From: Rainer Tschauder, Rainer@rrr.netFALSCH
Subject: Neulich im Winter / FZR-Motor (LANG)
Date: Fri, 06 Mar 1998 13:40:26 GMT
Organization: Aachen University of Technology / Rechnerbetrieb Informatik

Irgendwann habe ich mal wieder den lieben Klaus besucht.

Da er seines zeichens Betriebsleiter einer Motoreninstandsetzung ist
frug er mich, ob ich nicht mal meinen Motor ein wenig seiner
ueberwiegenden Art der Nutzung anpassen wollte. Nach kurzer Frage nach
den mir entstehenden Kosten und seiner sehr beruhigenden Antwort
(Material) machte ich mich also frisch ans Werk.
Der Motor war wirklich in Nullkommanix aus dem Rahmen geholt (Yamaha
hat das durch geklemmte Huelsen sehr intelligent geloest).

Die Frage nach dem Umfang der Ueberarbeitung und nach dem Ziel
bestimmte den Kosten und Schrauberaufwand. Wir entschieden uns fuer
die kostenguenstige aber schrauberaufwendige Loesung -
Motortotaldemontage und Ueberarbeitung ohne Austausch vieler Teile.
Ziel war es das Ding drehzahlfest zu bekommen bei ein bisserl mehr
Leistungsausbeute als Nebenprodukt.

Nach der Totaldemontage zeigte sich zunaechst ein Bild der Freude -
zumindest verschleissbedingt musste nix ausgetauscht werde - 
Halt, fast nix, zeigten sich die Kolbenbolzen ob der bisherigen
Belastung ein wenig eingelaufen und riefig  - machte ein Extrazuschlag
von gut 70 Mark fuer die vier Bolzen - das ist zu ueberleben.

Ansonsten war wie berichtet alles z.T. sogar innerhalb der
Erstmontagetoleranz.

Begonnen habe wir dann mit der Kurbelwelle. Die zwar einfachen, aber
nicht optimalen Auswuchtungen verloren sich eh fast alle beim abdrehen
der Kurbelwangen. Von 7mm auf 0 zum Lager hin wurde schraeg abgedreht,
das kostete die Kurbelwelle knappe 400g - mehr wollten wir nicht, da
sonst der Massenausgleich zu stark floeten geht und staerkere
Schwingungen zweiter Ordnung die Folge waeren.

Da das Kurbelwellenlagerspiel sehr klein war (Einbaumass) habe wir sie
sauber gelaeppt (dabei verliert man lange kein 100stel) - prima, wie
neu.

Schlag habe wir auch gemessen (deutlich <1/100)

Das wuchten konnte dank recht neuer und moderner Wuchtmaschine auf 0,1
li. bzw 0,3 Gramm re. (Werksseitig 4g) ausgeglichen werden, diesesmal
nicht durch boren sondern durch schleifen :-). Viel arbeit

Um dem ganzen Schwingungen zu begegnen, habe ich mich dann an das
angleichen der Kolben und Pleuel gemacht. Ein paar Sachkundige
Ratschlaege wo am besten abgenommen werden kann und los gings - etwas
uebertrieben auf o,o2g (Werksseitig 1,3)

Mehr Arbeit machten die Pleuel - mehr als auf max 0,3g auf der
Unterseite und max 0,1 auf der Oberseite waren nicht drin - vorher
waren es 2,5g
Ich habe mir aber sagen klassen das das eh schon sehr gut ist mit
0,3g.
Ich will nicht verleugnen, dass das eine absolute Schweinearbeit ist.

Der Zylinderkopf gehoert auch in die Abteilung Scheissarbeit. Bei
Josef im Inst die Ventile rausgeholt. Sehr schoen, waren eh noch alle
dicht, lediglich leichte Ablagerung auf den Auslaessen - OK, die
werden eh allle ueberarbeitet.
Die Kanaele zu vergroessern war auch nicht ganz ohne, saubere
Hinterfraesungen der Sitze wollen mit ruhiger Hand gemacht werden.
Ueberstehende Kanten alle entfernen - es waren eh nicht viele, aber
Material koennte man schon noch entnehmen, die Kanele sind jetzt
deutlich begradigt.

Auf zum Sitzeverlegen. Welches Potential da schlummert ist beachtlich.
Wir konnte die Einlasssitze eine halben mm weiter nach aussen legen.
Sowas ist natuerlich nicht vernuenftig mit einem Handfreaeser zu
machen. Der Klaus hatte da was ganz neues - fein. Luftpolstergetragene
Zentrierung, damit konnten wir herrlich arbeiten

Verdichtungserhoehung stand jetzt auf dem Programm. Mit 12:1 bei 62
Bohrung und Normalbenzin ist hier noch Potential. Nach Fachkundiger
Meinung (Laaks, Klaus Derondeau, Topham) sind 13:1 unter den gegebenen
Bedingungen sogar noch mit Eurosuper drin. Der Taschenrechner sagt
3/10mm muessen runter vom Kopf - Man kann auch die Fussdichtung
weglassen - war aber nicht so mein Ding weil sich dann die
Quetschkante verkleinert, was die Klingelneigung wieder verstaerkt.

Verzug war auch vorher keiner zu messen - aber beim Spannen des Kopfes
ist extreme Vorsicht angesagt. Die Dinger sind so schrecklich weich,
dass sie sich beim Spannen gerne verziehen - wenn dann geplant wird
ist er schief. Wir haben drauf geachtet und auch nach dem Fraesen war
er 100% gerade.

Dann wieder ein der Arbeiten die schei**e sind. Auslitern.
Gott sein Dank waren drei Zilinder sehr gleich, nur einer war ein
bisserl kleiner was ich dann schoen angeglichen habe

Ventile komplett neu einschleifen (das darf man - auch bei sog.
gepanzerten Ventilen, alles andere ist Quatsch - da waren sich alle
[Yamaha, Laaks, Topham, Klaus . . .]  einig.

Das Zusammenbauen des Motors war kein Problem, wenn man sich NICHT an
die Originalanleitung haelt - es gibt deutlich einfachere Wege als die
Kurbelwelle in die eine Haelfte und des Getriebe in die andere Haelfte
zu legen und das dann versuchen zusammenzubringen (Kopfschuettel).

Ventile einstellen war allerdings nicht ohne. Durch das fraesen der
Sitze war mit Originalplaetchen stellenweise kein Spiel mehr zu
messen, was zur Folge hat, dass man auch nicht weiss welches Plaetchen
denn das richtige ist - muss man halt mehrmals probieren

Das Einbauen verlief wieder in Nullkommanix (ich habe ernsthaft mit
dem Gedanken gespielt beim naechsten mal Ventilspieleinstellen den
Motor rauszuholen).

Oel und dest. Wasser - SuperPlus rein -Ein paarmal orgeln um das Oel
zu verteilen, dann mit Zuendung - ein Knopfdruck von nichtmal 1 sec
(Benzinpumpe sei Dank) und das Ding lief ohne Choke (Garage 15Grad)
bei 800 U/min surrend vor sich hin - mit weniger mechanischen
Geraeuschen denn je (puh)

Jetzt wartet sie auf schoenes Wetter

und dann GAAAAAAAAAAAAAAAAAS (hoffentlich haelt sie ;-))

Rainer






Pokal oder Spital
 Sieg oder Flieg

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