From: Peter Grabo, grabo@flix.de
Subject: Der Stunt am Jaufen (länglich)
Date: Sun, 24 May 1998 23:15:03 +0200
Organization: Plirzel&Brimpf AG

Das Fazit vorweg:
 Bis auf eine leichte Beschädigung der Grasnarbe ist nix 
passiert. Keinerlei Verletzung an Leib und Seele, das Mopped
ist gesund wie vorher, es gab nicht einmal eine der wohligen
Adreanalinausschüttungen als Belohnung für den Stunt. 

 Ebenfalls auf der positiven Seite: Das reichliche vorhandene 
fachkundige Publikum hatte seinen Thrill und anschließend 
reichlich Gesprächsstoff zum Frühstück.


Vorspiel:
 Ein wunderschöner Morgen zum täglichen Warmfahren 
über das Penser Joch (wo es um 8.00 in der Frühe saukalt war) und 
den Jaufen, bevor es richtig zur Sache gehen sollte.
 
 Oben auf dem Jaufen das übliche Gemisch von knisternd abkühlenden 
Ducatis neben in ihren in rot-weiße Dainese-Kombis gezwängte 
Piloten mit einheimischen Kennzeichen. Dann der lonesome 
Africa-Twin-Reiter, der draußen im Stehen statt wie damals Tee in 
Ain Guezzam seinen Espresso schlürft. Die mitfahrende dickliche 
Mirze steht brav bei ihrem selbstfahrenden Ehemann und der gemeinsam 
ersparten Goldwing, die mit lustig im Wind flatternden Südstaaten- 
und Deutschland-Fähnlein ausgestattet ist, während Karl-Heinz mit 
einem nach Höherem strebenden GS 500 Fahrer fachsimpelt.

 Auch der stramme BMW-Fahrer Typ Klempnermeister mit hochgeklapptem
Systemhelm und Bayerischem Nummernschild (wo ist eigentlich das 
Maut-Pickerl???) steht in einer Gruppe seinesgleichen. Er auf BMW,
sie auf Sportster mit 34PS, beide über Funk verbunden, wickeln sich
gerade aus ihrem Kabelverhau.

 Am anderen Jausenstübchen sammeln sich die "geführten Gruppen", die
sich bei diesen Touren ins Ungewisse in der Herde wohler fühlen.
Die fully-customized Harleys samt Fahrer im "Outlaw-Set" ((c) H.Aue)
haben trotz 2 Meter Radstand irgendwie die Kurven hier herauf geschafft.

Nur ich nicht....

Vorbereitung:
 Warten, bis keiner mehr abfuhr, vor allem die Gruppe mit Instruktoren 
mußten eine halbe Stunde Vorsprung haben. Dann runter Richtung Meran.
Die Reifen waren wieder schön warm, jede Kurve und Serpentine ein Genuß!
Die Dunlops made in USA kleben heute wieder prächtig! In einer der
letzten Serpentinen war wieder das bekannte Hotel-Restaurant-Café mit
voll gefüllter Terrasse in der Kurvenaußenseite zu sehen. Trotz zweier
in Sichtachse geparkter Goldwings bewiesen unzählige dahinter
abgestellte Moppeds, daß das Hotel wohl zur ersten Adresse in 
Moppedkreisen zählt. 


Der Stunt:
 Volle Möhre durch Forst bergab auf die Kurve zugbratzt und das volle 
Vertrauen in die sauguten Bremsen gelegt und in meine Fähigkeit, die 
notwendige Bremsstrecke auf den Millimeter genau zu kalkulieren zu können.
Kurz vor der Rechtsrum-Serpentine macht die Straße noch einen kurzer
Schwenk nach links. Diesen kurzen Linksknick wollte so geschnitten
werden, daß die Bremsstrecke auf einer Geraden liegt und genau im
Kipp-Punkt endet. Das wäre auch gutgegangen, wenn so eine weit
ausschwenkende und nicht an ihre Straßenseite zurückkehrende Mistdose
nicht die ganze Straßenbreite gebraucht und den sorgsam zurechtgelegten
Plan zunichte gemacht hätte.

 Also rechts zum Rand, aber die Biegung, die nun neu eingebaut werden
mußte, war im Radius viel zu eng, und dazu kamen auch noch Kiesel am
Straßenrand, was beim Bremsen nur üble schmirgelnde Gräusche, aber kaum
Wirkung bringt.

Was tun (1/1000ste Sekunde Bedenkzeit!)?

 Im Innenkreis der Serpentine, auf den ich mich mit Affenzahn zubewegte, 
eine Bushaltestelle (auch Schotter) und ein kleine Wiese, die eine Kuh
einen halben Tag ernähren könnte. Beides taugt nicht zum Bremsen, aber
etwas anderes gab es nicht. Als dann.. In gerader Linie schoß das Mopped 
mit mir in Richtung Frühstücksterrasse. Trotz etwas Streß sah ich, wie
sich der eine oder andere, der nun leider mit dem Rücken zum Geschehen
saß, schon umdrehte. Waren es die lauten Bremsversuche auf Schotter?
Jedenfalls eierten wir über die Wiese, die Terrasse kam immer näher,
dazu glücklicherweise dosenlose tieferliegende Serpentine mit ihrem
inneren Scheitelpunkt im rechten Winkel. Tieferliegend?

 Scheiße, da sind auch noch 1,5 Meter Höhenunterschied zur Straße und
ich habe keine Enduro, nur etwas Erfahrung mit dieser Fahrzeugklasse.
Nun kann ich nicht nachvollziehen, wie es möglich war,  

a) es zu schaffen, die Geschwindigkeit zu reduzieren, 

b) trotz einer gewissen unkontrollierten Flugstrecke nicht auf der
   Terrasse einzuschlagen,

c) noch die fast 180 Grad-Drehung Richtung Meran hinzubekommen,

d) easy und ohne Flattern weiterzufahren und an diesem Tag noch weiteres
   Gummi auf 400km Pässe zu lassen.

e) nicht umzukehren und bei den mindestens 50 Anwesenden den Helm für
   den notleidenden Künstler nach dieser hervorragende Vorstellung 
   herumgereicht zu haben.


Epilog:
 Also: Da muß doch jemand der d.r.m.-ler am Samstag, den 23.5. morgens
draußen gesessen haben oder jemanden kennen, der von jemanden weiß, der
den kennt, der zu dieser Zeit immer.... Es gibt bestimmt Geschichten
darüber, die schon kursieren und mangels tieferer Erkenntnis aufgrund
der Kürze des Augenblicks zu einer vollen Geschichte noch etwas
Übertreibung hinzugesetzt haben (kann man da noch was übertreiben?)

 Oder hat vielleicht jemand 'ne Videoaufzeichnung? Ich hätte gerne mal
die Zeitlupe analysiert. Das Zurückkehren zum Tatort brachte keine neuen 
Erkenntnisse. 


-peter



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