From: Kay Marquardt, kay@rrr.net
Subject: Kay's Alpentour Bericht - Teil 1
Date: 16 Sep 1996 15:09:08 GMT
Organization: ?

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  Kay's Alpentour Bericht - Teil 1
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Reisevorbereitungen - irgendwann vorher ...

  Die  detailgenaue  Planung  war schon festzementiert (  Ich  muss  noch
  Kofferhalter  bauen!   Fahre ich Freitag oder Samstag?  Wohin muss  ich
  eigentlich?  Was nehmeich ueberhaupt mit?) als ich von Schrom eine Mail
  erhielt, die alles ueber den Haufen warf:

        Hallo Kay,

        ich  habe  heute eine Nachricht von einer gewissen  Doerte  aus
        Darmstadt  auf meinem Anrufbeantworter gehabt.  Sie hat gehoert
        das wir in die Alpen fahren und will am Samstag hinfahren.  Das
        ist  doch  in der Naehe von Dir!  Aber wer ist  das  ueberhaupt
        ????

  Ein  Anruf  brachte  Klarheit:   Doerte  sind Worte  wie  rrr  und  drm
  unbekannt,  aber sie kennt eine Nathalie Ardet, mit der Sie  eigentlich
  nach  Schweden  fahren wollte und welche nun wegen  Geldmangel(?)  doch
  zuhause  bleibt.  Diese erzaehlte Doerte von der Alpentour und gab  ihr
  die  Telefonnummer von Desert, der gab ihr die Telefonnummer von Schrom
  und der schickt mir obige Mail.  Alles Klar?

  Tja Doerte, Du hast es so gewollt:  Jetzt musst Du mit mir zur Alpentour
  fahren ;)

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Auf in die Alpen - Samstag, 24.  August

  Mitten  in der Nacht klingelt der Wecker:  "Haeh?  Was is los?   Welcher
  Idiot  stellt  den Wecker auf 7.00 Uhr?" Nach einer Weile faellt es  mir
  wieder  ein:   Ich muss den Hobel bepacken, irgendwo  Fruehstuecken  und
  dann  Richtung Sueden fahren!  Also Kay, Koffer ans Motorrad  schnallen,
  Gepaeckrolle  drauf, Kaffeetasse hinten an der Gepaeckrolle  befestigen,
  fertig  ist der Alpen-Express:  400 kg Lebendgewicht mit 150 PS und 1,05
  m Spannweite.

  Was,  schon  9.00 Uhr?  Jetzt aber ab zu meiner Frau und  fruehstuecken,
  denn  um  10.00 Uhr will ich mich mit der ominoesen Doerte  in  Bensheim
  treffen!   Hmm, in Bensheim ist weit und breit kein bepacktes Moppel  zu
  sehen,  aber kaum stehe ich am Treffpunkt hupt es und eine  vollbepackte
  Virago  mit muellsack-geschueztem Gepaeck kommt angewuselt.  Nach  einem
  kurzen  Briefing  wegen  Fahrtroute und Regenkombibeschaffung  bei  P*l*
  meinerseits geht es ab Richtung Sueden!

  Hinter  Stuttgart Richtung Bodensee kann ich mich kurz ueber meine  neue
  Regenkombi  freuen, dann spotzt und stottert mein Mopped und nimmt  kein
  Gas  mehr  an:   .  Nachdem gutes Zureden  und  Drohen  nichts
  hilft,  bleibt  mir  nichts  anderes  uebrig als  meine  ZZ-11  auf  der
  Standspur von Gepaeck zu befreien und zu zerlegen.  Da alles nach Wasser
  in  der  Elektrik  ausieht, besorgt Doerte Kontaktspray, aber  es  hilft
  nichts.   Als  nach  Stunden  der  ADAC kommt  war  Doerte  schon  lange
  weitergefahren,  denn  wir wussten ja nicht ob mein Mopped  weiterfahren
  kann.   Am Schluss stellt sich eine UEberschwemmung in der Zuendbox  als
  Fehlerquelle  heraus,  also ausschuetten, mit Kontaktspay  spuehlen  und
  geht wieder.  So gegen 20.00 Uhr beschliesse ich in Lindau, dass ich bei
  Dunkelheit  und  schlechtem Wetter nicht mehr ueber die Alpen fahre  und
  annektiere  kurzerhand  bei  Bekannten in Hergensweiler das  Zimmer  des
  Sohnemanns  als  Nachtlager.  Immerhin bin ich jetzt in den Alpen,  fast
  jedenfalls ...

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Kleine Fische - Sonntag, 25.  August

  Ausgeruht  und frisch gestaerkt geht es am folgenden Morgen ueber Vaduz,
  Landquardt, Davos und den Reschenpass nach Zernez.  Unterwegs fuehrt die
  Strasse kurz nach der Schweizer Grenze mal eben durch eine Kaserne, doch
  bevor  ich mich ueber soviel Offenherzigkeit der Schweizer Armee wundern
  kann,  bin  ich  schon  wieder  ausserhalb.    Auf  dem  Weg  ueber  den
  Reschenpass  bin  ich doch froh nicht das ich nicht Nachts gefahren  bin
  und  wundere  mich warum ich mit meinen Alpen-Express (s.o.)  nicht  nur
  Dosen,  sondern  auch viele Motorraeder ueberhole!  Kurz  hinter  Zernez
  kommen  mir  DC  und  einige   andere  entgegen,  also  kehrtmarsch  und
  hinterher!   Anscheinemd  verwirrt mein Auftauchen DC, denn er  verfehlt
  die  Abzweigung nach Davos und braucht eine Weile bis er merkt, das  die
  anderen eigentlich keinen derartigen Vorsprung haben koennen.

  Da  ich gerade von Davos komme, beschliesse ich allein weiter zu  fahren
  und  mache  mich  ueber  ein  Stueck Ofenpass und  den  Tunnel  auf  ins
  zollfreie  Livigno.   Leider habe ich meine Ankunftszeit falsch  gelegt,
  denn  zwischen  12.00 und 14.00 Uhr hat dort alles zu!   Genauer  gesagt
  fast  alles,  denn ich finde ein Kaffee in dem ich selbigen  trinke  und
  eine Muenztanke, damit ich wenigstens guenstigen Sprit tanken kann.  Der
  Weg  ueber  den  Pass nach Bormio, zum  macht  wie  immer
  recht viel Laune, waeren da nur nicht die vielen beweglichen Hindernisse
  wie  Dosen, Busse und tourende Motorraeder ;-).  Diese Probleme kann ich
  vom  Umbrail nicht vermelden, wahrscheinlich moegen einige diese leichte
  Schotterstrecke  nicht.   So, nun bin ich nach einem kleine  Umweg  doch
  noch  auf  der  anderen  Seite des Ofenpass angekommen  und  finde  auch
  schnell  den Weg zu Campingplatz in Tschierv.  Dort sind bereits  Doerte
  und  einige andere Neuankoemmlinge eingetroffen und es gibt ein  grosses
  Hallo.   Nachdem  einige  doch  verwundert   sind,  wie  klein  man  ein
  Kommandozelt verpacken kann, stelle ich fest, das mein Mopped mal wieder
  nicht anspringt, aber das vertage ich auf morgen.  Alles kleine Fische!

  So nach und nach trudeln immer mehr drm'ler auf dem Campingplatz ein und
  die Benzingespraeche drehen sich um die letzten Neuigkeiten:

      - Manus  Z400  ist  nach  der  Schrauberei  doch  noch  Zuhause
        angekommen,

      - die Heizertruppe hat sich an den Comersee verzogen,

      - BigTwin hat abgefahrene Reifen und braucht dringend neue,

      - DC  ist  ueber  einen  Stein  gefahren  und  hat  sich  einen
        Plattfuss  geholt,

      - bei Ratbike ist das Radlager hinueber,

      - was gibt es zu essen?  wo ist das Bier?  usw. 

  Ich  entschliesse mich mit einer Gruppe in Italien essen zugehen, da die
  Preise  dort  etwas gemaessigter sind.  Dabei stelle ich fest, dass  man
  als  Beifahrer auf einer VFR doch recht unbequem sitzt, oder lag es  nur
  am  Rucksack den mein Fahrer trug?  Nach etwas suchen findet Desert denn
  auch  das  versprochenen  Gasthaus und der gemuetliche Teil  des  Abends
  beginnt.   Gestoert  wurde das muntere Treiben eigentlich nur durch  die
  Essensverteilung und eine Umparkaktion, da die Einheimischen auf unserem
  Motorradparkplatz  unbedingt Platzmusik machen wollen.  Irgendwie  kommt
  mir  die Rueckfahrt wesentlich kuerzer und bequemer vor, allerdings kann
  dies  auch  am  Rotwein liegen.  Immerhin bin ich jetzt  in  den  Alpen,
  mittendrin um genau zu sein ...

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Schraubertag - Montag, 26.  August

  Dieser  Montagmorgen  ist  genau richtig zum Mopped  reparieren:   grau,
  trueb,  kalt und gelegentlicher Dauerregen.  Also mach ich mich mit  ein
  paar  mutigen daran mein Mopped zu untersuchen.  Nach diversen  Aktionen
  wie  Kontakspray, ueberbruecken mit Olafs Starthilfekabel, trocknen  der
  Zuendbox usw.  stellen wir fest, das sich unter einer braunen Kruste auf
  der  Platine  der  Zuendbox  ein   defekter  Widerstand  versteckt  hat.
  Mittlerweile sind die mutigsten schon mit den Mopped unterwegs, der Rest
  versammelt  sich im Fernsehzimmer des benachbarten Hotels zum Doppelkopf
  spielen   und   Ratbike  zerlegt  seine   Domi  auf   einem   gefundenen
  Kinderschlitten.   Mit Marcs Bekannten Matthias mache ich mich dann  auf
  einer  Virago  auf  die  Suche  nach  einer  Elektronikwerkstatt.   Beim
  2.Versuch   finden   wir  auch   ein  Elektrogeschaeft   mit   passender
  Ausstattung,  allerdings ist der Servicetechniker gerade in Zuerich auch
  einer  Ausstellung,  aber  als  Matthias  sich  als  Elektoingenieur  zu
  erkennen gibt duerfen wir die Werkstatt kostenlos benutzen.  DANKE!  Zum
  Glueck war damit der Fehler gefunden und meine ZZ-11 lief wieder wie ein
  Kaetzchen,  allerdings wie eines, dem man gerade auf den Schwanz  tritt:
  Ein  Lager  im Bereich der Ausgleichwelle quietscht zum  herzzerreissen,
  aber  eine  Kawa  haet das aus!  Habe ich schon erwaehnt, dass  man  auf
  einer Virago als Beifahrer bequemer sitzt?

  Wir  kommen heute nicht dazu das Werkzeug wegzulegen, denn kaum sind wir
  fertig,  kommt Doerte mit einer leicht zerknitterten Virago 535 an.  Sie
  hat in einer nassen Kurve etwas zu heftig Gas gegeben und einen Lowsider
  hingelegt,  Squidpunkte fuer eine nicht drm'lerin ...  .  Zum Glueck ist
  nur  das  Nummernschild stark verbogen und eine Fussraste hinueber,  der
  Rest  sind kleinere Kratzspuren.  Ach ja, Doerte ist auch wohlauf.   Bis
  zum Abendessen gehe ich jetzt auch mal ins Fernsehzimmer zum trocken und
  aufwaermen.   Schliesslich kommen auch neue Ratbikes Radlager und DC ist
  um  500 Franken fuer einen Hinterreifen aermer.  Nein es ist kein 210'er
  Superniederquerschnitts-  Reifen  sondern das schamlose ausnutzen  eines
  Hilfsbeduertigen der ohne seinen 150'er Metzler nicht nach hause kommt!.
  BigTwin  hat keinen Reifen fuer seine R1100 gefunden und ueberlegt  beim
  gemeinsamen  Abendessen morgen die Alpentour abzubrechen.  Trotz  dieser
  trueben  Gedanken  ist er nachts beim komponieren des  Alpentour-  Lieds
  wieder  recht lustig mit dabei.  Das Lied ist ein voller Erfolg, denn in
  den  folgenden  Tagen  wird  es  bei  den  unmoeglichsten  Gelegenheiten
  gesungen,  aber  an diesem Abend wundern sich die Leute in Tschierv  was
  wir wohl getrunken haben:

  "Eine Reise in die Berge ..."

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Den Bericht und mehr gibt es auch unter
http://www.rrr.net/kay/alpen96.htm

Gruss
-- 
                            ___________________________________________
Kay, Worms, Germany        /   rrr#69 hc    --  kay@rrr.net
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