From: Luebbe Onken, lucky@holiday.go.sub.de
Subject: Reisebericht Suedtirol-Dolomiten 2/2
Date: 30 Aug 1995 13:05:00 +0200
Organization:

So, nun folgt Teil 2 der Urlaubstour.

6. Tag: Paessetag
Fuer das miese Wetter am Vortag werden wir heute voll entschaedigt.  
Insgesamt 11,5 Paesse erfahren sich bei strahlendem Sonnenschein fast wie  
von selbst.

0,5: runter vom Passo di Rolle
1,5: ueber den Passo di Cereda Richtung Agordo
2,5: ueber den Passo Duran. schnuckeliges Straesschen! (incl heisser
     Schokolade :-) und Sonnenbad am Refugio)
3,5: ueber den Forcola Staulanza nach Selva di Cadore und ueber ein         
     Nebenstraesschen bis Caprile ins Tal runter
4,5: gleich wieder den Buckel rauf zum Passo di Falzarego. Alle bisherigen  
     Paesse waren aufgrund der geringen Verkehrsdichte super zu fahren, ab  
     hier wurde es wegen der vielen Schleichdosen im Samstagnachmittags
     verkehr stellenweise etwas aetzend. (Paesse 4,5-7,5 waren davon        
     betroffen)
5,5: Oben links ab zum Passo di Valparola. Dort gevespert Hier ist eine     
     echte Touriecke und das Essen kostet gleich doppelt so viel wie sonst
6,5: ueber Stern und Corvara ging es dann zum Groedner Joch. Nervig viel    
     Verkehr aber ringsherum ein beeindruckender Anblick
7,5: Sellajoch. Hier haengen einige Freeclimber in den Waenden. Ist schon
     ein doller Anblick. Senkrechte Wand und irgendwo mittendrin ein paar
     farbige Kleckse.
8,5: Die Samstagsfahrer verziehen sich wieder in ihre Heimatstaedte und     
     so ist der Weg (fast) frei ueber den Passo Pordoi. Ein heisses Teil!
     Wem das Stilfser Joch zu wenig Kehren hat, der kann sich hier
     bedienen. Wieviele es rauf waren weiss ich nicht mehr, aber runter
     waren es 33!!! Das Geile daran ist: Die Kehren sind nicht so spitz
     -eng wie das Stilfser Joch, sondern rund-eng (wenn Ihr versteht, was
     ich meine). Genau der richtige Kurvenradius, um im zweiten Gang mit
     ordentlich Schraeglage fluessig durchzuzischen.
9,5: Ueber den Col di Lana wieder hinab ins Tal nach Caprile
10,5:Hinauf zum Colle S. Lucia. Auf dem Weg nach oben gibt es einen
     sagenhaften Blick ueber die Nachbartaeler.
11,5:weiter ueber den Passo di Nuvolau Richtung Cortina D'Ampezzo, auch     
     dieser Pass ist groesstenteils sehr "swingfreundlich" gebaut.

Insgesamt waren es "nur" ca. 250 Tageskilometer, dafuer sind 11,5 Paesse  
nicht schlecht oder? Die meisten gingen sogar ueber 2000 Meter hoch.
Was mich an dieser Tour am meisten beeindruckt hat war: man kommt um eine  
Ecke und ploetzlich steht wieder so ein riesiger, bunter, zackiger,  
beeindruckender Klotz von einem Berg vor einem. Manche habe ich an diesem  
Tag von allen Seiten gesehen. Besonders schoen waren die Paesse 9,5-11,5  
am spaeten Nachnmittag und in der Abenddaemmerung zu fahren. Sonne im  
Ruecken, Berge in der Sonne. Sagenhaft!


7. Tag: noch mehr Paesse
Von Cortina D'Ampezzo sind wir zu den drei Zinnen gefahren, um unser  
Touristenpflichtprogramm zu erfuellen. Dann wollten wir ueber ein  
Schotterstraesschen den Weg etwas "abkuerzen". Leider war diese inzwischen  
einem Nationalpark einverleibt und deshalb gesperrt :-(. Also sind wir  
dann ueber Bruneck wieder nach Sterzing gefahren und haben uns noch den  
Jaufenpass gegoennt. Der macht echt Laune! Meistens in prima  
Strassenbelag. Ich bin ihn bis jetzt immer von Sterzing aus kommend in  
Richtung Meran gefahren, aber diese Wedelpiste von Meran aus hochzufahren  
muss ja fast noch mehr Spass machen als runter. Zum Abschluss des Tages  
gibt es dann noch das Timmelsjoch. Leider auch hier viel Verkehr. Auf  
italienischer Seite ist die Strasse meist eng und spitzkehrig, auf  
oesterreichischer Seite dagegen fast in langweilig gutem Zustand. Dafuer  
darf man dann auch 50 Oeschis zahlen und kriegt einen kleinen Aufkleber  
dazu. Landschaftlich ist das Timmelsjoch wieder einmal sehr beeindruckend,  
bloss der kalte Niselregen, der kurz vor der Grenze einsetzte verringerte  
sowohl den Fahrspass als auch die Aussicht.

Wir zelten im Oetztal. Nachts werden wir von heftigen Regenfaellen  
geweckt. Zuerst vom Prasseln des Regens, dann vom langsam feucht werdenden  
Schlafsack. Also alle wichtigen Klamotten in hochwassersichere Regionen  
des Zeltes verlagert, die Motorraeder anstelle auf den im Matsch  
versinkenden Staender zu vertrauen an einen Baum gelehnt und versucht  
trotz der langsam aufschwimmenden Isomatte weiterzuschlafen. Morgens steht  
unser Zelt dann in einem kleinen Teich und die umliegenden Berge sind  
schneebedeckt.

8. Tag: Heimfahrt :-/
Nachdem wir vom Campingplatzbesiter die Wettervorhersage eingeholt haben:  
"Morgen wird es noch schlimmer, Schnee bis runter auf 1000 Meter.  
Uebermorgen bleibt es so mies, Danach wird es vielleicht besser",  
streichen wir unseren Plan noch Stilfser Joch, Gotthard-, Furka-, Grimsel-  
und Sustenpass zu fahren und begeben uns auf den Heimweg.

Bis nach Imst runter hat es nur geregnet. Von Imst dann das Hahntennjoch  
hinauf kamen uns die ersten Autos mit zugeschneiten Nummernschildern  
entgegen. Auf halber Hoehe fing es richtig an zu schneien, die Sicht ging  
gegen Null, egal ob Visier auf oder zu und so tasteten wir uns langsam ins  
Lechtal runter. Geschaetzte Schneefallgrenze ca. 1300 Meter. Das  
Hahntennjoch ist uebrigens wenn gerade kein Schnee liegt sehr zu  
empfehlen. Viel schoener als der Fernpass.

Nach einer ausgiebigen Auftau- und Mittagspause sind wir dann nach Reutte  
und ueber die Autobahn Fuessen-Ulm, Stuttgart, Karlsruhe wieder zuhause  
eingetrudelt. Zwischendurch gab es noch ein paar ordentliche Regenguesse  
und boeigen Gegenwind aber zumindestens keinen Schnee mehr. An einer  
Raststaette haben wir dann noch zwei frustrierte Biker aus Ludwigsburg  
getroffe, die am Lago Maggiore zwei Wochen Mistwetter hatten. Von daher  
haben wir noch richtig Glueck gehabt :-)

Das war's von der diesjaehrigen Moderrattour

-Luebbe

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