktioniert. Zum Glueck habe ich vorher den Endtopf etwas hoeher und
mehr nach innen verlegt, sonst haette ich aehnliche Probleme bekommen
wie damals im Odenwald...
Nach der Kehre kommt der TL-Treiber aber ausgangs der RTL-Kurve wieder
vorbei, weil ich dort heftig mit dem LiMa-Deckel aufsetze und den
nachfolgenden eine ueberzeugende Funken-Show liefere. Das Mopped tanzt
zwar einen kleinen Samba, aber ich bleibe oben - Puuhh!
Die Runden sind mal frei, mal mit laestigen Subjekten der allgemein
bekannten Klasse "Ich steh in der Kurve im Weg rum, aber auf der Geraden
zeige ich Dir, warum Du nicht vorbei kommst!" gespickt. In zwei freien
Runden schaue ich mal, was ich so drauf hab' und schaffe zwei 2:06er
Runden (Hmpf. Ging nicht schneller...). 
Ansonsten bleibe ich aber eher im Bereich konstanter und vor allem
sicherer 2:10, ich bin dank der Aktion in der zweiten Runde etwas
gehemmt und ab 16:00 auch recht muede (Die Anfahrt durch Stau und Regen
hat schon etwas geschlaucht).
Ausserdem macht mir zu schaffen, dass die schnelleren alle deutlich
spaeter vorm Castrol-S bremsen koennen als ich, weil ich zum einen einen
recht schwammigen Druckpunkt habe, zum anderen aber vor allem meinen
Gabel Probleme auf den Wellen in der Anbremszone macht. Das Vorderrad
fuehrt einen kleinen Huepftanz auf und demzufolge blockiert das
Vorderrad in kurzen Abstaenden. Naja, ich finde mich damit ab und bremse
bereits kurz vor der 200m-Marke, um kein weiteres Risiko einzugehen. 
Eine Schrecksekunde bereitet mir auch eine Dame auf einer NC30, die die
Veedol Schikane vor mir sehr frueh und vor allem sehr vehement anbremst.
Ich sehe nur, wie sie mir furchtbar schnell naeher kommt, lange voll in
die Eisen und schaffe es gerade so, mein Vorderrad links neben ihr
Hinterrad zu bringen, bevor sie die Bremse loest und eine Winzigkeit vor
meinem Vorderrad einlenkt. Natuerlich schnappe ich sie mir sofort
ausgangs der Cola-Kurve, haehae, endlich jemanden gefunden, der
schwaecher ist als ich ;-).
Die letzte haarige Situation dann auch an dieser Ecke: Ich laufe auf
einige langsamere Fahrer (ZRX11, eine RS250 und eine R6) vor der Veedol
Schikane auf, und nehme mir vor, sie ebenfalls mit einer anderen Linie
ausgangs Coca Cola zu kassieren. Mit ordentlich Gas brausen wir zu viert
eng beeinander auf den Ausgang der Cola-Kurve zu, als ich ploetzlich nur
noch ein wildes Tohuwabohu von Moppeds und winkenden Fahrern sehe -
direkt vor uns hat sich eine Fazer ziemlich langgemacht und das Mopped
liegt mitten auf der Strecke. Naja, rechtzeitig erkannt, Gefahr gebannt.
Nach dem Abbruch um 17:45 gehe ich nicht mehr auf die Strecke, weil die
Schleifer schon fast durch sind, vor allem aber, weil ich die Regel
"Fahre niemals die letzte Runde" beruecksichtige.

5. Schluss
Auch wenn es jetzt in der sachlichen Schilderung nicht ganz rauskam, es
war oberaffenfotzentittengeil. Die NRing GP-Strecke gefaellt mir sehr
gut, vor allem, weil man in fast allen Kurven mit dem Knie auf dem Boden
haengt (nur Hatzenbachbogen und Veedol-Schikane hab' ich das nicht
geschafft). :-) 
Ausserdem laesst sich die Strecke sehr fluessig fahren und ist zumindest
im Groben recht leicht zu erlernen. Jede Menge Zeit gut machen haette
ich wohl besonders eingangs Castrol-S und in der Veedol-Schikane
koennen, wo ich so meine Anbremsprobleme hatte. 
Ansonsten verraet mir der Muskelkater in Oberschenkel und Hueften, dass
viel mehr als dieser halbe Tag kaum sinnvoll gewesen waere, und ich bin
erstmal im Strassenverkehr fuer eine zeitlang wieder etwas ruhiger -
schliesslich hat man sich ja ausgetobt ;-).
Ansonsten ist die Sache mit dem Stress bei der Anfahrt nicht so eine
dolle Idee, wie ich an meiner Konzentration zwischenzeitlich gemerkt
habe. 
Ach ja, meine FZRR sieht jetzt genauso Scheisse aus wie Vanis, aber nur
auf der rechten Seite, die linke ist immer noch wie neu. Ausserdem hupt
die FZdoppelR jetzt, wenn man stark nach links einlenkt, solche Features
hat Vani nicht, gelle! 
Und Martin, ueber den laecherlichen halben Milimeter, den Du auf der MF
an meiner linken Raste abgetragen hast, kann ich nur noch herzhaft
lachen - da fehlen jetzt 5mm.
Und ausserdem bin ich wohl mittlerweile an dem Punkt angelangt, wo die
serienmaessige FZRR deutlich zu schwul fuer den Ring erscheint. Deswegen
bin ich anschliessend meiner und ihrer Berufung nachgegangen, und habe
noch eine touristische Runde auf der NSchleife gedreht, die leider ab
der Hohen Acht verregnet war :-(. Gut war allerdings, dass ich vorher
Grand Prix Legends gespielt habe, das hilft ungemein. Und ich kann jedem
nur empfehlen, die Ruine der Nuerburg mal zu besichtigen, der Ausblick
und die Athmosphaere sind irgendwie toll!
Tja, und bei der touristischen Heimfahrt ueber Cochem, Boppard, St. Goar
etc. versuchte der Herr wieder, mich ab Nastaetten mit gewaltigem
Wasseraufwand, mich von der Strasse zu spuelen, womit sich der Kreis
schliesst.

Steffen

P.S.: Die ersten vier Bilder vom Profifotografen vor Ort gibt's auch
schon auf meiner HP. Man sieht auch die Beschaedigungen ganz gut...

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DR 350SE --- seek and destroy