From: Manfred Handschuher, manfred.handschuher@mch.sni.NOSPAM.de
Subject: KEIN Kuchenblech :-)))
Date: Wed, 04 Feb 1998 08:57:10 +0100
Organization: none

Hi!

Nach der ganzen Diskussion über unkooperative Angestellte in
Zulassungsstellen hier mal was Positives :-))


Ort der Handlung: Zulassungsstelle München Land in Grasbrunn-Neukeferloh
im Osten von München

Am Dienstag nachmittag um 14:30 (eine halbe Stunde vor Schalterschluß)
betritt der frischgebackene KTM-Besitzer Manfred H. das Gebäude. Während
er auf die Schalter zustrebt, fällt ihm zum ersten Mal der Unterkiefer
runter vor Erstaunen: keine Warteschlangen, nahezu gähnende Leere.
Manfred setzt sein freundlichstes Gesicht auf und geht auf den
erstbesten Schalter zu. Mit einem netten "Grüß Gott" (sagt man so in
Bayern; mit "Guten Tag" kommt man da nicht sehr weit bzw. stößt eher auf
Ablehnung) breitet er die vollständig mitgebrachten notwendigen
Unterlagen auf der Theke aus, was die Angestellte schon mal zu einer
anerkennenden Bemerkung veranlaßt. Nach der Information, daß er das
Fahrzeug auf meinen Namen zulassen möchte, kommt er zum Kern der Sache:

"Ich habe da ein kleines Problem. Bei meinem Motorrad ist der Auspuff so
nahe am Nummernschild, daß dieses durch die Abgase angesengt wird."
Dabei hält er der guten Frau das alte Kennzeichen (auch nur 25 cm breit)
mit der vor Dreck/Öl dunklen, aber durchaus *nicht* angesengten
Rückseite entgegen. "Wäre es möglich, daß ich rhabarberrhabarber ein
möglichst schmales rhabarber Kennzeichen rhabarber mit vielleicht nur
einem rhabarber Buchstaben und nur einer Ziffer erhalte?" 
"Außerdem ... handelt es sich ... bei dem Motorrad um einen Einzylinder
..., der furchtbar stark vibriert ...., und ich möchte nur ungern alle 6
Wochen das Kennzeichen ... auswechseln müssen."

Die freundliche Angestellte läßt sich die Vorderseite des Kennzeichens
zeigen und meint, *einen* Buchstaben mit *einer* Ziffer gäbe es nicht,
aber eine Kombination mit *zwei* Ziffern könne sie mir schon geben. Ein
kleines Erdbeben erschüttert daraufhin die Zulassungsstelle, verursacht
von dem Stein, der dem Antragsteller vom Herzen fällt.

Einzig die vorgelegte schriftliche Erklärung des Vorbesitzers, daß der
den Fahrzeugschein verloren hat, mag sie nicht vorbehaltlos akzeptieren
und verlangt nach einer Ausweis-Kopie, um die Unterschrift prüfen zu
können. MIST! Woher nehmen und nicht stehlen? Bei der Fahrzeug-Übergabe
konnte das niemand ahnen; außerdem wäre am Sonntag nachmittag auch kein
Kopierer verfügbar gewesen. Vom Vorbesitzer ist zwar sein Privatnummer
bekannt, aber der arbeitet zu dem Zeitpunkt mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit. Aber er hat ein Handy (das er, wie sich herausstellt
sogar eingeschaltet hat), Manfred auch und das ist die einzige
MÖglichkeit, auf die schnelle an die ersehnte Kopie zu kommen. Nach
einigem Hin- und Her (erst mal nicht am Platz, Verbindung sehr schlecht)
klappt das auch und das Fax trifft in der Zulassungsstelle ein.

In der Zwischenzeit hat die freundliche Angestelle aber bei der alten
Zulassungsstelle angerufen und sich erkundigt, ob die Angaben über den
bisherigen Halter korrekt sind (offensichtlich hätte sie sich auch ohne
Ausweis-Kopie zurfrieden gegeben). Sind sie und damit bekommt Manfred
das Kennzeichen M - U 72 zugeteilt (auf die Auswahl einer schöneren
Buchstaben-/Zahlenkombination verzichtet er klugerweise), marschiert zur
Kasse, zahlt *nicht* für ein Wunschkennzeichen und geht sich ein Schild
kaufen. 20 x 20 cm ist die passende Größe. Kleiner geht es *fast* nicht
mehr (Kay G. hat mit einem Buchstaben und einer Ziffer in Berlin nur 20
x 15 cm) 

Bei der Rückkehr an den Schalter (die Uhr zeigt mittlerweile *nach*
15:00!) erlaubt sich die freundliche Angestellte noch einen kleinen
Scherz, indem sie (sich ein Grinsen nicht verkneifen könnend) sagt, daß
es doch noch ein Problem gäbe, gibt ihren Plan aber sofort auf und
erklärt, sie hätte ihn nur noch etwas ärgern wollen mir der Aussage, die
Unterschrift auf dem Fax würde mit der Verlusterklärung nicht
übereinstimmen.


Ein über alle vier Backen strahlender Manfred verabschiedet sich
wortreich, läßt sich an einem anderen Schalter noch die Plaketten geben
und verläßt gegen 15:15 Uhr mit anderen Angestellten, die ja
offensichtlich Feierabend haben, die Zulassungsstelle.


Fazit: Die Zuteilung von kleinen Kennzeichen hängt zwar von evtl.
Vorgaben irgendwelcher Amtsvorsteher ab, bei einer jüngeren Angestellten
kommt man IMHO aber viel eher zu Ziel wie bei einem "alten Drachen", der
den Job schon 2-3 Jahrzehnte macht und verständlicherweise nicht mehr
sehr zugänglich für Sonderwünsche ist. Das Zauberwort für kleine
Kennzeichen (hat mir Sören am WE geflüstert) heißt übrigens
"bauartbedingt". Es ist nicht davon auszugehen, daß sich die
Bearbeiterinnen (!) mit den einzelnen Moppedtypen auskennen und den
Angaben des Antragstellers widersprechen.


Manfred

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Manfred Handschuher     BMW K75 '95, 43 Mm    KTM 600 LC4 '89
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