From: Christian Windmueller, Christian.Windmueller@stud.uni-hannover.de
Subject: Re: (lang) 6-Std.-Enduro-Kaesan, Der Beweis: Sonntagscrosser sind keine Warmduscher!
Date: Mon, 30 Nov 1998 09:10:55 GMT
Organization: RRZN - Newsserver

Moin,

da Tim schon einen schoenen Bericht verfasst hat, mache ich es mir
mal einfach und fuege nur noch meinen Senf hinzu.

On Mon, 30 Nov 1998 00:22:49 GMT, tf77@vossnet.de (Tim Flade) wrote:
> Auf  Initiative  von Christian im IRC und kurzer Bedenkpause (zeitweise
> haenderingend nach Ausreden suchend ;-) ) entschloss sich vergangene

Na ja, ich begann zwar mit dem Thema, aber Tim machte erst klar,
dass es auch die Moeglichkeit gibt in 2er-Teams zu fahren, und da
wurde die Sache fuer uns beide eigentlich erst interessant.

> Woche ein wesentlicher Teil der Sontagscrosser-Fraktion Nord am  sog.
> "Schweren 6-Std.-Enduro-Kaesan" im Motodrom Hoope teilzunehmen, 
   ^^^^^^^^
Bevor hier jemand rummaekelt, der hiess wirklich so laut Aus-
schreibung. ;)

> Ersatz), die Bereifung musste von Mischbetrieb auf Vollcross geaendert
> werden (vorne Metzeler  Unicross, hinten StoneKing), ausserdem wurde

Somit hatte ich endlich mal Gelegenheit den in drm so vielgeliebten
(und von mir schon oft kritisierten) StoneKing ausgiebig zu
testen. Die langen Stollen haben zwar im Schlamm tatsaechlich ganz
gut nach vorne geschoben, aber die Seitenfuehrung des Reifens war
miserabel, daher bleibe ich dabei, dass Barum/Mitas sich den
Namen nicht aus den Fingern gesogen hat, sondern damit klar den
Einsatzzweck festlegt.

> Bei unserem Eintreffen wurde noch jedes Motorrad bei der Abnahme einer
> Phonpruefung unterzogen, als wir uns in die Schlange einreihten, wurde
> aus Zeitmangel bereits darauf verzichtet. Doch was soll einem schon

Die TA war sogar wirklich eine, der Pruefer hat sich die Motor-
raeder verhaeltnismaessig gut angeschaut, daher hatte ich auch
bedenken wegen dem abgebrochenen Kill-Taster, den er jedoch nicht
bemerkte oder nicht fuer wichtig erachtete.

> Startgeraden galt es einen kleinen Huegel zu erklimmen. Dahinter
> erwartete die Fahrer der erste potentielle Staupunkt, eine grosse
> Eisflaeche, die tiefes Wasser unter sich vermuten liess und nur ein
> schmaler Streifen links fuehrte daran vorbei.

Wobei ich inzwischen ziemlich sicher bin, dass dieses nicht
die tiefste Pfuetze der Strecke war. (Dazu spaeter)

> Der Starter fuer die Sonntagscrosser/Nord-Fraktion war schnell gefunden.
> Nicht weil er sich vordraengelte, sondern angeblich als Besitzer des

Ganz im Gegenteil, er wollte regelrecht gezwungen werden. ;-)

> Motorrades dessen Startverhalten am besten einzuschaetzen wisse. 

> Erholung verschaffen. Der Streckenzustand ist durchweg als aeusserst
> schwierig zu beschreiben. An den Pfuetzen ist es teilweise noch ein Tanz
> auf Eisschollen, tiefe Spurrillen in denen es nocheinmal rauf und runter
> geht, Matschloecher, tiefer, nasser Sand und sonst ein gefrorener Boden,
> welcher nur auf den obersten 3-5 cm aufgetaut ist. Mit anderen Worten:
> es war die HOELLE.

Deswegen habe ich nach der ersten Runde gesagt, dass ich im
Dunkeln auf der Strecke keinen Meter fahren werde. Aber im End-
effekt waere ich wohl doch rausgefahren :-)

> Als Schluesselstellen entpuppten sich im Laufe des Rennens eine
> tiefsandige, steile Abfahrt (!!!!), wo besonders in der Dunkelheit

Diese Stelle wurde von den Organisatoren offensichtlich als
unkritisch eingestuft, da hier keine Beleuchtung vorgesehen war
(Es war angekuendigt die gefaehrlichen Stellen zu beleuchten) 
und erst nach einiger Zeit herangeschafft wurde. Die besagte
Stelle war eigentlich zweiteilig, erst eine (nicht sehr hohe)
aber steile, weiche Abfahrt, wo es einige Abfluege zu bestaunen
gab (teilweise mit Hoechstnote in der B-Wertung ;-) ), dann
ein weiches Stueck wo ca. 40 Spurrillen nebeneinanderlagen
(ueber die gesamte Spurbreite also) und in _allen_ fuhr man sich
irgendwann fest, als die Strecke hinreichend ausgefahren war.

> reihenweise Enduristen stecken blieben und ein grosses Matschloch ganz
> am Ende des Parcours, fuer die drm-Sontagscrosser-Fraktion im
> besonderen. Der eine blieb in der Pattex-Pampe stecken und konnte 

Der Begriff Pattex-Pampe beschreibt den Untergrund optimal. Wir
mussten mit vier Personen an der Husky zerren, obwohl diese
nur gut halb nabentief drin steckte. Nach der Schiebeaktion
hatte ich massive Muehe meine Fuesse da herauszubekommen, obwohl
meine Stiefel noch nicht mal bis zum Knoechel drinsteckten.

> erreichen. Einmal sprang Christian sogar bei, wie er sagt, ziemlich
> konstanter Fahrt im unteren Drehzahlbereich mit einer extrem lauten
> Fehlzuendung der Vergaser ab. Nachdem der Motor derart abgestorben 

Das war auch eine Aktion die gut Zeit gekostet hat, da ich
natuerlich erst mal zuruecklaufen musste, um einen Schraubendreher
zu holen. Zum Glueck passierte das ganze noch sehr nah am Fahrer-
lager (ca. 250 m Fussweg querbeet).

> hat es immer extrem lang gedauert, bis er wieder ansprang, nach 

Mir haben sogar zwei Mal Zuschauer Kickhilfe angeboten, der erste
hatte aber nach ca. 10 Versuchen auch keine Lust mehr, der
zweite hatte wenigstens bis zum Ende durchgehalten, brauchte aber
auch "nur" noch ca. 10, 12 Tritte.

> Fazit: gebrochene Seitenverkleidung,

Das war ganz klar ich. Bei einem meiner zwei Stuerze habe ich
irgendwie das rechte Bein zwischen Hinterrad und Kotfluegel
eingefaedelt, und auf der rechten Seite halb unter dem Mopped 
gelegen. Den Deckel muss ich dann mit dem Knieprotektor zer-
stoert haben, als das Bein vom Hinterrad noch reingezogen
wurde. (Gab auch einige kleine Loecher in der Hose, und ca.
1 Tag leichten Knieschmerz, der ist aber inzwischen vergessen)
Wo wir schon mal beim Thema sind: Mein zweiter Sturz fuehrte
mich direkt in die tiefste Pfuetze des Rundkurses. Die lag
in einer langen Geraden direkt hinter einer Kurve. Links war
zwar ein schmaler Streifen zum vorbeifahren, aber ich kam
so weit rechts an, dass ich entschied "Gas und durch" (nicht
mittig aber so ca. halb links). Leider kam ich nur zu drei
vierteln durch, dann hat es mich gelegt, hauptsaechlich weil
die ca. 4 cm hohen Eisschollen doch eine ziemliche Bremswirkung
hatten) Somit war mein Koerper von einem Moment auf den anderen
von ziemlich exakt 0 Grad temperiertem Wasser umgeben. _Ich
war total triefend durch._ Der erste Moment war der Aaah-Effekt
(Falls jemand schon mal im Oktober gesurft ist, der weiss was
ich meine). Erstaunlicherweise war mir jedoch da ich eh ordentlich
am schwitzen war und dann auch noch kicken musste sehr schnell
wieder warm.
Waehrend des Kickens bremste sogar ein KTM-Fahrer kurz, um mir
mitzuteilen, dass er die Pfuetze bereits in seiner letzten Runde 
kennengelernt hat. :-)

> fuer die Ewigkeit festgestellt wird: Sonntagscrosser sind keine
> Warmduscher!

Nur noch mal zur Sicherheit gequotet. ;-))

Letzlich moechte ich noch auf die verschiedenen Lampenkonstruk-
tionen eingehen, die wir zu sehen bekamen. Die Eigenbauten
reichten von 2 Scheinwerfern uebereinander, ueber VFR-Doppel-
scheinwerfer an einer TE und batteriebetriebenen Helmlampen
zu Helmlampen mit Spiralkabel am Mopped. So weit
ich das von aussen beurteilen kann, hat alles mit 2 und mehr
Lampen keinen echten Gewinn gebracht. Sehr gut waren a) die
Acerbis Doppel-Halogen-Scheinwerfer, da diese sehr wenig
gestreut haben und somit die Lichtleistung nicht in den
Wald und den Himmel geworfen haben, sondern komplett auf die
Fahrbahn. b) Die hellen der Helmlampen (also Moppedenergie
betrieben) da diese immer dahin leuchten wohin man auch
schaut. Ich denke die Kombination waere ziemlich optimal
gewesen.
Aber auch ohne Licht kann man bei Nacht offensichtlich noch
fahren, wie ein ganz mutiger Fahrer zeigte.

Christian

TT600S, lahm aber halbwegs zuverlaessig
WR250, "Die Baustelle"