From: Manfred Handschuher, manfred.handschuher@mch.sni.NOSPAM.de
Subject: Ostern im Regen
Date: Tue, 14 Apr 1998 12:42:52 +0200
Organization: none

Hi *!

Nachdem ich mich durch knapp 900 Postings aus drm und fast 70 Mails aus
MMM gewühlt habe, hier ein kurzer Bericht über unseren österlichen
Trentino-Ausflug.

Vor etwas 2 Monaten machte Desert den Vorschlag, Ostern der schönen
Kurven wegen im Trentino zu verbringen. Wir waren ja letztes Jahr Ende
April / Anfang Mai schon mal da und absolut begeistert. Die
Hotelreservierung klappte und nachdem Vera am Mittwoch abend ihre
Teilnahme wegen trüber Wetteraussichten noch kurzfristig abgesagt hatte,
konnte es in kleiner Besetzung am Donnerstag losgehen.

Um 6:45 brach ich bei +1° C und strahlendem Sonnenschein auf, um am
Ammersee auf BigTwin zu treffen. Den kurzen Aufenthalt am Treffpunkt
nutzte ich dazu, gegen die Kälte die Regenkombi überzuzuiehen. Zusammen
mit BT ging es dann weiter nach Füssen, wo wir uns kurz nach der Grenze
mit Desert treffen wollten. Hat auch wunderbar geklappt und so konnten
wir unsere Fahrt gen Italien fortsetzen.

Die Fahrt durch Ösiland, Fernpaß und Reschen waren öde wie immer. Auf
der italienischen Seite des Reschen wurde es dann durch zahlreiche
Überholmanöver etwas interessanter. Zum Mittagessen wollten wir
eigentlich in einem kleinen Ort in der Nähe von Meran einkehren, aber
das angepeilte Lokal hatte an dem Tag leider zu. Im nächsten Ort
(Tscherms) ließen wir uns dann einen leckeren Kaiserschmarrn schmecken,
der leider den Fehler hatte, nur in einer absolut homöopathischen Dosis
serviert worden zu sein.

Hinter Lana konnten BT und vor allem Desert am Gampenjoch dann mit ihren
PS-starken Maschinen protzen. Naja, irgend jemand muß ja die schwächste
Maschine haben :-( . Kaum waren wir über dem Gampenjoch drüber, wollte
Desert in Fondo eine Kollision mit einem Mofafahrer vermeiden, hat
überbremst und die CBR kurz vor dem Stillstand auf den Asphalt gelegt.
Zum Glück ist außer einem kleinen Kratzer im Auspuff nichts passiert.
Der Schreck saß Desert allerdings noch längere Zeit in den Gliedern.

Weiter ging es über bekannte, aber trotzdem schöne Strecken über Molveno
und Stenico nach Riva und von dort über Torbole und Rovereto nach Foxi
auf der SS 46 von Rovereto nach Vicenca. Paolo brachte uns dieses Mal im
Nebenhaus unter, wo wird uns zwar ein Bad teilen mußten, aber ansonsten
unter uns waren. Nach und nach trafen auch jede Menge anderer
Moppedfahrer ein, sodaß das Haus abend voll war. Der Tag klang aus mit
(wie üblich) gutem Essen und leckerem Wein.

Am Freitag war das Wetter dann schon nicht mehr so gut. Dunkle Wolken
allenthalben. Nach dem Frühstück brachen wir Richtung Terragnolo auf. An
den trockenen Straßen hatten wir allerdings nicht lange Freude, denn
schon bald setzte Regen ein. Während Desert keine Lust auf einen
Weiterfahrt im Regen hatte, setzten BT und ich die Fahrt fort. Von etwas
Schneematsch auf der Straße ließen wir uns nicht aufhalten und
überquerten einen kleinen Paß Richtung Lago di Caldonazzo. Bei 2
respektive 4 Capuccini mußten wir dann feststellen, daß die Wassermenge,
die die Wolken abluden, nicht ab-, sondern zunahm. Also in den sauren
Apfel gebissen und zähneknirschend die Rückfahrt angetreten. Regenkombi
sowie Helm hielten wie immer dicht, die Handschuhe auch. Zumindest
innen; außen waren sie absolut naß. Den Nachmittag verbrachten wir dann
bei Capuccino und Arbeiten an BT's BMW. Der O-Ring am Ansaugstutzen, der
schon 1,5 Wochen voher für Ärger sorgte, wollte ausgewechselt werden. Da
zudem das Bremslicht Dauerkontakt hatte, stießen wir bei der Suche nach
der Ursache auf einen defekten Bremslichtschalter der Hinterradbremse.
Die einfachste Problemlösung war, den Schalter einfach zu deaktivieren.
Nach dem Durchtrennen der Zuleitung haben wir dann auch den Stecker
gefunden :-) . Gegen abend trafen dann Patrick nebst Freundin aus
Stuttgart ein. Nach einer 4-stündigen Regenfahrt war deren Stimmung
nicht mehr so gut, besserte sich dann aber zusehends beim Abendessen und
anschließendem Wein.

Samstag schien zunächst mal die Sonne und die Wolken hielten sich nur in
den umliegenden Bergen. Unser Ziel für diesen Tag war eine Runde zum
Ledro-/Idro- und Gardasee. Schon bei der Abfahrt von einem netten
kleinen Paß nach Arco hatte BT extreme Probleme mit seinem Mopped, weil
im Schiebebetrieb der Auspuff dermaßen knallte, daß man um sein
Trommelfell Angst haben mußte. Unten am Berg, an einer Kreuzung, lasse
ich den Querverkehr vorbei, als plötzlich eine Erschütterung durch mein
Mopped geht. Aha, wieder das kleine Spielchen vom Hintermann! Ich blicke
mich um und sehe den linken Koffer auf der Straße liegen. Das finde ich
dann schon weniger nett von Patrick, der mich da angerempelt hat.
Während ich (mitten auf der Kreuzung) absteige und meinen Koffer wieder
einsammle, fällt mein Blick auf Patricks Scheinwerfer, der ein größeres
Loch hat. Der hat mich also wirklich voll erwischt! Neben einem kleinen
Kratzer im Heck hat das Rücklich ein kleines Loch. Die Verriegelung des
Koffers, die sich verabschiedet hat, ist nirgends mehr zu finden
(weggeschleudert durch den Aufprall). Patrick klebt in der Folge noch
das Loch des Scheinwerfers zu und wir können unsere Fahrt fortsetzen.
Während einer Kaffeepause, bei der BT noch versucht hat, sein Mopped
wieder zur Raison zu brinen, fing es dann auch wieder an zu regnen.

Die anschließende Weiterfahrt zum Ledrosee ging noch einigermaßen, aber
spätestens bei der Abfahrt hinter dem Ledrosee wurde das Knallen bei
BT's Mopped so schlimm, daß er von einer Weiterfahrt absehen mußte, um
nicht noch einen Motorschaden zu riskieren. Zum Glück hatte BT einige
Tage vor der Fahrt einen Schutzbrief abgeschlossen und konnte so mit
einem lachenden und einem weinenden Auge dem Abtransport entgegensehen.
Die Zeit bis zum Eintreffen des Abschleppwagens verbrachten wir in einem
Cafe. Mangels offener Werkstatt an Ostern konnte das Bike nur bis Arco
transportiert werden. Patrick/Claudia und Desert nahmen den direkten Weg
zurück nach Foxi, während ich dem Abschleppwagen folgte, um BT (er fuhr
im Abschleppwagen mit) von Arco aus mitzunehmen. Ich hatte ja schon
einige Bedenken wegen der Zuladung meines Moppeds, aber am Sonntag
morgen zeigte mir ein Blick in den KFZ-Schein, daß bei meiner K 250 kg
Zuladung erlaubt sind. Das reicht auch für BT und mich!

Die Fahrt mit BT hinten drauf bei Regen war allerdings alles andere als
eine Freude. Eher ein Eiertanz. Dank antikem Fahrwerk und entsprechenden
Reifen kippt die K in engen Kurven relativ leicht weg. Mit dem
gewichtigen Sozius verschob sich der Schwerpunkt weiter nach oben und
die KIpptenzenz nahm drastisch zu.

Abends konnte BT die Versicherung dann davon überzeugen, daß der
Rücktransport des Moppeds durch die Versicherung doch das beste wäre.
Eine Sorge weniger.

Der Sonntag morgen war wie am Vortag erst mal sonnig. Patrick/Claudia
hatten keine große Lust zum fahren und so machten sich Desert und ich
auf den Weg nach Rovereto, um die Abfahrtszeiten der Züge nach München
auszukundschaften. Die Wetterbereichte der verfügbaren italienischen
Zeitungen versprachen, soweit ich Italienisch verstehe, auch keine
Besserung und so war für mich klar, daß ich nicht wie ursprünglich
geplant bis Dienstag bleiben, sondern bereits am Montag zurückfahren
würde. Desert hatte keine Lust auf eine länger Tour (obwohl es nicht
regnete) und so fuhren wir zurück zum Hotel. Immerhin war die Straße
trocken und so konnte ich die SS 46 so richtig nach Herzenslust
hochheizen :-))) .

Der Nachmittag verging mit Skatspielen und Capuccino, bis Desert um
16:00 dann doch noch Lust auf Moppedfahren bekam. Also sind wir noch auf
eine kleine Runde los. Zuerst den Plan de Fugazze hoch, dann wieder
runter Richtung Rovereto und anschließend die schöne Strecke Richtung
Terragnolo. Auf der Rückfahrt von Rovereto nach Foxi hatte ich dann
Gelegenheit, Desert herzubrennen :-))) . Er holte mich erst in der
letzten Ortschaft von Foxi ein und hat die langen Geraden danach
natürlich genutzt, seine 128 PS auszuspielen. Kommentar von Desert: Ich
hätte beim Überholen der Dosen mehr Glück gehabt ....

Kaum hatte ich nach der Rückkehr die Jeans wieder an und wollte mir
schon einen Capuccino bestellen, bot mir Desert eine Probefahrt mit der
CBR an. Die Strecke von/nach Roverto ist nicht gerade trivial und damit
IMO nicht so geeignet für eine Fahrt mit einem unbekannten Bike. Da
hätte ich lieber eine normal kurvige Landstraße. Aber ich konnte nicht
widerstehen, zog mich nochmals um und nahm auf der Blade Platz. Dabei
hatte ich zunächst Probleme, meine Knie unterzubringen. Als mir das
einigermaßen geglückt war, mußte ich aus dieser Position auch noch den
Schalthebel finden. Als ich auch hier fündig wurde, konnte es endlich
losgehen. Zuerst ein paar Probebremsungen, um ein Gefühl zu bekommen
(das Teil hat ja schließlich kein ABS). Ein bißchem mit den Gängen
gespielt und schließlich mit dem 2. weitergefahren. Für die Strecke
reicht der vollkommen. Auf dem Rückweg von Rovereto war dann fahrmäßig
schon etwas mehr drin. Wirklich faszinierend, wie sich das Ding um die
Kurven fährt, ganz zu schweigen von der Leistung. Dreht man im 2. den
Hahn bis zum Anschlag auf, hat man nur Sekunden Zeit, weil die nächste
Kurve förmlich auf einen zu fliegt. Mach schon Spaß, das Teil. Soviel,
daß ich noch einen kleinen Abstecker an Foxi vorbei zum Plan de Fugazze
angehängt habe. Fazit: Ich bin jetzt nicht mehr frustriert, wenn Desert
mir auf und davon fährt, seit er die Blade hat.

Montag morgen: Tief hängende Wolken und Nebel. Frühes Aufstehen ist
angesagt, weil der Zug nach München um 9:39 geht. Während des Frühstücks
erfuhren wir von anderen Moppedfahrern, daß auf dem Reschen Schnee läge.
Also doch Brenner, wo wir gegebenenfalls auf der Bahn bis München fahren
können. Bis Bozen vollten wir ohnehin auf der Bahn fahren, um uns die
ätzende SS 12 zu sparen. Nachdem wir Claudia, die angesichts drohenden
Regens/Schnees verständlicherweise keine große Lust mehr hatte, und BT
am Bahnhof in Rovereto abgesetzt hatten, nahmen Patrick, Desert und ich
die Autostrada unter die Räder, die wir in Sterzing wieder verlassen,
weil das Wetter annehmbar war und wir den Ösis nicht zweimal Maut
(Dosenbahn allgemein + Brenner) in den Rachen schieben wollten.

Unten am Brenner noch Innsbruck umkurvt und dann über den Zirler Berg
Richtung Heimat. In Höhe Seefeld dann die ersten, zum Teil heftigen
Scheeschauer. Hinter Mittenwald, in Krün, weigerte ich mich dann,
weiterzufahren. Abgesehen vom Hunger mußte ich auch endlich den
Frühstückskaffee loswerden. Für Desert und mich gab es mal wieder
Kaiserschmarrn, allerdings in so reichlicher Portion, daß Desert nicht
mal die Hälfte zwang und Patrick den Rest vernichten mußte. Nach einer
kurzen Abstimmung, wie Desert und Patrick am besten weiterfahren,
machten wir uns wieder auf den Weg.

Am Walchensee vorbei und den Kesselberg runter (nasse Straße), bekann es
kurz hinter Kochel heftigst zu schneien. Desert und Patrick bogen wie
geplant ab Richtung Weilheim, während ich mich durch den Schnee nach Bad
Tölz kämpfte. Kämpfen ist wirklich der richtige Ausdruck! Ich fuhr
praktisch die ganze Zeit mit nur einer Hand am Lenker, weil ich dauern
damit beschäftigt war, den Schnee vom Visier zu wischen, um wenigesten
ein bißchen sehen zu können. Mit Ausnahme von etwas Schneematsch blieb
die Straße selbst aber zum Glück frei. Den Rest der Strecke ab
Holzkirchen wollte ich mir dann die Bahn geben, wurde aber schon eine
Ausfahrt weiter durch einen Stau gebremst. Also weiter über die Dörfer
nach Hause. Dort angekommen, war mein erster Griff in der Wohnung der
zum Stöpsel und Wasserhahn der Badewanne, um mich anschließend eine
Stunde lang im Wasser aufzuwärmen.

Tja, hätte etwas schöner sein können, das Wetter. Aber die Gegend da
unten ist wirklich so genial, daß ich heftig überlege, Ende Mai nochmal
hin zu fahren.

Manfred
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Manfred Handschuher, DoD#130695  BMW K75 '95   KTM 600 LC4 '89
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* The day you loose the fear of your bike is the day you die *
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