From: Matthias Hayer, hayer@zpr.uni-koeln.de
Subject: FZ, VTR und Nuerburgring (GP-Kurs) (auch superlang)
Date: Fri, 14 May 1999 16:05:43 +0200
Organization: Regional Computing Center, University of Cologne

Hi,

 hier kommt nach Pubis dick aufgetragenem Intro endlich ein etwas
ausfuehrlicherer Bericht vom MotoAktiv Renntraining am (Montag und)
Dienstag auf dem Nuerburgring (GP-Kurs). Montag steht deshalb in
Klammern, weil Moto Aktiv den Anreisetag immer zur Veranstaltung
dazurechnet, so aus den 4 Stunden am Dienstag Vormittag also ruckzuck
im Katalog ein 2-taegiges Renntraining wird.

 Das Training fand im Rahmen der SMT- und DLM-Laeufe, d.h. eigentlich
vorher statt. Ich war zunaechst enttaeuscht darueber, dass die 4 Stun-
den zeitlich zusammenhaengend angesetzt waren, da man so effektiv nur
etwa 2 Stunden fahren konnte. Im Nachhinein stellte sich das aber
(fuer uns) als absolut ausreichende Fahrzeit heraus. Uns heisst Oliver
und mir, da Pubi leider nicht rechtzeitig ein gebrauchtes Vorderrad
einer blauen(!) 98er(!!) R1 auftreiben konnte ;-))

 Um mir moeglichst Schraubereien zwischen dem Fahren zu ersparen und
die Berechenbarkeit des FZ-Fahrwerks etwas zu erhoehen, habe ich der
FZ am Sonntag noch "schnell" mit Hilfe meines Bruders ein neues Lenk-
kopflager verpasst, Kette gespannt, nochmal kuerzere Anlenkstreben
rein (nachdem ich die Metallzerspanung a la Rijeka leid war) Oel nach-
gefuellt und los. Die WP-Gabelfedern waren (und sind) leider im
Rueckstand.

 Montag Abend ging´s dann ins Fahrerlager, wo Oliver schon auf mich
wartete. Wir machten die ueblichen Mods, Blinker, Spiegel und im Falle
der FZ Gepaecktaeger weitgehend ab, Bremslicht abklemmen, Schweinwerfer 
und Ruecklicht abkleben. Dann zur technischen Abnahme. "Startnummer?"
"Noe, wieso? Wo krieg ich die und brauche ich die jetzt schon?" Also
wieder raus aus der Halle und erst mal anmelden. Startnummern konnte
man sich zu diesem Zeitpunkt noch relativ frei aus den freigebliebenen
aussuchen und durfte sich die Nummern 3fach fuer laecherliche 3 Mark
pro Ziffer beim Renndienst kaufen. Die technische Abnahme lief dann
recht glatt, dank eines Pruefers namens Paul, der sich als Paul Meyer
aus AC entpuppte. Einziger beanstandeter Maengel war der noch vorhand-
ene Seitenstaender, der fuer das Training noch ab musste.

 Zurueck im Fahrerlager trafen wir auch noch Detlef Battefeld, der in
den folgenden Tagen fuer die Zeitnahme mitverantwortlich war. Spaeter
stiessen Gabi und Heiko, die am gleichzeitig stattfindenden Nordschlei- 
fen-Training des Action Teams teilnahmen, und Paul dazu. Es wurde
standesgemaess maechtig hergelaestert. Um halbeins fuhren Oliver und
ich dann voellig WTS-like in der Dose nach Hause, um in richtigen
Betten zu naechtigen. Ob es so sinnvoll war, vor dem Einschlafen noch
den 500er GP auf Eurosport zu schauen, weiss ich nicht.

 Am naechsten Morgen klingelte schon um halbsieben der Wecker. Schei*e!  
Katzenwaesche, Schnellfruehstueck, KAFFEE!!! Noch schnell die Verduen-
nung eingepackt wg. der zu erwartenden Mocke beim Seitenstaenderabbau,
und dann stand Oliver schon vor der Tuer. Die restlichen Vorbereitungen 
an den Moppeds waren schnell gemacht, vor allem dank des recht intelli-
gent gemachten Seitenstaenderdrehschalters an der VTR. Kompliment an
Honda! Noch schnell gecheckt, wie die Automatentanke funktioniert, 
Reifendruck vermindert, Visir geputzt und Fahrerbesprechung fast ganz
verpasst ;-))

 Gegen 9 rollten wir schon zum Vorstart, u.a. weil wir ja nochmal zur
Abnahme mussten. Leider standen wir um 9.45 wie mindestens 50 andere
immer noch dort und die dunklen Regenwolken drohten in nicht allzu
weiter ferne. Mittlerweile waren auch Rainer und Pubi als Zaungaeste
eingetroffen und hatten ihren Spass... Wir aergerten uns jedenfalls
nicht schlecht, nicht nur wegen der beschissenen Wetteraussichten
sondern auch, weil die Pappnasen am Vorstart trotz Funkgeraet nicht in
der Lage waren, uns zu sagen, was los ist und wie es weitergeht. Erst
Paul brachte etwas Licht in dieses Info-Dunkel. Danke!

 Gegen 10 verliessen die meisten Fahrer den Vorstart wieder genervt,
und es machte das Geruecht die Runde, dass jemand in der Orga von Moto
Aktiv schlichtweg verpennt hatte, die 2 vorgesehenen Ambulanzen zu 
ordern. Die entsprechenden Besatzungen wurden nun erst so schnell wie 
moeglich zusammengetrommelt. Die Gespanne hatte man als erste Gruppe 
des Tages ganz ohne Ambulanzen auf die Strecke gelassen. Immerhin be- 
kamen wir das Versprechen, dass wir die vollen 4 Stunden wuerden fahren 
duerfen.

 Los ging es dann wirklich um 10 Minuten vor Standardansagenzeit, und
es war ueberraschenderweise immernoch trocken. Die ersten Runden waren
natuerlich eher Sightseeing, der Kurs auf Anhieb eher angenehm zu
fahren, bis auf die Coca-Cola Kurve, die ich waehrend des ganzen Trai-
nings nicht begreifen sollte. Explizit gewarnt worden war vor einem
neuen Kanaldeckel in der Links des Veedol-Zs. Soweit an den Rand kam
ich aber garnicht. Gegen Ende meiner ersten 15 Runden kam ich auf
Zeiten von 2.12 und in der letzten auf 2.10. Naja. Rote Flagge und
raus.

 Draussen waren erst einmal Tanken, Durchschnaufen und ein kleiner
Snack angesagt. Oliver war auch schon da, dafuer Pubi und Rainer schon
wieder weg. Wir fuhren nach kurzer Pause raus und ich gleich wieder
rein, weil die Oelkontrolleuchte angegangen war. Mist! Das Oel hatten
wir natuerlich weggeschlossen und Oliver war so bald nicht zurueck zu
erwarten. Gluecklicherweise halfen mir die freundlichen Gespannfahrer
aus Rheinboellen mit einem grossen Schluck Oel aus, und mir blieb eine
laengere Zwangspause erspart. Also raus, und gleich landete ich in
einem Pulk, der fast genau mein Tempo fuhr, ein paar GooFs, eine
R1100S und eine GSX-R. Beim Bremsen konnte ich dabei oefters mal ein
paar Meter gutmachen, die ich dann gleich anschliessend auf den Gera-
den wieder verlor. Nur ein CBR-Fahrer verlor vor der Dunlop-Kehre kurz
die Nerven und liess mich durch eine Ultra-Zu-Spaetbremsung locker
vorbeiziehen.

 Es machte soviel Spass, dass ich mehrfach verschwitzte, in die Boxen-
gasse zu fahren, obwohl ich doch eigentlich so nach 12 Runden wieder
reinfahren wollte. Gegen Ende dieses Turns lief es immer fluessiger.
Und genau, wie Paul prophezeit hatte, wurde ich immer schneller, auch
weil die Bremsen immer mehr nachliessen... Der Griff liess sich bedenk- 
lich weit durchziehen, trotzdem kam nun vor dem Veedol-Z regelmaessig
das Heck hoch.

 Und dann passierte es: Eingangs Castrol-S verlor ich beim Reinbremsen
kurz den Grip am Vorderrad, fing es ab, dann kam die FZ hinten rum,
kriegte wieder Grip, aber der Weg ins Kiesbett war klar vorgezeichnet.
Die spontan sich stellende Frage, ob ich denn nun nicht besser loslas-
sen solle, verneinte ich kurzerhand, als mein Hintern wieder auf den
Weg zurueck auf die Sitzbank war. Allerdings stellte sich das Gerade-
ausfahren im schraeg zu meiner Fahrtrichtung gepfluegten Kies als
garnicht so einfach heraus. Ich nahm also etwas Gas weg, aber nicht so
viel, dass ich stehen blieb. So kam ich also noch aus eigener Kraft
raus und zurueck ins Fahrerlager. Dort stellte sich auch die Ursache
meines Fehlers heraus. Ich hatte mich in den Runden vorher kontinuier-
lich gesteigert und hatte mit den 2.04 in der letzten Runde offenbar
meine persoenliche Grenze gestreift. Wesentlich schneller sollte es am
Dienstag mit mir nicht mehr gehen. 

 Ich fuhr noch zweimal raus und fuhr Zeiten um die 2.06. Im letzten
Turn habe ich zwar noch eine 2.03 gestoppt, aber diese Zeit moechte
ich mal in das Reich der Fabeln und Messfehler verweisen. Als sich
gegen Ende der angesetzten Trainingszeit die Verbremser haeuften,
liess ich es bleiben. Es waren eh nur noch 5 Minuten uebrig.

 Oliver kam auf Anhieb gut zurecht, liess sich auch von staerkerem
Verkehr wenig beeindrucken. Beim Anbremsen und den Kurvengeschwindig-
keiten zeigte er die Skrupel, die mit einem flammneuen Moped vielleicht 
natuerlich sind, aber er beschleunigte schon recht knackig aus den
Kurven heraus. Nach meinem Ausflug in den Kies habe ich mich nicht
mehr getraut, ihn nach ein paar "Proberunden" auf seiner VTR zu fragen.  
;-))

 Mein Fazit: Wir hatten ein wahsinniges Glueck mit dem Wetter, das auf
dem Nuerburgring auch im eigentlich trockensten Hochsommern die wil-
desten Kapriolen schlagen kann. Das Training war fuer 190 Mark (bei
frueher Anmeldung) kein Sonderangebot, aber ausreichend lang gemessen
an unserer Kondition und dem Restprofil der FZ-Bereifung. Die Orga von
Moto Aktiv war zu jeder Zeit freundlich aber nicht immer kompetent,
was Paul und Detlef, die sich stark engagierten, sichtlich peinlich
war. Der GP-Kurs ist supersicher, macht grossen Spass zu fahren und
bietet viele Herausforderungen fuer´s naechste Mal. Ich bremse immer
noch zu frueh und lenke zu frueh ein. Die Coca-Cola Kurve habe ich,
wie schon oben geschrieben, nicht begriffen, und ich kaempfe besonders
mit dem Fahrbahnabsatz ausgangs des Veedol-Zs. Ein Z1 haelt bei mir
hinten nur mehr enttaeuschende 3,5Mm (incl. 250 NRing-km) und geht
trotz erhoehter Schraeglagenfreiheit auf der 4,5 Zoll-Felge nicht auf
die Kante. Die Mischbereifung Z1 vorne und TX23, den ich gluecklicher-
weise noch am Dienstag um halbacht bei meinem Schrauber in Hontheim
ergattern konnte, hinten scheint auf der FZ prima zu
funktionieren. ;-)

 Oliver, war noch was?

Matthias, FZ 750 '93, 85Mm