From: Guido Neitzer, neitzer@informatik.uni-bonn.de
Subject: Was fürherrliche Strecken! (und ein Tip zur VFR)
Date: Wed, 12 Mar 1997 10:55:46 +0100
Organization: University of Bonn

Hi Zusammen.

 Um es kurz zu sagen, es war ein einfach herrliches WE mit viel
Sonnenschein, vielen Kilometern und einer endlich wirklich schnurrenden
VFR. Das folgende wird wohl etwas länger werden ... ;-)

 Ich war bei Muttern, die im Odenwald zu Hause ist und habe mir
natürlich nicht nehmen lassen, mit dem Moppel runter zu zu fahren.
Schließlich hatte ich sie gerade erst wieder in Ordnung gebracht und
wollte mich selbst wieder ein wenig sicherer machen - das hat auch
weitestgehend funktioniert.

 Auf dem Hinweg ist mir aufgefallen, daß meine Kleine ein wenig
ruckelte, wenn sie bei niedrigen Drehzahlen konstant gefahren wurde.
Nicht viel, aber doch so, daß es mich als Perfektionist ein wenig
störte. Also habe ich mich am Montag morgen bei einem Bekannten
erkundigt, ob es in der Gegend von Mosbach jemanden gibt, der mir eine
VFR richtig einstellen könne und siehe da, es gibt jemanden!

 Der Tip war eine Kawasaki-Werkstatt in Aglasterhausen. Der dortige
Mechaniker (und Mitbesitzer des Ladens) hat 15 Jahre Honda-Erfahrung und
auch das komplette Set Honda-Spezialwerkzeug da. Ich hab also kurzerhand
einen Termin gemacht und bin Dienstag morgen hingefahren und hab ihm
meine Problemchen geschildert. Er ist probegefahren und meinte, daß ich
zwar recht habe, aber wohl auch ein wenig empfindlich wäre ... ;-)

 Jedenfalls hat er eine Vergasersynchronisation gemacht, mit einem
Gerät, wo vorn groß Honda drauf stand. Nur eine Anzeige, die sich
mittels Drehschalter auf die Zylinder schalten ließ (hat nach seiner
Aussage den Vorteil, daß man Differenzen durch mehrere Meßuhren
ausschaltet). Die Synchronisation lag innerhalb der Toleranz, allerdings
waren der erste und der dritte Zylinder nicht ganz so genau bei der
Sache. Daraufhin meinte er auch, daß man das wohl besser hinbekommen
kann und das hat er dann auch. ("Wenn ich eine Kawa nach der Toleranz
einstellen würde, würde sie dermaßen rasseln und röcheln, daß man denkt,
sie fällt gleich auseinander. Hondas sind da nicht so empfindlich. Warum
auch immer.")

 Hinterher lief sie genau so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Sauber
und ohne jegliches Ruckeln auch in Drehzahlbereichen unterhalb 2000
Touren. Natürlich nur, wenn man auch ein wenig Gefühl in der Gashand
hat, aber das versteht sich wohl von selbst. Jetzt zwitschert sie
allerdings ein wenig - der genaue Grund ließ sich nicht ausfindig
machen, der Mech vermutet, daß der Auspuff wohl nicht mehr der
allerneueste ist und irgendwo ein wenig Luft zieht (die VFR ist BJ 91
und noch ist alles original). Jedenfalls wurde sie exakt nach
Honda-Vorgaben eingestellt (vorher lag sie jeweils zwar innerhalb der
Toleranzen, zwitscherte nicht, aber lief auch nicht ganz so sauber). Auf
der Heimfahrt war ich dann von dem Motor wieder einmal hellauf
begeistert. Einfach geil.

 So, nun zum Thema Tour, ich bin durch den Odenwald, den Taunus und den
Westerwald gefahren und kann ein paar Strecken wirklich empfehlen:

 Im Odenwald war das ganz besonders ein Stückchen nordöstlich von
Heidelberg. Von Hirschhorn über Rothenberg nach Beerfelden, dort dann
westlich Richtung Affolterbach, Hammelbach, Weschnitz, dann über
Lindenfels ein wenig über die Niebelungenstraße (B47) von Lindenfels
Richtung Bensheim. Wirklich extrem schön! Bei Reichenbach bin ich dann
über Beedenkirchen und Ober- und Niederbeerbach nach Norden gefahren um
dann, zwecks Kilometermachen ein Stück auf die Autobahn A5 zu schwenken.

 Von der A5 bin ich über den Frankfurter/Wiesbadener Autobahndschungel
Richtung Rheingau-Taunus-Kreis gefahren. Anfahrt dorthin über die A66
Richtung Rüdesheim/Eltville. In Eltville verläßt man dann die Autobahn,
die dort schon in die B42 übergegangen ist, Richtung Schlangenbad.
Achtung, nicht die Ausfahrt Richtung Bad Schwalbach, sondern eine
weiter!

 Über Schlangenbad geht es dann über eine sehr nette Landstraße Richtung
Wispertal. Dort angekommen hielt ich mich Richtung Lorch, fuhr durch das
Wispertal, aß an einem Bikertreff wirklich sehr lecker, weiter Richtung
Lorch, allerdings kurz vorher dann rechts weg nach Ransel. Wiederum eine
wundervolle Strecke, auf der man fürchterlich heizen kann, allerdings
sind eine Kurven sehr hinterrücks mit Bitumen geflickt und/oder uneben.
Da ich die Strecke zum ersten Mal gefahren bin, war ich eh nicht so
schnell, aber ich denke, daß einem sowas in max. Schräglage nicht sooo
gut bekommt! Dann über die Loreley-Burgen-Straße wieder zurück zum
Rhein, den man bei Kaub erreicht. 

 Da sich meine Zeit ein wenig verflüchtigte, beschloß ich, jetzt wieder
ein paar Kilometer gen Norden zu düsen, um dann noch mal in den
Westerwald abzuschwenken. Eine sehr gute Gelegenheit dazu ist das
Wiedtal, welches ich teilweise schon erkundet habe, da dort eine
Freundin von mir wohnt. Diesmal wollte ich von Neuwied bis Neustadt
fahren, um dann den Rest der Strecke auf der Bahn hinter mich zu
bringen.

 Der Einstiegspunkt in den Westerwald von der B42 aus war für mich
Neuwied Irlich, der Beschilderung Altwied/Niederbreitbach folgend. Diese
Strecke führt einen dann immer an der Wied entlang bis nach Neustadt
über eine geschwungene Landstraße und eine wirklich schöne Gegend bei
der es sich sicherlich auch lohnt, einmal die Nebenstraßen zu erkunden.
In Neustadt angekommen folgte ich auch tatsächlich meinem urpsrünglichen
Plan und fuhr gen Heimat, da ich langsam aber sicher doch ziemlich müde
wurde. Zwar hätte mich ein weiteres Folgen der auf der Karte sehr
ansprechend aussehenden Straße gereizt, aber für heute hat es einfach
gereicht.

 So, abschließend noch etwas in eigener Sache. In will nicht als
Moralapostel darstehen und die, die mich kennen, wissen, daß ich auch
gerne mal ein wenig zügiger fahre, aber auch heute mußte ich wieder
einsehen, daß es einfach lebensmüde wäre, über eine unbekannte Strecke
am Limit zu fahren. Am besten noch in Kurven, die man nur sehr schlecht
oder gar nicht einsehen kann im Vertrauen darauf, daß die Straße schon
sauber und eben und der Gegenverkehr brav sein wird. Ich hatte auch so
meinen Spaß, wenn ich es wirklich am Limit krachen lassen will, werde
ich auf den Nürburgring gehen. Dort kann ich zumindest davon ausgehen,
keinen Gegenverkehr zu haben!

 Mein eigener Fahrstil hat sich heute sicherlich wieder um einiges
verbessert, zumal ich nach dem Unfall vor 10 Tagen besonders durch
Rechtskurven ein wenig unsicher rumgeeiert bin. Dadurch und auch durch
obigen Gedanken bestärkt, habe ich mal verstärkt auf schöne Kurvenlinie
und flüssiges Fahren geachtet und muß sagen, es hat wirklich was
gebracht. Ich habe unbewußt ohne es richtig zu merken den Hinterreifen
bis auf die Kante gefahren (einige Streckenabschnitte waren sehr schön
übersichtlich und geradezu als "Übungskurve" prädestiniert), meine
Unsicherheit wieder vollständig verloren, viel Vertrauen in den Grip der
warmen BT50 auf trockener Straße gewonnen und vor allem jede Menge
Fahrspaß gehabt.

cug, mittlerweile ziemlich müde. Entschuldigt daher den holprigen Stil
und die wahrscheinlich vorhandenen Fehler.

-- 
"Alt werden heißt sich selbst ertragen lernen." - Kudszus