From: Thomas Kittel, ctk@rz.uni-jena.de
Subject: Re: Offraod in Frankreich erlaubt?
Date: Mon, 04 Nov 1996 13:22:37 +0200
Organization: Otto-Schott-Institut fuer Glaschemie

Dominic Tanner wrote:

> >Crossbahn Walldorf (Sehr schwierig)
> >Crossbahn Mothern
> >Crossbahn Odenheim
> 
> Wie ist das eingentlich bei diesen Crossbahnen ?

So wie mit den Menschen, sehr unterschiedlich, mit einigen grundsaetzlichen
Gemeinsamkeiten.


> die gehoeren doch Vereinen ? Darf man da drauf wenn keiner da ist ?
> Oder muss man Vereinsmitglied sein / Eintritt zahlen ?

Da gibt es mehrer Moeglichkeiten. Die haeufigste ist, die Pacht oder das
Eigentum des Gelaendes. Was aber dem Fremduser egal sein kann.
Viel wichtiger ist, das fuer jede offizielle Rennstrecke (hier "Crossbahn""
genannt) eine Betriebsgenehmigung vorliegen musz. Diese wiederum ist fuer
den Fremduser sehr interessant. Nur kennt er sie in der Regel eben nicht.

In dieser Betriebserlaubnis sind die wesentlichen Betriebparameter fest-
gelegt. Ihre Basis bildet ein sogenanntes Immisionschutzgutachten welches
fuer alle Rennstrecken existieren musz. Darin stehen nun so wichtig Dinge
wie Betriebszeiten, welche Fahrzeugarten usw. unter anderem auch lokale
Besonderheiten, wie Parkplaetze, Oelwechselverbote, Waschverbote und noch
mehr frustrierende Auflagen mehr. Und im letzten Satz steht dann die Liste 
der Strafandrohungen bei Nichteinhaltung der Auflagen. Die meisten Strafen
liegen so um die 10 kDM. Zu berappen hatt das der beantragende Club, oder 
der fuer den Betrieb der Rennstrecke zustaendige Rechtstraeger.

WAS LEHRT UNS DAS? Motorsport ist in D eine mehr buerokratische Handlung.
Will man in D also hemmungslos dirtbiken (dreckwuehlen), sollte man das
moeglichst NICHT auf Rennstrecken tun. In freier Natur sind zwar die
angerichteten Schaeden betraechtlicher, aber dort sollte man erst mal dingfest 
gemacht werden, wenn man bestraft werden soll. (Wer kann aber einen geuebten 
Crosser oder Enduristen fangen). Natur- und Landschaftsschutzgebiete sind 
wegen ihrer duenneren Menschenbesetzung zu bevorzugen ;-) 

Nun gibt es aber immer noch besonders verstockte Motorradfahrer, die es rundweg
ablehnen Orchideenwiesen zu pfluegen und Schonungen mit Stollenreifen umzugraben.

Die muessen sich nun wohl oder uebel auf die gefaehrliche Gratwanderung
in die deutschen Umweltgesetzgebung begeben.

1. Eine Rennstrecke ausfindig machen.

2. Herauskriegen, wer die Betreibergenehmigung hat,( Klub, Gemeinde,
   Jugendeinrichtungen u.sw.)

3. Dort erfaehrt man wann und mit welchen Fahrzeugtyp man fahren darf.

4. Herauskriegen, wie die Versicherungslage der Strecke ist, wenn man
   man einen anderen (Fahrer, Zuschauer, Spaziergaenger) umnietet.

5. Zum Zeitpunkt auf der Strecke einreiten, beim Verantwortlichen einfinden,
   belehrende Worte zu oertlichen Besonderheiten ueber sich ergehen lassen,
   Einen Obulus latzen ( in der Regel um die 10 bis 15 Mark fuer eine 
   Trainingeinheit).(Die versaeuft er in der Regel auch nicht, sondern steckt sie
   in die Kasse fuer den Bulldozer, der in kuerzeren Abstaenden die Strecke pflegt
   und befahrbar haelt.)

6. Es empfiehlt sich mit den dortigen Fahrern eine Einfuehrungsrunde zu drehen,
   um mit den gefaehrlichen Stellen bekannt gemacht zu werden.

7. Nach einer geeigneten schnellen Trainingsgruppe gucken, und dann solange 
   toben, bis man entkraeftet zu Boden faellt.

  
Nun gibt es noch einen Weg sich die Punkte 1-7 zu sparen. Vor allem aber Punkt
5. 

A: Man sucht die Rennstrecke und wartet bis kein anderer Fahrer zu sehen ist.

B: Man ist voellig sicher, dasz man auszerhalb der zulaessigen Betriebszeiten ist.
   Sofort faehrt man auf die Piste und buegelt dort wie wild.

C: Man versaeumt es nicht, interessierten Fotografen und anderen Zuschauern
   froehlich zuzuwinken.

D: Man haut nach kurzer Zeit, weil es eh alleine keinen Spasz macht, ab.

E: Man liest nach kuerzerer Zeit interessiert in der Zeitung, das aufgrund
   von Hinweisen und Fotos aus der Bevoelkerung der hiesige MC-Club zu einer
   Zahlung von 10 000 Mark verdonnert wurde, weil er seine Auflagen aus der
   Betreibererlaubnis nicht durchgestzt hat. Worauf der hiesige MC-Club wegen
   Zahlungschwierigkeiten seine Taetigkeit eingestellt hat. Die Moto-Cross-Strecke
   wird nun nicht mehr benoetigt, und von der Gemeinde als Bauland ausgewiesen.

 
Mit nachdenklichen Grueszen Tommi

(Vorstand der Motorsportvereinigung Apolda, Moto-Cross-WM-Strecke 
"Am Tannengrund", an denen der Kelch noch einmal vorbeigegangen ist)

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* Thomas Kittel     GRR 9             Friedrich-Schiller-Universitaet JENA *
*                                     Chem.-Geowissensch. Fakultaet        *
* ZX-9R             @irc              Institut fuer Glaschemie             *
*                                     Labor fuer Lichtmikroskopie          *
**Als niemand mehr an die Goetter glaubte, gingen sie ihrer Wege.**F. R.****