From: Georg Kurek, Georg_Kurek@T-ONLINE.de
Subject: Ein schwarzes Wochenende :-(
Date: 14 Jun 1999 23:49:00 +0200
Organization: BVDM 00001/00250

Am letzten Samstag, gegen Mittag, bin ich mit den Arbeiten
im Garten durch, die ich mir für den Tag vorgenommen hatte.
Die Sonne schien, es waren um die 20 Grad und was liegt da
näher, als ein wenig auf die Piste zu gehen. Ich schmeiß mich
also ins Leder, fahr vorher noch zur Tanke, Reifenluftdruck
checken, anschließend eben zum Waschpark, wo man selber von
Hand waschen/dampfstrahlen kann. Hier spüle mir mal das seit
ca. vier Monaten auf der Hinterradfelge gesammelte Kettenfett
mit Petroleum und Dampfstrahl ab. Anschließend eben zu Hause
vorbei, die Utensilien ablegen und auf geht es.

Wie meist, wenn ich nur ne Stunde oder zwei fahren will, ziehe
ich meine Runden über die heimatliche Hausstrecke. Im Bereich
Marienthal, gibt es eine schöne Kurvenkombi, bestehend aus
90 Grad rechts, ca. 30 Meter geradeaus und wieder 90 Grad links.
Dort ist zwar Tempolimit 70 km/h, aber das geht natürlich
deutlich schneller. Ich gehe gerade in die erste der beiden
Kurven, als mir jemand wild mit den Armen rudernd
entgegengerannt kommt. Ich zieh das Eisen und während ich
mich langsam aufrichte, sehe ich das Drama in der nächsten Kurve
schon. Ein Escort steht da mitten auf der Straße und ein
Motorradfahrer liegt dort mit verdrehten Gliedmaßen in
einer Blutlache.

Ich halte an und laufe zum Motorradfahrer, bei dem sich schon
eine weitere Person befindet. Diese schaut mich nur hilflos an
und sagt:" Der konnte gar nichts mehr machen. Das Auto wollte
links abbiegen und ist einfach durchgezogen. Der konnte nix
mehr machen, nix." Ich frage, ob der Notarzt schon gerufen
wurde, was er bestätigt. Wir bringen den Fahrer in die Seitenlage
und der Helfer kennt sich Gott sei Dank gut aus und sieht nach den
Atemwegen. Ein Anwohner eilt herbei und teilt mit, daß er den
Notarzt angerufen hätte. Der Fahrer blutet aus allen Öffnungen.
Mir zittert der ganze Körper. Ich frage den anderen Helfer, ob
er alleine klarkäme, was er bejaht. Da auf dieser Strecke viel
und auch sehr schnell gefahren wird, entscheide ich mich, nachdem
der Verkehr oben schon durch einen Passanten abgeriegelt wird,
nun den von unten kommenden Verkehr abzuriegeln.
Es ist unglaublich, wie massiv man auf manche Personen einreden
muß, damit sie an einer solchen Stelle anhalten und umkehren.
Es gibt wirklich Idioten, die *wollen* sowas sehen! Zum kotzen!
Nach ca. 6 Minuten kommt der ersten Streifenwagen, vom Notarzt
noch keine Spur. Die regeln den von oben kommenden Verkehr und
leiten ihn um. Ca. vier Minuten später kommt der RTW, noch eine
Minute später der Arzt an der Unfallstelle an. Jetzt beginnt
der Kampf um sein Leben. Inzwischen hat ein zweiter Biker, der
von mir getoppt wurde, sein Bike auf der anderen Spur
quergestellt, so daß wir nun die Straße ganz gesperrt haben.
Nach einiger Zeit kommt ein Hubschrauber und landet wenige
Meter neben der Unfallstelle in einer Weide. Aber noch immer
wird am Opfer gearbeitet, der Hubschrauber steht und steht.
Nach einer kleien Ewigkeit, kommt er dann doch in den Hubi und
fliegt los zur Unfallklinik, nach Essen. Inzwischen kommen zwei
weitere Streifenwagen und wir können unsere Blockade aufheben
und nach Hause fahren. Während ich mich von dem anderen
Kollegen verabschiede, schießt mir durch den Kopf, daß auch ich
an der Stelle des Unfallopfers hätte dort liegen können, wäre
ich zwei, drei Minuten eher losgefahren....
Mit zitternden Knien fahre ich nach Hause. Heute kann ich nicht
mehr spaßbringend fahren.

Montag. Ich muß heute geschäftlich nach HH und KI und als ich
das Haus verlasse, ziehe ich noch eben die Zeitung aus dem
Briefkasten, mal gucken, ob schon was drinsteht, wie es dem
Kollegen geht. Tatsächlich, da steht es auch: ...24-jähriger
Motorradfahrer lebensgefährlich verletzt, weil ihm ein
77-jähriger Autofahrer die Vorfahrt nahm...
Ich freute mich, daß er noch lebt.
Heute Abend komme ich nach Hause und meine Frau teilt mir mit,
sie habe im lokalen Rundfunk gehört, daß er heute Vormittag
seinen Verletzungen erlegen sei. So eine Scheiße!

Ciao
Georg
-- 
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