From: Marc Luethi, luethi@zebra.fh-weingarten.de
Subject: Wasser, Erde, Luft...
Date: Mon, 23 Jun 1997 08:29:27 GMT
Organization: Member of Stahlarsch-Team

Hoi zäme!

Als ob sich das Unheil schon ankündigen wollte, begann der Samstag
morgen reichlich hektisch und vor allem wolkenverhangen; ich erreichte
zwar den Startpunkt der Jura-Rallye des Africa Twin Club Schweiz zwar
noch halbwegs trocken, und wie die meisten konnte ich das Zelt
aufbauen, bevor es zu regnen begann.

Schon kurz nach dem Aufbauen rief Bruno zum Sammeln auf; man solle
Zweierteams bilden und dann Karten und Punkteblatt fassen.
Hansueli machte den Fehler, mich zu fragen, ob ich denn schon in einer
Gruppe wäre, was ich verneinte.

Und so fanden eine Enduro4-bereifte Africa Twin mit gelände-, matsch-,
und schotterunerfahrenem Fahrer und eine LC4 auf T63 mit einem
weitgereisten Globetrotter im Sattel zusammen. Perfekt!

Das Ziel der Rallye ist nicht, möglichst schnell zu sein, sondern mit
möglichst wenigen Kilometern ans Ziel zu kommen und an den Posten
unterwegs Punkte zu sammeln. Doch schon die erste Abkürzung erwies
sich als eher unpassierbar. Mein Hinterreifen setzte sich zu und
wollte nicht weiter, Hansueli musste feststellen, dass weiter oben
Baumstämme quer ueber den Weg lagen.

Den Zeit- und Wegverlust verschmerzten wir, fanden dann aber erst nach
ein wenig Suchen den ersten Posten: Africa-Twin schieben. Schade, dass
wir dafür nicht die LC4 hernehmen durften.

Als Trostpflaster hatte schon kurz nach dem Start Regen eingesetzt,
der sich den ganzen Tag ueber hartnäckig halten sollte, und
stellenweise das vorwärtskommen so gut wie unmöglich machte.

Trotz diesen Widrigkeiten fanden wir dann doch noch zwei Abkürzungen,
die so gut funktionierten, dass wir jedesmal am Ende auf die anderen
stiessen, welche den weiteren Weg genommen hatten.

Beim Schiessen am Posten 2 stellte ich meine Dienstuntauglichkeit
unter Beweis: einen solch miserablen Schützen sollte man nicht das
Vaterland verteidigen lassen. ;-)

Der Weg zu Posten 3, weit weg von den ersten beiden, erwies sich als
schwierig zu finden; die ausgesuchte Abkürzung endete mitten im Nichts
einer grossen Wiese, und angesichts der dauern wachsenden Nässe
verging uns - vor allem mir - die Lust am Querfeldein-fahren.

Diese Nässe und die beschlagenden Visiere und Brillen liessen uns dann
auch die Africa Twin von Laszlo und Conny am Posten 3 übersehen und
ein paar 100m zu weit fahren. Obwohl Hansueli sie dann doch noch
entdeckte, mussten wir "Strafe zahlen". Ungenügende Kenntnis des neuen
Bussgeldkatalogs zahlt sich in zuwenig Punkten aus, und Hansueli
merkte, wieso ein Brillenglas plötzlich nicht mehr anlaufen wollte:
was nicht mehr da ist, kann nicht anlaufen!

Nass und halbblind wie wir waren, wollten wir auf der Vue des Alpes
einkehren, doch ein Blick auf die Uhr liess uns direkt weiterfahren,
in einer halben Stunde würde der Checkpoint 4 schliessen. Aber wieder
sollte sich uns das Wetter in den Weg stellen. Von Holzfällarbeiten in
miserablen Zustand versetzte Strassen, vom Regen in einen Morast
verwandelt, verschlosse Tore an Weiden und die nachlassenden Kräfte
erschwerten ein Vorwärtskommen ungemein.

Und als wir endlich am Posten 4 ankamen, war dieser bereits verlassen.
Wir suchten und fanden dann den 5ten mit dem Geschicklichkeitsparcours
auch noch, aber auch der war schon leer; so blieb uns nicht anderes
als der Rückweg.

Völlig ausgepumpt trudelten wir auf dem Camping in Colombier ein.
Die Rangliste ergab einen 7ten Platz, für mich nicht weiter
verwunderlich, fuer Hansueli aber eine Enttäschung; bisher war er nie
schlechter als 3. gewesen...

Vom noch recht fröhlichen Abend mit Grill- und Lagerfeuer unter der
Autobahnbrücke, mithin dem einzigen trockenen Platz in der Nähe, kann
ich nicht viel berichten. Ich war dermassen fertig, dass ich mit
Kopfschmerzen und unfreiwillig entleertem Magen schon gegen 8 im Zelt
verschwand. Ich habe nur noch viel Lachen gehört, und das eine oder
andere Aufheulen eines Motors. 

Am anderen Morgen dann sah ich die Abflussgräben, die gezogen worden
waren, und mir war klar, was ich da in der Nacht gehört hatte.

Der Regen hatte endlich ausgesetzt, das Aufpacken gestaltete sich
daher doch eher angenehm. Aber die Kleider waren natürlich über nacht
nicht trockener geworden, was aber auch nicht weiter nötig war. Hinter
Ins begann der Regen wieder, welcher mich bis nach Hause begleitete.

Fazit: Es war Nass (Wasser), dreckig (Erde), bis zum Keuchen
anstrengend (Luft), und ich mache so etwas nie, nie, nie wieder...


... ohne eine g'scheite Bereifung!


Gruss, von einem, der sich schon auf die nachste Rallye freut!

Marc


      "Fehlbares Kurvieren wird verchrasht!" (desert)       
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