From: Marc Luethi, marc.luthi@de.epfl.ch
Subject: Einbau HG-Lenkkopf-Lager
Date: Mon, 13 May 1996 19:10:38 GMT
Organization: Member of Alpentour-Org-Team

Hallo d.r.m

Als wie angekuendigt hier der Bericht, wie zwei Kegelrollen-Lager den
Weg in den Lenkkopf einer Africa Twin gefunden haben. Wenn's noch
nicht in der FAQ steht, dann darf es rein.

Material und Werkzeuge:

- natuerlich die Lager. Kosten SFr 67.- bei HG (Sauerei, die rechnen
1:1 aus der DM um!). Besser: Profilager von Emil Schwarz. Gibts mit
Presspassung oder mit 0,1mm Untermass zum Einkleben in ausgeweitete
Lagersitze.

- die Staubschutzkappen fuer die Lager. Kosten 4.10 (unten) und 10.50
(oben) bei Honda, wobei bei HG-Lager die untere dabei gewesen waere.

- Dorn, um die alten Schalen auszutreiben. Ich hatte "ca 7mm"
Durchmesser bestellt, aber mein Bruder hat daraus irgendwie 18mm
gemacht. Egal, es klappte auch so.

- Hammer, nicht zu leicht.

- Spezial-Werkzeug, Marke Eigenbau: zwei Metallscheiben aus wenigstens
3mm starkem Eisen, von solchem Durchmesser, dass die die eine die
neuen Lagerschalen sauber abdeckt oder an wenigstens 4 Punkten auf
diesen aufliegt, die andere so, dass sie groesser ist als der
Lagersitz und somit auf dem Rahmen aufliegt. Die Scheiben muessen
natuerlich in der Mitte ein Loch haben.
Eine Gewindestange M10, rund 25cm lang und zwei passende Muttern. 

- sehr hilfreich, aber nicht noetig: Raetschenaufsatz fuer die
Nutmutter oder passender Hakenschluessel (rund 10.- )


Und so ging das ganze vor sich: Kotfluegel weg, Bremszangen weg, Rad
raus, Gabelholme raus. 
Um Gottes Willen prueft die Gabelholme JETZT auf Verzug!!! Ich muss
das nachholen, weil ich es unterlassen habe und dringendsten Verdacht
auf einen solchen Defekt hege!

Dann Lenker weg (je nach Konstruktion), evtl fix (als Stahlrohr)
verlegte Bremsleitung (zwischen den Gabelbruecken) nicht verbiegen!
Bremsfl.-Behaelter nicht auf den Kopf stellen, sonst muss man nachher
entlueften!

Dann kann man die Lenkschaftmuter loesen und die obere Gabelbreucke
entfernen (Vorsicht mit dem Stecker des Zuendschlosses). Nutmutter
weg, und schon faellt die untere Gabelbruecke mit Lager heraus.

Mit dem Dorn die Lagerschalen aus dem Lenkkopf treiben. Moeglichst
gleichmaessig arbeiten, damit sich die Schalen nicht verkanten und den
Sitz aufweiten.

Die folgenden Schritte habe ich vom Profi machen lassen: Mit einem
Meissel (hatte ich keinen) wird der untere Innenlaufring vom
Lenkschaft abgetrieben, dabei kann man es sich zu Nutze machen, dass
man die untere Staubschutzkappe zerstoert, dh umfaltet und so das
Werkzeug sehr sauber ansetzen kann. Den neuen Staubschutz aufsetzen
und mit einm Rohr von passendem Durchmesser den neuen Laufring
auftreiben. 

Das oft empfohlene Aufwaermen der Schale auf der Kochplatte hat bei
uns gar nichts gebracht. Hingegen haben wir den Aussendurchmesser des
Rohres angepasst, um keinesfalls den Lagerkaefig zu beschaedigen,
welcher hier fest mit dem Laufring verbunden war.

Wieder zu Hause, kam der fuer mich kniffligste Teil. Die Lagerschalen
habe ich auf den Sitz gelegt und mit einem kleinen Hammer *ganz
leicht* angeklopft. Mit dem "Dorn" und dem grossen Hammer habe ich sie
dann eingetreiben, bis der Rand rundum die Hoehe des Rahmens erreicht
hatte. Damit war sichergestellt, dass das Lager gerade im Sitz sass.

Nun baute ich das Spezialwerkzeug zusammen , setzte die Schale auf der
Lagerseite vorsichtig an und auf der anderen einfach ueber den noch
leeren Lagersitz. Mit der Raetsche kann man dann, sogar ohne zu
Kontern, das Lager sauber und sekundenschnell in den Sitz ziehen.
Fertig. Die andere Schale genauso.

Die Lagerkoerper GUT einfetten (wer hier spart, spart am falschen Ort)
und in die Lagerschalen einlegen. Untere Gabelbruecke einbauen, obere
Staubschutzkappe nicht vergessen und Nutmutter aufsetzen.

Beim Anziehen der Nutmutter vorsichtig sein. Keinesfalls zuviel, sonst
hat das Lager innert kuerze einen Rastpunkt, dann kann man von vorne
beginnen :-( Schliesslich die obere Gabelbruecke aufsetzen und
provisorisch festziehen.

Nach dem Wieder-Anbau von Lenker, Holmen und Rad sollte man die
Ausrichtung der Holme mit Philip Herzogs "Spiegel-Klick-Methode"
pruefen (siehe FAQ): Spiegel oder Scheibe ca 10 x30cm unter der
unteren Bruecke ansetzen und bewegen. Wenn's klickt, dann ist etwas
noch ein wenig krumm --> Rad zwischen die Beine klemmen und am Lenker
richten. Wenn man nicht mehr richten kann ---> Holme pruefen, ggf
austauschen.

Wenn alles gut, dann kann man jetzt die Lenkschaftmutter anziehen. bei
mir sind das immerhin 128Nm, das braucht schon einen anstaendigen
Hebel! Wie immer soll man wenn irgend moeglich mit einem
Drehmomentenschuessel arbeiten.

Die restlichen Bauteile wieder dran, und dann gaaanz wichtig:
Wie immer wenn an den Bremsen was gemacht wurde, erst auf Funktion
pruefen, bevor die Probefahrt beginnt.

Ich musste weitere 2 Stunden investieren, um das Problem des ins Leere
greifenden Bremshebels zu loesen: zum einen war tatsaechlich Luft im
System, zum anderen stand aufgrund des krummen Holms der
Bremssatteltraeger auf der Scheibe auf und die Kolben drueckten die
Scheibe an diesen, statt gegen den anderen Bremsbelag.

Ok, Fragen, Kommentare, "Du Depp, das geht nicht so" usw. hierher bei
allgemeinem Interesse und FAQ-Wuerdigkeit, sonst direkt als Reply.


Gruss

Marc
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