From: Markolf Gudjons, eedmgu@eed.ericsson.se
Subject: Zolder Training (lang)
Date: Wed, 12 Jun 1996 17:02:11 +0200
Organization: Ericsson Eurolab Germany

Hi,

Ja, also. Stefan Karsch und ich haben uns gestern spontan ueberlegt, dass
wir eigentlich wenig Bock auf Nordschleife haben. Aber heute war ja
Renntraining in Zolder, und kurzentschlossen entschlossen wir uns kurz, :-)
da hin zu fahren. 
 
Nach einigem Hin-und-her (Stefan hatte seinen Mopedschluessel verloren :-)
trafen wir uns dann heute morgen um 06:45 in AC. Schnell tanken, dann auf
die Bahn nach Zolder (70 km).
 
Dort angekommen haben wir eingecheckt, 160,- geloehnt und unsere
Transponder, Papiere und die Startnummern bekommen. Anschliessend folgte
ein etwa 1/2 stuendiges Briefing (auf flaemisch :-), dessen Infogehalt
aber eher niedrig war (Fuesse auf die Spitze setzen, beachtet Euren toten
Winkel, der Ueberholer muss aufpassen, bla bla ...).
 
Dann ging's los. Wir wurden in 3 Gruppen eingeteilt und fuhren 5-6 Runden
hinter dem Instruktor her. Kurven lernen, Ideallinie und Bremspunkte
merken, usw. Alles in moderatem Tempo, so dass kein Stress entstand.
 
Die Strecke wurde kuerzlich neu asphaltiert und ist in sehr gutem Zustand.
In den Kurven sind auch schon einige Gummispuren ersichtlich, so dass die
Suche nach der Ideallinie leichter fiel. :-)
 
Die ueberwiegende Mehrzahl der Mopeds waren japsische Vierfuessler,
vornehmlich CBR 600, FZR 600 und 1000, YZF 750, eine YZF 600 und etliche
Donnerassis (YZF 1000). Dazu 3 TRX, 3 Ducs, eine Handvoll ZX-6 und ZX-9
und ein paar "Oddballs": GPX 750 R, XBR 500, RD 350, Sport 1100. Die
meisten waren auf den eigenen Raedern gekommen. Alles in allem etwa 60
Leute, bis auf 3 alles Belgier. Es waren durchwegs nagelneue Mopeds mit
<5000 km und offensichtlich gut situierte Fahrer (bunte Poserkombis,
Replika-Helme). 
 
Nach den Einfuehrungsrunden war freies Fahren angesagt. Stefan und ich
gingen gleich mit den ersten raus, die es auch ordentlich krachen liessen.
Ich hielt mich ein wenig zurueck, versuchte erstmal meinen Strich nicht
durch kramphaftes Gasgeben zu versauen und drehte einige Runden.
 
In den ersten 2 Runden steckten direkt 3 oder 4 Mopeds in den Kiesbetten,
in den folgenden 2 Stunden legten sich gut 20 Leute ab. Zweimal gab es
Rotphasen waehrend Ambulanz und Abschleppwagen ausrueckten. Passiert ist
nix Ernstes, die Ambulanz war eher vorsichtshalber unterwegs. Zu beklagen
war allerdings ein ueberfahrenes Eichhoernchen, ein zweites konnte sich
(vor mir) gerade noch in Sicherheit bringen.
 
Nach einigen Runden sah ich Stefan an den Boxen stehen und lief ebenfalls
ein, um Erfahrungen auszutauschen. Leider war der Motor seiner RD am Ende
der Start-/Zielgeraden festgegangen und sein Training somit beendet. Ein
harmloser Ausflug ins Kiesbett ohne Sturz war die Folge.
 
Einer der Instruktoren meinte mit leichten Sorgenfalten, dass die heutige
Gruppe ordentlich Gas geben wuerde. Alles in allem wurde aber sehr fair
gefahren, lediglich einige Fahrer mit Rennmaschinen (Nachruestverkleidung
ohne Lampen, Slicks) waren dem Gros deutlich ueberlegen und pressten sich
teilweise recht heftig vorbei.
 
Ansonsten waren die Talente sehr gemischt.  Einige der leistungsmaessig
deutlich ueberlegenen Mopeds konnte ich ueberholen, darunter einige
Blades, 2 der Thunderaces und einige andere. Die 3 TRX 850 gingen
unglaublich gut, auf den Geraden kam ich gerade so vorbei, waehrend die
Yammis in den engen Passagen vom Handling her so deutlich ueberlegen
waren, dass ich kein Land sah. Die Fahrer waren sicher auch
besser/skrupelloser. Ich habe mich auf keine Zweikaempfe eingelassen,
lieber verlieren als crashen. So musste ich denn auch nur einmal in den
Notausgang.
 
Die besseren CBRs (alle 600er waren schneller als die 900er) fuhren 1:58,
meine Zeit lag bei 2:20. Die o.erw. Transponder wurden ueberigens nicht
zur Zeitmessung, sondern zur Identifikation laermender Mopeds verwendet
(es gilt ein 95 dB Geraeuschlimit, auf der Gegengeraden gemessen). Stoppen
muss man selbst. 
 
Nach etwa 12 Runden musste ich erneut an die Boxen, weil meine Kiste wie
auf Schmierseife fuhr. Ich hatte vergessen, den normalen (hohen) Luftdruck
zu senken, der Reifen war sehr heiss geworden und auf ueber 4 Bar
aufgeblasen! An den Flanken rollte sich das Gummi ab, Profilbloecke
brachen heraus, auf der Laufflaeche zeigten sich leichte Risse. Das Gummi
war so weich geworden, dass man mit dem Fingernagel Stuecke herausbohren
konnte. :-(
 
Nach dem Absenken des Luftdrucks bin ich dann weiter gefahren, mit wieder
deutlich besserem Handling. Nach weiteren 10 Runden war der Reifen
terminal fertig. An den Flanken hat er kaum noch Profil, die Laufflaeche
sieht aus, als waere er mit ner Drahtbuerste behandelt worden. Das
Negativprofil ist groesstenteils mit geschmolzenem Gummi zugesetzt.
 
Auf der Nachhausefahrt hat sich dann noch in der Laufflaeche ein Loch
gebildet und der Reifen verlor massiv Luft. Ende eines HiSports. Dem
Vorderreifen geht's auch nicht viel besser, aber er ist wenigstens noch
dicht.  Die HiSports sind dem Gewicht der Guzzi einfach nicht gewachsen. 
 
Nunja, gegen 11:45 haben wir eingepackt. Waehrenddessen kamen weitere
Mopedfahrer fuer das Nachmittagstraining an, viele mit Haenger. Die
Maschinen waren eher von der interessanteren Sorte: Duc 916, KR-1 S, RS
250, ... viele auf Slicks und rennfertig vorbereitet.
 
Tja, dann sind wir nach Aachen zurueckgewackelt, ich habe Stefan zuhause
abgesetzt und bin zur Arbeit gefahren. :-)
 
Fazit: GOIL!!! Macht ohne Ende Laune! Man kann schnell fahren, ohne sich
uebertriebenen Risiken auszusetzen. Man muss natuerlich die anderen im
Auge behalten und sich aus Zweikaempfen am besten heraushalten, aber das
ist im Strassenverkehr auch nicht anders. Es gibt Sturzraeume,
Auslaufzonen viel Platz, keinen Gegenverkehr - zum Heizen deutlich besser
und sicherer als die oeffentliche Strasse! Und: es macht auch Spass, wenn
man nicht am Limit faehrt.
 
Fazit2: rechtsrum setzt als erstes der Auspuffsammler auf, linksrum der
Seitenstaender. :-)
 
Fazit3: HiSports sind scheisse!!! Nie wieder Michelin! :-[[[
 
 
- Markolf

--
  _       _     Markolf Gudjons   -  Aachen, Germany
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