From: Kristina Palz, eedkrp@aachen.ericsson.se
Subject: Urlaub /3.
Date: 10 Aug 1995 07:57:03 GMT
Organization: Ericsson Eurolab Deutschland GmbH


7. Tag
Fuer heute haben wir uns die Sella-Runde vorgenommen.
Bis Meran mit Stau-Einlagen, dann geht's weiter Richtung Bozen. Die Strasse
ist aehnlich katastrophal, nur noch mehr befahren. Die "70"-Schilder 
koennen die sich echt sparen, schneller als 50 kommt man eh nicht weiter.
Erster Hass-Anfall meinerseits. Bozen ist ein grossen Chaos, von Schildern
halten die nicht viel. Nach nur zweimaligem Wenden finden wir die richtige
Ausflugsschneise. Wir fahren ein Stueck parallel zur Autobahn, leider haelt
sich die tatsaechliche Strassenfuehrung nicht an die Karte und wir finden
die Abzweigung zum Karerpass nicht. Wieder Umdrehen, in dieser Richtung ist
die Strasse gluecklicherweise beschildert. 

Es geht durch ein sehr schmales Tal, links direkt Felswand, rechts ist noch 
ein kleiner Bach dazwischen. Autos vor uns. Es kommt einfach keine Gerade
zum Ueberholen. Zweiter Hassanfall. Hardy versucht, mich zu beschwichtigen
"Schau dir doch die Landschaft an!", zwecklos. Endlich koennen wir ueberholen.
Aber die Strasse ist nicht sehr interessant. Wir kommen zum Karersee, ein
kleiner See, der kristallklar ist und dessen Wasser diesen gruenlichen
Farbton hat. Wunderschoen, leider komplett eingezaeunt weil Touri-Attraktion.

(Amn. Hardy:  Von dem See hat Kris' erst auf den Fotos erfahren, da sie
wutschnaubend irgendwo im Gras gesessen hat und alle Autofahrer am
liebsten auf der Stelle plaetten wollte.)

Der Parkplatzwaechter schickt uns erstmal weiter nach hinten, was meine Laune
nicht gerade verbessert. Habe auch keine Lust mehr auf den bloeden See und
lasse Hardy alleine losziehen mit dem Fotoapparat, damit ich mir wenigstens
die Bilder ansehen kann. Ich setze mich solange an den Waldrand und versuche,
mich wieder einzukriegen. Das wird von Hardy's Seite gut unterstuetzt, indem
er Essen und Trinken mitbringt :-) 

Endlich erreichen wir die "richtigen" Dolomiten. Wir beschliessen, die Runde
im Uhrzeigersinn zu fahren, also erstmal auf's Sellajoch. Die Berge sehen
ganz anders aus, mit ihren gewaltigen kahlen Spitzen und Steilwaenden.
Es sind genug Touris in Dosen unterwegs, aber die Strecke ist gut ausgebaut
und das Ueberholen bereitet keine Probleme.
Abfahrt, Abbiegen zum Groedner Joch. Hat keine bleibende Erinnerung hinter-
lassen, stelle ich jetzt beim Schreiben fest, ebenso der nachfolgende Passo
di Campolongo. 

Meinen Lieblingspass von allen hingegen, der Passo di Pordoi, sehe ich noch
vor mir. Das erste Stueck fahren wir noch mit getauschten Moppeds (um Hardy's
Grill-Haxen wieder auf normale Temperatur zu bringen). Nach den ersten
wunderschoen geschwungenen Kurvenkombinationen will er seine Ninja wiederhaben.

(Anm. Hardy: Naja, ich wollte diese herrrlichen Rechts-Links-Kombinationen
voll auskosten, zumal da sehr sehr schoene, kurze Wechsel drin waren.
Das Ideale halt um mit einem Brenner wie die Ninja die Sau rauszulassen.)


Wir tauschen und fahren nochmal hinunter. Mit der XJ komm ich noch besser um
die Kehren, allerdings haengt Hardy mich auf dem geraden Zwischenstueck ab.
Hinter einem Reisebus, der in den Kehren die komplette Fahrbahn braucht, hole
ich ihn wieder ein. Wir kommen beide an dem Ding vorbei, vor uns liegt freie
Bahn, da alle vor dem Bus fahrenden 4Raedler schon lange weg waren :-))

(Anm. Hardy: Von 'einholen' war da nicht viel, da ich auf sie gewartet habe.
Wenn ich mich nit der Ninja erstaml eingeschossen habe, dann bin ich selbst
in den Spitzkehren so schnell wie Kris' mit der XJ. Hinter den Spitzkehren
haemmern dann aber die 140PS Gummi auf den Asphalt und beamen mich
auf Warp 9,7: 'rum und die Spitzkehre im ersten; dann Gas mittelpraechtig
aufziehen und warten, bis das Vorderrad leicht wird; jetzt in den zweiten
(70-80km/h) und nochmal etwas Feuer; nun nahet auch schon die naechste
Spitzkehre im rasanten Tempo; also Bremsanker werfen, und bei ca. 40
wieder zurueck in den ersten aller Gaenge. Suchender Blick
hinauf den Berg und die Strasse nach der Kehre scannen; Maschine und
Koerper in Schraeglage werfen, leichtes Gas zum Stabilisieren...

Das Schoene an dem Pordoi war jener Bus, der alles andere irgendwie
von der Strecke schaufelte. Vollstaendig frei Bahn - absoluter Gluecksfall!)


Es gibt ein Rennen, ich liege vorne durch hoehere Kurvengeschwindigkeiten.
Kurz vor der Hoehe kommt Hardy an mir vorbei. Ach, das hat richtig Spass
gemacht! 

(Anm. Hardy: Naja, ich bin ja nicht lebensmuede und warte eine passende
Stelle ab, wo ich Kris', die auch sehr schnell faehrt, gefahrlos
ueberholen kann. Ankommen ist mir wichtig!)


Auf der anderen Seite kann man schoen runterschauen, wir machen
"Wuerstelpause". Hardy moechte auch gerne mal auf einem Foto sein, er faehrt
ein Stueck hinunter. Ich versuche, den Apparat auf die richtige Stelle scharf
zu stellen und knipse aus versehen 3 voellig fremde Moppeds. Egal. Ich hab 
schon steife Gelenke vom Anpeilen, als ER endlich auftaucht. Sicherheitshalber
mache ich 2 Fotos und nehme mir vor, ihn nochmal im Vorbeifahren zu 
fotografieren. Wieder druecke ich beim Scharfstellen ab und banne die Seite 
eines Busses auf den Film. Als Hardy ankommt, ist natuerlich alles verstellt
und ich druecke erst gar nicht ab. Mist.

Auch bergab ist dieser Pass noch huebsch zu fahren, allerdings setzt uns
langsam wieder die Hitze zu. Also zurueck ueber den Karerpass. Wir tanken
und suchen einen Rastplatz zum Ausruhen, den wir in Form einer Gaststaette
auch finden. Wir bleiben eine Weile sitzen, bevor wir uns wieder in die
Jacken schmeissen. Mal wieder ist Tauschen angesagt, um die Sitzposition
zu variieren. Ich will den Helm aufsetzen, als ich merke, dass meine
Brille nicht da ist. Hm. Ich scanne den Boden rund um's Mopped - nichts.
Vielleicht ist sie in der Gaststaette aus dem Helm gefallen. Nichts.
Inzwischen sind andere Gaeste aufmerksam geworden und suchen mit, kein
Erfolg. Hatte ich die Brille denn ueberhaupt auf, als wir hier angehalten
haben? Gute Frage, ich weiss es nicht. Aber ich kann keine laengere Strecke
"ohne" gefahren sein, da mir sonst die Augen wehgetan haetten von der
Anstrengung. Was bleibt? Die Tankstelle. Gluecklicherweise ist sie dort
unbeschaedigt gefunden worden und wir koennen weiterfahren.

Auf der XJ sitzend meint Hardy, auf der Maschine koenne er es noch gut
eine Weile aushalten. Ich nutze die Gelegenheit und schlage vor, statt
der Hass-Strasse zw. Bozen und Meran lieber den parallel fuehrenden Weg
ueber Mendelpass und Gampenjoch zu nehmen. Geht klar :-) In Bozen treffen
wir schon wieder Aachener, einer quatscht mich an, wo ich denn wohnen wuerde.
Etwas verwirrt zeige ich auf Hardy und erklaere, dass ihm eigentlich die 
Ninja mit den AC-Kennzeichen gehoert. An den Ampeln werden noch kurz 
Erfahrungen ausgetauscht, bis sich die Wege trennen.

(Anm. Hardy: Bis zur Trennung versuchen sich nun alle anwesenden Aachener
in italienisch-chaotischer Fahrweise zu qualifizieren. Also rechts, links
oder sonstwie vorbeidraengeln - immer nach dem Motto: "Wer bremst, verliert!"
Naja, die anwesenden 'italienischen' Autofahrer scheinen endlich mal
berechenbare Moppedfahrer gefunden zu haben - nicht diese unberechenbaren
Touri-Schleicher mit dem weiss-schwarzem 'D' hintendrauf - und wir sind
super schnell durch Bozen hindurch...)
 

Der Mendelpass fuehrt in grossen Boegen hinauf, es wird wieder angenehm
kuehl. Es ist eine Strecke zum Entspannen, nicht so eine Durchgangsstrasse.
Wenig Verkehr, langgezogene Kurven. Wir fahren am Kamm entlang zum 
Gampenjoch. Als es bergab geht, krieg ich wieder einen Heiz-Anfall. Die
Kurven sind meist uebersichtlich, da, wo sie's nicht sind, bremse ich ab -
man kann nicht sagen, ich wuerde nicht aus meinen Fehlern lernen!

Ich weiss auch, wieso ich auf der Strecke so schnell fahren kann: wenn die
Strecke von sich aus schon holperig ist, merke ich das "Eigenholpern"
der XJ nicht mehr und fahre wesentlich "beruhigter" als auf glatter Strasse.
;-) Jaja, sagt nichts!

Wir waren so gegen halb 10 zu Hause und wollten gerne noch was Warmes
essen. Der Gasthof gegenueber konnte uns nur noch kalten Wurstsalat 
anbieten, also sind wir ein Stueck weiter runtergefahren zu einem groesseren
Hotel. Dessen Kueche hatte eigentlich auch schon zu, aber fuer uns haben sie
die Lasagne-Reste nochmal aus dem Muelleimer gerettet und in die Mikro
gesteckt. Naja ...


...