From: Juergen Kamm, jkamm@karlstadt.netsurf.de
Subject: Intercool und die MF (tm) - Los gehts.
Date: Sun, 25 May 1997 22:50:32 GMT
Organization: Privat

Moin moin.

Am Samstag vor Pfingsten war es soweit: Ich stopfe Zelt, Schlafsack,
ISO-Matte, Klamotten, selbstgebackenes Brot, Fleisch ... in einen
kleinen Packsack. 8,5 kg sagt die Waage, 3 kg maximale Last für das Heck
meiner XT erlaubt Yamaha. Egal. 

Für die Thermofutter von Lederjacke und Textilhose war kein Platz mehr,
sie landen zusammen mit dickeren Handschuhen und Halswärmer sowie
einigen anderen "weichen Sachen" im Rucksack. Auch der Tankrucksack wird
gefüllt, unter anderem mit einer Flasche Öl und Reifenpilot (ist
schließlich nicht mehr viel Profil auf dem Hinterreifen).

Noch ein letzter Blick auf die Karte und die ausgearbeitete Route. 130
km hatte die alte Geo-Route-Version von Aldi gemeldet, unter
ausschließlicher Verwendung von Hauptstraße (wie langweilig). Deshalb
habe ich mir meine Eigene gesucht - sie führt unter anderem durchs
Fischbachtal, das als landschaftlich schöne Strecke ausgewiesen ist. Vor
allem sehen die Strässchen auf der Karte eng und kurvig aus.

Gegen 10 Uhr schiebe ich noch schnell die Kamera in die Innentasche
meiner Lederjacke, suche den Helm und drücke auf dem Startknopf der XT.
Erstmal gehts auf die wohlbekannte Strecke nach Lohr, die ersten fünf
Kilometer langsam, damit der Motor warm werden kann, und ich merke, wie
sich der Bock mit dem ganzen Gepäck fährt. Auch nicht viel anders als
sonst, trotzdem beschließe ich, lieber nicht wesentlich schneller als
110 km/h zu fahren. Nicht daß ich noch die Packrolle verliere. Trotzdem
nötigen mich diverse Dosenfahrer durch ihre Rumschleicherei mit 80 km/h
zum Überholen.

Lohr ist erreicht, weiter gehts nach Aschaffenburg. Der Spessart öffnet
sich, die Kurven machen Laune. §"$-Dosen, und dann fährt da auch noch
ein Bus rum. Mittlerweile habe ich Gesellschaft bekommen - in den Kurven
habe ich eine 600er Bandit eingeholt (komisch, aber war). Als noch
langsamer als der Reisebus erweist sich das Trike, das natürlich in den
besten Kurven der Strecke langsam rumkurvt. Auf einmal fängt es an zu
Tröpfeln - wo ist die Regenhaube für den Tankrucksack? Wo schon -
daheim! Spontane Regenschauer von etwa 3 Minuten Dauer sollten mich
durch Hessen begleiten - zuerst ärgerlich, später angenehme Abkühlung.

Mist, jetzt ist da auch noch eine Baustelle als Hoppelstrecke -
hoffentlich macht das überladene Rahmenheck mit.

In Aschaffenburg ist erst einmal eine Stadtrundfahrt angesagt -
irgendwie finde ich die richtige Route nach Großostheim. Auch die Straße
nach Großumstadt hat nette Kurven. An der Abzweigung von der B45, auf
der ich mich mittlerweile befinde in Richtung Reinheim fahre ich erstmal
vorbei, weil der Ort nicht auf dem Vorwegweiser genannt wird. Endlich -
ich biege in Groß-Biegerau in Richtung Lichtenburg im Fischbachtal ab.
Fast habe ich das Gefühl, alleine auf der Straße zu sein. Nur selten
begegnen mir Dosen oder Traktoren. Der Tacho zeigt nur noch selten
Geschwindigkeiten > 100 km/h an - dafür sind diese Sträßchen zu eng, zu
kurvenreich und vor allem zu unbekannt. Von mir aus könnte das
stundenlang so weitergehen. Doch in Gadernheim holt mich die
Wirklichkeit in Form der B47 ein. Dafür kann ich Worms jetzt wohl nicht
mehr verfehlen. Irgendwo zwischen Bensheim und Worms laufe ich auf einen
LKW auf, den ich zunächst dank mir ewig erscheinender Ortsdurchfahrten,
wo der offenbar ortskundige mit rund 70 km/h durchbrettert und mir
gleichzeitig die Sicht versperrt, nicht überholen kann. Leider wird er
auch außerorts nicht wesentlich schneller.

Nachdem ich doch vorne bin, passiere ich auch schon die Rheinbrücke nach
Worms. Was für ein prächtiges Tor. Jetzt könnte ich die Wegbeschreibung
zur Reitanlage brauchen. Mist - sie liegt auch zu hause. Zuerst sieht es
gut aus - ich schnalle, daß ich Richtung Mondsheim fahren muß. Doch dann
muß ich von der eingeschlagenen Route wegen Straßensperrung rechts
abbiegen, keine Umleitung, kein Hinweis, wie´s nach Mondsheim weiter
geht. Irgendwann strande ich bei einem "Westernclub". Das war wohl
nichts. Irgendwie komme ich durch drei Stadtteile von Worms doch noch
nach Pfeddersheim - aber wo ist die Reitanlage? Eine alte Frau am
Dorfplatz erklärt mir den Weg. Ein letztes mal links blinken - und ich
stehe kurz vor 13 Uhr auf dem Parkplatz der Reitanlage. Von Worms bis
Pfeddersheim habe ich fast eine Stunde gebraucht (sic!) Irgendjemand
(vermutlich Kay) begrüßt mich und eröffnet mir, die meisten wären schon
irgendwohin unterwegs.

Ich beschließe, erstmal das Zelt aufzubauen. Aber vorher raus aus den
Motorradklamotten und rein in die kurze Hose. Dann noch eine Cola
gezischt -ah. Als icn das restliche Gepäck vom Mopel hole, verwechsle
ich DCs Kati kurz mit der Pest - muß wohl die Hitze gewesen sein.

Kaum steht das Zelt, spricht mich so ein Typ von hinten an - nach seiner
Aussage ist es Big Bandit. Er habe nur mal vorbei schauen wollen und
werde gleich wieder fahren, kündigt er an.

Wen wunderts: Etwa fünf Minuten bevor ich mir um die weitere Gestaltung
des Tages Gedanken mache, bricht ein Tross zur Crossgrube Frankethal
auf. Ich will hinterherfahren, vertue mich aber irgendwie auf der
Autobahn und lande in Maxdorf. Immerhin kann ich dort tanken. Voller
Panik stelle ich auf der Karte fest, daß ich mich in der unmittelbaren
Nähe von Oggersheim befinde. Schließlich finde ich Frankenthal nebst
Crossgrube doch noch. Mittlerweile ist es praktisch unerträglich heiß.

Nachdem für die Crossgrube ein "Hardenduristentest" angekündigt war,
hatte ich mit haushohen Sprüngen und Staufahnen gerechnet. Die gabs auch
- vorgeführt von Jungs auf Vollcrossmühlen. Die Jungs von d.r.m. sind
eher vorsichtig unterwegs - verglichen mit den Profis scheinen sie den
dritten Gang nicht zu finden. Irgendwer macht mit einer Minolta Dynax
und einem Telezoom Fotos. Nachdem mir schon das rumstehen in der Sonne
zu heiß ist und ich mein Knie nicht strapazieren will, beschließe 
ich, keine Runden als Verkehrshindernis auf der Bahn zu drehen.

Also fahre ich zurück nach Worms. Offenbar ist dort gerade Volksfest
oder so. Ich wollte noch das Tor  vor der Brücke fotografieren. Dabei
stelle ich fest, daß sich daneben eine Rheinmeßstation befindet, und
etwas weiter weg eine Wirtschaft mit Biergarten. Wie üblich finde ich
mal wieder den Weg nach Pfeddersheim nicht und mache zum zweiten Mal an
diesem Tag eine Ortsteilrundfahrt durch Worms. Auf der Reitanlage
angekommen vernichte ich erst einmal zwei Flaschen Mineralwasser (oder
warens drei) - es war also wirklich so heiß, wie ich dachte. Dummerweise
kann ich mich nicht zu einem Schwimmbadbesuch durchringen.

Beim abendlichen Grillen lerne ich einen BMW-Fahrer aus Berlin kennen,
dann wird die Wette verlesen. Gleich darauf folgt der Soundkontest. Ein
im Anschluß eintreffender Jugendlicher auf einer zweitaktenden TRM (?)
125 von Yamaha sorgt für allgemeine Erheiterung; er wird gefragt: "Ist
das ein Elektromotor?"

 Irgendwann begrüße ich auch Twardy. Aus irgendwelchen Gründen bleibe
ich auf dem Parkplatz und bekomme mit, wie eine blonde Tequila-Testerin
die Sitzposition auf einer neuen CBR 600 (mit Beule im Tank vom
Garagenpfosten) testet und  dabei Probleme mit ihren Knien hat. Wer
schließlich hinter Manu Platz nimmt und die CBR-Bank zum Knutschkissen
umfunktioniert, sollte ich nicht heraus bekommen.

Zuschauen ist wenig befriedigend, also gehe ich mal neues Bier holen.
Aus irgend einem Grund mache ich irgend ein Foto - prompt fragt mich an
Mädchen, ob ich Reporter sei. Nachdem ich trocken geschluckt habe,
gestehe ich, betone aber, nicht beruflich unterwegs zu sein. Die Dame
stellt sich als Kays Schwester vor. Irgendwie finde nach einer langen
Fragerunde ich heraus, daß Claudia wohl angehende Architektin ist.

Sonst habe ich nicht mehr viel vom Samstag Abend in Erinnerung.
Irgenwann nach dem x-ten Bier und gegen 1:30 Uhr ziehe ich mich ins Zelt
zurück. Doch nichts paßt - das Louis-Sponsorzelt ist zu kurz, die Nacht
noch zu warm und ich schwitze mich im Schlafsack halb tot. Die Musik von
der Fete läßt mich nicht schlafen und der Schweiß klebt auf der Haut. So
döse ich vor mich hin. Als es schon hell wird, hört die Musik auf. Dafür
legt ein Gockel in der Nachbarschaft los - Mistvieh! Beim Gang zur
Toilette um 6 Uhr morgens treffe ich den BMW-Fahrer - irgendwie sieht es
nach Regen aus. Außerdem lädt gerade jemand ein Pferd aus.

Ein paar Viertelstunden später fängt es wirklich an zu regnen. Da könnte
ich doch eigentlich den Schweiß loswerden. Also rein in die Badehose und
das Duschmittel geschnappt. Am Waschbecken im Klo reibe ich mich mit
Wasser und dem Zeug ein und gehe durch den Regen, um das Zeug abwaschen
zu lassen. Endlich kann ich Regen einmal etwas positives abgewinnen.
Irgendwie finde ich sogar noch ein Stündchen Schlaf, nachdem ich mich
abgetrocknet habe.

Nach dem Frühstück suche ich Partner für die Orientierungsfahrt.
Schließlich lande ich bei Matthias mit seiner (kurz übersetzten) SR,
einem Suzuki DR-Treiber und den Berliner BMW-Fahrer. Die
Orientierungsfahrt wird toll, allerdings hat der BMW-Fahrer etwas wenig
Übung  im Kurvenfahren. 

Schwieriger wird die Heimfahrt vom Motorradmusuem. Nachdem wir uns beim
Asiaten gestärkt haben - inzwischen hatte sich eine zweite Gruppe
angeschlossen, stoßen wir  auf einen Stau, aus verdächtig vielen Autos
hängen dabei Schals von Kaiserslautern. Da Matthias nicht mehr
vorausfahren will, übernehme ich die Führung. Allerdings finde ich den
richtigen Weg eher nicht. 

Dafür mache ich andere Erfahrungen: Hatte ich bei der Orientierungsfahrt
als dritter zunächst Schwierigkeiten, an der SR und der DR
dranzubleiben, sah das als zweiter hinter der SR schon anders aus
(allerdings gings da etwas gemütlicher voran). Jetzt als "Leithammel"
ist es wieder anders: Obwohl ich gemütlich fahre, zieht sich die Gruppe
nach einigen Kurven immer auseinander. Glücklicherweise findet der
CX-500-Fahrer aus der Gruppe als neuer Leithammel den Weg nach
Pfeddersheim.

Dort grille ich meine Fleisch- und Bratwurstvorräte, dies gelingt mir
noch vor Einbruch der Dunkelheit - und wir füllen den Fragebogen der
Orientierungsfahr aus. (Wo bleibt das Posting mit allen Deutungen der
Markennamen?) Unsere Gruppe wird schließlich vierte, doch erst der
dritte Platz wird als "ehrenvoll" herausgestellt. 

Ich habe den Eindruck, daß es auch auf der Megafete so geht wie so oft:
Wer sich schon kennt, steht oder sitzt zusammen. Und auch die
Provezeihung von Matthias erfüllt sich: Erst in d.r.m kommen viele
Vorkommnisse ans Licht. So hatte ich von den Stürzen nichts mitbekommen.

Irgendwann treffe ich wieder Claudia - da ich gerade nichts anderes
vorhabe, erkläre ich ihr die allgemeinen Fragen auch noch. Irgendwann
richte ich schließlich noch meine Kamera auf sie (warum weiß ich auch
nicht).

Irgendwie erscheint mir der Sonntag Abend ruhiger - keine Wunder,
schätzungsweise ein Dutzend Leute ist bereits abgereist. Da ich doch
ziemlich erschossen bin, ziehe ich mich früh ins Zelt zurück. Ich habe
umgeräumt und lege micht diagonal rein - so paßt es halbwegs. Ich kann
sogar recht gut schlafen, bis mich der dumpfe Schlag eines Einzylinders
und Beifallsstürme wecken. Später erfahre ich, daß echte Hardenduroisten
morgens um halb sechs mit halben Nummernschildern über Stahlboxen
springen.

Als ich das Zelt kurz vor neun Uhr morgens verlasse, herrscht schon
Aufbruchstimmung. Ich kann mich ihr nicht entziehen. Nach etwas
Körperpflege (im wesentlichen Zähneputzen) und dem vertilgen meiner
restlichen Lebensmittel mache ich mich ans Zeltabbauen. Meine
"Nachbarin" spricht meine Gedanken aus: "Wie habe ich das ganze Zeug nur
hierher gebracht". Ich beschließe, diesmal nich das Gepäck zum Motorrad
zu bringen. Statt dessen fahre ich die XT quer über den Zeltplatz.

Auch auf der Rückfahrt verfahre ich mich noch ein paar mal. Zuerst ist
Biblis, wo ich eigentlich vorbeifahren wollte,  nicht von der B47 aus
angezeigt. Dann irre ich durch das Mühl-, Modau- und Fischbachtal.
Irgendwann und irgendwie erreiche ich doch noch Großostheim.

Auf dem Weg von Aschaffenburg nach Lohr treffe ich an eine Ampel auf
eine Gruppe Mopeds mit AB-Kennzeichen. Eine Harley, ein japanischer
Chopper, eine 600er Bandit mit Halbschale und ein Joghurtbecher. Prima
denke ich mir, mal sehen, wie andere die Kurven fahren. Leider fahren
sie die Kurven hinter Dosen und recht langsam. Also überhole ich sie und
schätzungweise ein Dutzend Dosen - und das mit all dem Gepäck.
Schließlich sehe ich die Dose an der Spitze: Ein tiefergelegter Fiat Uno
mit Breitreifen und verdunkelten Scheiben. Nach einer Kurve demonstriere
ich den Unterschied von 38 PS und 250 kg gegen 60 PS (?) und 850 kg.
Schließlich überhohle ich eine weitere Kolonne, die von einem
Entenfahrzeug angeführt wird. Interessanterweise ist dieses verglichen
mit dem Uno flott unterwegs.

Nach rund 3 Stunden Fahrzeit komme ich wiederum zuhause an.
Sicherheitshalber baue ich das Zelt nochmal zum trocknen auf und lüfte
den Schlafsack.

Und so gings in der Woche nach der MF weiter: Für die XT stand ein
Kundendienst an. Ich habe also eine Liste mit den vier Sachen gemacht,
von denen ich keine Ahnung habe, wie Ventilspiel, Bremsflüssigkeit und
Speichennachziehen. Damit wurde dann eine Honda-Werkstatt beauftragt.
Beim abmontieren überflüssiger Kunststoffdeckel fiel mir dann auf, daß
ich eine Schraube von  der Auspuffbefestigung verloren hatte.

Vorher mußte ich noch einen Ölfilter kaufen, von dort fuhr ich direkt
zur Werkstatt, alles in allem so 55 km. Nach Auskunft des Händlers
stimmte bei 3 Ventilen das Spiel überhaupt nicht, die Bremsflüssigkeit
war total hinüber und im Vorderrad waren diverse Speichen locker.
Außerrdem machte er mich auf den überfälligen TÜV (bekannt) und die
abgefahrenen Reifen (nur von hinten bekannt) aufmerksam. Deshalb sah er
auch von einer Probefahrt ab, sagte er.

Interessanterweise hat die XT am Wochenende der MF relativ wenig Sprit
verbraucht, jeweils < 5 l/100 km. Das wird doch nicht am falschen
Ventilspiel gelegen haben :-). Ich denke eher an das gemütliche Fahren
wegen dem Gepäck als Ursache.

Als ich die Maschine abholte, kam ich in einen Platzregen. Obwohl beide
Reifen stellenweise < 0,1 mm Profil hatten, konnte ich bei meinem
typischen Landstraßentempo von 110 km/h kein Aufschwimmen oder
wegrutschen feststellen. Der Pirelli MT 50 hinten drauf hat es somit auf
rund 7600 km Laufleistung gebracht, der Originale Dunlop Trailmax vorne
auf 12380 km. Ich bin mal gespannt, wie lange die jetzt montieren E3 (v)
und TKC 80 (h) halten.

so, Ende im Gelände
cu.
     Juergen


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#  Wheelies schonen den Vorderreifen          #
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# Mopped: XT600E (die kleine schwarze)        #
# Compi : Zu langsam!                         #
# Email : jkamm@karlstadt.netsurf.de          #
# Kamera: Minolta                             #
# Laster: Keine (Was soll ich mit nem Truck?) #
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