From: Dirk Straka, dirk@news.drb.insel.de
Subject: Re: TA, Federvorspannung
Date: Wed, 26 Jun 1996 13:29:36 GMT
Organization: Dr. Brunthaler IITech GmbH, Germany

Hi Olaf Erkens and all the rest of de.rec.motorrad!

Concerning "TA, Federvorspannung", you wrote (quoting me):

[...Federvorspanneinstellbeschreibung]
> Das ist ne schöne, praktische Beschreibung (im Ernst) !

Danke fuer die Blumen.  :-)

> Sehr schön ist auch die Sache mit dem Meßpunkt am Heck - weil es ein-
> facher ist. Allerdings reicht mir dann wegen der Winkelei nicht mehr
> die Federwegangabe des Herstellers. Also muß man den Gesamtfederweg
> mit Meßpunkt Heck erst mal ermitteln :-)

Nicht unbedingt.  Bei mir ist der reine Federweg am Federbein (Stoessel-
stange von ganz 'rein bis ganz 'raus, wobei ganz 'rein durch den Schmutz-
ring markiert ist :-), IOW:  ich messe im ausgefederten Zustand nur die
saubere Strecke am Stoessel :-) ) gerade mal 4(!) cm.  Als Federweg sind,
glaub' ich, 12 cm oder so angegeben.  Das heisst ja wohl, dass der vom
Hersteller angegebene "Federweg" dem Weg des Hecks entsprechen duerfte
(was IMHO auch Sinn macht, denn *das* braucht man wirklich - was inte-
ressiert mich, was die Mechanik dafuer leisten muss.  BTW:  Wenn dem
nicht so waere, dann haette man mit 12 cm angegebenem Federweg und He-
belkinematik am Heck Niveauaenderungen von bis zu 36 cm ...  ein biss-
chen viel, oder?  Was fuer ein Supersportler hat *so* einen Radkasten?
;-)  Aber dazu unten noch mehr ...).

> Oberster Punkt sollte kein Problem sein - Heck soweit anheben, daß der
> Reifen gerade eben noch den Boden berührt.

Yep.  Das Rad kann man auch ueber den Hauptstaender oder aber ueber den
Seitenstaender entlasten.  Bei letzterem einfach das Moped ueber den
Staender kippen und zu sich selber hinziehen.  Dabei sollte man auf der
Seite stehen, an der sich der Seitenstaender befindet!  Keine Angst,
kann nix passieren (ausser, dass er abbricht - aber das hab' ich noch
nicht erlebt; und _wenn_ er schon abbricht, dann wenigstens, wenn ich
danebenstehe und nicht fernab von allem und in ein parkendes Auto 'rein).
Dass man das nur auf festem Untergrund tun sollte, versteht sich ja wohl
von selber.

> Unterer Punkt (Anschlag) wird schon schwieriger - mal sehen, wieviele
> Leute auf mein Moppel drauf müssen, damit die voll einfedert (wippen
> nutzt ja nix, da ist schlecht messen).    :-)

Den kann man rechnerisch ermitteln.  Das Mass fuer den oberen Punkt hat
man ja nun.  Und davon zieht man einfach den angegebenen Federweg (bzw.
1/3 davon) ab und das ist die Hoehe, in der die maximal moegliche Einfe-
dertiefe ist bzw. wo sich (bei Driittelabzug) unser Referenzpunkt bei
optimaler Vorspannung befinden sollte.

Sollte der angegebene Federweg wirklich dem der Stoesselstange des Feder-
beines entsprechen, kann man auch darueber den Weg des Hecks errechnen.
Ueber eine "normale" Hebelkinematik sind 1 cm Weg am Federbein etwa 3 cm
am Heck ...  was man, wenn man's genau wissen will, aber auch nachmessen
kann:  Eine Position am Federbein merken (Fettstiftmarkierung), dann,
gemessen am Federbein, 1 cm ausfedern und sehen (bzw. wiederum messen),
wie sich die Hoehe am Heck aendert.  Klingt kompliziert, ist zu zweit
aber eher unproblematisch und man musses ja auch nur einmal schaffen ...
;-).  Und abgesehen davon kann der geneigte und wohlinfomierte Vertrags-
haendler das Verhaeltnis meist sogar ansagen ...

So.  Nun sollte die Ermittlung des Heckauf und -ab und die jeweils
korrekte Anpassung der Vorspannung eignetlich kein Problem mehr sein.
Oder?  ;-)

> Nun gibst du hier als erwünschte Einfedertiefe inkl. Beladung 1/3 vom 
> Gesamtfederweg an. Nun hab ich da im Hinterkopf, daß du eher sportliche 
> Straßenmaschinen bewegst. Gilt das für jedes Mopped ?

Nein.  Aber die meisten, die im "normalen" Strassenbetrieb bewegt werden.
Ist halt einer von diesen aeusserst praktischen Richtwerten: Gilt immer,
ausser ...  ;-))

> Gilt das für jeden Nutzzustand (z.B. Gelände bei Enduro's

Da kann ich (noch) nix zu sagen.  Vielleicht nach dem 26.07. mehr.
Grundsaetzlich haengt es halt davon ab, wie das erwartete Verhaeltnis
von Aufs und Abs ist ...  :-)

> oder Rennstrecke bei Sportmaschinen). 

Auch da ein klares meistens.  Da fuer die Vorspannung nicht nur die
Streckenbeschaffenheit und die Beladung sondern auch die Fahrweise be-
trachtet werden muss.  Und bei Renneinsatz ist ebenfalls sowohl Positiv-
als auch Negativfederweg erforderlich:  Positiv (einfedern) vorne beim
Bremsen, hinten bem Beschleunigen, negativ (also ausfedern) vorne beim
Beschleunigen und hinten beim Bremsen.  Meist kommt man aber auch da mit
der Drittel-Loesung recht gut hin.

Und ueberall gilt ohnehin erstmal:  Wenn das Ding durchschlaegt, dann
ist es zu wenig vorgespannt oder, wenn's daran nicht liegt, zu weich ge-
daempft (Zug- und/oder Druckstufe bzw. Federrate oder Oelviskositaet),
wenn's aus den Kurven wandert (also den Bodenkontakt verliert), dann
entweder zu viel vorgespannt (kann nicht weiter ausfedern) oder ueber-
daempft bzw. Zug- und/oder Druckstufe zu hart.  Tauchen die Symptome
verstaerkt oder nur dann auf, wenn mehrere Hubbels hintereinander fol-
gen, dann passen Druck- und Zugstufe nicht zueinander  - die Maschine
"graebt" sich ein (federt schneller ein als aus:  Druckstufe zu weich
fuer Zugstufe) oder "schaukelt" sich 'raus (ebenso, nur umgekehrt) ...

Und ueber allem natuerlich der heiss geliebte Grundsatz:  So weich wie
moeglich und nur so hart wie noetig.  Aber den hatten wir ja schon.  :-)

> Oder sollte man z.B. bei Enduro's grundsätzlich auf 1/4 runter gehen
> (obwohl ich bei Enduro's meist den Eindruck habe, daß die eher auf 1/2
> eingestellt sind)?

Wie gesagt:  Zu Enduros kann ich mangels Erfahrung wenig sagen.  Aber da
deren Federung meist wesentlich weicher abgestimmt ist (also auch schnel-
ler ausfedert), werden die wohl auch absolut mehr Negativfederweg brau-
chen.  Von daher wuerde ich auch da erst mal mit einem vielleicht recht
viel erscheinenden Drittel beginnen ...

-- 
Dirk                                                    rrr#6/DoD#220361
                                                        YZF1000R ABK 1.6
Live the way you'll wish to have lived when you die.    13797 - counting